Deine Frage ist ziemlich allgemein und deshalb gebe ich dir eine allgemeine Antwort.
Die folgende Aussagen stammen sowohl aus meiner eigenen Erfahrung (Praktikum (4 Monate) + HiWi (3 Semester) und jetzt seit 4 Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt) als auch die von Kollegen, ehemaligen Professoren (ich hatte 2 Profs, die bei meinem jetzigen Institut für mehrere Jahren gearbeitet haben) und Bekannten/Verwandten (meine Frau). Ich kenne intern und teilweise 3 Instituten. Ich betreue auch HiWis.
I.A., auch wenn alles als Fraunhofer (kurz FhG) zählt (über 30000 Mitarbeiter plus noch Standorten im Ausland), gibt es extrem große Unterschiede wie die Laden funktionieren. Solche Unterschieden können auf Standort- (mein Institut hat mehrere), Abteilungs- und Gruppenebene gesehen werden. Je nachdem bei wem du arbeiten möchtest, werden die Ansprüche bzw. Tätigkeiten sehr unterschiedlich sein (gilt sowohl für HiWis als auch für normale Mitarbeiter). Es gibt Mitarbeiter nur mit Ausbildung, ohne Master etc. Die werden aber als wissenschaftlichen Mitarbeitern meines Wissens nicht eingestellt, aber können als Fachkräfte (z.B. Gebäudemanagement, IT Administrator) Teil von FhG werden. Manche (z.B. im Bereich IT) bieten zu einem späteren Zeitpunkt auch die Möglichkeit zu wechseln (z.B. Fachkraft zu Wissenschaftler).
Abschlussnote spielt eine Rolle abhängig davon wie es bei den anderen Kandidaten für die Stelle aussieht, wie dringend es ist die Stelle zu besetzen bzw. wer die Bewerbungen evaluiert. Falls es Budget dafür gibt, versendet HR Verträge an alle, die von der Gruppe genehmigt wurden, woher die Stellenausschreibung stammt.
Wenn es um Leute mit Studium geht, meistens wird Master und, je nach der angestrebten Position, einen höheren Abschlussgrad verlangt. Für HiWi werden meistens Studenten mit Bachelorabschluss gesucht, sei es es handelt sich um Praktikumssemester. Das liegt daran, dass i.d.R. man glaubt, dass Masterstudenten selbstständiger und mehr Kenntnisse als Bachelorstudenten haben. Die Selbstständigkeit ist definitiv auch ein Prio, aber dazu kommt was später. Für den Einstieg bieten sich 2 Möglichkeiten:
- Leitung - du möchtest Leiter einer Gruppe, Abteilung etc. werden? FhG bietet entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten. Falls du Leiter eines Instituts oder sogar FhG als Ganze sein möchtest, dann bringt dir das wenig, da die Connections in diesem Fall wesentlich wichtiger ist (d.h. wen du kennst und wer dir Unterstützung anbieten kann ;))
- Promotion - wenn man promoviert, hat man 2 Möglichkeiten um sich zu unterstützen. Die erste ist eine Stelle an einer Uni zu finden. Falls du aber ungern lehrst, diese Möglichkeit ist die Hölle (kenne auch solche Leute). Die zweite ist ein Institut (z.B. bei FhG) zu finden, der zusammen mit einer habilitierten Uni dich unterstützt deine Promotion zu schaffen. In diesem Fall muss du nicht lehren, aber du musst in unterschiedlichen Projekten involviert werden (letztendlich gilt auch hier "there is no such thing as free lunch")
Man kann die Sachen kombinieren und ich finde es auch sinnvoll, da mindestens für mich ein PhD ohne Managementskills nutzlos ist, da in der Industrie (und laut FhG die sind damit verbunden) PhDs meistens auch etwas leiten bzw. managen müssen.
Eine Promotion ist was die meisten Wissenschaftlern auswählen (leider habe ich keine offizielle Statistik dazu), da in die Leitung zu kommen sehr schwierig ist (Connections bzw. freie Stellen). Das System ist aber kaputt, da es oft keine echte Kontrolle gibt, ob der Mitarbeiter 1)das richtige ausgewählt, 2)die Zeit dafür hat und/oder 3)überhaupt Lust darauf hat. Ich kenne Kollegen, die kurz vor Rente sind, die für 20-30 Jahren "promoviert" haben. :D Diese Kontrolle wird nun vom Abteilungsleiter ausgeübt, also, falls er kein Bock darauf hat, kann man (falls Geld reicht und keine große Probleme verursacht) ähnlich wie bei allen anderen ÖD-Stellen locker bis zur Rente dort bleiben. Meistens geht man davon aus, dass man für ein paar Jahren dort bleibt, da Verträge auf 2 Jahren befristet sind. Die Entscheidung, ob man promovieren oder in Richtung Leitung sich weiterentwickeln möchte findet erst am Ende der Orientierungsphase (2 Jahren) statt. Wechseln ist auch möglich (habe ich gerade jetzt Ende Oktober gemacht :D).
Auch wenn FhG sich mit anwendungsorientierter Forschung beschäftigen sollte, ist mir oft aufgefallen, dass das nur gering möglich ist. Das liegt teilweise an den Mitarbeitern selbst (vielen haben Null Erfahrung in der Industrie), aber auch an die Anforderungen (z.B. bei uns gibt es Industrieertragsquote, Paperquote etc.), die jeder Wissenschaftler erfüllen muss. Manche Institutsleiter denke sich komische KPIs aus, die man unbedingt erfüllen muss (sonst kriegt der Abteilungsleiter die Peitsche und meistens überträgt sich das dann an den Gruppenleiter und Mitarbeiter). Das Problem mit so vielen (meistens sogar destruktiven und sinnlosen) KPIs ist, dass Leute es irgendwann lernen wie das Spiel gespielt werden kann (the easy way) um zu gewinnen.
Beispiel: In meinem Institut gibt es als KPI 0.75 Papers pro Mitarbeiter. Ich weiß nicht, ob Putzdienst dazu gehört, aber Leitungsassistenz, IT Administrator, Gruppenleiter etc. gehören definitiv dazu. Das führt nämlich zu einem realistischen KPI von ca. 1.25 Papers pro Kopf. In einer Gruppe von 10 Leute muss man dann mindestens 13 Papers im Jahr produzieren und noch Akquise machen, Projekte verwalten, Studenten betreuen, Projekte bearbeiten, Berichte schreiben, Konferenzen und Messen besuchen etc.. Im Institut, wo meine Frau arbeitet, gibt es so ein KPI nicht.
Aufwand kann sehr hoch sein und manche Institute geben den Mitarbeitern eine höhere Freiheit was Urlaub und Überstunden betrifft. Z.B. bei mir darf ich mein Urlaub aus dem vorherigen Jahr bis zum Ende Dezember im nachfolgenden Jahr nutzen. In der Industrie (wo ich auch mehrere Jahre Erfahrung habe) ist das meistens nicht so und man muss seine Urlaubskonto bis März (Ende des Finanzjahres) leer machen. Überstunden sind oft dabei. Es gibt auch viele Sonderregelungen, die die Einschränkung "10 Stunden am Tag, jede 6 Stunden Pause" vernichten.
Die vielseitigen Aufgaben führen oft zu einem geringeren Qualität der wissenschaftlichen Arbeit oder zur ständigen Sorgen, ob man genug Geld für dieses bzw. nächstes Jahr hat.
Wenn man bei FhG arbeiten und sich aktiv mit dem täglichen Geschäft beschäftigen möchte (manche Mitarbeiter sind passiv wie Gurken), muss man wesentlich mehr können bzw. bereit sein zu lernen und übernehmen als das, was in der Stellenausschreibung auftaucht. Egal was man auswählt, heutzutage gewisse Softwarekompetenzen (z.B. Programmieren mit Python o.ä.) sind einfach ein Muss, aber das erkennt man schon während des Studiums. Auf Englisch gibt's ein Sprichwort "to wear many hats" (auf Deutsch "viele Funktionen ausüben") und das gilt bei FhG mit voller Kraft!