Meine Frage orientiert sich an dem Buch Heiliger Zorn - wie die frühen Christen die Antike zerstörten von Catherine Nixey, von dem ich bereits einige Auszüge gelesen habe.
Die Autorin setzt sich in diesem Buch kritisch mit der häufig vertretenen Behauptung auseinander, die Christen hätten in ihren Klöstern das Erbe der Antike bewahrt und somit einen Beitrag zum Erhalt ihrer Kultur geleistet. Sie kommt (wie es der Titel des Buches bereits vorwegnimmt) zu dem Schluss, dass das genaue Gegenteil der Fall war:
Nixey schildert viele Fälle von religiös motiviertem Vandalismus, der Zerstörung heidnischer Statuen, Tempel und Heiligtümer, der Schikane, Misshandlung und Ermordung von Philosophen und der Verbrennung heidnischer bzw. "unchristlicher" Schriften. Sie zeichnet das Bild von religiösen Fanatikern, Kulturzerstörern und Mördern, die in ihrem Wahn alles auslöschten, was nicht ihrem Glaubensbild entsprach. Man fühlt sich stellenweise an die noch nicht sehr alten Fernsehbilder erinnert, die die Vernichtung heidnischer Tempel durch den IS zeigten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Film Agora - die Säulen des Himmels, in dem ein ähnliches Bild gezeichnet wird.
Wie seht ihr dieses Thema? Hat das Christentum den kulturellen Absturz durch das Ende der Antike maßgeblich mit zu verantworten? Oder war diese "Zeitenwende" durch ganz andere Faktoren quasi vorherbestimmt, und die Christen haben sogar eher als Kulturbewahrer gewirkt?