Der Trend zur veganen Lebensform hält weiter an

Schlagzeilen über Tierhaltungsskandale, Ersatzprodukte und deren Bezeichnungen und Online-Diskussionen. Die vegane Lebensform ist inzwischen in vielen Bereichen des Alltags omnipräsent. Uns hat interessiert, wie die gutefrage-Community dazu steht und ob sich diese vegan oder vegetarisch ernährt.

gutefrage-Redaktion
25.8.2023
Vegane Brote

Pflanzliche (Ersatz)Produkte sind überall zu finden - egal ob im Feinkostladen oder beim Discounter. Auch die Speisekarten vieler Restaurants bieten inzwischen viele Alternativen an. Egal ob ein veganer Burger aus Kichererbsen, Soja oder Ackerbohnen oder vegane Ente - so gut wie alles, was das Veganer-Herz begehrt, ist irgendwo auf einer Speisekarte zu finden.

Immer mehr Deutsche ernähren sich vegan oder vegetarisch

Der Trend zum Veganismus ist bereits seit einigen Jahren zu beobachten. Auch in Deutschland steigt die Anzahl derer, die sich vegan ernähren, kontinuierlich an. Circa 1,3 Millionen Menschen hierzulande ernähren sich vegan, 8 Millionen bevorzugen den vegetarischen Ernährungsstil und jeder dritte Haushalt wählt den Flexitarismus.

Das Milliardengeschäft mit pflanzlichen Ersatzprodukten

Influencer schwärmen von der rein pflanzlichen Ernährung, in Bücherläden stehen immer häufiger vegetarische oder vegane Kochbücher im Vordergrund. Supermärkte haben teils eigene Abteilungen dafür geschaffen - das Geschäft mit den veganen Ersatzprodukten boomt.
Das zeigen auch die Verkaufszahlen von der Rügenwalder Mühle. Inzwischen hat sich die Firma zu einem Marktführer für Fleischalternativen entwickelt. Im Jahr 2021 wurden dort das erste Mal sogar mehr pflanzliche Produkte als Fleischwaren verkauft.

Der Trend hält aufgrund vieler verschiedener Einflüsse an. Zu den wichtigsten gehören beispielsweise das Tierwohl, der Umweltschutz, die eigene Gesundheit, eine gerechtere Verteilung von Lebensmitteln weltweit aber auch Lebensmittelskandale um Gammelfleisch tragen dazu bei.

Vegane Speisen

Ist die pflanzliche Ernährung nur ein Trend oder doch das Zukunftsmodell?

Eine Untersuchung der Unternehmensberatung A.T. Kearney fand heraus, dass bereits im Jahr 2030 pflanzliche Ersatzprodukte 28% des Fleischmarktes ausmachen könnten. Nochmal 10 Jahre später, also 2040, sollen es dann bereits circa 60% sein.

Erklären lässt sich diese Prognose durch die bereits aufgeführten Motivationsgründe, die oftmals hinter einer veganen Ernährung stehen. Dabei spielt auch die eigene Gesundheit einen zentralen Faktor - viele Studien haben inzwischen aufgezeigt, dass ein erhöhter Fleischkonsum in direktem Zusammenhang mit Krankheiten wie Übergewicht oder Diabetes stehen.
Zudem könnte diese Art der Ernährung auch maßgeblich im Umgang mit dem Welthunger helfen: Große Mengen an pflanzlichen Proteinen werden an Tiere verfüttert. Jedoch werden von diesen Tieren vom Menschen in der Regel nur um die 10% als fleischliches oder sonstiges tierisches Produkt verwendet. Der Wirkungsgrad ist in diesem Fall also ziemlich gering. Würden diese Unmengen an pflanzlichen Proteinen direkt vom Menschen verzehrt werden, gäbe es mehr Lebensmittelressourcen.

Doch nicht nur positive Aspekte werden im Zusammenhang mit der veganen Ernährung genannt. Auch kritische Stimmen finden sich häufig in der Diskussion um dieses Thema. Eines der Hauptargumente gegen eine vegane Ernährung ist der Punkt der Mangelernährung - beispielsweise durch eine Unterversorgung mit Vitamin B12. Auch ist diese Ernährungsform nicht zwingend für alle Menschen umsetzbar - in besonderen Lebensphasen wie beispielsweise der Kindheit, Schwangerschaft oder Stillzeit sollte mit einem Arzt besprochen werden, wie weiter verfahren werden sollte. Ebenso werden häufig die Inhaltsstoffe von Ersatzprodukten kritisiert - vegan ist nicht zwingendermaßen gesund.

Blick auf die Erde aus dem All

In unserer Umfrage wollten wir wissen, wie sich die gutefrage-Community ernährt

Auch in der gutefrage-Community wird das Thema Veganismus rege diskutiert.
In unserer Umfrage gaben 70% der Teilnehmer an, sich nicht vegan oder vegetarisch zu ernähren. Den Ergebnissen zufolge ernähren sich 9% der Befragten rein vegan und die restlichen 21 Prozent gaben an, sich vegetarisch und vegan zu ernähren.

Der Anteil derjenigen, die sich vegan ernähren, liegt somit in dieser Umfrage über dem landesweiten Durschnitt.

Bodhgaya ist einer der Nutzer, die sich rein vegan ernähren:

Bei der Frage wurden einige Punkte schon genannt, die für eine rein vegane Ernährung sprechen. Ich möchte aber noch einen Aspekt nennen, den ich als sehr wichtig empfinde & der oft übersehen wird:

Nämlich die Entstehung multiresistenter Keime, also Bakterien die man nicht mehr ordentlich mit Antibiotika bekämpfen kann. Diese entstehen wiederum durch den hohen Einsatz von Antibiotika. Je schlechter die Hygieneverhältnisse & je geringer die Abstandsrate, desto mehr Antibiotika muss eingesetzt werden, da die Infektion durch Bakterien begünstigt wird. So ist es nicht verwunderlich, dass 80% allen Antibiotikas in die Tierindustrie gehen. Durch die schlechten Haltungsbedingungen haben die Tiere wiederum mehr Verletzungen, was noch mehr Antibiotika benötigt, da in die offenen Wunden nun Bakterien eindringen können.

Wir können auch nicht alle Tiere auf der Weide halten, da das bei acht Milliarden Menschen flächentechnisch einfach nicht mehr möglich ist. Und selbst da werden ja auch mal Tiere krank.

Siehe hier:

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt: Im Jahr 2050 könnte die Haupttodesursache weltweit Antibiotikaversagen sein, wenn die Politik es versäumt, Antibiotikaresistenzen rechtzeitig und wirksam zu bekämpfen. In Deutschland sterben jährlich ca. 15.000 Menschen, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr wirken.
Quelle: https://www.bund.net/massentierhaltung/antibiotika/#:~:text=Die%20Weltgesundheitsorganisation%20(WHO)%20warnt%3A,bei%20ihnen%20nicht%20mehr%20wirken.

Die Belastung von multiresistenten Keimen im Fleisch ist übrigens nicht Theorie, wie eine Untersuchung bei Lidl ergeben hat:

Das ist besonders erschreckend, wenn man bedenkt dass 60% aller auf der Welt lebenden Tiere (hier zähle ich auch Menschen zu den Tieren) sogenannte "Nutztiere" sind. Nur 4% sind Wildtiere, welche vornehmlich durch unseren Anbau von Futterpflanzen & Weideflächen bedroht sind.

5Leonarda ernährt sich vegetarisch, bzw. vegan, ist von Ersatzprodukten aber nicht überzeugt:

Weil? Der Auslöser war die Anschaffung von Hühnerküken 😂 und damit verbunden die Erkenntnis, was das Lebewesen "Huhn" eigentlich ist, wie unterschiedlich Hühner in ihrer Persönlichkeit sind, wie sie Freude haben, Humor haben 🤣, wie sie kommunizieren und so weiter. Und so ein Lebewesen töten, nur um Fleisch auf dem Teller zu haben? Nein, das ging gar nicht. Und weil meine Hühner nichts Besonderes sind und alle Hühner die gleichen Befähigungen und Bedürfnisse haben, kam es dann auch nicht mehr in Frage, Hühnerfleisch zu kaufen. Und selbstverständlich auch nicht mehr das Fleisch von anderen Tieren.

Vor industriell hergestellten "veganen" Produkten schrecke ich allerdings zurück. Es gibt nur wenige "Fleischersatzprodukte", die ich kaufe. Und ein Fleischersatzprodukt ist für mich eher Crouton-Ersatz (gebratene Soja-Würfel). 😋

Ich kaufe, zu sagen wir mal 98%, unverarbeitete Lebensmittel, Bio und unverpackt.

Da ich die Ursache der Zerstörung von Umwelt und Vernichtung von Ökosystemen in der zunehmenden Industrialisierung sehe, werde ich natürlich auch nicht die Industrie von veganen Fertig-Produkten unterstützen.

Hühner habe ich nach 10 Jahren immer noch und die einzigen "tierischen Produkte", die ich esse, sind die Eier von meinen Hühner und nur von meinen Hühnern. Wenn mal Legepause ist, dann gibt es eben keine Eier.

Meine gekauften Lebensmittel beziehe ich fast ausschließlich aus der Restekiste im Bioladen, habe diverse Obstbäume und -büsche im Garten, ernte Unmengen an essbaren Wildkräutern und brauche für meine Ernährung gar nicht viel Geld 👍😉.

Zur Antwort

Der Großteil der Teilnehmer gab an, sich nicht vegetarisch oder vegan zu ernähren. Einer von ihnen ist beispielsweise BellaItalia786:

Ich bin ausgesprochen gegen vegane/vegetarische Ersatzprodukte und finde diese äußerst bedenklich. Sie sind hochverarbeitet und sehr oft voll von Zusatzstoffen, die sich lesen wie der Inhalt eines Chemiebaukastens. Ich finde es unverantwortlich, dass diese Produkte als so gesund angepriesen werden.

Und dann immer dieses Gerede, diese Produkte wären sooo umweltfreundlich. Das ist leider nicht wahr. Man schaue sich den gesamten Produktionsweg an, von der Aussaat bis zur Lieferung in den Supermarkt.

Wenn bereits kleine Kinder dieses Zeug bekommen finde ich es noch schlimmer. Kinder brauchen eine ausgewogene, vollwertige Ernährung für eine gesunde Entwicklung. Das ist ohne tierische Produkte unmöglich. Und kleine Kinder mit Nahrungsergänzungsmitteln vollzustopfen ist mehr als fragwürdig.

Ich würde solche Produkte niemals kaufen oder essen.

Wir essen Fleisch/Fisch und Milchprodukte sowie Eier. Jedoch in Maßen und nicht in Massen.

Es kommt nicht jeden Tag Fleisch auf den Tisch, das ist weder gesund, noch nötig.

Wir essen sehr viel Obst/Gemüse/Salat und ich bin generell gegen hochverarbeitete Produkte. Ich koche frisch und gesund und kaufe bestimmte Produkte nur in Bio-Qualität.

Ebenso achten wir darauf, saisonal einzukaufen. Erdbeeren im Dezember aus Chile sind viel schädlicher für die Umwelt, als die Bratwurst von der Kuh, die aus der Region stammt.

Die Lebensmittelverschwendung in Industrie und Privathaushalten ist viel schlimmer, als normaler Fleischkonsum.

Tierleid in den Mastbetrieben und Schlachtereien muss nicht sein. Es liegt nicht daran, dass Menschen Fleisch essen. Es liegt daran, dass Menschen Tiere nicht wertschätzen. Fleischkonsum, Milchprodukte und Eier sind nicht zwingend mit Tierleid verknüpft. Es geht artgerecht, friedlich und respektvoll, wenn man das will. Es braucht härtere Strafen für Missstände und bei Tierquälerei. Es braucht eine viel niedrigere Höchstanzahl der zugelassenen Tiere in den Mastbetrieben. Es braucht Videoüberwachung bei der Schlachtung. Es braucht stärkere Kontrollen der Betriebe und auch stärkere Kontrollen der kontrollierenden Personen. Die Strafen für Verstöße müssen viel härter sein und sofort verhängt werden, nicht erst nach mehrmaligem Ermahnen.

Zur Antwort

Das Thema Veganismus wird uns sicherlich auch die nächsten Jahre begleiten. Abzuwarten ist, ob sich die Prognosen erfüllen werden und vegane Produkte so rasant einen größeren Anteil im Lebensmittelgeschäft ausmachen wird.

Du hast Lust auf spannende Diskussionen und möchtest mitreden? Vielleicht hast auch Du eine Meinung zum Thema Veganismus? Auf unserem gutefrage Account findest Du von Montag bis Freitag täglich eine Diskussionsfrage rund um das Thema Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Wir freuen uns auf Deinen Beitrag!

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