Notenberechnung in Chemie?

2 Antworten

Das kommt drauf an, wie genau das + bei der 3+ und der 4+ gewertet wird.

Wenn für die 3+ mit 2,75 und für die 4+ mit 3,75 gerechnet wird, dann stehst du genau auf 2,5.

Wird das + besser gewertet, also zum Beispiel mit 2,7 oder 2,6, dann stehst du auf weniger als 2,5 und solltest eine 2 bekommen.


Moin,

Notengebung ist eine "heikle" Angelegenheit und viel komplexer, als der durchschnittliche Mensch so denkt. Es kommt einerseits darauf an, in welcher Klassenstufe du bist (Mittel- oder Oberstufe), zweitens, in welchem Bundesland du lebst, drittens, inwieweit es Regelungen bezüglich der Notentendenzen gibt, viertens, ob Notentrends eine Rolle spielen, fünftens, inwieweit deine Lehrkraft einen "pädagogischen Faktor" einfließen lässt, sechstens, wann du das letzte Gespräch über deine "mündliche" Note hattest und schließlich siebentens, was am Ende die Zeugniskonferenz beschlossen hat.

Ich kann das jetzt mal nur für Hamburg weiter erläutern...

In Hamburg ist es so, dass eine Note von der Zeugniskonferenz beschlossen wird. Das bedeutet konkret, dass die dich unterrichtende Lehrkraft einen Notenvorschlag macht, der dann von der Konferenz (also allen Lehrkräften, die dich unterrichten) bestätigt wird (oder eben nicht). Das heißt konkret, dass es mitunter Gründe geben kann, die zugunsten der Schülerin oder des Schülers erwogen werden, oder die gegen ihn oder sie ausgelegt werden. Dann wird die Zeugnisnote beschlossen. Okay, in der Regel stimmen die Kolleginnen oder Kollegen, die dich im Fach Chemie nicht unterrichtet haben, so gut wie nie gegen den Notenvorschlag der Chemielehrkraft, aber möglich ist das...

Zum Notenvorschlag selbst ist zu sagen, dass auch er nicht einfach berechnet wird. Rein rechnerisch ergäbe sich für dich folgende Situation:

Eine "2" sind 11 Punkte. Geschrieben hast du eine 3+ (9 Punkte) und eine 4+ (6 Punkte), also insgesamt 15 Punkte, geteilt durch zwei Arbeiten ergibt das 7,5 Punkte. Nun zählt der "mündliche" Notenanteil 60%, der schriftliche 40%.

Allgemeiner Notenanteil: 0,6 • 11 Punkte = 6,6 Punkte
Schriftlicher Notenanteil: 0,4 • 7,5 Punkte = 3,0 Punkte
Insgesamt: 6,6 Punkte + 3,0 Punkte = 9,6 Punkte.

9,6 Punkte liegen ziemlich genau zwischen einer "2–" (10 Punkte) und einer "3+" (9 Punkte). In Hamburg würde nun zugunsten des Schülers oder der Schülerin aufgerundet werden und (rein rechnerisch) eine "2–" herauskommen.

Aber das rein rechnerische Vorgehen ist nur für die Oberstufe so vorgesehen. In der Mittelstufe (Klassen 7 bis 10) kommt an dieser Stelle noch der sogenannte "pädagogische Faktor" hinzu. In der Antwort von LouanaLu wurde das "je nach Laune des Lehrers" genannt.
Tatsächlich ist das aber (bei guten Lehrkräften) nicht von seiner (oder ihrer) Laune abhängig, sondern von pädagogischen Erwägungen. Es könnte zum Beispiel sein, dass deine Lehrkraft der Meinung ist, dass eine "2–" ein falsches Signal für dich sein könnte. Vielleicht befürchtet deine Lehrkraft, dass du dann denken könntest, dass eine mittelmäßige Leistung immer noch für eine "2" reicht und dass du dann noch weniger tun könntest?! Vielleicht meint deine Lehrkraft auch, dass du dich über die "3+" so ärgerst, dass du in eine Art "Na,-nun-aber-erst-recht-Stimmung" gerätst und dich mehr anstrengst. Es könnte auch sein, dass dir deine Lehrkraft zu verstehen geben will, dass du nicht locker(er) lassen darfst, damit du am Schuljahresende (also bei der wichtigeren der beiden Halbjahresnoten) am Ende eben doch im Zweierbereich landen kannst.
Es gibt allerdings auch Fälle, in denen genau andersherum argumentiert wird. Bei einem bestimmten Schülertyp wirkt die Entscheidung für die schlechtere von zwei möglichen Noten derart demotivierend, dass solche Schülerinnen oder Schüler plötzlich jedes Interesse an dem Fach verlieren, und die Mitarbeit nahezu einstellen. Wenn eine Lehrkraft der Meinung ist, einen solch empfindlichen Menschen zu beurteilen, kann das dazu führen, dass sie sich für die bessere (und eventuell etwas zu gute) Note entscheidet, um den betroffenen Schüler (bzw. die Schülerin) zu motivieren.
Wenn es bei euch - wie in Hamburg - am Ende eines Schuljahres Ganzjahresnoten gibt, in dem auch die Note aus dem ersten Halbjahr zählt, kann es auch noch sein, dass deine Lehrkraft vermeiden will, dich am Anfang zu gut zu bewerten, damit sie am Ende flexibler bleibt. Stell dir vor, du hättest jetzt eine "2–" bekommen, stellst im kommenden Halbjahr die Mitarbeit weitgehend ein und hättest folglich eine Note im Viererbereich verdient. Mit der "2–" aus dem ersten Halbjahr müsstest du dann aber schon im zweiten Halbjahr eine glatte "5" erwirtschaften, um dann zusammengenommen bei "4+" zu landen. Schon eine "5+" würde (rein rechnerisch) für eine "3–" reichen... Um also "besser abwarten" zu können, wie du dich entwickelst, ist es unter Umständen geschickter, erst einmal die schlechtere von zwei möglichen Noten zu geben!?

In solche Überlegungen kommt nun noch hinein, wie deine Lehrkraft mit Notentrends umgeht. Du hast geschrieben, dass du eine "3+" und (dann?) eine "4+" geschrieben hast. Das wäre ein "Notenabwärtstrend". Wenn dann deine allgemeine Mitarbeit seit dem letzten Notengespräch vielleicht auch etwas zurückhaltender geworden ist, könnte deine Lehrkraft der Meinung sein, dass du insgesamt nachgelassen hast. Das kann den Eindruck vermittelt haben, dass eine "3+" gerechtfertigter ist, als eine "2–".

Du siehst, es ist gar nicht so einfach, immer genau nachzuvollziehen, wie es nun genau zu einer Note auf dem Zeugnis kommt. Es gibt einfach viele Variablen. Natürlich ist auch nicht ausgeschlossen, dass sich deine Lehrkraft geirrt hat, eine Pfeife ist oder menschlich einfach blöd! Und ja, vielleicht mag dich deine Lehrkraft nicht und gönnt dir die bessere Note nicht. Auch Lehrkräfte sind nur Menschen mit (Charakter-)Fehlern.

Wenn du jetzt immer noch unzufrieden bist, könnte auch helfen, wenn du mit deiner Lehrkraft das Gespräch suchst. Damit wirst du die Zeugnisnote nicht mehr verändern, aber eventuell klären, wie es zu der Note kam. Im günstigsten Fall schaffst du es, auf dich und deine von dir besser eingeschätzte Leistung im positiven Sinne aufmerksam gemacht zu haben. Wenn dann deine Leistungen nicht schwächer werden (sondern im Gegenteil besser), dann wirst du im zweiten Halbjahr auch die Note bekommen, die dir vorschwebt. Nur redenden Menschen kann geholfen werden...
Verzichte aber in einem solchen Gespräch auf Beleidigungen, Forderungen oder den "Appell an die Gerechtigkeit"! Bedenke, dass in seeehr vielen Fällen die Schülerschaft letztlich auch von der Zugewandtheit vieler Lehrkräfte lebt. Ein weiser Spruch dazu lautet: Nichts ist für die Schülerschaft schlimmer, als wenn der Lehrer "gerecht" wird!

Entschuldige, dass ich dich hier so zugetextet habe. Aber ich wollte dir zu verstehen geben, dass das reine Berechnen einer Note zwar immer gemacht wird, aber im Grunde nur die Basis ist, auf der völlig andere Komponenten zum Zuge kommen, die dann die tatsächliche Note in die eine oder andere Richtung verschieben können...

LG von der Waterkant.