Kennt ihr gute Weihnachtsgedichte?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich kenne noch eins aus meiner Kindheit, das hab ich mal in der Schule gebracht und alle fanden es lustig.

Der kleine Schlauberger

Was schenk ich der Mutti zu Weihnachten bloss ?

Ein ganzer Stoss von Malzetteln fliegt immer Zimmer umher, aber Malen ist schwer !

Da wollt ich ausschneiden aus buntem Papier, aber die beiden Häuschen hier sind schief und krumm - wie dumm !

Was könnt ich denn noch ?

Ein Lied könnt ich singen, aber 's wird nicht recht klingen !

Ein hübsches Gedicht ?

Doch dann kann ich's nicht, und bleib stecken. Da necken sie mich und lachen drüber, ach lass ich's lieber!

Ein bisschen größer müßte ich sein, da fiel' mir bestimmt was ein ...

Jetzt weiß ich's: Ich ruf bei Mutti an und sage: "Hier spricht der Weihnachtsmann !"

Ich brumme ganz tief, ... am Telefon, geht das schon.

Und in Mutti's Büro, die staunen nur so, und merken nicht wer da wirklich spricht.

Ich frag sie nach ihren Wünschen aus, da krieg ich ganz bestimm was raus.

Sie sagen immer, ich sei noch zu klein ...

... man muss nur ein richtiger SCHLAUBERGER sein !

Brief an das Christkind

eingereicht von Stefan Reincke

In Nürnberg lebte eine alte Frau,

für sie war das Leben einsam und grau,

mit Ihrem Einkommen war es schlecht bestellt,

mit einem Wort – sie hatte kein Geld.

Sie überlegte angestrengt hin und her,

woher denn Geld zu kriegen wär'.

Ihr kam ein Gedanke – oh, wie fein,

so schrieb sie ein Brief an das Christkindlein.

LIEBES CHRISTKIND ICH BIN ALT UND ARM,

DAS GELD IST ZU WENIG, ICH BITTE ERBARM,

DRUM SCHICKE MIR SCHNELLSTENS 100 EURO,

SONST MüßTE ICH HUNGERN UND WÄR NICHT MEHR FROH.

EINE ANDERE HILFE WEIß ICH NICHT MEHR,

DENN OHNE MONETEN IST`S DOCH RECHT SCHWER,

ABER BITTE BEEILE DICH MIT DEM GELD,

SONST IST`S NICHT MEHR SCHÖN AUF DIESER WELT.

Der Brief wird frankiert, in den Kasten gesteckt,

der Postbote ihn dann morgens entdeckt,

er liest die Adresse – was soll er nur machen,

„AN DAS CHRISTKIND“ – das ist ja zum Lachen.

Er denkt sich aber, ein Spaß muss sein,

der kommt ins Fach vom Finanzamt hinein.

Am nächsten Tag dort angekommen,

wird er vom Beamten in Empfang genommen.

Wenn Sie nun glauben, er schmeißt weg diesen Brief,

oh, so ist das nicht, da liegen Sie schief,

er liest die Adresse und denkt gleich daran,

wie man der alten Frau helfen kann.

Ja, Glauben Sie mir, das ist kein Scherz,

es gibt beim Finanzamt mal jemand mit Herz,

ihm kommt ein Gedanke, und das ist fein,

das könnt für die Frau eine Hilfe sein.

Er fängt gleich an durch die Büros zu wandern

und sammelt recht fleißig von einem zum andern.

Doch leider war er über den Erlös nicht ganz froh,

statt 100, bekam er nur 70 Euro.

Aber diese wurden dann verwandt

und an die arme Frau gesandt.

Diese freute sich sehr, man kann's kaum ermessen,

dass das Christkind hat sie nicht vergessen.

So schrieb Sie rasch einen Dankesbrief,

in Eile sie zum Postamt lief.

Sie schrieb ans liebe Christkindlein

dieses nette Briefelein:

LIEBES CHRISTKIND DEINE GABE FREUT MICH SO,

VIELEN DANK FÜR DIE 70 EURO.

DOCH SOLLTEST DU MAL WIEDER AN MICH DENKEN

UND SO GÜTIG MIR WIEDER WAS SCHENKEN,

DANN MÖCHTE ICH DICH NUR UM EINES BITTEN,

DAS GELD NICHT ÜBER DAS FINANZAMT SCHICKEN.

DENN DIE LUMPEN HABEN UNGELOGEN,

VON DEN 100 EURO 30 ABGEZOGEN.

Garantiert nicht kitschig:

Advent © Vicco v. Bülow alias Loriot

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken, Schneeflöcklein leis herniedersinken. Auf Edeltännleins grünem Wipfel häuft sich ein kleiner weißer Zipfel. Und dort, von ferne her durchbricht den dunklen Tann ein helles Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer die Försterin im Herrenzimmer. In dieser wunderschönen Nacht hat sie den Förster umgebracht. Er war ihr bei des Heimes Pflege seit langer Zeit schon sehr im Wege. So kam sie mit sich überein: Am Niklasabend muss es sein.

Und als das Häslein ging zur Ruh, das Rehlein tat die Augen zu, erlegte sie direkt von vorn den Gatten über Kimm und Korn. Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase zwei- drei- viermal die Schnuppernase und ruhet weiter süß im Dunkeln, derweil die Sterne traulich funkeln.

Und in der Guten Stube drinnen, da läuft des Försters Blut von hinnen.

Nun muß die Försterin sich eilen den Gatten sauber zu zerteilen. Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen nach Weidmanns Sitte aufgebrochen. Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied, was der Gemahl bisher vermied. Behält ein Teil Filet zurück als festtägliches Bratenstück. Und packt sodann, es geht auf Vier - die Reste in Geschenkpapier.

Von Ferne tönt´s wie Silberschellen, im Dorfe hört man Hunde bellen. Wer ist's, der in so tiefer Nacht so spät noch seine Runde macht? Knecht Ruprecht kommt auf goldnem Schlitten mit einem Hirsch herangeritten. Sagt, gute Frau, habt Ihr noch Sachen, die armen Menschen Freude machen?

Die sechs Pakete, heil'ger Mann, s' ist alles, was ich geben kann. Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise, die Silberschellen klingen leise, im Försterhaus die Kerze brennt, die Glocke klingt, es ist Advent.

Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.

Ist gar nicht sehr gesund.

Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.

Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.

Ruht beides unterm Schnee.

Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.

Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.

Nichts bleibt. Und nichts vergeht.

Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.

Nützt nichts, dass man’s versteht.

Und wieder stapft der Nikolaus

durch jeden Kindertraum.

Und wieder blüht in jedem Haus

der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,

wie hold Christbäume blühn.

Hast nun den Weihnachtsmann gespielt

und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.

Dann dröhnt das Erz und spricht:

„Das Jahr kennt seinen letzten Tag,

und du kennst deinen nicht.“

(Erich Kästner)