Frage zu Tillandsien-Wurzellose
Vielleicht sind hier bei GF auch Tillandsien-Fans dabei, ich schreibe jetzt einfach auf gut Glück. Ich bin kein Spezi, aber ich finde sie faszinierend. So hab ich seit einigen Jahren einen großen Ast, an dem ich verschiedene Tillandsien in den Astgabeln gesteckt habe. Doch nach einiger Zeit gehen sie immer wieder ein. Manche vertrocknen und bei anderen scheint es als würden sie faulen. Beim kaufen wurde ich gefragt, ob ich sie in einem Terrarium halte oder offen ? Da sagte ich: auf einem Ast, der in einer großen Glasvase im Zimmer steht. Dann müssen sie diese kaufen, meinte die Verkäuferin. Im Netz hab ich noch nicht das Richtige zur Pflege der Freiluft-Tillandsien gefunden. Kann mir von Euch vielleicht Jemand weiter helfen ?
2 Antworten
So, jetzt versuche ich dir deine Fragen zu beantworten:
Das Tillandsien "viel Feuchtigkeit" zum Leben brauchen ist ein absoluter Irrglaube. Tillandsien brauchen drei Dinge zum Überleben - Licht, Luft und Wasser. Auf Wasser kann man bei einigen Tillandsien auch, mehr oder weniger, verzichten. Es gibt drei Sorten von Tillandsien: Grüne (z.B. Tillandsie lajensis, cyanea), Graue (z.B. straminea, ionantha, aeranthos) und Weiße (z.B. tectorum, reducta, rupicola).
Grüne Tillandsien brauchen, im Verhältnis zu den anderen beiden (Graue und Weiße) das meiste Wasser. Es gibt Hunderte grüner Tillandsien, manche bilden Trichter, diese sollten immer mit etwas Wasser gefüllt sein. Eine andere grüne Tillandsie (Tillandsia bulbosa) sollte kopfüber aufgebunden werden, weil sich sonst das Wasser in den Blattachseln sammelt - und dann fault sie dir durch. (so viel zum Thema "immer feucht halten" :) )
Graue Tillandsien benötigen deutlich weniger Wasser, einmal die Woche einsprühen reicht in der Regel (je nach Temperatur). Es wird oft geraten Tillandsien zu tauchen - vor allem bei dem "Spanischen Moos" Tillandsia usneoides. Ich halte davon inzwischen Abstand. Ab und an mal sprühen - das reicht. Als ich sie tauchte gingen mir sie immer ein. Habe derzeit 12 Bärte und die entwickeln sich prächtig (im Garten). :)
Nun zu den Weißen: Wenn ich meine Tillandsien den Winter über im Haus kultiviere, bekommen meine "Weißen" fast gar kein Wasser. Direkt am Fenster, Luftbewegung mit Ventilator und wenn ich lustig werden sie alle 3-4 Wochen mal eingenebelt. Das reicht.
Jetzt noch etwas zu meiner Tillandsienkultur:
Ich kultiviere derzeit 73 Tillandsien-Arten (das ist nicht viel). Habe sie von Ende April bis Ende Oktober im Garten draußen. Sonne können die meisten gut ab. Luftbewegung haben sie automatisch durch den Wind und Wasser haben sie auch (Regen und Nebel). Du solltest, wenn du Arten kultivierst, dich mit dem natürlichen Standorten in Südamerika einlesen. Meine T. sprengeliana zum Beispiel kommt fast auf Meerehöhe vor (graue Tillandsie). Sie mag es gerne etwas schattiger, dafür etwas feuchter. Die Art ist nicht geläufig. Die meisten Baumarkttillandsien sind: Caput-medusae, fasciculata, capitata, brachycaulos, brachycaulos var. abdita, juncea, fuchsii/argentea und scaposa. Bis auf Tillandsia scaposa (ionantha x kolbii) sind das alles sehr robuste Arten. Bei der Freilandkultur muss man nur auf Folgendes achten: Zu viel Regen - Fäulnisgefahr (Kernfäule), niedrige Temperaturen und Regen - Frostschäden, zu soätes Gießen und Sonnenstrahlen - Blattverbrennungen (nicht alle Arten).
Hoffe dir etwas geholfen zu haben. Wenn du noch Fragen (z.B. Aufbinden) hast, dann lass es mich wissen.
P.S.: Schau mal auf die Homepage von der deutschen Bromeliengesellschaft. :)
Ich war seit einigen Jahren hier nicht online, mein Profil hatte ich damals nicht weiter bearbeitet.
Mein Beruf : Zootierpfleger, machte meine Ausbildung im größten Vogelpark der Welt.
Meine Hobbies: Züchte verschiedene Sittiche, Stare, Fasane und demnächst Blaunacken-Mausvögel. Weitere Hobbies: Bromelien, Schwerpunkt Tillandsien, habe außerdem noch einige Neoregelien und Aechmeen (insgesamt an die 100 Bromis)
Noch etwas zur Kultur: So kultiviere ich meine Pflanzen, bei dir kann es aufgrund vom Klima und Wetter schon wieder anders aussehen. Sind letztes Jahr umgezogen. Im alten Zuhause überlebten meine Pflanzen - mit Ach und Krach. Im neuen Zuhause explodieren sie regelrecht, wachsen was das Zeug hält. Die Entfernung zur alten Wohnung beträgt gerade einmal 30 km. Es kommt auch immer auf den Standort an, du musst dich da etwas einlesen. Hast du Tillandsienfotos? Kann dir die Arten mit ziemlich großer Sicherheit bestimmen, dann kannst du die Pflege für die jeweiligen Arten ergoogeln oder in einem Buch nachschlagen.
Tillandsien brauchen viel Feuchtigkeit. Du musst sie täglich einsprühen.
Danke für Deine Antwort, aber das mach ich ja bereits. Und zwar mit kalkfreiem Wasser, welches ich vorher abkoche und dann auf Zimmertemperatur abkühlen lasse. Oder ist das nicht richtig ?
Hallo Aratinga, ich war ja wie erschlagen - als ich diese Antwort von Dir gelesen hab. Echt ganz super von Dir, mit sowas hab ich nicht gerechnet. Da brauch ich mich nicht zu wundern, das bei mir einige schon eingegangen sind. Aber jetzt weiß ich ja, (Dank Dir) wie ich sie pflegen muß usw. Anschließend war ich auf Deinem Profil um mehr über Dich und Dein tolles Hobby zu erfahren, aber da war nix weiter. Na egal, hab nochmals recht vielen Dank.