Die Physiker (Oskar Rose)?

1 Antwort

Oskar Rose ist seit drei Wochen mit Lina, der Exfrau von Möbius, verheiratet (vgl. S. 31). Beide lernten sich im September an einer Tagung kennen (vgl. S. 31). Zuvor war er Witwer und brachte sechs Kinder mit in die Ehe ein (vgl. S. 31 34). Beruflich beschäftigt er sich mit Theologie: er war Pfarrer in Guttannen, übernimmt aber nun eine Missionsstation auf den Marianen (vgl. S.38). Frau Rose bezeichnet ihren neuen Ehemann als „gute[n] Prediger" (S.31) und behauptet, er kenne alle Psalmen auswendig (vgl. S.39). Oskar Rose ist zwar ein „leidenschaftlicher Vater", aber „durchaus nicht robust" und seine Besoldung ist nur „kärglich" (S.35), was eine völlige Unfähigkeit seiner Persönlichkeit zeigt. Lina versucht anscheinend, eine perfekte Familie darzustellen, doch da Oskar für sie ein Hindernis ist, kann sie ihre ehrlichen Gedanken nicht zurückhalten.

Als Familie Rose in die Anstalt kommt, um Möbius zu verabschieden, zeigt Oskar Rose wenig Hoffnung in die Heilung von Möbius (vgl. S. 33). Darüber hinaus bezeichnet er Möbius sogar als „Geisteskranken" (S. 33) und deutet damit seinen fehlenden Respekt gegenüber dem Ex-Mann seiner eigenen Frau an. Besonders das Behandeln und Schützen von Armen und Kranken ist normalerweise eine selbstverständliche Auffassung des christlichen Glaubens. Oskar Rose steht nicht hinter dieser Einstellung und zeigt sich damit als intoleranten Menschen.

Während Frau Rose von eigenen Vorwürfen rund um die Versorgung von Möbius geplagt ist, hält Herr Rose stark an seinem Ziel fest: er will einen festen Stand für seine Familie aufbauen und dafür reist er auch etliche Kilometer vom damaligen Wohnort (vgl. S.38). Sein Vorhaben ist jedoch strikt geplant und ist innerhalb drei Monate sehr kurzfristig überlegt worden. Es wirkt, als würde Herr Rose den Abschied als wichtigen Teil der Vergangenheit ansehen wollen, um seine Frau für sich zu beanspruchen, was deutlichen Egoismus sowie Unterordnung der anderen Personen kennzeichnet. Dies unterstützt auch seine Aussagen rund um die neue Arbeitsstelle, denn er ergänzt zweimal, dass sich die Stelle „im Stillen Ozean" (S. 32 38) befinde und versucht, mit seinem Besitz anzugeben.

Herr Roses Aussagen folgen im Laufe der Szene nur, wenn er angesprochen wird (vgl. S.38). Dies zeigt ein höfliches und anständiges Verhalten, könnte jedoch auch eine Art von Desinteresse aussagen, da das Zurückhalten in einer Familienangelegenheit unterschiedliche Gründe haben kann. Angesichts des Königs Salomon widerspricht Herr Rose Möbius und ist aufgrund des anschließenden Anfalls empört, was eher zum Vorbehalten der ehrlichen Meinung über Möbius zu schließen lässt und sein rücksichtsloses Verhalten gegenüber anderen Menschen kennzeichnet (vgl. S. 40).

Herr Missionar Rose scheint, als wäre er ein fürsorglicher Familienvater und würde versucht, einen unabhängigen Stand für sich und seine Familie aufzubauen. Doch er reißt Lina von ihrem Mann weg und wünscht sich volle Fokussierung auf sich und seine Kinder. Sein Interesse zu theologischen Aspekten zeigt er auch jederzeit im Alltag, widerspricht sich jedoch mehrfach zum eigentlichen Menschenverständnis. Eine wichtige Charaktereigenschaft von ihm ist, dass er egoistisch ist und jederzeit versucht, andere Personen unter sich zu ordnen. Außerdem fehlt ihm das verständnisvolle Verhalten gegenüber Menschen, die nicht wie er selbst sind - oder auch nur scheinen, da Oskar aufgrund des Verrückten-spielen nicht das richtige Bild von Möbius hat.

https://lyrik.antikoerperchen.de/die-physiker-charakterisierung-oskar-rose-duerrenmatt,text,734.html