Zeigt ein Abitur oder Hauptschule Abschluss wirklich wie gebildet jemand ist?

4 Antworten

Unser Schulsystem ist ein wenig verkrudet. Aber es ist eben in der Denkweise verankert:

Hauptschulabschluss: Na ja

Realschulabschluss - schön und gut

Abitur: Hui!

Nach meinem dafürhalten sollte die Hauptschule auf ein Handwerk vorbereiten, die Realschule für qualifiziertere Berufe (v. a. kaufmännischen Charakters), das Gymnasium auf die akademische Laufbahn. Denn was nützt mir als Meister (Ausbilder) zum - sagen wir: Maurer jemand, der die Differential- und Integralrechnung aus dem Stegreif beherrscht, aber körperlich so gut wie gar nicht belastbar ist (Körperliche Fitness - gut die Zeiten, da man sich auf dem Bau abplacken musste sind sicherlich vorbei, aber körperlich fit sollte jemand in der Ecke auch heute noch sein, obwohl auch da die Zeit nicht stehen geblieben ist).

DerJoergi  30.07.2021, 13:25

Mein Eindruck ist eher, dass ein breiter Teil der Bevölkerung denkt- Hauptschulabschluss: Looser; Realschulabschluss: akzeptabel; Abitur: gut bzw. normal in der heutigen Zeit. Ich glaube auch nicht, dass die Hauptschule pauschal aufs Handwerk vorbereiten sollte, denn nicht jeder hat entsprechende Interessen oder Fähigkeiten. Meine Intention wäre es eher alle Schüler bestmöglich nach ihren Stärken und Interessen zu fördern. Mein halbwegs ideales Schulsystem hätte nur noch Gymnasien und Gesamtschulen, wobei ich die Gymnasien weiterhin mit einem starken Fokus auf das Lernen belassen würde und auf der Gesamtschule noch stärker die sozialen Belange im Auge haben möchte, z.B. auch durch viel mehr Schulsozialarbeiter und viel kleinere Klassen / Lerngruppen. Viele jetzt schlechte Schüler könnten bei einer besseren Förderung auch viel mehr erreichen, da muss ich sie nicht pauschal ins Handwerk zwingen.

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Peterwefer  30.07.2021, 13:29
@DerJoergi

Ich glaube, unsere Überzeugungen zeigen mehr Übereinstimmung, als manche bei Lesen vermuten. Warum sollte die Hauptschule nicht aufs Handwerk vorbereiten? Dort sind eben andere Dinge gefragt, als in der Universität. Aber das wird eben nicht gemacht. Weil die Hauptschule als Notbehelfsabschluss angesehen wird. Und gerade hier liegt das Übel.

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DerJoergi  30.07.2021, 13:37
@Peterwefer

Ganz pauschal glaube ich, dass die Hauptschule nicht mehr ihrem Bildungsauftrag gerecht wird (was ich im Prinzip auch vom ganzen Schulsystem denke). Ich würde mich da einfach nicht so festlegen wollen, warum soll man z.B. nicht auch Abiturienten im Handwerk haben? Zwei meiner besten Freunde sind begeisterte Handwerker trotz Abitur. Sie sind intelligente Menschen die aber dennoch eher praktisch orientiert sind. Auf der anderen Seite gibt es auch Hauptschüler oder weniger intelligente Menschen die überhaupt keine praktischen Begabungen haben und die mit besser Förderung auch höhere oder andere Ziele erreichen könnten. Deshalb denke ich, dass jeder ohne vorformuliertes Ziel erstmal mit besten Mitteln nach seinen Stärken und Interessen gefördert werden sollte.

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Peterwefer  31.07.2021, 17:10
@DerJoergi

Das ist nicht unrichtig. Bei uns ist der Fehler schlicht die Gut-Schlecht-Klassifizierung, die ja auch von Personalchefs durchgezogen wird. Warum sollte jemand nicht im Handwerk miserabel sein und dafür besonders sprachbegabt sein - und umgekehrt. Aber dummerweise wird die Hauptschule als Notbehelf angesehen, was sie nicht ist. Wieso ich erst aufs Gymnasium gehe und dann im Handwerk arbeiten sollte, weiß ich nicht. Aber gerade hier liegt m. E. auch das Problem! Es gibt keine spezifische Förderung (die Du Dir anscheinend auch wünschen würdest.). Und dann hängt auch noch zu viel vom Geldbeutel ab.

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Intelligenz, Bildung und/oder Wissen sind unterschiedliche Bereiche.

Jemand, der auf dem Gymnasium ist, hat höchstwahrscheinlich eine höhere Bildung, als ein Hauptschüler. Zumindest, wenn es um die Schulbildung geht.

Dass jemand, der auf einem Gymnasium ist, automatisch intelligenter ist, ist natürlich nicht gegeben. Ich denke, es gibt da sicherlich eine gewisse Korrelation zwischen Schulform und Intelligenz, aber man darf nicht vergessen, dass wir in einem Land leben, welches Ungleichheit extrem fördert.

Migrantenkinder bzw. Kinder aus unteren sozialen Schichten haben eine sehr viel schlechtere Chance aufs Gymnasium zu kommen. Allerdings nicht, weil sie weniger intelligent sind, sondern weil sie von ihrem Umfeld aus schlechtere Voraussetzungen mitbekommen und die Schulen es nicht schaffen diese Defizite auszugleichen.

Diese Defizite lassen sich dann nicht ausgleichen und dann passiert es, dass viele Male die Herkunft darüber entscheidet und eben nicht die Intelligenz bzw. Leistung

In meinen Augen ist das eine 50/50 Sache.

Bei manchen Fällen trifft es halt zu und bei manchen zu Unrecht.

Kannte jemanden der sehr sehr gut war und theoretisch den erweiterten Realschulabschluss schaffen würde und auch am überlegen würde von real auf gymnasial zu wechseln.

Naja sein Vater ist verstorben durch Lungenkrebs und ging halt komplett den Bach unter, sein Vater war seine einzige Familie und durch sehr starke Depressionen, Zukunftsängste hat er nur noch den Hauptschulabschluss erreicht.

Manchmal scheißt dir das Leben ins Essen.

Ein Abiturient hat definitiv eine höhere Schulbildung wie ein Hauptschüler. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass man sich im weiteren Lebensweg nicht auch mehr Bildung aneignen kann wie der Abiturient. Ich gehe aber mal davon aus, dass im Mittel der Abiturient aber dennoch mehr Interesse an Bildung wie der Hauptschüler hat, nur eben nicht in allen Fällen.