Themenspecial 14. April 2023
Frauen in MINT-Berufen
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Wieso will man mehr Frauen in MINT Berufen?

3 Antworten

Rein ökonomisch betrachtet sind die MINT-Berufe der hauptsächliche Träger/Generator der Wertschöpfung und damit dem Wohlstand einer Industrienation. Natürlich macht es dann Sinn soviel Menschen wie möglich dazu zu bewegen.

Das große Missverhältnis zwischen den Geschlechtern deutet darauf hin, dass alte Rollenbilder, frühkindliche Konditionierung, gesellschaftliche Drücke, sozio-kulturelle Regeln usw. Mädchen schon sehr früh von Interessen für MINT-Fächer abbringen, deshalb macht es Sinn hier gegen zu steuern.

Natürlich gibt es genderspezifische Unterschiede und es bedarf noch sehr viel Forschung um herauszufinden wie groß die Rolle des Geschlecht tatsächlich in der Berufs- & Karrierewahl ist. Die empirische Evidenz deutet darauf hin, dass frühkindliche Konditionierung auf bestimmtes Rollenverhalten einen größeren Einfluß hat als die angeborenen Unterschiede (z.B. der Anteil von weiblichen Ingenieuren ind er DDR war doppelt so hoch wie in der BRD; der Frauenanteil im Medizin-Studium (zwar keine Wissenschaft, aber wesensverwandt) liegt wesentlich höher als der Männeranteil...)

EinDiskurs 
Fragesteller
 16.04.2023, 00:55

Rein ökonomisch ist es am besten Menschen das tun zu lassen worin sie am besten sind und wozu sie am motiviertesten sind.

Dass Frauen nicht in MINT Berufe wollen liegt nach aktuellem Stand der Forschung daran, dass sie von Geburt an weniger Interesse an Objekten haben und mehr Interesse an Personen.

The gender-equality paradox is the finding that various gender differences in personality and occupational choice are larger in more gender equal countries. 

Umso mehr man die soziale Konditionierung also entfernt, desto größer werden die Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

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PeterJohann  16.04.2023, 19:35
@EinDiskurs
Rein ökonomisch ist es am besten Menschen das tun zu lassen worin sie am besten sind und wozu sie am motiviertesten sind.

Das ist ein klassischer Trugschluss, den man vermehr in den relativ wohlhabenden Ländern findet. Wenn es ökonomisch sinnvoll wäre, gäbe es keinen bereinigten Gender-Pay-Gap. Studien zeigen ja relativ klar, dass Mädchen in den MINT-Fächern gleichgut, oft auch besser, abschneiden wie Jungs. Hier ist nicht das Können der bestimmend Faktor, sondern die Motivation, die sich aber sehr stark aus der sozialen Konditionierung speist. Und auch in den gern zitierten skandinavischen Ländern gibt es sehr frühe Konditionierungen auf bestimmte Rollen-/Geschlechtererwartungen. IN Kombination mit dem relativ hohen Lebensstandard der ökonomische Überlegungen zweitrangig macht wird dann (wie auch in D) der Weg des geringsten Widerstandes gewählt*.

Die "Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern" in in Skandinavien nicht anders als bei uns ein bewußter, aufgesetzter und orchestrierter Prozess, der aber eben erst im sozio-kulturellen Umfeld von jungen Erwachsenen greift, also lange nach der eigentlich prägenden Rollenkonditionierung.

Die gern zitierten geschlechtsspezifischen Verhaltensunterschiede bei Babies sind natürlich klar nachweisbar, aber weit weniger ursächlich für Erwachsenenverhalten und Sozialisation als Erziehung/Prägung/Rollenkonditionierung.

Gerade die von Dir Studie beweist das ja, indem sie klar aufzeigt, dass soziokulturelle Einflüsse jedes Variante stützen können (höhere Ingenieurinnenanteil in sozialkonservativen Ländern oder auch im früheren Ostblock).

*PS: In unserer Weicheiergesellschaft weichen auch immer mehr junge Männer dem Leistungs- & Erfolgsdruck aus und studieren sinnlose Fächer um in sinnlosen Bullshitjobs zu landen.

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EinDiskurs 
Fragesteller
 16.04.2023, 19:52
@PeterJohann
Das ist ein klassischer Trugschluss, den man vermehr in den relativ wohlhabenden Ländern findet. Wenn es ökonomisch sinnvoll wäre, gäbe es keinen bereinigten Gender-Pay-Gap.

Du verwechselst ökonomischen Geldwert mit ökonomischem Realwert. Während du also einerseits recht hast, dass MINT Jobs ein höheres Bruttoinlandsprodukt erzielen als Erziehung oder Altenpflege, baut doch z.b die Erziehung überhaupt erst die Möglichkeit auf mit MINT Jobs Geld zu verdienen, indem sie die Jugend auf das Leben vorbereiten.

Es ist also ebenso wichtig dass Erzieherinnen ebenso motiviert und fähig sind wie MINT Fachkräfte, da ohne sie die Fachkräfte nicht in dieser Güte existieren würden.

Studien zeigen ja relativ klar, dass Mädchen in den MINT-Fächern gleichgut, oft auch besser, abschneiden wie Jungs

Die Studien von denen du sprichst wurden an Schülern und Studenten durchgeführt. Weitere Studien haben bereits bewiesen, dass Schülerinnen eine bessere Benotung als Schüler erfahren. Zum einen konnte man es auf erhöhte Aggressivität der Schüler zurückführen, zum anderen auf simple Bevorzugung der Schülerinnen.

Es ist also nur logisch, dass Studien über Schulnoten generell bessere Ergebnisse für Schülerinnen ergeben.

Des weiteren war es nie mein Argument, dass nicht auch Frauen MINT Beruft mit ähnlichem Interesse und Können erlernen könnten, sondern dass es nur eine kleine Anzahl an Frauen möchte und wir nicht eine große Anzahl unmotivierter und desinteressierter Frauen in diese Felder drängen sollten.

Und auch in den gern zitierten skandinavischen Ländern gibt es sehr frühe Konditionierungen auf bestimmte Rollen-/Geschlechtererwartungen.

Das ist nur teilweise Richtig, es gibt zwar immer noch Geschlechterrollen, aber du willst hier bestimmt nicht argumentieren dass diese größer oder gleich zu denen in islamischen Ländern sind.

IN Kombination mit dem relativ hohen Lebensstandard der ökonomische Überlegungen zweitrangig macht wird dann (wie auch in D) der Weg des geringsten Widerstandes gewählt.

Die Pflege ist ein von Frauen dominiertes Feld, genauso wie der Maurer ein von Männern dominiertes Feld ist. Beide Jobs sind extrem kraftzehrend und mühsam. Man kann also nicht sagen Frauen würden immer den Weg des geringsten Widerstandes wählen, da es sonst auch keine weiblichen Pflegekräfte gäbe.

Was wir stattdessen beobachten können, ist dass alle Felder in denen Frauen dominieren stark von zwischenmenschlichen Interaktionen geprägt sind, was die These wahrscheinlich macht, dass die Frauen, wenn man sie ökonomisch und sozial allein lässt ihrer biologischen Rolle folgen.

Die gern zitierten geschlechtsspezifischen Verhaltensunterschiede bei Babies sind natürlich klar nachweisbar, aber weit weniger ursächlich für Erwachsenenverhalten und Sozialisation als Erziehung/Prägung/Rollenkonditionierung.

Auch das sollte durch meinen vorherigen Absatz eindeutig widerlegt sein.

PS: In unserer Weicheiergesellschaft weichen auch immer mehr junge Männer dem Leistungs- & Erfolgsdruck aus und studieren sinnlose Fächer um in sinnlosen Bullshitjobs zu landen.

Ein völlig anderes Problem, dass aber auf beide Geschlechter zutrifft.

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Sich bewusst zu machen, das aktuell ein starkes Ungleichgewicht herrscht, obwohl es dafür keine biologischen Gründe wie Kraft oder Größe gibt, zeigt dass man dem gegensteuern sollte.

Studien zeigen, dass diverse Teams (Frauen und Männer) erfolgreicher sind als homogene, da sie mehr Perspektiven beleuchten und bessere Entscheidungen treffen.

MINT Fächer sind zukunftsweisend und sollten deshalb für möglichst viele Personen eine attraktiv sein.

Destranix  14.04.2023, 17:08
Sich bewusst zu machen, das aktuell ein starkes Ungleichgewicht herrscht, obwohl es dafür keine biologischen Gründe wie Kraft oder Größe gibt, zeigt dass man dem gegensteuern sollte.

Oder man sich fragen sollte, ob man irgendwelche Gründe übersieht.

Mir käme gerade zwar auch nichts in den Sinn, aber gerade wenn große Ungleichgewichte existieren und man sich diese nur schwer erklären kann, sollte man die Existenz von tieferliegenden, noch unerforschten Gründen nicht ausschließen.
(Als Beispiel: Es könnte vielleicht sein, dass die Überrepräsentation von bestimmten Neurodivergenzen bei Männern die Zahl der Personen in diesem Feld beeinflusst. Der Effekt davon dürfte aber mehr oder wneiger gering sein, es könnte aber ja noch andere derartige Effekte geben.)

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EinDiskurs 
Fragesteller
 14.04.2023, 17:48
@Destranix

Die Gründe sind bereits erforscht und auch bekannt. Es ist eine biologische, vermutlich schon im Mutterleib ausgebildete Veranlagung sich mehr für Dinge, als für Personen zu interessieren. So konnte man bei Jungs und Mädchen bereits im ersten Lebensjahr starke unterschiede in der Spielzeugwahl erkennen. Auch konnte festgestellt werden dass sich Mädchen eher Gesichter und Personen, und Jungs eher Objekte ansehen.

Da MINT Berufe alle hauptsächlich auf Objekte fokussiert sind ist es logisch dass diese Berufe Männer anziehen.

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Destranix  14.04.2023, 18:56
@EinDiskurs
Die Gründe sind bereits erforscht und auch bekannt. Es ist eine biologische, vermutlich schon im Mutterleib ausgebildete Veranlagung sich mehr für Dinge, als für Personen zu interessieren.

Höre ich zum erstem Mal, aber klingt interessant. Hast du Quellen dazu?

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Sollte es nicht völlig egal sein welches Geschlecht welchen Beruf ausübt, da wir alle gleichberechtigt und frei sind?

Ja!

Nichtsdestotrotz haben insbesondere Unternehmen ein großes Interesse daran, mehr Frauen in MINT-Berufen einzustellen und so dafür zu sorgen, dass sich der Anteil der beiden Geschlechter angleicht. Das macht deshalb Sinn, weil Studien belegen können, dass Mitarbeiter effizienter arbeiten, wenn die "Teams" aus beiden Geschlechtern gemischt sind.

EinDiskurs 
Fragesteller
 14.04.2023, 22:29

Hast du die Studien? Aus welchem Jahr sind sie, wie viele Citations haben sie? Wurden sie repliziert? Konnte man es einwandfrei nachweisen, oder ist es nur ein möglicher Schluss?

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JanyoOoO  15.04.2023, 06:33
@EinDiskurs

Einfach mal danach suchen. Die Studie ist relativ populär, die solltest du schnell finden.

Kausalität kann man natürlich nicht nachweisen, in dem Fall war der Korrelationskoeffizient aber sehr hoch. Sah solide aus.

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EinDiskurs 
Fragesteller
 15.04.2023, 09:45
@JanyoOoO

Wenn ich das richtig lese wurde die Studie mit Studenten durchgeführt.

https://www.nber.org/system/files/working_papers/w12251/w12251.pdf

In this study, we combine class performance data from an undergraduate management class with students’ personal records

Das bedeutet dass die Probanden alle sehr jung waren.

Das wiederum erklärt wieso die Männer am schlechtesten abschneiden, da junge Männer die aggressivste und unzuverlässigste aller Demographien sind.

Ich halte es für nötig einen ähnlichen Test mich Fachkräften in ihrem Gebiet zu machen.

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