Wieso verdienen Lokführer zum Einstieg schon mehr als 3300 Euro?

6 Antworten

Wer eine Ausbildung hat, bekommt in vielen Berufen mehr als eine ungelernte Person. Zudem ist diese Arbeit sehr belastend: Schicht, Allein-Arbeit - außerdem fehlen der Bahn mehrere hundert Lokführer. Deshalb muss man gut bezahlen, damit man leichter Personal finden kann


MarkTravel 
Fragesteller
 04.01.2019, 13:16

Deswegen suchen die auch nach Quereinsteigern, die das in 9 Monaten schaffen und dabei schon 75 % Gehalt haben. So einen ICE fahren, muss schon Spaß machen, aber dafür darfst dann auch an Weihnachten und anderen Feiertagen arbeiten.

0

Der Lokführer gehört heute nicht mehr zu den attraktivsten Berufen. Es ist ein sehr einseitiger Beruf, der dennoch stets eine hohe Konzentrationsfähigkeit und ständige Gefahrenbereitschaft erfordert. In diesem Beruf sollte man niemals in eine Art Gewohnheitszustand verfallen, was den allermeisten Menschen äußerst schwer fallen dürfte. Als Lokführer im Personenverkehr kommt noch die Verantwortung für die Fahrgäste hinzu. Weiterhin besteht die Gefahr von Schienensuiziden.

In der Praxis glänzt der Beruf aktuell wohl eher mit vollflexiblen Arbeitzeiten zwischen Montags und Sonntags (und Feiertags) im vollumfänglichen Schichtsystem ohne einheitlichen Schichtenplan. Das bedeutet, dass man operativ ständig neue Fahrtzeiten erwarten darf und man somit nicht einmal auf wöchentlicher Basis private Termine planen kann. Überstunden gehören in der aktuellen Situation ebenfalls zum Tagesgeschäft, auch wenn diese in irgendeiner Form erstattet werden.


MarkTravel 
Fragesteller
 04.01.2019, 13:26

Ja, ich denke auch, dass die Arbeitszeiten viele abschrecken und man deswegen ein Wahlmodel mit bis zu 7 Wochen Urlaub anbietet. Jedes zweite Wochenende gibt es laut meinem Kumpel aber schon frei. Trotzdem stressig.

0
Ontario  24.05.2021, 11:52
@MarkTravel

Die Anforderungen sind extrem, bis man einen Zug bewegen darf. Schichtarbeit, Feiertag, Sonntag, Ostern, Weihnachten, immer möglich eingeteilt zu werden.

Besonders langweilig fände ich diesen Beruf , wenn man Tag für Tag einen Personenzug fährt und immer dieselbe Strecke. Kannte einen der fuhr fast sein Leben lang immer dieselbe Strecke im Personennahverkehr. Da kennt man jeden Strohhalm auf der Wiese entlang dieser Strecke. Wer das aushält, Hochachtung.

0
macan92  08.01.2019, 02:49

Stimmt alles soweit, außer die Info mit der Planung.
Es kommt immer auf den EVU an.
Bei mir z.B DB S-Bahn R/M im Plandienst kann ich meine Termine für das ganze Jahr Planen. Ich kenne die Tage die ich arbeite und wie lange und die freien. Es gibt auch den sonderdienst der kann ca. 1-2 im vorraus planen.
Anders ist z.B beim DB Fernverkehr dort kann man max 1 Monat i vorraus planen.
Also wie o.g. kommt auf das EVU an.

Gewerkschaften legen Grundsteine um irgendwann bei allen EVU's die gleichen Vorraussetzungen zu schaffen.

Was die Überstunden betrifft, mann macht ständig Überstunden wegen schlechter Personallage. Man macht oft 11,12 Stunden Schichten da man die Planung der Zugfahrten abdecken muss um keine Strafen zu zahlen bei dem Verkehrsbund (Besteller). Durch die Gewerkschaften wird erhofft den Job wieder etwas attraktiver zu machen bei dem ausgesaugten Arbeitsmarkt um wieder normalität einzufädeln.

Überstunden können ausgezahlt werden oder abgefeiert.

Mit freundlichen Grüßen

0

Für diese Antwort muss man etwas weiter ausholen, denn es hat nicht nur einen Grund, dass sich Gehaltserhöhungen der Lokführer leichter durchsetzen lassen als die anderer Arbeitnehmer.

Zum einen haben Lokführer in ihrem Arbeitsumfeld eine "Schlüßelposition"

Streikt der Lokführer, dann steht der Zug. Streikt der Zugbegleiter oder derjenige der den Zug reinigt, dann fährt der Zug.

Somit sind Lokführer in der glücklichen Lage (wie zum Beispiel Piloten und Fluglotzen auch) dass sie durch einen Streik ihrer Berufsgruppe die komplette Firma lahmlegen können. Dies nutzt die GDL als Spartengewerkschaft für ihre Berufsgruppe aus und erzielt dadurch größere Erfolge für eine kleinere Gruppe als die DGB-Gewerkschaft, die für das gesamte Bahnpersonal verhandelt.

Der zweite Grund, der mindestens genauso wichtig ist, ist die Tatsache, dass unter den Lokführern ein sehr hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad vorhanden ist. (nach meiner Schätzung weit über 90 %). Auch die höhe des Organisationsgrads verbessert die Wirkung eines Streiks. Weshalb hast du wohl noch nie etwas von einem Streik der Frisöre in den Nachrichten gehört? Weil die wenigsten Frisöre in einer Gewerkschaft organisiert sind. Das ist auch ein Grund dafür, dass Frisöre schlecht verdienen.


MarkTravel 
Fragesteller
 04.01.2019, 13:24

Sehr sinnige und einleuchtende Antwort. Beide Punkte stärken die GDL definitiv. Vielen Dank.

1
Max212132  22.05.2020, 22:49
@MarkTravel

Piloten bekommen ja auch eigentlich alles durch, weil sie auch in ner Schlüsselposition sitzen.

1

Weil Lokführer ein Beruf ist, der sehr strapaziert, und auch recht anspruchsvoll ist. Außerdem gibt es immer wieder Leute, die leider vor den Augen der Lokführer, die, obwohl sie eine Notbremsung eingeleitet haben, hilflos zusehen müssen, wie sie gerade eine Person überfahren haben, die Suizid begangen hat. Das ist sehr belastend für diese.

Es ist ein Job, vor dem ich sehr große Ehrfurcht habe, fast genauso wie bei Piloten.

LG


MarkTravel 
Fragesteller
 04.01.2019, 13:02

Daran hatte ich gar nicht gedacht, aber das soll ja bei manchen sogar mehrfach in der Karriere passieren. Wenn ich mir vorstelle, dass man so einen ICE mit 300 Sachen fährt und plötzlich ein Selbstmörder vor einem steht. Und ja, ich habe auch Respekt vor Lokführern, ich hatte mir damals mal angeschaut, was die für eine Eignungsuntersuchung haben, ich wäre bei diesem Signale, Pedale, Farbentest klanglos untergegangen. Vermutlich sind auch immer psychologische Untersuchungen dabei, damit man starke Persönlichkeiten findet, wobei man auch dann nicht weiß, wie wer auf Selbstmörder reagiert.

1

Ich weiß überhaupt nicht ob die GDL da so durchsetzungsfähig ist. Man liest ja ständig, dass es bei der Bahn einen Personalmangel gibt, insofern bleibt der Bahn wahrscheinlich überhaupt nichts anderes übrig, als ein ganz ordentliches Gehalt anzubieten, damit der Betrieb nicht völlig zusammenbricht. Aber auch wenn das alles in allem eben ein gutes Gehalt ist, so ist dies auch "nur" auf Facharbeiterniveau und somit jetzt auch nicht wahnsinnig überragend / außergewöhnlich. Und die Arbeitszeiten sind ja als Lokführer auch nicht gerade der Knaller.


MarkTravel 
Fragesteller
 04.01.2019, 13:18

Stimmt schon, in der Schweiz verdienen die das Doppelte, auch in Italien und Co. bekommen die noch mehr. Aber als Einstiegsgehalt schon nicht schlecht, zumal das ja mit den Jahren steigt und alle 2 bis 2 1/2 Jahre 5-7 % mehr Lohn kommen. Letztlich stimmeich dir wohl zu, die Bahn muss halt mehr zahlen, damit Leute kommen.

0