Warum fordern Pfleger irrsinnige Summen Geld?

11 Antworten

Für das Einstiegsgehalt eines Kranken/Altenpflegers kann man von einem Einstiegsgehalt von etwa 33.000,00 Euro im Jahr ausgehen (TVÖD). Schwankungen ergeben sich hierbei durch die Verantwortungen und Aufgabenfelder, die dazu führen, dass man von einem Monatsgehalt von etwa 2.800,00 Euro bis 2.900,00 Euro im Monat ausgehen kann. Die Gehälter sind natürlich Brutto zu verstehen.

Das macht netto (Beispiel: Bayern, ledig, 25, keine Kinder, katholisch) etwa  1.885,00 €.

Dafür arbeitet man im Schichtdienst rund um die Uhr, rund um den Kalender, auch an Feiertagen, 40 Std. in der Woche. In der Nachtschicht hat man oft mehrere (!) Stationen mit nur 2 Mann zu betreuen. Und man kommt nur selten pünktlich raus oder kann seine Pausen wie geplant nehmen. Denn die vorgeschriebene Dokumentation ist ja zusätzlich auch noch zu erledigen!

Die Verantwortung, die man zu tragen hat, ist immens. Alle Nase lang muss man (zusätzlich) zu Fortbildungen, das sind meist hausinterne Vorträge zu bestimmte Themen wie zB die neuesten Hygienevorschriften.

Die körperliche Belastung ist trotz aller Hilfsmittel extrem hoch, nicht umsonst haben fast alle in pflegenden Jobs "Rücken". Und Aufstiegsmöglichkeiten....kaum vorhanden.

Und du sagst, sie fordern irre Gehälter?

Eine solche Neiddebatte nutzt nur denjenigen, die den ganzen Wohlstand bei sich anhäufen und anderen nichts abgeben wollen.

Wenn sich jetzt der Krankenpfleger mit dem Supermarktkassierer und dem Busfahrer darum kloppt, wer "mehr verdient" hat, nutzt das keinem der drei.

Warum tun sich nicht alle hart arbeitenden Menschen zusammen, und fordern solidarisch mehr Lohn für alle? Der Krankenpfleger, der Bauarbeiter, der Supermarktkassierer, der Bus- und Taxifahrer...

Zusammen wären sie viel stärker, als einander noch zu beneiden.

Wer heimst selbst in Krisenzeiten noch Millionen-Boni ein? Wer bezieht weiterhin 6-stellige Gehälter, während selbstständige Einzelhändler ums Überleben bangen?

Es wäre genug für alle da.

Überleg mal, ob du deinen Frust an die richtige Stelle lenkst, oder nicht doch an jemand anderen adressieren solltest.

jsmnkr 
Fragesteller
 31.03.2020, 15:29

deswegen schrieb ich: "Entweder man muss alle Löhne anheben oder eben keinen, alles andere wäre doch einfach nicht fair. "

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jsmnkr 
Fragesteller
 31.03.2020, 15:29

Naja es sind halt auch die, die grade am lautesten brüllen.

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DerRainer100  31.03.2020, 16:08

Ob ein Beruf hoch oder niedrig bezahlt werden sollte, richtet sich doch an drei Achsen aus:

  1. Wieviel Fachwissen benötige ich und wieviel Zeit musste ich (unbezahlt) investieren, um das zu erlangen (Schule/Ausbildung/Studium/Fortbildung)?
  2. Welche Verantwortung trage ich (Leib und Leben anderer, Entwicklung (Lehrer), finanzielle Sicherheit (ein Verscherungsmakler) und wie groß ist mein Anteil/Einfluss (Arzt > Pfleger)
  3. Wie sehr belastet mich der Job (zeitlich/körperlich/geistig). Lehrer sind körperlich unbelastet, aber psychisch schon arm dran.

Das Einsortieren entlang der Parameter ist natürlich durchaus subjektiv.

Pfleger sind sicher stark körperlich und psychisch belastet, ihre Verantwortung im Bereich der Gesundheit ist mittelhoch, sie benötigen jedoch nicht unbedingt (!) vorab ein großes Zeit-Investment.
Ich würde den Beruf für 2.000 Euro Brutto nicht machen wollen.

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jsmnkr 
Fragesteller
 31.03.2020, 16:29
@DerRainer100

Naja sie bekommen ja schon 3000 brutto ... Ein Arzt verdient 7000 brutto. Dann müsste man ja wenn man das Gehalt der Pfleger um 1000 Euro anhebt das Gehalt der Ärzte ebenfalls um 1000 anheben. Andernfalls wäre es unfair.

Und sorry von mir wird ja auch verlangt dass ich meinen Job für 1900 mache ... mir bleibt nichts anderes übrig außer HARTZIV. Ich habe keine große Lobby im Gepäck die eine Erhöhung von 1000 Euro fordert.

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Schnarchnix  31.03.2020, 17:19
@DerRainer100
Ob ein Beruf hoch oder niedrig bezahlt werden sollte, richtet sich doch an drei Achsen aus

Du beschreibst den Idealzustand. In der Praxis richtet es sich leider nur bedingt an diesen drei Achsen aus.

In unserer Marktwirtschaft wird leider "nach Knappheit" bezahlt.

Beispiel:

  • bestimmte Handwerker sind knapp -> man bezahlt ihnen Unsummen an Geld
  • "SAP HCM"-Berater sind knapp -> man bezahlt diesen Beratern irrsinnig viel Geld
  • Piloten sind knapp -> man bezahlt ihnen Unsummen an Geld
  • Busfahrer gibt es wie Sand am Meer -> man bezahlt ihnen nur Hungerlöhne
  • Reinigungskräfte gibt es wie Sand am Meer -> man bezahlt ihnen nur Hungerlöhne
  • Möbelpacker gibt es wie Sand am Meer -> man bezahlt ihnen nur Hungerlöhne

Manche behaupten ja, es liege an den "Fähigkeiten" oder der "Schwierigkeit einer Aufgabe", dass Löhne höher oder niedriger sind. Ein Pilot verdiene deshalb mehr als ein Busfahrer, da sich Flugzeuge schwerer steuern lassen als Busse. Das stimmt zwar (faktisch).

Der Pilot bekommt aber nicht deshalb mehr Geld, weil er mehr lernen muss & die Ausbildung schwerer ist. Er bekommt allein deshalb mehr Geld, da Piloten auf dem Arbeitsmarkt schwerer zu kriegen sind als Busfahrer.

Bittere Wahrheit.

Ich wünschte, der Arbeitsmarkt würde sich an den drei Kriterien ausrichten, die du genannt hast. Dann wären nämlich Pflegekräfte Spitzenverdiener, und SAP-HCM-Berater Hungerlöhner. Das würde die Realität und Systemrelevanz der Berufe besser abbilden.

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DerRainer100  04.04.2020, 18:47
@Schnarchnix

@Schnarchnix: Du hast Recht, ich habe nicht die Realität, sondern die Theorie beschrieben. Ich frage mich allerdings, warum nicht mehr Leute, diese hochbezahlten Berufe ergreifen, sondern lieber im Nachhinein jammern.
Zum zweiten sage ich nichts über die Spreizung der Gehälter, diese absoluten Zahlen liegen zu weit auseinander. Ich verstehe z. B. nicht, mit welcher Berechtigung ein Mensch das 100 fache eines anderen verdient haben soll - da sollte es einen Deckel geben (so bei Faktor 10 bis 15).

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Schnarchnix  04.04.2020, 22:54
@DerRainer100
Ich frage mich allerdings, warum nicht mehr Leute, diese hochbezahlten Berufe ergreifen

Falscher Ansatz! Wenn nur noch Menschen "hochbezahlte Berufe" ergreifen, wird es niemanden mehr geben, der die anderen Berufe macht.

Grade jetzt zeigt sich doch, wie wichtig diese "anderen Berufe" sind (Supermarktmitarbeiter, LKW-Fahrer, Reinigungskräfte, Pflegekräfte...)

Die Lösung ist nicht "besser bezahlten Beruf ergreifen" sondern:

Die anderen Berufe endlich anständig bezahlen!

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DerRainer100  05.04.2020, 11:43
@Schnarchnix

@Schnarchnix: Sry, aber nicht jeder LKW-Fahrer etc. hat das Zeug zu einem SAP-Berater. Die Menschen sind nicht gleich (nicht gleich intelligent, gebildet oder empathisch). Das solltest du wissen, wenn du dich hier auf den Boards umsiehst.

Übrigens: Wenn alle die "besser bezahlten Berufe" ergreifen, kommt es zum Überangebot und zur Senkung der Bezahlung, bei den anderen dann umgekehrt. Natürlich nur, wenn deine Aussage stimmt:

"Er bekommt allein deshalb mehr Geld, da Piloten auf dem Arbeitsmarkt schwerer zu kriegen sind als Busfahrer."
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Schnarchnix  05.04.2020, 14:42
@DerRainer100

Ich sage ja: Die Lösung ist nicht, dass der LKW-Fahrer SAP-Berater wird.

Die Lösung wäre, den LKW-Fahrer besser zu bezahlen!

Wenn der Arbeitsmarkt sich an dieser Stelle nicht "selbst regelt" (was ja offensichtlich der Fall ist) bedarf es eben staatlicher Eingriffe, damit LKW-Fahrer mehr Geld bekommen.

Und Supermarktmitarbeiter. Und Reinigungskräfte, und Pfleger, und und und.

Ich bin froh, dass es all diese Berufe gibt, und dass Menschen diese Berufe noch ergreifen (obwohl sie unterbezahlt sind). Der Gesetzgeber könnte endlich mal dafür sorgen, dass sie besser bezahlt werden.

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Nun für Gehälter gibt es viele Parameter. Wirklich gut verdient kaum wer und die Firmen lachen sich ins Fäustchen, während wir uns um ein paar Prozent streiten und diskutieren, wer was verdient.

Eins ist erstmal wichtig, dass man Leistung und Gehalt entkoppelt betrachtet. Klar wir sind alle zur Schule gegangen, gute Leistung gibt eine gute Note, ergo gibt gute Leistung auch ein gutes Gehalt, richtig? Nicht wirklich.

Wir haben Faktoren wie die Region, die Firmengröße, die Branche der Firma, die Nähe zu billigen Nachbarländern, Verknappung, Berufserfahrung, Firmenzugehörigkeit und Loyalität, Qualifikation, Verantwortung, Verhandlungsgeschick und viele, viele weitere Faktoren. Um Fairness geht es dabei nicht.

Am Ende verdient dann jemand im Norden oder Osten in einer kleinen Firma die Hälfte vom Kollegen im Süden, der quasi das gleiche macht. Klar sind die Miete teurer, so gut wie alles andere aber nicht unbedingt.

Ansonsten ist auch immer die Frage womit vergleichen wir, was ist ein normales oder gutes Gehalt, wofür soll das Gehalt genutzt werden etc. pp. Menschen, Ansprüche und ihr Plan fürs Leben sind unterschiedlich.

Was Pfleger und co. angeht, wenn es denn wirklich diese 3.000 Euro sind, dann finde ich das durchaus ordentlich. Ich persönlich bin z.B. vor gut 8 Jahren in der IT-Branche eingestiegen mit 2.000 Euro Brutto. Mittlerweile bin ich bei 2.750 Euro im Grundgehalt, dazu gibt es noch was für die Rufbereitschaft.

Damit im Grundgehalt also im Stück unter den von dir genannten Wert. Damit konnte ich mir in der Zeit fast ein sechsstelliges Sümmchen ansparen. Am Hungertuch nagt man damit also definitiv nicht.

Möchte ich die Arbeit eines Pflegers machen? Nein, möchte ich nicht. Schlicht weil ich nicht so gut mit Menschen kann und das psychisch nix für mich wäre. Dafür kann ich gut mit Computern, Abstrakten Sachen, Zahlen etc. pp. Ergo habe ich mich für den Bereich entscheiden, der nächste kann besser mit Menschen und entscheidet sich dann eben für diesen Bereich.

Vorurteile gibt es immer. Solange man nicht in den Schuhen des Gegenüber steckt, ist sowas immer leicht. Pfleger brauchen geringe Qualifikationen? Vielleicht, ich weiß nicht was dafür auf dem Papier nötig ist. Natürlich brauch es aber eine gewisse Art Mensch und natürlich ist das psychisch Stress.

Der ITler ist auf der anderen Seite Sesselpupser? Gibt es sicher auch, viele sind aber dadurch, dass man überall ein Notebook oder Smartphone parat hat dauerhaft in Bereitschaft und Arbeitsfähig. Feierabend, Urlaub, wie auch immer. Werden Projekte knapp gibt es mal Crunch Times und so 100 Stunden Wochen machen dann auch kein Spaß, gehen sowohl auf die Psyche, als auch auf den Körper.

Und bei Problemen alle 30 Sekunden den Kunden am Ohr haben, jedesmal eine Abteilung höher, bis der Geschäftsführer dran ist, der mit Wörtern wie Regressansprüchen um sich wirft, während man einhändig mit dem Höher in der anderen Hand probiert das Problem zu lösen ist auch nicht immer stressfrei. Vor allem nicht, wenn das alles um 2-3 Uhr Nachts gestartet hat mit einem Supportanruf, während man am schlafen war. Und logischerweise gibt es so auch mal Tage, wo es nicht wirklich Schlaf gibt, wenn es blöd läuft auch mal hintereinander.

Am Ende haben wir alle unsere Probleme. Und jeder kann es für sich drehen, dass er mehr Geld verdient:

  • Der eine denkt sich, er hat mehr Berufserfahrung, sollte also mehr verdienen.
  • Der Einsteiger denkt sich, er ist fachlich besser als der alte Hase, die Berufserfahrung sollte egal sein, es sollte auf die Leistung ankommen.
  • Der Bauarbeiter schaut zu den Büroleuten und meint die Sesselpupser hocken nur auf dem Stuhl, das sollte nicht so viel Geld geben wie anstrengende körperliche Arbeit.
  • Der Angestellte im Osten schaut Richtung Westen und Süden und findet es ungerecht weniger zu kriegen, für die gleiche Leistung.
  • Der Kollege mit Studium, findet seine Qualifikation sollte stärker gewürdigt werden.
  • Der Kollege ohne Studium macht das Gleiche, wie der mit Studium, verdient aber weniger, was er ungerecht findet.
  • Der Nächste arbeitet in ein kleineren Unternehmen, ist daher Mädchen für alles und muss sich fix in neue Sachen reinfuchsen und findet er sollte dafür mehr verdienen.
  • Der Nächste denkt das Gleiche aufgrund einer höheren Spezialisierung oder aufgrund von Zertifikaten.

So hat jeder seine Story von dem was richtig oder fair ist und eigentlich ist auch alles irgendwo stimmig und logisch, nur funktioniert die Welt so eben nicht.

Klar mit den Rentenproblemen und den Instant Gratification Mindset der Leute, kommt auch nicht so viel Geld in die Pflege rein. Meiner Meinung nach sollten so Sachen eh genauso wie die Krankenhäuser und sämtliche Infrastruktur staatlich sein. Gerne mit vernünftiger wirtschaftlicher Leitung, um unnötige Ausgaben zu verhindern aber Geld sollte oder darf da nie das Problem sein bzw. Gewinnerzielungsabsichten.

Davon ab, wenn die Pfleger nun alle 4.000 Euro bekommen, dann wird mein Gehalt da durch nicht kleiner. Ein paar mehr Leute gehen in die Pflege, lernen diesen Beruf, wir haben genug Pfleger, irgendwann haben wir zu viele, dann sinken die Gehälter wieder usw.

Hätte ich gerne mehr? Sicher. Mich stört es aber nicht wirklich, wenn andere mehr kriegen. Natürlich kann ich hinterfragen, warum das angeblich so viel zuwenig wäre usw.

Darüber hinaus sollte aber jeder ein würdevolles Leben leben können. Er muss sicher nicht jeder eine Yacht haben aber Familie und Kinder kriegen sollte kein Armutsrisiko sein und man sollte auch nicht Angst haben müssen vor dem älter werden oder beim Einkaufen von Nahrungsmitteln im Supermarkt rechnen müssen.

Klar im Idealfall gibt es noch ein Häuschen mit Veranda und einen Hund für die Kids und 1-2 mal im Jahr Urlaub. Klingt eigentlich wie ein normales Leben, ist heutzutage aber leider, auch in so einem reichen Land wie dem unseren, absoluter Luxus.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Kurze Frage, in welchem Job verdient man EUR 2.000 Brutto wenn man studiert hat.
Also nach dem Studium?
Das erscheint mir mit EUR 2.000 Brutto doch recht wenig oder?

jsmnkr 
Fragesteller
 31.03.2020, 15:22

Mediengestalter Print

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jsmnkr 
Fragesteller
 31.03.2020, 15:33

und ja es ist wenig. aber was soll man machen wenn man nicht mehr bekommt xD? wir sind ja keine pfleger die einfach mal 4000 brutto fordern können.

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Tuehpi  31.03.2020, 15:34
@jsmnkr

Naja, gut - die "IrgendwasmitMedien" generation hat den Markt halt sehr überlaufen. Auch Gehälter werden von Angebot und Nachfrage bestimmt.

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Tuehpi  31.03.2020, 15:52
@Tuehpi

Und um den Punkt noch mal zu unterstreichen -

Ich habe kein Studium und verdiene über 5k Brutto, tendenz steigend. Aber die Nachfrage in den Bereich ist hoch und echte "könner" sind rar gesät.

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jsmnkr 
Fragesteller
 31.03.2020, 16:39
@Tuehpi

Warum gibt es dann Leute in meinem Beruf die 2000 Euro mehr verdienen als ich?
Ergibt keinen Sinn.

Ja das ist ja auch legitim. Aber den Beruf eines Pflegers kann wohl fast jeder mit etwas Sozialkompetenz erlernen. Durchhalten ist was anderes, aber es ist nicht wirklich komplex, man braucht kein besonderes Talent. Man muss sich nicht hocharbeiten.

Ein Arzt studiert Jahre lang, verdient bis er 30 wird kaum etwas und bekommt dann ca. 7000 Euro.
Und jetzt fordern Pfleger, die eine viel kürzere Ausbildung absolvieren 4000 Euro. Sorry aber das ist einfach total größenwahnsinnig.

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Wenn ich einen Job hätte, wo ich Doppel-Schichten (16 Stunden + ggf. Überstunde) am Sonntag - gesamt 10 Tage am Stück - machen müsste, würde ich das auch nicht für 1000€ im Monat machen ... ^^+gg