Wieso sei ein Stromschlag aus der Steckdose so gefährlich?

9 Antworten

Du hast bis jetzt jedes mal Glück gehabt, dass der Fußboden auf dem du gestanden hast ausreichend gut isoliert hat. Da kannst du dich aber nicht drauf verlassen und vor allem, das nützt dir gar nichts, wenn du z.B. mit der Schulter gerade an der geerdeten Heizung lehnst oder in der anderen Hand ein vorschriftsmässig geerdetes anderes Elektrogerät hältst.

Ob ein Stromschlag tödlich ist oder nicht, hängt davon ab, wie der Strom durch den Körper geht und ob das Herz zwischen der Eintrittsstelle und der Austrittsstelle liegt und durchflossen wird. Rechte Hand, linker Fuss kommt gut.

In einem hast du aber recht. Aufgrund des in Deutschland, vor allem in Neubauten, recht hohen Niveau der Anlagensicherheit der elektrischen Installationen haben wir sehr wenig Elektro-Unfälle mit Todesfolge zu beklagen.

https://www.vde.com/de/suf/statistik-stromtote

Aber eine Leich' ist schon zuviel!

Merke: Strom sieh man nicht, hört man nicht und riecht man nicht. Aber seiner Wirkung wird man sich schlagartig bewusst.

Dann hast du Glück gehabt.

Die Stromstärke bei einen Unfall ist von vielen Faktoren abhängig.

Liegt diese unterhalb gefährlichen Strömen und ist die Dauer sehr sehr kurz kann es tatsächlich ungefährlich sein, abgesehen vom Schreck.

Aber es kann auch anders kommen, ungünstig wenn die loslassschwelle überschritten ist und du ungünstig „dran“ hängst wird dein Körper über längere Zeit mit höheren Strömen durchflossen.

Das kann dann zum Tod führen, auch Stunden später noch aufgrund der Elektrolyse im Blut.

Also bitte nicht zu locker nehmen und zufrieden sein, dass bisher alles gut ging

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ein Schlag aus der Steckdose kann gefährlich sein, bzw tödlich ausgehen. Meistens passiert wirklich Nichts, weil man gut isoliert gegen Erde/Null ist, aber es kann auch ganz anders gehen.

Klar, ich hab auch schon unzählige Male Eine gewischt bekommen und lebe noch immer problemlos. Dein Vater hat wohl kaum von 380V einen Stromschlag bekommen, da haut es Einen wirklich um! Das wird Starkstrom gewesen sein, aber er hat bestimmt nicht gleichzeitig zwei Phasen berührt, sobald man an Eine kommt kribbelt das ja, dass man sich davon sofort löst und greift nicht noch an eine Weitere.

Hängt natürlich auch vom Gesundheitszustand des Herzens ab. Das wirklich Gefährliche ist in dem Zusammenhang der Wechselstrom (beim Gleichstrom bleibt das Herz nach dem Schlag entweder stehen oder nicht) weil dieser eine Frequenz auslöst. Die kann dann zu Herzrhythmusstörungen führen und die Gefahr liegt hoch, erst im Schlaf einen Herzstillstand zu erleiden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ein Stromschlag ist gefährlich weil er zum Tode führen kann. Dies auf verschiedene Weise. Im Akutfall kann der Stromfluss das Herz zum Krampfen bringen und damit den Blufluss stoppen. Auch kann der Stromfluss den Herzmuskel schädigen so das es mit Verzögerung zu Herzrhytmusstörungen kommt. Dann kann der Strmfluss den Körper innerlich regelrecht kochen und es kann Elektrolyse stattfinden. Das kann, auch mit Verzögerung dazu führen das der Körper vergiftet wird.

Es kommt auf die Einwirkdauer und die Stromstärke an die in dem Moment fließt. Wenn du gut isoliert bist, dann kann auch bei 400V ein verhältnismäßig kleiner Strom fließen, der eben nicht zum Tot führt.

Die Einwirkdauer wird von Fehlerstromschutzeinrichtungen begrenzt. Der FI Schutzschalter muss in neuen Anlagen einen Fehlerdifferenzsstrom von maximal 30mA haben. Erfahrungswerte liegen bei Neugeräten allerdings da drunter bei etwa 25mA.

Ab 30mA gilt der Strom als Lebensgefährlich.

auslösen muss der FI bei einen ausreichenden Fehlerstrom innerhalb von 400ms auch hier liegen die Erfahrungswerte deutlich drunter bei Neuanlagen und liegt bei c.a 30ms.

Wenn du einen elektrischen Schlag bekommst, der Fehlerstrom groß genug ist aber der Fehlerstromschutzschalter nicht auslöst bedeutet es bei einer funktionierenden Anlage, dass die Einwirkdauer vermutlich zu kurz war. Mehr als ein kurzes zwicken wirst du dann nicht spüren.

Dennoch gilt: "Niederspannungsanlagen sind Lebensgefährlich!"

Der FI Schutzschalter ist zwar in der Lage den Menschen vor einen Lebensgefährlichen elektrischen Schlag zu schützen, jedoch währe es besser, wenn dieser niemals aus dem Zweck genutzt werden muss. Genauso wie ein Airbag im Auto. Du bist froh das du ihn hast aber du willst es ja auch nicht darauf anlegen ihn zu benutzen.

Erhöht sich die Einwirkdauer können Körpereigene elektrische Impulse überlagert werden. Muskeln verkrampfen, ein Loslassen ist nicht mehr möglich. Erhöht sich die Einwirkdauer weiter wird es langsam aber sicher Lebensgefährlich. Die Gefahr an Herzkammerflimmern zu leiden steigt. Hierbei versucht das Herz den 50Hz Takt der Netzfrequenz zu folgen. 50Hz bedeutet, dass die Netzspannung 50 mal in der Sekunde die Polarität tauscht. Deswegen spricht man bei Wechselspannung auch nicht von + und - sondern Phase und Neutralleiter. + ist mal - und umgekehrt und das eben abwechselnd 50 mal in der Sekunde.

Das Herz ist für diesen Takt zu träge. Er kann nicht 50 mal in der Sekunde schlagen. Die folge: Das Herz beginnt damit zu zittern, das Blut kann nicht ordentlich durch den Körper gepumpt werden und man spricht vom Kammer flimmern. Hier wird dann ein Defibrillator eingesetzt, der das Herz dann durch einen Impuls wieder in seinen Ursprünglichen Takt bringt.

Erhöht sich auch hier die Einwirkdauer und die Stromstärke, kommt es durch Gerinnung im Blut zu einer Blutvergiftung und sämtlichen Verbrennungen.

Gerade Niederspannungsanlagen werden genau aus dem Grund den du hier schilderst regelmäßig unterschätzt und es kommt vermehrt zu Lebensgefährlichen Unfällen, einfach weil Laien meinen, hier währe nichts gefährliches dran es würden ja alle nur übertreiben und leider gibt es noch immer zu viele Todesopfer dadurch. ganz nach dem Motto: "Tausend mal berührt und tausend mal ist nichts passiert." aber dann spätestens beim 1001 mal passiert es und dann ist es zu spät.

Ich habe schon gehört wie es zu einem Unfall gekommen ist bei dem ein Familienvater ums Leben kam weil er meinte an der Hauptverteilung elektrische Arbeiten durchzuführen. Ihm viel eine Schraube direkt hinter den Kupfer schienen. Als er dann beim Versuch die Schraube herauszubekommen mit der Hand hinter den Schienen hinein griff bekam er einen elektrischen Schlag und kam direkt ums Leben. Da der Bereich sich vor dem FI befand gab es keine Schutzeinrichtung welche hätte auslösen können und seine Hand hat er ebenfalls nicht rechtzeitig herausziehen können. Er hatte absolut keine Chance dort weg zu kommen. Das war sein Todesurteil.

Moped85  10.08.2020, 07:57

Noch hizugefügt sei hier die Info, dass das Herz auch noch Stunden nach dem Stromschlag aus dem Takt geraten kann.

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