Wieso glauben die Juden die Prophezeiungen aus dem alten Testament (Bild)nicht die auf Jesus hinweisen?

Quelle : Bibelführer aus der Hoffnung für alle Bibel - (Glaube, Bibel, Jesus)

12 Antworten

Die Prophezeiungen an sich werden schon geglaubt. Was Juden nicht glauben ist, dass Jesus (so es ihn überhaupt gegeben haben sollte) diese Prophezeiungen erfüllt.

Dagegen spricht, dass 2000 Jahre nach seinem hypothetischen Tod die wichtigsten Prophezeiungen dessen, was der Messias machen soll, noch immer nicht eingetroffen sind. Das wäre: den Tempel in Jerusalem wieder aufbauen, einen jüdischen autonomen Staat, der nach jüdischem religiösen Gesetz geführt wird, im Nahen Osten wiederherstellen, die ganze Welt zum Monotheismus bekehren, Frieden auf der ganzen Welt schaffen, und schliesslich die Toten wieder auferwecken.

Unabhängig davon darf auch kein jüdischer religiöser Führer oder Prophet dazu auffordern, Teile des jüdischen Religionsgesetzes (z.B. Shabbat, Kashrut, etc.) abzuschaffen. In so einem Fall qualifiziert sich die Person als "Lügenprophet", worauf, falls sie vollziehbar wäre, die Todesstrafe stünde...

Unabhängig davon widerspricht es dem Gedanken des Monotheismus im Judentum, Jesus (einen Menschen), als Gott zu bezeichnen. Das wäre die Leugnung eines wichtigen Glaubensgrundsatzes im Judentum, dass es nur einen G''tt gibt, der eben nicht Mensch ist.

Religionen entwickeln sich im Laufe der Jahrhunderte in unterschiedliche Richtungen. Das macht aber eine Religion nicht besser oder schlecher als eine andere Religion.

Ganz einfach: Es gibt keine "Prophezeiungen" im AT, die auf Jesus hinweisen würden!

Die Juden glaubten nicht an einen "Messias" der erscheinen würde, als die Schriften des AT zusammengestellt wurde. "Messias" war lediglich die Bezeichnung für einen judäischen König, mehr nicht.

Erst in Rom entstand der Messiasglaube, als das Judentum bereits stark dezimiert und dem Untergang geweiht war. Mangels einer jüdischen Führung (das judäische Volk war zuvor ein Gottesstaat (Theokratie), also ein von der Religion geführter Staat) bildeten sich mehrere Richtungen. Ein kleiner Teil interpretierte aus AT-Versen einen kommenden Messias (Judenkönig), der Juda wieder zu einem autonomen Königreicht formen würde. Damit wollten sie lediglich genügend Anhänger finden, die sich gegen Rom auflehnen würden, wenn es genug waren.

Diese Leute erschufen dann die Geschichten über Jesus. Ob es wirklich eine Person mit diesem Namen gab, oder ob es gesammelte Geschichten verschiedener Wanderprediger waren, weiss niemand mehr. Fakt ist jedenfalls, dass es den in der Bibel beschriebenen Jesus so nicht gegeben hat. Fakt ist auch, dass diese Geschichten in einer Zeit entstanden, als die darin beschriebenen (vermeintlichen) Ereignisse bereits in der Vergangenheit lagen. Keiner der Autoren war Augen/Zeitzeuge.

Die Evangelien wurden so geschrieben, dass sie AT-Verse aus dem Zusammenhang rissen, und zu einer neuen Geschichte formten. Sie stellen Texte, die nicht als "Prophezeiung" gedacht waren, als solche dar. Bestes Beispiel ist die Jungfrauengeburt. Der Text auf den sich die "Prohezeiungen" beziehen, war keine Vorhersage, sondern bezog sich auf einen damals bereits lebenden Judenkönig.

Mit dem "Kommen des Messias" war indes nicht gemeint, dass irgendwann der Sohn Gottes erscheinen würde und bis dahin irgendwie unsichtbar wirken würde, sondern vielmehr war es auf die Lebzeiten der Autoren bezogen. Sie wollten einen LEBENDEN JUDENKÖNIG, der sie zu ihren Lebzeiten von der römischen Besatzung befreien würde. Für die Zukunft wollten diese Leute keine Deutung erstellen, sondern lediglich andere für ihre Sache gewinnen.

Das die Juden mit den Jesus-Vorhersagen nichts anfangen können ist klar. Denn dies gehört nicht zu ihrer Religion. Juden haben eine ganze andere Erwartung und sehen es als Gotteslästerung an, Jesus als Gottes Sohn oder sogar als Gott selbst zu bezeichnen, weil letzteres der Bibel und dem Gottesbild der Juden widerspricht.

Weil diese Vorhersagen auch anders gedeutet werden können.

Irgendwann werden sie es erkennen. Im Tanach (dem Alten Testament der Bibel) steht z. B.:

  • "Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Ratgeber, starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst" (Jesaja 9,5).

Der Messias ist also ein Junge (= "Sohn ... geboren bzw. gegeben") und Gott selbst (= "starker Gott" und "Ewig-Vater").

Im Buch Sacharja spricht Gott über seine eigene Kreuzigung:

  • "Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich den Geist der Gnade und des Gebets ausgießen, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, ja, sie werden um ihn klagen, wie man klagt um den eingeborenen [Sohn], und sie werden bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich Leid trägt über den Erstgeborenen" (Sacharja 12,10).

Spannend dazu finde ich auch das folgende Video:

https://www.youtube.com/watch?v=3DwJTVUAjLk