Wieso denken viele, dass man einen heimischen Verein (Fußball) supporten muss, um Nationalstolz zu haben?
Ich arbeite seit 2016 in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) und seit 2019 als Festangestellter. Dabei habe ich bis zu dessen Ruhestand jemanden, der ein Russlanddeutscher ist, als Bezugsmitarbeiter gehabt. Er behauptet, dass man deutsche Vereine unterstützen muss, um Nationalstolz zu haben. Mein Lieblingsverein ist mit dem Hamburger SV ein deutscher. Aber er meint auch, dass man im europäischen Wettbewerb immer zu deutschen Clubs halten müsse. Ich weigere mich aber, im Europapokal dem FC Bayern München oder anderen Bundesligisten die Daumen zu drücken, außer letzte Saison Eintracht Frankfurt (bin aber kein Fan der Eintracht). Und er behauptet auch, dass man der Meinung sein müsse, dass deutsche Top-Spieler in der Bundesliga bleiben müsse; ich bin der Meinung, dass Kai Havertz alles richtig gemacht hat, als er zum FC Chelsea ging. Und er vertritt dort auch die deutschen Farben.
Woher kommt diese Behauptung?
Ein guter Bekannter von mir (wir kennen uns über Facebook und Instagram) ist ein Luxemburger und er ist, wie viele seiner Landsleute, ein Fan eines deutschen Vereins, ebenfalls vom HSV. Trotzdem hat er Nationalstolz. Es gibt viele Leute in anderen Ländern, die einen ausländischen Club unterstützen und trotzdem würde keiner von ihnen auf die Idee kommen, ihnen Nationalstolz abzusprechen. Beispielsweise ist der Isländer Dagur Sigurdsson, der einst mal die deutsche Handball-Nationalmannschaft trainierte, ein Fan von Manchester United. Wäre mir neu, dass ManUtd. ein isländischer Verein ist. ;-)
Ich habe Nationalstolz, weil ich Deutschland wirklich liebe und mich niemals für meine deutsche Herkunft schämen würde, auch wenn ich ausländische Wurzeln habe. Wenn ich ein Führerschein hätte, dann würde ich mir einen Audi (ist aus Ingolstadt) oder einen Mercedes (ist aus Stuttgart) zulegen.
5 Antworten
Hallo, TamilGerman. ⚽️
Diese Frage gefällt mir sehr gut.
Obwohl ich wirklich Nationalstolz habe, ist bei mir auch sehr viel Sportgeist dabei.
Ich habe ja eine Zeit im Ausland gelebt und mich da auch schon für Fußball interessiert, und es ist nicht so dass ich keine ausländischen Mannschaften mag. Ganz im Gegenteil, denn ich liebe gerade zu Real Madrid und auch Barcelona.
Wenn es jedoch um Meisterschaften geht, wie Europameisterschaft und Weltmeisterschaft, dann stehe ich voll und ganz hinter unserer deutschen Nationalmannschaft.
Ich glaube sogar, dass da nicht der Nationalstolz, sondern der Sportgeist überwiegt.
Mit sportlichen Grüßen, Renate. ⚽️
Ach, wie schön. Das freut mich. Ganz lieben Dank für deine Bewertung, und liebe Grüße zurück. Herzlichst Renate.
Hallo, TamilGerman. Vielen Dank für den ⭐️. Ich melde mich. Liebe Grüße, Renate.
Ich habe bisher eine einzige sinnvolle Begründung gehört, warum man in internationalen Spielen für die Mannschaft aus der eigenen Liga sein sollte - und die lautet nicht "Nationalstolz" oder "Patriotismus" - wobei beide Begriffe vor der Diskussion vielleicht definiert werden sollten...
Die einzig sinnvolle Begründung meiner Meinung nach: es bringt der Liga Punkte und Ansehen, sodass die Liga gute Startplätze weiterhin bei intern. Spielen erhält.
Ansonsten habe ich diese Argumentation aber noch nie verstanden. Ich mag Nordösterreich so auch nicht - und das ändert sich doch auch nicht, nur weil sie gegen ManU spielen... Und bei brause gehe ich noch weiter: Da bin ich sogar grundsätzlich fast immer für die anderen...
Und er behauptet auch, dass man der Meinung sein müsse,...
Niemand muss irgendeiner Meinung sein. Wenn du die Bayern partout nicht magst, dann ist das eben so. Bedenke aber, dass andere sympathischere Vereine größere Chancen haben, sich zu qualifizieren, je besser die deutschen Teams sind, auch die Bayern.
Und die Eintracht aus der Bankenmetropole hat letzte Saison die Europa League gewonnen, während der FC Bayern München im Viertelfinale gegen den Außenseiter FC Villarreal ausschied.
Dir ist aber schon der Unterschied zwischen EL und CL bekannt, oder? Ganz davon abgesehen hatte Villareal im Vorjahr die EL gewonnen, von daher können die nicht ganz so schlecht sein...
Also ich habe jetzt vergessen, zu schreiben, dass der FC Bayern München in der CL ausschied. Und dass Villarreal schlecht ist, habe ich nie behauptet.
Du hattest aber Außenseiter geschrieben und das waren sie eher nicht...
Für mich war Villareal kein Außenseiter und auch die Verantwortlichen des FCB sprachen von einem schweren Los. Dass es viele Medienvertreter anders sehen, ist nicht mein Problem, denn viele Journalisten haben Probleme mit dem FCB...
Aber er meint auch, dass man im europäischen Wettbewerb immer zu deutschen Clubs halten müsse. Ich weigere mich aber, im Europapokal dem FC Bayern München oder anderen Bundesligisten die Daumen zu drücken, außer letzte Saison Eintracht Frankfurt (bin aber kein Fan der Eintracht).
Ich kenne Sechzger, die nicht zur Nationalmannschaft halten, da dort so viele Rote spielen. Folglich würden sie niemals Bayern München in der CL oder so die Daumen drücken.
Ah, also du warst auch einer dieser Leute, die zur Eintracht hielten hehe... fand ich damals lächerlich, bloß weil es ein deutscher Club ist.
Lokalpatriotismus gibt es im Vereinsfußball natürlich, aber so ein Deutschland-Ding ist das eher weniger bis gar nicht, zumindest machte ich diese Erfahrung.
Ich habe bis kurz vor der EM letztes Jahr Deutschland nicht die Daumen gedrückt, da ich wollte, dass Jogi abtritt. Mittlerweile halte ich wieder zu Deutschland, da es meine Heimat ist. Und meine Lieblingsspieler sind Kai Havertz vom FC Chelsea und Robin Gosens von Inter Mailand (leider wurde Gosens in letzter Zeit nicht nominiert). Ich mag den FC Bayern München nicht, da mir ihre Vereinsmentalität nicht passt.
Das kann letztendlich jeder so halten wie er möchte, denn es gibt auch Deutsche, welche dann keinen deutschen, sondern eher einen spanischen oder englischen Verein unterstützen.
Bei mir ist es halt so, dass ich einerseits meinen (deutschen) Lieblingsverein habe, aber grundsätzlich bei internationalen Wettbewerben den deutschen Teams auch die Daumen drücke. Da spielt es jetzt keine Rolle, ob das RB Leipzig, Eintracht Frankfurt oder der BVB ist...
Kann mich noch sehr gut an ein Erlebnis in Dortmund erinnern, dort fand irgendeine Tischtennis-Veranstaltung statt und wir waren dort einige Tage. An einem Abend lief ein Europapokalspiel mit Schalke 04 und bei einem Tor jubelten wir halt auch. Dann kam ein Kellner zu uns und machte uns darauf aufmerksam, dass man in Dortmund nicht für Schalke jubeln dürfte. Wir machten ihm dann deutlich, dass es zwei Möglichkeiten gibt, entweder wir jubeln weiter bei deutschen Toren oder verlassen die Hotelbar sofort... Anschließend hat er uns zur "Versöhnung" eine Runde Bier ausgegeben...
Jetzt stelle Dir die Situation vor, irgendwann spielt der HSV wieder in der 1. Bundesliga und qualifiziert sich sogar für die EL. Der HSV spielt gegen einen spanischen Verein und Du schaust Dir das Spiel in einer Kneipe an. Einige deutsche Besucher jubeln bei Toren der Spanier, Du wärst garantiert begeistert...
Als Bayernfan macht mir das übrigens schon länger nichts mehr aus, ich denke mir einfach mein Teil... ;-)
Hi schwarzwaldkarl,
was ist, wenn man Sympathien für (wie in meinem Fall) für die Rangers oder für Liverpool hat?
Du kannst von mir aus auch Sympathien für Barfuß Jerusalem haben, tangiert mich nicht... Warst Du dann glücklich, dass Glasgow Rangers gegen den BVB in der EL weiter gekommen sind?
Ja tatsächlich. Habe ich das nicht mal thematisiert?
Nur indirekt, aber letztendlich musst Du Dich aber nicht wundern, wenn viele deutsche Fußballfans dann hoffen, dass der HSV noch lange zweitklassig bleibt... ;-)
Der Hamburger SV und die Glasgow Rangers haben eine Fanfreundschaft und beide Vereine kooperieren sogar. Ich habe mich aber auch gefreut, als Eintracht Frankfurt letzte Saison die Europa League gewann. Es ist schade, dass es gegen die Rangers sein musste.
Während ich diesen Beitrag schreibe, trage ich das Trikot der DFB-Elf (mit dem Namen von Kai Havertz) :-)