Wie waren in der DDR die typischen Anrede- und Grußfloskeln in formellen Briefen?

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Die Anrede lautete üblicherweise "Sehr geehrte Damen und Herren!",
"Sehr geehrte Frau Müller!" oder auch "Werter Herr Meier!" Nach der Anrede wurde ein Ausrufezeichen gesetzt und der nachfolgende Satzanfang wurde groß begonnen.

Dies entspricht nicht nur meinen eigenen Erinnerungen sondern findet sich auch in der einschlägigen, mir vorliegenden Literatur:

- "Der Große Duden", VEB Bibliografischer Institut Leipzig, 1980
- "Der Große Duden", VEB Bibliografischer Institut Leipzig, 1987

Wobei 1980 noch die Anrede "Werter .." dominierte, während 1987 "Sehr
geehrte..." präferiert wurde.

Die Schlußformel lautete "Mit freundlichen Grüßen", und wenn man den Adressaten nicht leiden konnte "Hochachtungsvoll".

Bei den Parteisekretären war wohl auch "Mit sozialistischem Gruß" üblich und im innerbetrieblichen Briefverkehr "Werter Kollege Soundso!". Derlei habe ich aber nicht persönlich erlebt.



Hegemon  14.11.2017, 23:19

Danke für den Stern. :-)

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Ich kenne die Anrede "Werter Herr ....! / Werte Frau .....!", wobei die Pünktchen meistens einen Titel bedeuteten wie z.B. Betriebsdirektor, Doktor, Professor usw.

Als Grußformel wurde zumeist "Hochachtungsvoll"  verwendet.


thecheeky  07.11.2017, 10:02

Die Anrede "Werte(r)" galt auch in der DDR als unhöflich und wurde immer mehr vermieden, ohne ganz verschwunden zu sein.
Grußformel war in Schreiben an Institutionen "Hochachtungsvoll", in persönlichen Briefen - je nach Geschmack und Beziehung zum Adressaten.

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Nur Parteimitglieder (oder die, von denen man es annahm, erwartete) wurden mit Genosse/Genossin angeredet. Das sollte ja fast eine Auszeichnung sein. Ansonsten Kollege/Kollegin, gelegentlich Bürger/Bürgerin.

Herr hat man wenn es ging vermieden, da es ja keine Herren (Herrscher) gab. Oft wurde auf eine Anrede total verzichtet, um nicht ins Fettnäpfchen zu treten.

Lustig fand ich immer die Anrede "Teilnehmer" im Telefonverkehr. Unpersönlicher ging es nimmer.


thecheeky  07.11.2017, 13:44


Herr hat man wenn es ging vermieden, da es ja keine Herren
(Herrscher) gab. Oft wurde auf eine Anrede total verzichtet, um nicht ins Fettnäpfchen zu treten.

Die Antwort einer Nichtkennerin der DDR.

In allen offiziellen Briefen von irgendwelchen Institutionen an Bürger, die nicht durch Parteizugehörigkeit oder als Kollege bekannt waren, wurden mit "Sehr geehrter Herr...." und "Sehr geehrte Frau", in früheren DDR-Zeiten die ledigen Frauen noch mit "Fräulein" angeredetö. In persönlichen Briefen waren diese Anreden sowieso gang und gäbe.

Deine Bemerkung "da es ja keine Herren (Herrscher) gab, ist mal wieder total daneben und die Hirnblüte eines(r) Wichtigtuer(s)in.

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schmerberg  07.11.2017, 14:15
@thecheeky

Offensichtlich reichen deine Weisheiten nicht aus, um auf Fragen konkrete Antworten zu geben. Ist Meckern dein Hobby?

Meine Mutter war zufällig Sekretärin beim DIA und die Anredegepfogenheiten waren gelegentlich schon Thema im Haus

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Hegemon  07.11.2017, 15:02
@schmerberg

Der User thecheeky hat schon Recht. Die Behauptung, man hätte das Wort "Herr" vermieden, oder es wäre oft auf Anreden verzichtet worden, um nicht "ins Fettnäpfchen zu treten", gehört ins Reich der Fabeln und Legenden. Falls Du es nicht glaubst, lies in den alten Ausgaben des Duden nach.

Ob Du jemanden kennst, der jemanden kennt, spielt dabei keine Rolle.

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thecheeky  07.11.2017, 17:10
@schmerberg

...und ich war zufällig 26 Jahre lang DDR-Bürger und habe in dieser Zeit unzählige Briefe verschickt, erhalten, gelesen, sowohl persönliche als auch offizielle.
Trotzdem würde mich interessieren, was DIA ist, wo deine Mutter als Sekretärin nur "Werte Genossen" geschrieben hat.:)

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Die Anrede war, wie hier schon geschrieben "Werter Herr/Werte Frau/Wertes Fräulein" und auch "Sehr geehrte(r)......." . Als Schlussformel stand oft "Hochachtungsvoll!" oder auch gar nichts (es folgte dann nur die Unterschrift). Die Formel "Mit sozialistischem Gruß" gab es, aber eher, wenn es um Parteiinternes oder Organisatorisches ging. Auch meine Ablehnung zu einer Abiturklasse war damit unterzeichnet. Auch die Formel "Mit kollegialem Gruß" habe ich kennengelernt, dabei ging es meist um Betriebsinternes.

Da ich mich an die Formel "Mit freundlichen Grüßen" zu DDR-Zeiten nicht so recht erinnern konnte, habe ich in meinen ganz alten Unterlagen gewühlt und fand zu meiner Überraschung überall die Grußformel "Glück auf!", mit der man den Brief abschloss. Ich komme aus einer vom Bergbau geprägten Gegend, und auch in der Schule grüßten wir offiziell mit "Glück auf!"

Die Briefe meiner Schule an meine Eltern beginnen alle mit "Sehr geehrte...." und schließen mit "Glück auf!" und Unterschrift.



Claud18  08.11.2017, 17:14

PS.: Und die Ablehnung zur EOS beginnt mit "Werte Familie ....." und endet mit "Mit sozialistischem Gruß"

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Die Anrede "lieber Genosse Müller" gab es nur in offiziellen Briefen an solche Leute, von denen man wusste dass sie in der SED waren. Wenn man wusste dass derjenige nicht in der Partei war dann wurde er mit Herr Müller betitelt. Nur bei der NVA konnte man sich nicht dagegen wehren. Da waren alle Genossen, auch dann wenn man nicht freiwillig in der NVA war.