Wie übersetzt man den lateinischen Konjunktiv Imperfekt ins Deutsche?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Bei den meisten Lateinbüchern und den Lehrern gilt die einheitliche Regelung, bei der direkten Übersetzung "möge" als Hilfsverb bei Präsens und Perfekt zu verwenden und bei Imperfekt und Plusquamperfekt "würde".
Das ist dafür gut, das deutsche Hickhack mit K1 und K2 zu verhindern, das die Übersetzungen gewaltig erschweren würde. Daher

portem - ich möge tragen (Präsens)
portarem - ich würde tragen (Imperfekt)

portaverim - ich möge getragen haben (Perfekt)
portavissem - ich würde getragen haben (Plusquamperfekt),
.......................... aber auch: ich hätte getragen

Das lateinische Futur kennt keinen Konjunktiv.
Zu beachten ist, dass häufig gar kein Konjunktiv benötigt wird, weil die Konjunktionen
cum, ut, ne (z.B)
zwar in Latein einen Konjunktiv haben müssen, der aber als Indikativ übersetzt wird.

cum portaveris = als du getragen hast

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb
lumbricussi 
Fragesteller
 13.06.2018, 18:16

Danke, die Aufstellung ist recht hilfreich. Aber was ist eigentlich aus Wörtern wie "trüge" oder "äße" geworden? Gibt's die nicht mehr? z.B.: "Angenommen, ich trüge mich mit dem Gedanken, mich sinnlos zu betrinken. Fändet ihr das gut oder schlecht?"

Und wie ginge das mit dem Wort "stehen"? ich stünde oder ich stände? Auweia, ich krieg den Konjunktiv nicht mehr aus dem Kopf!

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Volens  13.06.2018, 18:24
@lumbricussi

Das sind die starken Konjunktive, die unter die K1/K2-Regelung fallen. Wenn man sie bei der Übersetzung benutzt, ist die Consecutio temporum hinfällig.

In der Schule ist es eine Grauzone. Manche Lehrer goutieren es, manche nicht, wenn nämlich die Zeitenfolge nicht richtig klar zum Ausdruck gebracht wird.

Du wechselst ja beim Einsatz des K1 bei solchen Formen, die mit dem Indikativ gleichlautend sind, im eigentlichen Tempus hin und her. Das ist bei Übersetzungen nicht so gut. daher ist möge und würde beliebter.

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Das ist, glaube ich so, weil "täte" kaum jemand mehr benutzt und man meistens in gängeiges Deutsch übersetzten soll. Außerdem wird so die Vergangenheit deutlicher

lumbricussi 
Fragesteller
 13.06.2018, 12:09

Danke, aber ich kapiers noch nicht. Der Konjunktiv ist ja für mich noch ganz neu. Irgendwann fällt der Groschen. Laut meiner Grammatik müsste "ageret" er handelte, er täte, er machte, bzw. er würde machen, heißen. Meiner Ansicht nach wäre es so auch gut: "was hätte er denn gemacht". Aber das ist schon wieder der Konjunktiv Plusquamperfekt. Es geht mir eigentlich um das "sollen". Wieso kann man das mit "sollen" übersetzen? "Hätte" und "wäre" gehört zum Konjunktiv. "sollen" vielleicht auch? Und vielleicht auch "müsste"?

Ich seh grad, da ist noch eine zweite Frage mit "sollen" gestellt worden. Aber das ist im Konjunktiv Präsens. Egal, ich hab ja erst den Konjunktiv Imperfekt gelernt.

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Volens  13.06.2018, 18:31
@lumbricussi

sollen ist meist keine Frage des Konjunktivs, sondern der Nachzeitigkeit.
Für so etwas wirst du den AcI mit Infinitiv Futur nehmen (oder Gerundivum beim Passiv) bzw. du wirst diese Formen dann in der Literatur vorfinden. Wenn du das noch nicht hast, musst du halt ein wenig warten.

ageret = er/sie/es würde tun (handeln)

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lumbricussi 
Fragesteller
 14.06.2018, 01:17
@Volens

Ich hab im Stowasser nach einem Beispielsatz gesucht, mit dem ich mir das Wort "tamen" besser merken könnte. Da fand ich dann "quid tamen ageret" - "was hätte er denn tun sollen". Ist schon komisch: In Deutsch oder Englisch hat mir Grammatik überhaupt keinen Spaß gemacht. In Latein dagegen find ich Grammatik spannend. Latein-Nüsse knacken. :-) Aber den Konjunktiv find ich schon verwirrend, zumindest jetzt am Anfang.

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