Wie seit ihr aus mobbing und der opferrolle rausgekommen?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein typisches Opfer insofern war ich nie, es gab aber in der Realschule Leute, die mich gern aufgezogen haben wegen meiner Herkunft als "Ausländerkind". Im eigentlichen Sinne (chronisch) gemobbt wurde ich nie, es ging mir im Vergleich zur Mehrheit der Klasse sogar ziemlich gut. In meiner Klasse ging die Post ab - da wurden sehr viele übel gemobbt und das Klima war scheußlich über Jahre hinweg, mich ließen sie allerdings bis auf diese vereinzelten Sticheleien in Ruhe und selbst die "Coolen", die andere richtig flott gemacht haben und das bis zur Grenze, waren überraschend freundlich zu mir - das Ausländerthema fand davon abgesehen nur dann und wann Erwähnung: Es waren mehr so gelegentliche Vorkommnisse, die ich auch nicht als Mobbing im engeren Sinne aufgefasst habe. Es waren mehr entwürdigende Gesten und vereinzelt doofe Sprüche, aber es war kein klassisches Mobbing. Ich habe es auch nie so interpretiert.

Ein "Markstein" war dennoch wohl der Moment, als sich in der neunten Klasse meine Chemie-Lehrerin wieder mal über meine Herkunft lustig gemacht hat. Die hat das immer wieder mal gemacht. Ich war bis dahin immer sehr ruhig gewesen, aber an diesem einen Tag war das Maß so voll, dass ich während des Unterrichts aufstand, ganz bedächtig vor ans Pult schritt und ihr vor der ganzen Klasse eher leise, aber doch sehr direkt sinngemäß sagte, dass jeder seine eigenen Probleme hat, sie bitte erst mal ihre eigenen Probleme löst, bevor sie meint sich über die der anderen lustig machen zu müssen und das vor anderen Leuten. Seither ließ man mich eigentlich in Ruhe, auch die Lehrerin hat nie mehr was gesagt und ich merkte ihr an, dass sie ein bisschen entsetzt war. Wahrscheinlich hat sie so was nie erwartet, weil ich an sich ein "Ruhiger" war, der nie so viel geredet hat.

Indirekt half mir auch, dass einige meiner Freunde Kampfsport gemacht haben. Einer dieser Freunde war schon als Jugendlicher erfolgreich und trat gelegentlich in der Lokalzeitung in Erscheinung, was vor 20 Jahren schon beachtlich war. Das war so die erste Welle Thaiboxen in Deutschland, kurz bevor das langsam populärer war. Da diejenigen, die andere in meiner Klasse chronisch mobbten (in meiner Klasse wurden viele gemobbt, mich ließen sie bis auf diese Ausländersache in Frieden) um diese Freundschaft Bescheid wussten, ließen sie mich soweit in Ruhe - ich vermute mal, dass das ein starker Grund gewesen war. Die hätten gewusst, ich hätte am nächsten Tag vielleicht ein paar kompakte Typen gebracht oder es zumindest gekonnt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
tomkaller  20.04.2022, 12:48

Mein ausgesprochenes Kompliment, für Dein weises und kluges Vorgehen. Alles Gute für Deine Zukunft. Mobbing ist nach meiner Einschätzung eine Position erbärmlicher Schwäche, um sich ohne Recht Vorteile auch Macht und Amüsement zu verschaffen.

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rotesand  20.04.2022, 13:40
@tomkaller

Danke. Ich bin im Nachhinein auch ein bisschen stolz drauf, dass ich das so ruhig gelöst habe und ohne Brutalität oder Rache oder sonst was. Bezüglich Mobbing als solchem stimme ich dir zu - und mobben tut nur der, der selbst unzufrieden ist nach dem Motto "wenn es einem anderen schlecht geht, geht es mir selber besser".

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Ich habe ein bzw. mehrere Hobbys gehabt, für die ich brenne. Die Folgen vom Mobbing waren Verdrängung (von meiner Position) und neue Positionen. Ich habe jeweils immer wieder Spaß gefunden, mit dem was ich tue, damit hatte ich Erfolg und das rief wieder Mobber auf den Plan. Beim letzten Fall kam das vom Vorgesetzten, was mich krank machte aber unter dem Strich wurde er degradiert und ich habe noch interessante Jahre erlebt und habe selbst nach einem vorzeitigen Ende gefragt und nicht vom Vorgesetzten dazu gedrängt. Ende gut alles gut stimmt hier auch.

Zusammenfassend möchte ich sagen, es kommt wesentlich auf Deine Haltung an. Alles Gute und viel Erfolg - trotzdem 😉

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich war zwar nie Opfer, habe aber selbst begeistert gemobbt. Das Interesse habe ich verloren, wenn meine Opfer nicht mehr reagiert haben. Entweder, ich habe das Interesse verloren oder ich habe brutalere Methoden angewendet, aber die meisten Mobbing Opfer werden das mobbing beenden können, indem sie ihre Peiniger ignorieren.

rumxrs 
Fragesteller
 21.04.2022, 11:12

Okey das von der anderen perspektive zuhören ist auch mal was neues

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Wichtig ist es, sich Hilfe zu holen. Andere ansprechen, um Unterstützung bitten. Wenn die Mobber merken, dass sie nicht alles mit einem machen können, dass es Leute gibt, die einem beistehen, sich einmischen, sie kritisieren, dann verlieren sie unter Umständen die Lust, einen weiter zu mobben. Mobber fühlen sich nur solange stark und mächtig, wie sie alles machen können was sie wollen ohne Konsequenzen.

In dem ich aus dem Elternhaus geflüchtet bin, in dem das Mobbing seinen Lauf nahm... ich bin weg gezogen und abgetaucht... und habe den Kontakt zu all den Menschen abgebrochen, die bei diesem riesengrossen Mobbing-Desaster bewusst und unbewusst mitgemacht haben.