Wie rechtfertigt die katholische Kirche ihre negativ wirkenden Eigenschaften?

17 Antworten

Gewiss, die Katholische Kirche ist prunkvoll. Aber das ist das Ergebnis einer institutionellen und kulturellen Entwicklung seit rund 1700 Jahren, an der sich zahllose Menschen bis heute erfreuen: den Kirchengebäuden, ihrer künstlerischen Ausstattung, kurz: ihrer Schönheit, aber auch z. B. an den alten Handschriften, die eine Fundgrube des historisch-philosophisch-theologisch- naturwissenschaftlichen Wissens der Vergangenheit sind, von dem wir nichts oder wenig wüssten, wenn es die Kirche nicht erhalten und überliefert hätte. Die Kirche hat also immer noch eine kulturelle Bedeutung ohne die unsere heutige Zeit nicht zu denken wäre. Nicht zu vergessen ist auch das soziale Engagement der Kirche, das zweifellos in vielen Gemeinden aktiv gelebt wird.

Diese Tatsachen in Bezug auf die Institution Kirche muss man getrennt von gewissen Missständen sehen, die menschlichen Unzulänglichkeiten einiger Repräsentanten der Kirche geschuldet sind.

MfG

Arnold

Bei den "negativ wirkenden Eigenschaften" muss man meiner Meinung nach vier Fälle unterscheiden:

  1. Abweichungen der Lehre von dem geschriebenen Wort in der Bibel: Hier ist die katholische Kirche seit 500 Jahren (d.h. seit Martin Luther) aufgefordert, sich zu ändern (Marienverehrung, Heiligenverehrung, Zölibat, Kindertaufe, Unfehlbarkeit des Papstes, u.a.), aber sie tut es nicht. Da gibt es nichts zu rechtfertigen und auch nichts zu kontern.
  2. Prunk und Machtmissbrauch und Bereicherung: Das sind direkte Folgen aus dem selbstgebastelten Selbstverständnis der katholischen Kirche, und damit Folgen der Abweichung ihrer Lehrmeinung von der Bibel (siehe 1.).
  3. Missbrauch Schutzbefohlener: Das ist eine direkte Folge aus dem Selbstverständnis der Kirche als "Institution der Rechthaber", ihrer Lehre (Zölibat) und menschlichem Fehlverhalten. Letzteres wird (zumindest heutzutage) nicht (mehr) gerechtfertigt und vertuscht, sondern verfolgt. Die Ursachen (Selbstverständnis und Lehre) werden aber immer noch nicht geändert.
  4. Standpunkte, die sich direkt aus dem Wort Gottes, der Bibel ergeben: Homosexualität, Sünde, Vergebung, Gott, Jesus, ewiges Leben, u.a. Auch da gibt es nichts zu rechtfertigen und zu kontern. Diese Standpunkte zu vertreten, ist Auftrag jeder christlichen Kirche oder Glaubensgemeinschaft.

Da gibt es also im Grunde nichts zu kontern. Die katholische Kirche muss sich grundlegend ändern in ihrem Selbstverständnis und in ihrer Lehre, sonst werden ihr auch weiterhin die Leute weglaufen.

Den evangelischen Kirchen geht es da aus anderen Gründen (z.B. Konturlosigkeit bei Punkt 4.) auch nicht besser.

Alle schaffen es zu Zeit nicht wirklich, das Evangelium, die "Frohe Botschaft", die "Siegesbotschaft", attraktiv zu verkünden.

Da gibt es nichts zu rechtfertigen.

Den "Prunk" sehe ich allerdings relativ, denn man darf ja nicht Limburg als Maßstab nehmen. In meiner Gemeinde ist der größte "Prunk" die Kirche, die seit Jahrhunderten für die Gottesdienste der Gemeinde genutzt wird. Rechts und links sind schon Teile für einen Pfarrsaal und eine öffentlche Bibliothek abgetrennt. Das halbe Pfarrhaus wurde gerade für Flüchtlinge geräumt. Die Finanzen sind öffentlich, und ein Kirchenvorstand hat ein begrenztes Mitspracherecht.

Missbrauch durch Priester: Jede menschliche Gemeinschaft, egal, wie man die Grenzen zieht, hat einen Anteil an Mitgliedern, die sich verfehlen, auch an Kindern. Bei Menschen, die qua Amt ein besonderes Vertrauen genießen und dieses missbrauchen, wirkt die Verfehlung noch schwerer als bei anderen. Insgesamt zeigt sich, dass die Kirche eine Organisation von Menschen ist und deshalb nichts besser als Menschen allgemein sein können. Bedenklicher wäre, wenn man nachweisen könnte, dass der Prozentsatz von Kindesschändern in der Priesterschaft höher wäre als unter allen Vätern. Bekanntlich ist das Gegenteil der Fall, und da wehre ich mich als Vater auch gegen einen Generalverdacht. 

Was ich an meiner Kirche kritisiere, ist die Lieblosigkiet, die Schwäche, die Herrschsucht, mit der meine Generation in den 50er Jahren unterdrückt wurde. Hier sehe ich trotz aller ewigen "Aufbruchstimmung" bei den Katholikentagen noch keine wirkliche Wandlung. Aber wie in der eigenen Familie muss man auch in seiner umfassenden Familie (der Kirche) einiges an Pleiten verkraften. Aber nicht hinnehmen.   

Du willst das rechtferigen?

Das Schamanen kleine Kinder befummeln und ihnen dabei einer ab geht, willst Du das tatsächlich rechtfertigen?

Das kann man nicht rechtfertigen. Es ist widerlich und abstoßend.

Prunk? Was ein gewisser Jesus gewollt hätte und was nicht, auf welche empirisch verifizierte Aussagen dieses Herrn sollte man diese Behauptung stützen? Es gibt keine solchen.

Dass die halt mal einigen Besitz zusammengerafft haben, nicht verwunderlich, was die dafür alles angestellt haben in der Geschichte.

Und komm nicht mit freiem Willen. Bei einem angeblich doch ach so  allwissenden und allmächtigen Gott gibt es sowas faktisch nicht. Ein freier Willen, welcher sich über ein solches Wesen hinwegsetzen kann, ist ein Beleg entweder für dessen Nichtexistenz oder das Nichtzutreffen von Allmacht oder Allwissenheit, sowie auch jedes Menschenleben, welches durch diese Herrschaften jemals auch nur minimal beeinträchtigt wurde, jeweils einzeln ein faktischer Gegenbeweis zu deren Thesen und Behauptungen darstellt.

....und möchte weder die Kirche, noch das Christentum in Frage....

Wieso? Fällt dann Dein Kartenhaus in sich zusammen? Musst Du dran festhalten, weil Du ohne Angst hast? Andersrum, wird es nicht langsam Zeit, das zu tun?

Menschen haben immer einen freien Willen, entweder das Gute tun oder sich für das Böse entscheiden, was Gott nicht will.

Deshalb gibt es auch in der katholischen Kirche Sünde, Fehlentscheidungen - immer entgegen der Liebe, die jeder Christ praktizieren sollte und wofür die Auserwählten Gottes Vorbild sein sollten. Deshalb ist eine Sünde eines Priesters viel schwerwiegender und wird durch Gott viel härter bestraft als bei gewöhnlichen Gläubigen.

Aber man muß auch sehen, daß das Böse und Satan die Kirche und das Heilige in ihr (die Sakramente und Gottes Lehre) bekämpft. Auch durch Menschen, die Gott bekämpfen wollen. So werden Fehler der Kirche (besonders der katholischen) in den Medien hochgespielt oder auch Fehlmeldungen und Gerüchte gestreut. Z.B. gibt es bei Priestern nicht mehr Kindesmißbrauch wie in anderen Berufen durch Lehrer oder Kindergärtner.

Der Prunk war nicht für die Kirche bestimmt, sondern man wollte Gottes Herrlichkeit und Größe und Majestät den Gläubigen darstellen und Gott ehren. Denn er ist ja der König des Weltalls So waren es auch Gläubige (u.a. auch Fürsten und Könige), die das durch Spenden finanzierten. 

Hexenverfolgung

Die damalige protestantische Lehre,nach der der Teufel alle Gewalt über jede Kreatur habe, führte zur Entstehung einer eigenen Literatur,den sogenannten "Hexenpredigten".

Daher breitete sich der Hexenwahn und die Verfolgung der Hexen zunächst in den protestantischen Gebieten aus und griff dann später auch auf die katholischen Gebiete über,die eine enge Beziehung zum Protestantentum hatten z.B.Trier,Bamberg,Würzburg,Münster).

Die formelle Ausgestaltung der Hexenprozesse kam mit der Einführung der peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V 1532,in der zum Beispiel die Verfolgung auf Verdacht oder die Folter festgeschrieben wurde.Diese Anordnung wurde also von der weltlichen Rechtssprechung und nicht von der katholischen Kirche getroffen.In Rom wurde nie eine Hexe verbrannt.

Seit dem 15.Jahrhundert waren vorwiegend die weltlichen und nicht die kirchlichen Gerichte für die Hexenprozesse zuständig.Auch die Bulle "Summis desiderantes affectibus"von Papst Innozenz VIII 1484 wird für die Ausbreitung der Hexenprozesse verantwortlich gemacht.Hier handelt es sich aber um eine gerichtliche Maßregel aufgrund eines juristischen Streits in Deutschland.Von Folter oder Feuertod ist nirgends die Rede.

Die ersten Kämpfer gegen die Hexenverfolgung waren Katholiken,der berühmteste unter ihnen ist sicherlich der Jesuit Friedrich von Spee,dessen Buch "Cautio criminalis" von 1631 wohl das wirkungsvollste Werk gegen den Mißbrauch der Justiz in den Hexenprozessen gewesen ist.Solche Anstrengungen-und nicht etwa die Aufklärung-waren maßgeblich dafür verantwortlich,daß das Ende der hexenprozesse eingeläutet wurde.Obwohl verschiedene Protestanten (wie Carpzov) diese Bemühungen um das Ende der hexenverfolgungen bekämpften,erhoben sich immer mehr Stimmen gegen die Hexenverfolgung.

Alle Völker und Kulturen kennen den Hexenglauben,man findet ihn im alten Ägypten genauso wie bei den Griechen und Römern.Aber auch heute feiert der hexenglaube in vielen okkultistischen Kreisen wieder fröhliche Urstände-soviel zu unserer "aufgeklärten"Zeit.

Galilei hatte natürlich nicht als Erster erkannt, dass die Erde sich um die Sonne dreht. Galilei war aber davon überzeugt , die Erdbewegung um die Sonne auch beweisen zu können. Das konnte er jedoch nicht.Seine Beweise, wie Ebbe und Flut, haben zu recht schon seinerzeit niemanden überzeugt.Allein im Kreis sah Galilei die perfekte Form. 

Deshalb war er überzeugt, dass die Umlaufbahnen der Planeten kreisförmig sind.Daran hielt er auch noch fest, als Kepler die eliptischen Umlaufbahnen errechnet hatte. Gegen die Ellipse hat sich Galilei mit heftiger Polemik gewehrt-für mich ein lehrreiches Beispiel dafür, dass der Mensch immer wieder Opfer seiner selbst produzierten Ideen ist.

Mein Fazit am Inquisitionsprozess ist, dass Galilei in der Naturwissenschaft irrte und die Kurie in der Theologie. Die Inquisition war im Irrtum, weil sie nicht erkannte, dass der Widerspruch zwischen Heliozentrismus und Bibel nur ein scheinbarer war - und Galilei hatte Unrecht, weil er nicht beweisen konnte, was er behauptete.

(Walter Brandmüller)

RudolfFischer  22.11.2015, 09:24

Die Hexenverfolgung entstand nicht aus religiösem Wahn, sondern aus abergläubischem Denken, das noch aus der vorchristlichen Zeit stammte.

Ein aufgeklärter Stadtrat in Münster bekam jede Menge Anzeigen von Bürgern, die jemanden (nicht nur Frauen) der Hexerei beschuldigten. Das wurde solange unter den Teppich gekehrt, bis der Volkszorn zu groß wurde. Da ließ man dann schon einmal eine arme Magd ohne den Rückhalt einer Familie über die Klinge springen. Schlimm genug, aber die Kirchen hatten damit nichts zu tun.

Es gab aber auch eine religiöse Komponente, nämlich den Vorwurf, Männer oder Frauen hätten sich mit dem Teufel verbunden, vor allem zu sexuellen Ausschweifungen. Das war dem normalen Volk aber zu hoch. Das kannte sich nur mit dem "bösen Blick" und sonstiger Hexerei aus.

Insofern mischten sich bei der Hexenverfolgung heidnische und religiöse Komponenten, so dass man nicht alles den Kirchen anlasten kann. Andererseits gibt es auch keine statistische Entlastung, denn schon ein unschuldig hingerichteter Mensch war zu viel.

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