Wie lief das Ritual einer Totenbeschwörung ab?

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Eine Totenbeschwörung, um von einem Toten Auskunft über das, was geschehen ist (Vergangenheit), was (anderswo) geschieht (Gegenwart) oder was geschehen wird (Zukunft), zu bekommen (Weissagung), gehört in den Bereich der Mantik (griechisch: μαντικὴ τέχνη)/Divination (lateinisch: divinatio).

Totenbeschwörung in der Antike hat kein ganz festes einheitliches Vorgehen. Darstellungen über Totenbeschwörung zeigen vor allem Vorstellungen. Es handelt sich nicht um Tatsachen eines Wirkens und seiner Ergebnisse. Das Vorgehen hängt auch von Zeit, Völkern und Kulturen ab, da Religionen, Vorstellungen über den Existenzzustand Verstorbener nach dem Tod, Aufenthaltsorte von Totengeistern, Gottheiten und andere Wesen, die Macht über Verstorbene und ihre Aufenthaltsorte haben und einem Glauben an bestimmte Wirkungsweisen von Magie es beeinflussen.

Im Alten Orient hat es Vorstellungen einer Totenbeschwörung gegeben. Die Einholung eines Totenorakels wird schon im Gilgamesch-Epos dargestellt.

Ausgehend von der Odyssee wird ein Totenopfer (Opfer an die Toten) mit Totenbefragung in der Unterwelt zu einer typischen Szene eines antiken Epos, eine sogenannte Nekyia (griechisch νέκυια genannt, lateinisch necyia). Eine Totenbeschwörung (Nekromantie) wird griechisch νεκυομαντεία genannt (νεκρομαντεία in antiken Texten sehr selten), lateinisch necyomantea oder necyomantia.

Ausdrücke, für Spezialist(inn)en, die Totenbeschwörungen durchführen, sind beispielsweise griechisch γόης (Zauberer, Gaukler), μάγος (Magier, Zauberer), μάντις (Wahrsager, Seher), φαρμακίς (Zauberin, Giftmischerin), ἐπῳδός (Zauberer, Beschwörer), ἀγύρτης (Bettelpriester), lateinisch magus/maga (Magier, Zauberer/Magierin, Zauberin), saga (Wahrsagerin, Zauberin), venefĭca (Zauberin, Zubereiterin von Zaubertränken, Giftmischerin).

Von den Totenseelen besitzen nach den Vorstellungen einer Totenbeschwörung vor allem die mit Gewalt aus ihrer Leiblichkeit befreiten Zukunftswissen. Daher ist ein Verfahren, sich an Gräbern oder an einem Eingang der Unterwelt (z. B. am Fluß Acheron, bei Tainaron auf der südlichen Peloponnes oder am Averner See bei Kyme/Cumae in Italien) niederzulegen, um nach Vollzug von Riten Aufschluß über eine Frage zu erhalten.

Es gibt unterschiedliche Arten einer Totenbeschwörung. Zwei Hauptgruppen:

a) Hervorrufung eines Totengeistes als Erscheinung/Abbild/ Schatten(bild)

b) Totenerweckung mit zeitweiliger Wiederbelebung (Reanimation) eines Verstorbenen/toten Körpers zumindest ein Stück weit

Ein spätantiker Kommentator unterschiedet in lateinischer Sprache die Bezeichungen necromantia (gebildet nach griechisch νεκρομαντεία; TotenbeschwörungTotenweisssagung) für b) und sciomantia (gebildet nach griechisch σκιομαντεία; Schattenbeschwörung/Schattenweissagung) für a) (Servius zu Vergil, Aeneis 6, 149).

Anscheinend können dementsprechend Typen einer Totenbeschwörung in der Antike nach kennzeichenden Merkmalen unterschieden werden.

rein griechischer Typ:

Totenopfer aus Wein, Milch, Honig und Blut, zu Befragende selbst erscheinen (Totengeister als Erscheinung/Abbild/ Schatten, Schattenbild)

orientalischer Mischtyp:

vorausgehende Totenerweckung, Gebrauch von Figuren/Sympathiepuppen, Leichen oder Leichenteilen (Überreste des Verdorbenen als sogenannte οὐσία), oft Drohungen gegen den Totengeist

Beispiele literarischer Darstellung von b) Totenerweckung/orientalischer Mischtyp gibt es bei Marcus Annaeus Lucanus und Heliodoro(os).

Bei Totenbeschwörungen sind anscheinend Vorstellungen vorhanden, Totengeister durch eine Totenspende anzulocken, Gottheiten durch Gaben/Opfer günstig zu stimmen, Gottheiten anzurufen, Totengeister heraufzuschicken, und Totengeister anzurufen, heraufzukommen/zu erscheinen, durch Blut Kraft/Energie zu geben, ein sich von der Unterwelt/dem Totenreich zum Ort der Totenbeschwörung öffnender Zugang (Tor/Pfad), teilweise ein Festhalten, eine Kontrolle und eine Druckausübung durch magische Figuren/Puppen und Bänder.

Allgemeines zum Ablauf einer Totenbeschwörung in der Antike

Zeit: Die Zeit ist vor allem in der Nacht.

Ort: Gängig sind Orte im Eingangsbereich der Unterwelt, an einem Grab oder in einer Gegend, wo es gerade Tote gibt (z. B. ein Schlachtfeld).

Rituale (es gibt anscheinend kein einziges in allen Einzelheiten fest verbindliches Vorgehen, sondern nur einiges, was gebräuchlich ist; einerseits kommt nicht alles in jeder Darstellung vor, andererseits kommen in Darstellungen zum Teil weitere rituelle Handlungen vor): Graben einer Grube; Totenspende/Totenopfer/Weiheguß/Trankopfer (griechisch: χοή, σπονδή, λοιβή; lateinisch: libatio, libamen, libamentum), bestehend aus Honig, Wein und Wasser, in manchen Darstellungen auch Blut, vorstellbar danach Drüberstreuen von weißem Mehl/heller Gerste als Opfermehl/Opferschrot (die ursprüngliche Bedeutung von lateinisch immolatio ist das Bestreuen des Opfertieres mit gesalzenem Spelt, dem Opferdinkel); Schlachten von Opfertieren, vor allem mit Durchschneiden der Kehle, wobei Blut in die Grube fließt, Hineinlegen der Tiere in Feuer (Brandopfer), eine gängige Vorstellung sind ganz schwarze Opfertiere, vor allem ganz schwarze Schafe (vgl. außer einigen antiken Texten mit Darstellung einer Totenbeschwörung auch Plinius, Naturalis historia 30, 6 [16]); teilweise Zaubertränke; Zaubersprüche/-lieder; Gebete/Anrufungen an Gottheiten (vor allem chthonische [unterirdische] Gottheiten/Gottheiten der Unterwelt allgemein und einzeln bei den griechischen Gottheiten und ihren römischen Entsprechungen vor allem Hades/Pluto, Persephone/Proserpina, Hekate/Hecate, Hermes (als Psychopompos jemand, der Seelen in die Unterwelt führt/geleitet)/Mercurius und die Erinyen/Furien (einzeln z. B. Alekto/Alecto, Megaira/Megaera, Teisiphone/Tisiphone); Anrufung der Totengeister; eventuell Drohungen gegen Gottheiten bzw. Totengeister

eine Anzahl antiker literarischer Texte mit teils ausführlichen, teils kurzen Darstellungen zu Totenbeschwörung:

  • Homer, Odyssee κ - 10. Gesang, Vers 488 – 540 und λ - 11. Gesang, Vers 20 - 322 und Vers 377 – 635 (Odysseus fährt mit seinen Gefährten nach Instruktion der Göttin und Zauberin Kirke zur Unterwelt in der Nähe des die Erde rings umfließenden Weltstromes Okeanos und dort, wo die Flüsse Pyriphlegethon und Kokytos [ein Abfluß des Stygischen Wassers] in den Fluß Acheron zusammenlaufen: nachts Graben eines Loches/einer Grube in einer Länge, Breite und Tiefe von knapp einem halben Meter, Totenspende an die Toten mit Gießen von Honig, Wein und Wasser, Drüberstreuen von weißem Mehl/heller Gerste, Gebet und Gelobung des Opfers einer Kuh und eines Brandopfers an die Toten und an Teiresias zusätzlich eines schwarzen Schafes, Schlachtung [Durchschneiden der Kehlen] eines Widders und eines schwarzen weiblichen Schafes, zum Dunkel der Unterwelt gewendet, über die Grube gehalten, selbst das Gesicht zu den Stromfluten gewendet, Brandopfer der abgehäuteten Opfertiere, Gebet zu Hades und Persephone, Trinken des in das Loch/die Grube geflossenen Blutes durch die Toten, zuerst durch den Seher Teiresias, wobei mit gezogenem Schwert eine vorherige Annäherung anderer Toter verhindert wird)
  • Aischylos, Psychagogoi (griechisch: Ψυχαγωγοί; Die Totenbeschwörer; lateinischer Titel: Psychagogi) TrGF 273 a mit einer Beratung für Odysseus durch ψυχαγωγοί (Seelenheraufführer/Totenbeschwörer)

Daniel Ogden, Totenorakel in der griechischen Antike. In: Kai Brodersen (Hrsg.), Prognosis : Studien zur Funktion von Zukunftsvorhersagen in Literatur und Geschichte seit der Antike. Münster ; Hamburg ; London : Lit, 2001 (Antike Kultur und Geschichte ; Band 2), S. 49:

„Komm jetzt, Gastfreund, stelle dich auf den grasigen heiligen Bezirk des schrecklichen Sees. Durchtrenne die Kehle und laß das Blut dieses Opfertiers in die dunklen Tiefen der Sumpfgräser fließen als ein Getränk für die Leblosen. Rufe die ursprüngliche Erde (chthon) und den chthonischen Hermes herbei, den Geleiter der Toten, und bitte den chthonischen Zeus, den Schwarm der nächtlichen Wanderer von den Mündern des Flusses heraufzuschicken, von dem dieses traurige stehende Wasser, nicht für das Händewaschen geeignet, von den stygischen Quellen herausgesandt wird.“

  • Aischylos, Persai (griechisch: Πέρσαι; Die Perser; lateinischer Titel: Persae) 598 – 842 (Atossa und der Chor der alten Perser beschwören den Geist des toten persischen Großkönigs Dareios vor seinem Grabmal herauf: Totenspende [Kuhmilch, Honig, Wasser, Wein, Olive, Blumenkranz] an den Toten als Ehrung an ihn und unterirdische Gottheiten, Hymnen mit Wendung an heilige chthonische [unterirdische/der Unterwelt zugehörige) Gottheiten, Ge [Göttin, die Personifikation der Erde ist], Hermes als Leiter der Unteren, Hades [in der Namensform Aïdoneus], die Seele [ψυχή]/den Geist [δαίμων] hinaufzusenden/hinaufzugeleiten, an Dareios, aus dem Grab heraufzukommen)
  • Herodot 5, 92, g (der Tyrann Periandros sammelt im Hera-Tempel von Korinth Kleider von Frauen der Korinther, Gebet, Brandopfer des Kleiderhaufens, damit seine tote Frau Melissa ihm eine Auskunft gibt)
  • Horaz, Satire 1, 8, 14 – 35 (Canidia und Sagana in einer Mondnacht auf dem Esquilin bei Menschenknochen [Friedhof?]: Zaubersprüche/-lieder, Knochen, Kräuter, schwarzer Mantel hochgeschürzt, nackte Füße, aufgelöstes Haar, Aufkratzen der Erde mit den Nägeln, Reißen eines Lammes mit den Zähnen, Fließen von Blut in eine Grube zum Anlocken von Geistern der Toten, Bild aus Wolle und Bild aus Wachs, Anrufung von Hekate/Hecate und Teisiphone/Tisiphone, umherirrende Schlangen und Unterweltshunde, Vergraben der Barthaare eines Wolfes und des Zahnes einer Natter in der Erde, Feuer an Wachsfigur, Zauberbänder)
  • Vergil, Aeneis 6, 125 – 989 (Aeneas trifft, vor allem um von seinem verstorbenen Vater Anchises etwas zu erfahren, die Sibylle, zu einem Unterweltseingang bei Cumae, Pflücken eines goldenen Zweiges, schwarzes Opfertier, bei Morgengrauen Hineingehen in die Unterwelt)
  • Properz 4, 1, 103 – 106 (Bemerkung über Tote, die aus magischen Wassern hervortritt [offenbar Bezug zu Unterweltsgewässern])
  • Seneca, Oedipus 530 – 658 (der Seher Teiresias/Tiresias nachts auf Anordnung des thebanischen Königs Oidipous/Oedipus in einem finsteren Eichenhain: Graben einer Grube in die Erde, Fackeln von Scheiterhaufen hineingeworfen, schwarze Schafe und Rinder als Brandopfer lebendig ins Feuer gegeben, Anrufung der Totengeister [Manen] und des, der über die Totengeister herrscht, und des, der den Zugang zum Lethefluß verschlossen hält, singt Zaubersprüche, mit rasendem, Mund drohend besänftigt oder bezwingt er die Schatten, Totenspende Blut, opfert Tiere, verbrennt sie und sättigt mit dem Blut die Vertiefung, Totenspende Milch, gießt mit der linken Hand Wein, singt wieder Zaubersprüche und ruft mit lauterer Stimme die Totengeister herbei)
  • Marcus Annaeus Lucanus, Pharsalia 6, 413 – 830 (Sextus Pompeius wendet sich an die thessalische Zauberin Erichtho/Erictho: ungekämmtes Haar, legt Flammen von Leichenbrand und Weihrauch auf Altäre: wählt nachts einen gefallenen Soldaten von einem Schlachtfeld aus, legt Toten unter Felswölbung, buntes Gewand, Vipernkranz im Haar, durch frische Wunden geöffnete Brust des Toten mit heißem Blut erfüllt, Mark von Verwesungsfäulnis [geronnenem Eiter] reingewaschen, reichlich Mondsaft dazugegossen, von Natur geschaffene Unglücksgeburten hineingemischt [Geifer von vor der Flut scheuen (tollwütigen) Hunden, Eingeweide vom Luchs, harte Nackenwirbel einer Hyäne, Mark eines Hirsches, der sich von Schlangen genährt hat, der Schiffshalter (eine Fischart), die ein Schiff mitten auf dem Meer festhalten kann, Drachenaugen, Steine, die rasseln, wenn ein brütender Adler sie wärmt, fliegende Schlange Arabiens, im Roten Meer geborene, kostbare Perlmuscheln brütende Viper, von der libyschen Hornschlange noch lebend abgestreifte Haut, Asche des Phönix, der sich im Orient auf einen Altar legt], ganz gewöhnliche und ganz auserlesene Gifte beigefügt, Blätter, die von gräßlichen Zaubersprüchen gesättigt sind, Kräuter, von ihrem Mund bespuckt, als sie noch keimten, alles Gift, das sie selbst der Welt gegeben hatte, mißtönenendes und von menschlicher Sprache abweichendes Murmeln von Zaubersprüchen, worin Hundegebell, Wolfsgeheul, Klagelaute des Uhus und der nächtlichen Ohreule, Kreischen und Heulen wilder Tiere, Zischen von Schlangen, Geräusch von einem Felsen zurückprallender Woge, Töne der Wälder, Donnerschlag, haemonischer (thessalischer) Gesang, wobei der Laut ihrer Zungein den Tartaros/Tartarus hinabdringt (Anrufung der Erinyen/Furien [Eumeniden], des Styx, des Chaos, der Herrscher der Unterwelt, der Göttin Persephone, eines Türhüters der Unterwelt [Kerberos/Cerberus oder Aiakos/Aeacus?], der Moiren/Parzen [Schicksalsgöttinnen], des Unterweltfährmanns Charon, verlangt, eine Seele solle einmal zu den Totengeistern/Manen kommen, peitscht bei Zögern des Schattens vor Rückkehr in Leib, mit einer lebenden Schlange den Leichnam, schreit die Totengeister/Manen an, drohende Anrufung der Erinyen/Furien Teisiphone/Tisiphone und Megaira/Megaera, der Göttin Hekate/Hecate, der Göttin Persephone/Proserpina, des Gottes Hades/Pluto, droht mit Nennung an einen besonders mächtigen Zaubergott im tiefsten Abgrund, Leichnam erhebt sich und hat für Antwort Stimme, Aufforderung zur Verkündung der Wahrheit)
  • Valerius Flacchus, Argonautica 1, 730 – 850 (Alkimede/Alcimede und Aison/Aeson: Opfer an Hades/Pluto [Zeus des Tartaros/Iupiter des Tartarus], die stygischen Totengeister/Manen, Blut in Gruben und reichliche Ehrung des verborgenen Unterweltsflusses Phlegethon, ruft in wildem Aufruhr die toten Vorfahren und den Nachkommen der großen Pleione, Zaubersprüche/-lieder, erscheinender Kretheus/Cretheus spricht, nachdem er das Blut des Trankopfers zu sich genommen hat)
  • Publius Papinius Statius, Thebaïs 4, 406 – 645 (der Seher Teiresias und seine Tochter Manto auf Anordnung des thebanischen Königs Eetokles/Eteocles: Reinigungsritus, Bekränzung der Opfertiere [schwarze Schafe und Rinder], Graben von neun Gruben, an ausgehobener Grube neunfache Totenspende (Wein, Milch, Honig, Blut), bis Erdreich gesättigt ist, Errichtung von Brandaltären für die unterirdischen Gottheiten [drei für Hekate/Hecate, drei für die Erynien/Furien, einer für Hades/Pluto, einer für Persephone/Proserpina), Schlachtung der Opfertiere, Manto fängt Blut in Schalen auf und gießt es als Opfer, umwandelt dreimal die Altäre, legt Tiere ins Feuer, durch Teiresias/Tiresias Anrufung von Hades/Pluto, Hekate/Hekate und Hermes/Mercurius, Teisiphone/Tisiphone mit den Scharen der Unterwelt, drohend bei Zögern)
Albrecht  26.07.2020, 15:46
  • Silius Italicus, Punica 13, 400 – 983 (Publius Cornelius Scipio will mit seinem Vater und seinem Onkel [vor kurzem im Krieg gefallen] zusammentreffen, außerdem etwas über die Zukunft erfahren, kommt in Cumae zur Seherin Autonoë, nach ihrem Hinweis bei bestatteten Toten schwarze Schafe übliche Opfertiere, bei Morgengrauen schlachten, aus der Kehle fließendes Blut in der offenen Erde bergen, Besänftigungsgaben an Pluto [Dis Pater], sie begeben sich in der Mitte der Nacht zum Avernersee: Graben eines Loches/einer Grube, Zaubersprüche, Schlachten von Opfertieren [Stier für Pluto, junge Kuh (Färse) an Proserpina, Schafe an die Furien Alecto und Megaera])
  • Plutarch, Kimon 6 und Plutarch, Peri ton hypo tou theiou timoroumenon (griechisch: Περὶ τῶν ὑπὸ τοῦ θείου βραδέως τιμωρουμένων; Über die späte Vergeltung durch die Gottheit; lateinischer Titel: De sera numinis vindicta) 10 (Ethika [Ἠθικά]/Moralia 555 c) (Pausanias, spartanischer Regent, hatte in Byzantion (479 – 477 v. Chr.) Kleonike, eine Jungfrau aus vornehmer Familie aus Übermut holen lassen, um sie in der Nacht bei sich zu haben, und sie in plötzlicher Verstörung und Argwohn getötet, im Traum erschien sie ihm und sagte, er solle der Strafe entgegengehen, Übermut sei schlimm, weil diese Erscheinung nicht verschwand, fuhr er zum ψυχοπομπείον (Seelengeleitungsort) in Herakleia am Schwarzen Meer und beschwor mit Sühneopfern und Totenspenden die Seele des Mädchens herauf, sie erschien und sagte, er würde von dem Übel erlöst werden, sobald er nach Sparta käme, als er hinkam, starb er)
  • Lukian [griechisch: Λουκιανός (Loukianos); lateinisch: Lucianus] von Samosata, Menippos e nekyomanteia (griechisch: Μένιππος ἢ Νεκυομαντεία;  Menippos oder das Totenorakel; lateinischer Titel: Menippus sive necyomantia) 9 - 10 (Erlebnis, das Menippos mit dem Magier Mithrobarzanes an einem sumpfigen See nahes des Flusses Euphrat hatte: Grube graben, Schafe schlachten, die Grube mit dem Opferblut besprengen, Magier hält während des Opfers eine brennende Fackel in der Hand und ruft alle Gottheiten herbei, die Strafgeister, die Erinyen, die nächtliche Hekate und die schreckliche Persephone und noch mehrere fremdsprachige vielsilbige Namen)
  • Philostratos, Bios Apolloniou Taneos (Βίος Ἀπολλώνιου Τυανέως; Leben des Apollonios von Tyana; lateinischer Titel: Vita Apollonii Tyanae) 4, 16 (Neupythagoreer Apollonios von Tyana ruft den Geist des Achilleus an seinem Grabhügel in der troianischen Ebene herbei, mit einer Art von Gebet, wie es die Inder zur Annäherung an Heroen verwenden, mit einer Aufforderung, in seiner eigenen Gestalt zu erscheinen, wenn er nicht tot ist, da es nützlich, seine Existenz zu bezeugen)
  • Heliodor(os), Aithiopika (griechisch: Αἰθιοπικά; Aethiopische Geschichten/Die äthiopischen Abenteuer von Theagenes und Charikleia; lateinischer Titel: Aethiopica) 6, 14 – 15 (alte Frau in Bessa [Ort in Ägypten], Totenbeschwörung nach ägyptischem Brauch, um vom toten Sohn etwas über das Schicksal des lebenden Sohnes zu erfahren : gräbt in einer Mondnacht eine Grube, zündet auf beiden Seiten einen Holzstoß an, legt Leichnam ihres Sohnes dazwischen, gießt aus einem irdenen Mischkessel Honig in die Grube, aus einem anderen Milch, aus einem weiteren Wein, bekränzt eine aus Weizenmehl geformte Männerfigur mit Lorbeer und Fenchel und wirft sie in die Grube, nimmt ein Schwert, bewegt sich wild, ruft im Gebet den Mond an, ritzt sich den Arm auf, streicht ihr Blut auf einen Lorbeerzweig, besprengt damit den Scheiterhaufen, tut Unheimliches und Seltsames, beugt sich zum Leichnam ihres Sohnes herab, flüstert ihm etwas ins Ohr, erweckt ihn und zwingt ihn mit Zauberkraft zu plötzlichem Aufstehen, richtet Fragen an ihn, flüstert etwas später (als er nur genickt hatte, zusammengestürzt und auf den Rücken gelegt worden war) anscheinend gewaltigere Zaubersprüche ins Ohr, springt mit dem Schwert bald zur Grube, bald zu den Holzstößen, erweckt ihn, so daß er sich wieder aufrichtet, zwingt ihn zur Weissagung in Worten, er zischt danach tief und mißtönend eine Rede, stürzt danach zusammen)
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Albrecht  26.07.2020, 15:47

Literatur:

Daniel Ogden, Nekromantie : das antike Wissen über die Totenbeschwörung durch Magie. Übersetzung aus dem Englischen: Wolf Kaminski. 1. Auflage. Rudolstadt : Edition Roter Drache, 2010. ISBN 978-3-939459-23-1 bzw.

Daniel Ogden, Greek an Roman necromancy. Princeton ; Oxford : Princeton University Press, 2001. ISBN 0-691-00904-X

Daniel Ogden, Magicm whitchraft, and ghosts in the Greek and Roman worlds : a sourcebook. Oxford ; New York ; Auckland ; Bangkok ; Buenos Aires ; Cape Town ; Chennai ; Dar es Salaam ; Delhi ; Hong Kong ; Istanbul ; Karachi ; Kolkata ; Kuala Lumpur ; Madrid ; Melbourne ; Mexico City ; Mumbai ; Nairobi ; São Paulo ; Shanghai ; Singapore ; Taipei ; Tokyo ; Toronto. : Oxford University Press, c 2002. ISBN 0-19-513575-X

= ftp://neuroky.me/Hyperborean%20Knowledge/Paganism/Hellenism/Daniel%20Ogden%20-%20Magic,%20Witchcraft%20and%20Ghosts%20in%20the%20Greek%20and%20Roman%20Worlds.pdf (besonders Kapitel 9)

Daniel Ogden, Totenorakel in der griechischen Antike. In: Kai Brodersen (Hrsg.), Prognosis : Studien zur Funktion von Zukunftsvorhersagen in Literatur und Geschichte seit der Antike. Münster ; Hamburg ; London : Lit, 2001 (Antike Kultur und Geschichte ; Band 2), S. 39 – 60

Stefan Maul, Divination. I. Mesopotamien. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 3: Cl - Epi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 703 - 706

Karl Jansen-Winkeln, Divination. II. Ägypten. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 3: Cl - Epi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 707

Volkert Haas, Divination. III. Hetither. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 3: Cl - Epi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 707 -708

Herbert Niehr, Divination. IV. Syrien-Palästina. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 3: Cl - Epi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 708

Josef Wiesehöfer, Divination. V. Iran. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 3: Cl - Epi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 708 - 709

Jan N. Bremmer, Divination. VI. Griechisch. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 3: Cl - Epi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 709 - 714

Dominique Briquel. Divination. VII. Rom. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 3: Cl - Epi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 715 – 718

Mareile Haase, Totenbefragung. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/1: Tam – Vel. Stuttgart ; Weimar ; Metzler, 2002, Spalte 706 - 707

Clemens Zintzen, Mantik. In: Der Kleine Pauly : Lexikon der Antike, auf der Grundlage von Pauly's Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter bearbeitet und herausgegeben von Konrat Ziegler und Walther Sontheimer. Band 2: Iuppiter bis Nasidienus. Stuttgart : Druckenmüller, 1969, Spalte 968 – 976 (Nekromantie Spalte 972)

Theodor Hopfner, Mantike. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE XIV 1. Lysimachos–Mantike. Stuttgart : Metzlersche Verlagsbuchhandlung,1928, Sp. 1258 – 1288

Internetseiten:

https://de.wikipedia.org/wiki/Totenbeschw%C3%B6rung (in der bisherigen Fassung zur Antike nicht sehr informativ)

https://photopedia.info/?page=Antike&article=893%7Cdie-totenorakel-am-acheron-und-am-kap-tainaron

https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/totenkult-israel/ch/2beff0d9067fe649d987991b4f35bf11/#h16 (altes Israel)

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In Uruguay wurde uns berichtet, eine Frau die Witwe wurde, da kmen auf einmal keine Bekannte/Freunde mehr zu besuch.

Auf nachfrage, musste sie sich anhoeren, das ihr Mann noch im Hause spukt und das wollten sie sich nicht antun.

Kurzerhand wurde eine ganze Truppe Geisterbeschwoerer bestellt, die in Abwesenheit der Witwe den Geist ihres verstorbenen Mannes vertrieben.

Danach kamen die "'Freunde"' wieder und alles war in Ordnung.

Ueber die Kosten dieser Beschwoehrung gab es keine Auskunft und das war immerhin im 21. Jahrhundert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ist der Leichnam denn noch anwesend, oder soll nur der Geist beschworen werden?

bountyeis 
Fragesteller
 21.07.2020, 13:09

Nur der Geist sollte beschworen werden.

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Maarduck  21.07.2020, 13:37
@bountyeis

Ich kenne es nur aus der mündlichen Überlieferung. Man braucht einen Raum auf dessen Fläche man einen Kreisradius von ungefähr der Größe eines Menschen zeichnen kann, also Durchmesser ca. 3,60 m. Nach Sonnenuntergang vor Neumond macht man diesen Raum frei und macht mit Salz einen Kreis der entsprechenden Größe. Da rein wird ein Pentagramm mit Salz gezeichnet. An die fünf Spitzen des Pentagramms kommen 5 schwarze Kerzen in silbernen Kerzenhaltern. In die Mitte der fünf Spitzenflächen des Pentagramms kommen 5 Gläser mit unterschiedlichem Inhalt.

Man geht im Uhrzeigersinn vor. Stell dir vor, der Verstorbene würde auf dem Rücken vor dir liegen, Arme und Beine zu den Pentagrammenden ausgestreckt. Dann fängt man mit der linken Hand an. Dort kommt ein Glas mit Erde. Dann geht es weiter zum linken Fuß. Dort kommt ein Glas mit Wasser. Dann geht es weiter zum rechten Fuß. Dort kommt ein leeres Glas als Symbol für den Inhalt Luft. Dann geht es weiter zur rechten Hand. Dort kommt ein Glas mit einem Feuer, z.B. "ewiges Licht" aus dem Grabhandel. Das Licht/Feuer wird angezündet. Dann geht es zum Kopf. Dort kommt ein Glas mit einer lebenden großen Spinne, am besten einer Winkelspinne. Das Glas muss so beschaffen sein, dass die Spinne nicht herauskriechen kann. Das Glas symbolisiert das Bewusstsein.

Um Mitternacht Ortszeit (es kommt nicht so genau drauf an) beginnt man dann mit der Zeremonie.

Als erstes verdunkelt man den Raum, so dass man gerade noch genug sehen kann. Dann lässt man von einem Tonband leise Beerdigungsmusik spielen. Die Kerzen werden angezündet, im Uhrzeigersinn mit der linken Hand beginnend. Zuletzt kommt die Kopfkerze. (Das Licht der rechten Hand im Glas, im Innern der Spitze, brennt schon.)

Man schaltet die Beerdigungsmusik aus. Und dann geht es los mit den Beschwörungsritualen. Werde ich als nächstes schreiben.

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