Wie lernte Kleopatra Caesar kennen?

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Nach einer von dem antiken Schriftsteller Plutarch erzählten Darstellung ist Kleopatra in einem Bettsack (griechisch: στρωματόδεσμον; ein Sack zum Transport von Bettpolstern, Bettdecken und anderer Bettwäsche) zu Caesar in den Königspalast von Alexandreia (griechisch: Ἀλεξάνδρεια)/Alexandria gebracht worden (Plutarch, Caesar 49, 2). Dies geschah nur eine kurze Strecke vom Hafen bis in den Königspalast hinein, um unentdeckt zu bleiben. Denn Ptolemaios XIII. und seine Leute hatten weitgehend Kontrolle über Alexandreia/Alexandria. Eine Aussage, sie sei in einem Teppich eingerollt gewesen, beruht auf einer schlechten Übersetzung des griechischen Wortes in dieser Quelle. Kleopatra ist nicht von Pakistan gekommen.

König Ptolemaios XII. hatte in seinem Testament bestimmt, seine Tochter Kleopatra und sein Sohn sollten nach seinem Tod gemeinsam herrschen. Das Testament war unter den Schutz des römischen Volkes gestellt worden.

Kleopatra ist nach einiger Zeit von Ptolemaios XIII. und Leuten um ihn (Potheinos, Achillas und Theodotos werden als wichtige Berater und Posteninhaber genannt) aus der Herrschaft verdrängt worden, geriet in Ägypten unter Druck, hat es verlassen und eine Armee aufgestellt. Ptolemaios XIII. und seine Leute zogen ihr entgegen und bei Pelousion (griechisch: Πηλούσιον)/Pelusium im Nordosten des Nildeltas bezogen die Truppen einander entgegenstehend Lager.

Der nach der Niederlage in der Schlacht bei Pharsalos nach Ägypten fliehende Gnaeus Pompeius wurde auf Anraten der Leute um Ptolemaios XIII. ermordet. Gaius Iulius Caesar, der Pompeius verfolgt hatte, erschien und wohnte im Königspalast von Alexandreia/Alexandria. Er forderte beide Seiten auf, ihre Armeen zu entlassen und vor ihm als Schiedsrichter im Tronstreit zu erscheinen.

Kleopatra ist nach Plutarch, Caesar 49, 1 – 3 von ihrem aus Sizilien stammenden Gefolgsmann Apollodoros mit einem kleinen Schiff/Boot/Nachen/Kahn (griechisch: ἀκάτιον μικρὸν) nach Alexandreia/Alexandria gebracht worden. Bei der Ankunft in der Nähe des Königspalastes begann es dunkel zu werden. Kleopatra legte sich in einen Bettsack und Apollodoros trug sie in den Palast hinein.

Wahrscheinlich  hat Apollodoros dann Kleopatra bald herausgelassen, nachdem sie an Wachtposten vorbei waren. Jedenfalls traf Kleopatra mit Caesar zusammen. Sie konnte ihn durch persönliche Eigenschaften (z. B. Mut, Charme und Intelligenz) beindrucken und wohl auch aufgrund ihrer dargelegten politischen Absichten als für eine Zusmamenarbeit geeignet erscheinen.

Ein Rest bei diesem Treffen ist der Phantasie überlassen, wobei schon antike Autoren bestimmte vorstellungen hatten.

Plutarch, Caesar 49, 1 – 3 beitet einige Einzelheiten über das persönliche Kennenlernen von Kleopatra und Caesar.

Plutarch, Große Griechen und Römer. Eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler und Walter Wuhrmann. Band 5. Zürich ; Stuttgart : Artemis-Verlag, 1960 (Die Bibliothek der alten Welt : Griechische Reihe), S. 154:

„Die Prinzessin wählte aus ihrem Gefolge einen einzigen Begleiter, Apollodoros von Sizilien, und bestieg mit ihm einen kleinen Nachen, der bei einbrechender Dunkelheit in der Nähe des königlichen Palastes anlegte. Da sie sonst keine Möglichkeit sah, unentdeckt hineinzukommen, legte sie sich der Länge nach in einen Bettsack, Apollodoros schnürte ihn mit Riemen zusammen und trug das Bündel durchs Schloßtor zu Caesar hinein. Schon dieser listige Einfall, der Kleopatras mutwilliges Wesen verriet, gewann Caesars Herz, und vollends erlag er ihrer Anmut und dem Reiz ihres Umgangs.“

Marcus Annaeus Lucanus, Pharsalia 10, 53 – 60 (das Werk ist epische Dichtung über den römischen Bürgerkrieg) erzählt von einer Fahrt in einem Zweiruderer, nachem Kleopatra den  Wächter von Pharos (eine Insel mit Leuchtturm beim Hafen von Alexandreia/Alexandria) bestochen hatte, sichernde Ketten hinabzulassen, und einem Hineinkommen in den Königspalast ohne Wissen Caesars. Dann kam es zu einem Treffen.

Cassius Dio 42, 34, 3 – 6 erzählt das Zusmamentreffen etwas anders als Plutarch.

Cassius Dio, Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh. Band 2: Bücher 36 – 43. 2., überarbeitete Auflage. Berlin : Akademieverlag, 2012 (Bibliothek der alten Welt), S. 334:

„Sie hatte zunächst durch Mittelsmänner bei ihm ihre Ansprüche gegen den Bruder vertreten lassen, doch sobald sie Caesars Wesensart erkannte - er war nämlich dem Liebesgenuß sehr ergeben und verkehrte mit gar vielen anderen Frauen - sozusagen mit allen, denen er gerade begegnete - , ließ sie ihm die Botschaft zukommen, sie werde von ihren Freunden hintergangen, und bat um die Erlaubnis, persönlich ihre Sache vertreten zu dürfen. Sie war ja überhaupt eine Frau von einzigartiger Schönheit und damals in der Blüte ihrer Jugend besonders berückend. Auch führte sie eine sehr gepflegte Sprache und verstand es, jedermann auf gewinnende Art zu begegnen. Herrlich war es, sie anzusehen und ihr zu lauschen, und so konnte sie jeden, selbst einen liebessatten Mann in bereits fortgeschrittenem Alter, sich gefügig machen. Daher fand sie es wünschenswert, Caesar zu begegnen, und setzte alle Thronansprüche auf ihre Schönheit. Sie bat nun um Audienz bei ihm und schmückte und verschönte sich, als diese ihr bewilligt wurde, auf eine Art, dass sie vor Caesar höchst majestätisch und zugleich doch höchst bemitleidenswert erscheinen musste. Nachdem sie diese Vorbereitungen getroffen hatte, betrat sie nächtlicherweile und ohne Wissen des Ptolemaios die Stadt, außerhalb der sie sich aufgehalten hatte, und gleichzeitig auch den Königspalast.“

Genau wissen wir es nicht. Cleopatra soll nach Plutarch in einem Boot zum Palast, in dem sich Caesar aufhielt, gefahren und dann von einem ihrer Sklaven, eingehüllt in einen Kleidersack oder ein Betttuch, in Caesars Gemächer gebracht worden sein. Mehr wissen wir mangels Überlieferung nicht.

Wie auch immer das persönliche Treffen zwischen Caesar und Cleopatra zustande gekommen ist, ist historisch belanglos! Die Tatsache an sich ist entscheidend, denn die junge Königin hat kraft ihrer Persönlichkeit den alternden Diktator für sich einnehmen können.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Wenn man davon ausgeht, dass Cleopatra nicht dumm war, dann war sie ganz bestimmt nicht mehr als ein paar Minuten in dem Teppich eingerollt. Gerade einmal genug um an den Wachen vorbei zu kommen.