Wie könnten meine Großeltern Autismus akzeptieren?

4 Antworten

Deine Worte klingen sehr eindrücklich und sachlich. Solange du damit einverstanden bist, dass eine solche Diagnostik durchgeführt wird, gehe ich auch davon aus, dass sie dir helfen könnte, dir und deinen Großeltern dieses Verhalten besser zu interpretieren.

Bei mir wurde die Diagnose auf Asperger-Autismus damals weitestgehend gegen meinen Willen mit etwa 10-12 Jahren durchgeführt und sie hat mich jahrelang hinuntergezogen - verlorene Jahre für Therapie, Netzwerkaufbau, Selbstverständnis. Mach diesen Fehler bitte nicht und leugne den Autismus nicht, sondern stelle dich ihm ggf. und lebe damit.

Einziges mögliches Problem, welches ich sehe, wäre die Einstellung deiner Großeltern. Asperger wurde erst ab den 80ern richtig "populär", noch in 50ern, 60ern ging 1. vieles noch als normal durch, weil die Welt langsamer lief. 2. musste man sich oft einfach anpassen, weil die Menschen andere Probleme hatten, 3. gab es die These der "Kühlschrankmutter". Autismus galt als Erziehungsversagen, war unbekannt oder man ist ohne Diagnose in eine Irrenanstalt gewandert.

Also die Frage: sind deine Großeltern offen gegenüber neueren psychischen Störungskonzepten?

Deine Überforderungsreaktion kann ich auf jeden Fall nachvollziehen. Zum Rest, Mimik, Gestik, Kommunikation, kann dich hier niemand beraten. Jedenfalls liest sich dein Text sehr abgeklärt, ernst und sachlich in der Sache Autismus - Selbstreflexion, die ich eher wenigen 14-Jährigen zutraue, dass ich es auch für richtig hielte, dem weiter nachzuspüren.

Vorgehen: geh zu deinem Haus- oder Kinderarzt oder besorge dir einen Termin bei der Schulsozialarbeit. Das wäre vielleicht auch besser, wenn nämlich deine Verhaltenssörungen deine Leistungen und den Unterricht beeinflussen. Ein Machtwort von der Schule hatte meine Eltern dann auch schlußendlich veranlasst, mich zum Autismus-Psychologen zu schicken, nach jahrelangem schwebendem Verdacht.

Dann wirst du vermutlich überwiesen an ein SPZ, eine Autismusabteilung der Uniklinik oder die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Sie sollten spezialisiert sein: Wie viele niedergelassene Psychologinnen oder Psychiaterinnen die DIagnostik machen, weiß ich nicht. Dann heißt es WARTEN auf Termine.

Einen weiteren Schritt, der regional unterschiedlich gehandhabt wird: besuche doch mal eine Selbsthilfegruppe für jugendliche oder erwachsene Autisten ohne Diagnose. Manche erlauben dies, manche nicht.

Ich gehe davon aus, dass deine Großeltern Worte von oben - Schule, Arzt, Betreuer, ggf. Jugendamt irgendwann akzeptieren werden (müssen).

Eines finalen Urteils enthalte ich mich, aber was du weiter unten in Kommentaren schriebst, klingt für mich schon stark danach, als seiest du am unteren Rande des Spektrums. Beachte bitte, dass dieses Alter generell eines der schwersten Jugendjahre ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe selbst Asperger

eine Diagnose wäre für dich und deine Großeltern hilfreich. Jeder Kinder- und Jugendpsychiater kann das diagnostizieren. Sprich mit deinen Großeltern über deinen Verdacht und deinen Wunsch zur Diagnose. Wenn du recht hast, dann wird der Psychiater deinen Großeltern die Diagnose erklären.

Eine Therapie wäre ggf. für dich hilfreich. Dort kann man den Autismus nicht weg therapieren, aber es kann dir jemand helfen die Menschen um dich herum besser zu verstehen und sozial adäquater zu agieren. Das bedeutet nicht, dass du jemand anders werden sollst, sondern nur, dass du in weniger Situationen geraten sollst die für dich schwierig werden.

Man kann dich aber nicht zu einer Therapie zwingen.

kiniro  27.08.2023, 19:13

Nein - eben nicht!

Autismus kann nicht jeder KJP diagnostizieren.

Dafür muss eine Zusatzausbildung gemacht werden.
Im normalen Studium kommt Autismus nicht vor.

Was denkst du, weshalb es Jahre dauert, einen Ersttermin für eine Autismusdiagnostik zu bekommen?

0
Zitruseulchen  27.08.2023, 19:27

Ah, nein, da muss ich schnell reingrätschen.

Das kann noch lange nicht jeder Psychiater diagnostizieren, sondern das können und dürfen ausschließlich Neurologen oder wahlweise auch Psychiater mit Fachrichtung Autismus.

Und solche, die auf Autismus spezialisiert sind, muss man hier in DE erstmal finden. Plus sehr lange Wartezeiten oftmals hinnehmen (6 Monate bis 3-5 Jahre circa können da schon drin sein).

Normale Psychiater/Neurologen etc. sind dafür nicht ausgebildet. Es wäre verantwortungslos, den FS glauben zu lassen, er könne einfach bei irgendeinem Psychiater aufkreuzen. Ein guter normaler Psychiater wird ihn weiterschicken bzw. ihn an einen echten Spezialisten verweisen.

Der Unterschied ist, dass Neurologen/Psychiater mit Fachrichtung Autismus damals dahingehend im Studium eine Weiterbildung in die Richtung absolviert haben. Deshalb darf auf dem Klingelschild/der Webseite etc. auch stehen, dass sie auf "Autismus-Spektrum-Störung" spezialisiert sind. Ansonsten darf das nicht da stehen.

0
Sanja2  27.08.2023, 19:30
@Zitruseulchen

das wäre mit wirklich absolut neu. Dann wäre es schon ein seltsamer Zufall, dass die Kliniken und niedergelassenen Ärzte an jedem Ort an dem ich bisher tätig war Autismus diagnostiziert haben.

1
ruhrgur  28.08.2023, 09:15
@Zitruseulchen
das können und dürfen ausschließlichNeurologen oder wahlweise auch Psychiatermit Fachrichtung Autismus.

Nein, das ist leider nicht richtig. Dürfen tut das jeder Facharzt für Psychiatrie, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und approbierter Psychotherapeut. In der Praxis fehlt den meisten Personen nur leider das nötige Wissen, um eine gesicherte Diagnose stellen zu können, erlaubt ist es aber.

0

Nur weil du einen "äußerst schweren Verdacht auf Autismus" hast, müssen das deine Großeltern noch lange nicht akzeptieren.

Schreib doch mal auf, was du alles für Symptome hast, die du für Autismus hältst.

Aber bitte mit Absätzen.

Bis du einen Termin bei einem fachkundigen Psychiater / Neurologen bekommst, dürftest du wahrscheinlich schon 17 sein.

Nein, es gibt keinen Therapiezwang bei Autismus meines Wissens.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema
marryluu467 
Fragesteller
 27.08.2023, 20:17

Mimik

Menschen in die Augen zu sehen

Bestimmte Dinge wie Gefühle auszudrücken

Gesellschaftliche Konversationen

Am schwersten ist für mich mit Veränderungen umzugehen. Wenn eine bislang für mich bestehende Tatsache plötzlich ändert ist dies sehr aufwühlend.

0
marryluu467 
Fragesteller
 27.08.2023, 20:28
@marryluu467

Bestimmte Rituale zur Beruhigung

auf Zehenspitzen gehen

falls etwas aufwühlendes passiert ist 6 Schritte in meinem Zimmer auf und ab gehen

Wörter die mich stören wiederholen

3 Schritt Taktik Schulweg

ich kann laute Geräusche nicht ausstehen diese sind furchtbar sowohl in der Klasse als auch in Menschenmassen

0
kiniro  27.08.2023, 21:14
@marryluu467

Okay, die Punkte können für Autismus sprechen.

Wie sieht es mit der Reizfilterung aus? Hast du Schwierigkeiten, Geräusche auszublenden?

Was ist mit Gerüchen, Farben, Mustern, Licht, Konsistenz von Nahrungsmitteln, Stoffe / Material auf bzw. an der Haut?

Verstellst du dich, um nicht aufzufallen - betreibst du Masking?

0
marryluu467 
Fragesteller
 27.08.2023, 22:39
@kiniro

Ja ich empfinde es als quälend so viele Geräusche wahrzunehmen diese kann ich nur durch Kopfhörer ausblenden. In der Klasse ist das sehr schwierig da Kopfhörer auch während der Arbeitszeit nicht erlaubt sind daher presse ich wenn es zu viel wird meine Hände auf meine Ohren

Meine Umgebung nehme ich wenn ich Kopfhörer trage nur noch aufs nötigste wahr und kann mich entspannt auf meine Lernzettel konzentrieren die mir ermöglichen Menschen nicht in die Augen sehen zu müssen

Ich verknüpfe oftmals Orte als auch Menschen mit einem Bestimmten Geruch und würde diesen überall wieder erkennen

Ich mag helles Licht nicht und fühle mich unwohl wen Sonnenstrahlen so direkt meine Haut berühren

ich kann mich auch sehr gut in Dunkelheit im Haus orientieren da ich jede genaue Schrittzahl oder Form und jedes Geräusch zu meinen Routinen und Plätzen kenne

ja Ich muss mich Täglich verstellen da ein unkompliziertes/einigermaßen angenehmes Leben in der Schule nur aufgrund von mir notierten Regeln für mich stattfinden kann.

Beispiel: Lächle einfach mit wenn andere Lachen auch wenn du nicht verstehst wiso und stelle dies bezüglich keine Fragen

ich habe mich wesentlich wohler mit einer Maske gefühlt auch weil ich mich in dieser Zeit nicht mit dem deuten von Gesichtsausdrücken befassen musste

ich fasse Türklinken nie ganz an oder umschließe diese ganz könnte aber auch an meiner Abscheu gegenüber keimen und Bakterien liegen

0
Es ist mir erst vor ein paar Monaten klar geworden ,dass mein auf andere Menschen absonderlich wirkendes Verhalten Autismus ist

Nein, du denkst lediglich, dass du an einer ASS leiden könntest. Bitte von Selbstdiagnosen dringlichst Abstand halten.

Sollte ich mich diagnostizieren lassen?

Das besprichst du bitte mit deinem Haus-, bzw. Kinderarzt. Dieser wird einen Fragebogen zur Differentialdiagnose mit dir ausfüllen und dann beurteilen ob es sinnvoll ist, dich an einen Experten zu überweisen.

Wie mache ich am besten einen Termin und wo in meinem Umfeld gibt es keine Praxis die darauf spezialisiert ist

Erneut: Dein Hausarzt wird dich überweisen. Zu einer Testung geht man am besten ins nächstgelegene Krankenhaus, niedergelassene Testpsychologen und spezialisierte FA für Psychiatrie gibt es seltener.

Die Überweisung ist in jedem Fall notwendig, ansonsten wäre eine testpsychologische Diagnostik keine Kassenleistung.

Meine Oma hat mir in einem sehr strengen Tonfall zu verstehen gegeben das sie mein Verhalten nicht mehr tolerieren wird

Dann wende dich bitte angesichts deines Alters ans Jugendamt, Fachdezernat Kinder- und Jugendhilfe. Dort können sich auch deine Großeltern beraten lassen.

LG