Wie kann ein lateinischer satz aufgebaut sein?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Gibt es überhaupt eine klare struktur?????

NEIN! ;)

Du hast es schon gesagt: Das Prädikat steht meistens hinten, muss aber nicht. Mehr Regeln gibt es nicht.

LG

MCX

Eine Antwort gibt es nur auf die Frage, welche Informationen muss ein (lateinischer) Satz enthalten.

(etwas abstrakter) Die Satzstellung muss deshalb nicht starr sein, weil die Beziehung der Elemente (Nomina in verschiedenen Kasus, Verben in verschiedenen Personen, Zeiten, Modi ...) usw. durch die vielen Flexionszeichen im Lateinischen ausreichend kenntlich gemacht wird. In flexionsschwachen Sprachen (Englisch ist da ganz übel: Es ist kaum flektiert, daher muss die Satzstellung Hilfe leisten, um zu zeigen, in welchem Verhältnis die Elemente zueinander stehen) macht die Stellung die "Funktion" der Elemente kenntlich.

(anschaulicher) "Otto erschoss Werner." Wer hat geschossen? Offenbar Otto. Warum? Das Bauchgefühl sagt uns, dass es sehr komisch klingt, bei so einem Satz das Objekt und nicht das Subjekt an den Anfang zu setzen, schon um Missverständnisse zu vermeiden. Probieren wir es mit dem Artikel: "Der Otto erschoss den Werner." klingt besser als "Den Otto erschoss der Werner.". Dabei ist die "verdrehte" Wortstellung im Satz mit Otto als Opfer nur deshalb noch verständlich, weil der Artikel dekliniert wird, d.h. der Artikel im Akkusativ macht klar, mit wem etwas passiert. Im Englischen sind solche Dreher kaum möglich. The panda shot the poacher (poacher: Wilderer) drückt immer einen anderen Sachverhalt aus als The poacher shot the panda, auch wenn Pandas normalerweise keine Gewehre besitzen. Im ersten Fall glauben wir eher an das Unmögliche (=bewaffnete Pandas auf der Jagd nach Wilderern), als dass wir glauben, an erster Stelle stünde nicht das Subjekt. Das Lateinische als stark flektierte Sprache braucht die "Krücken" der Wortstellung nicht, Alles ist durch die Endungen markiert.

Während ich das schrieb, hatte ich eine Idee: Wenn meine Behauptung richtig ist, dann müsste die Wortstellung in anderen stark flektierenden Sprachen auch sehr frei sein. Im besten Fall: Je stärker flektierend, desto freier die Wortstellung. Eine sehr, sehr stark flektierende Sprache, die ich bisschen kenne, ist das Ungarische. Also mache ich den google-Test "Wortstellung im Ungarischen". Und was war das erste Ergebnis? "Um die mannigfaltigen Möglichkeiten der Ausdrucksweise besser zu begreifen, die durch die fast freie Wortstellung im Ungarischen geboten werden, ist es am besten, sich einmal vor Augen zu führen, wie ein Satz schrittweise entsteht. Wenn man dann noch die Hauptaussage des Satzes leicht variiert, bekommt man gleich ein Gefühl für die richtige Reihenfolge der Satzteile." (https://sites.google.com/site/tanuljmagyarul20090909/home/gramatiko/detala_vortordo). Die Autorin führt auf der Seite weiter aus: Da die Wortstellung derart frei ist, kann man sie zur Betonung der einzelnen Elemente nutzen: Das erste Wort/Element ist betont oder: kann betont sein (eine Kann-Regel ist keine Muss-Regel). Das ist im Lateinischen ebenso wie im Ungarischen (was mit Latein überhaupt nichts zu tun hat) der Fall: Schaue auf der Seite mal die Sätze mit Magyarul tanul Jancsi an (Magyarul [sprich moddjorul]: auf Ungarisch, tanul: lernt), was man Alles durch Veränderung der Wortstellung machen kann, wenn die logische Struktur durch die Wortformen klar ist.

Oberfrosch  26.01.2014, 22:12

Der Googlomat hat sogar eine Seite über die Wortstellung in verschiedenen Sprachen ausgespuckt: http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/gruwi.ansicht?v_typ=o&v_id=4414.

Gerade finde ich dort den Satz "Grundsätzlich erfüllt die Wortstellung im Norwegischen ähnliche Funktionen wie die im Deutschen. Insgesamt ist sie jedoch fester, was mit der weniger ausgeprägten Flexionsmorphologie zusammenhängt." Auch fürs Norwegische gilt: Je weniger die logische Struktur eines Satzes durch die Endungen u.ä. ausgedrückt wird, desto wichtiger ist die Wortstellung.

Und jetzt finde ich noch was: "Die Wortstellung im Polnischen ist wegen seines großen Formenreichtums sehr (aber nicht: beliebig) frei bzw. variabel." Im Polnischen ist es also genau andersherum als im Norwegischen.

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Es ist prinzipiell alles möglich, einiges aber üblicher als anderes. Die Hauptstruktur ist S-O-V (Subjekt, Objekt, Verb):

Magister discipulum laudat.

Auch die deutsche Variante SVO ist möglich:

Magister laudat discipulum.

Im Kirchenlatein hätte man vielleicht das Prädikat an den Anfang gestellt:

Laudat Magister discipulum.

Aber auch das wäre möglich gewesen:

laudat discipulum magister

discipulum magister laudat

discipulum laudat magister

Grundsätzlich ist die Wortstellung frei. Meistens findest du aber im Lateinischen die Tendenz zur Wortstellung Subjekt-Objekt-Prädikat. Lies dazu "Syntax" im Wikipedia-Artikel:http://de.wikipedia.org/wiki/Lateinische_Grammatik

Miraculix84  26.01.2014, 19:21
Meistens findest du aber im Lateinischen die Tendenz 
zur Wortstellung Subjekt-Objekt-Prädikat

Das trifft eigentlich nur auf (vereinfachte) Schulbuchtexte zu. Bei den meisten antiken Autoren kann man sich von dieser Regel leider nichts kaufen. :(

LG

MCX

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