Wie findet ihr die Bezeichnung "unbezahlte Care-Arbeit"?

9 Antworten

Da hätte ich jetzt spontan bürgerschaftliches Engagement (Ehrenamt) vermutet.

Also ich als 15 Jahre lang alleinerziehender Vater kam nicht auf die Idee, dass mir irgendjemand oder irgendeine Institution etwas dafür bezahlen würde, dass ich mich um mein Kind kümmere, mich um meinen Haushalt kümmere, was für die meine Eltern erledige oder bei etwas helfe.

Selbst wenn die Kindsmutter bei uns wohnen geblieben wäre, und einer Erwerbstätigkeit nachgegangen wäre, hätten wir eben einen Plan gemacht, wie das Familieneinkommen zu verwenden ist, und wer wieviel persönliches Taschengeld erhält, o.ä.

Da hätte sich die Frage nicht gestellt, wieviel Sie mir für meine Arbeit bezahlen muss.

Ich vermute, es ist doch in den allermeisten Familien so, dass das Familieneinkommen an die Familienmitglieder irgendwie verteilt wird, egal wer die erwerbstätige Person ist.

Dass man gemeinhin die Arbeit als Hausmann oder Hausfrau mit "der/die arbeitet nichts" bezeichnet hat, fand ich nie gut.

Wenn es dafür eine separate Bezeichnung geben muss, soll es eben so sein.

Es geht denke ich nicht darum, dafür Geld zu wollen, sondern darum, dass das was der Mensch da leistet respektiert wird und nicht als selbstverständlich hingenommen wird. Und das muss natürlich nicht nur die Frau machen! Und Mal auf die Cousins aufpassen ist was anderes als ein eigenes Kind zu haben, denn das hat man 24/7 und das hält einen am Anfang nachts wach und kann einem den letzten Nerv rauben... Das ist dann schon eine Belastung auf Dauer und einfach anstrengend.

ManuelMeiste416 
Fragesteller
 09.04.2023, 23:58

Ja dass so ein Baby sehr Nervraubend ist dass will ich nicht bezweifeln, das glaube ich dir gerne.

Dennoch ist das eine Sache die beiden Elternteilen den wohlverdienten Schlaf raubt, und nicht nur der Mutter.

Was die Sache mit dem Respekt angeht: Ich mache nichts was ich mache davon abhängig ob ich dafür viel Respekt bekomme. man sollte sein Leben nicht zu sehr davon abhängig machen ob man regelmäßig Bestätigung von anderen Menschen bekommt ob man das super macht oder nicht.

Viele Menschen arbeiten hart (wo auch immer) ohne dass sie dafür besonderen Respekt erhalten.

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Dahika  10.04.2023, 11:53
@ManuelMeiste416

Dennoch ist das eine Sache die beiden Elternteilen den wohlverdienten Schlaf raubt, und nicht nur der Mutter.

Ah ja? Und was ist mit den Vätern, die der Mutter einen Schubs geben und sagen:"Hey, das KInd schreit." und dann behaglich weiterschlafen.

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Smartass67  10.04.2023, 11:31

Und wer will denn das Kind? Und wer kümmert sich lieber darum, als zu arbeiten? Und wer bekommt das Lächeln das Schöne? Ein Kind ist am Ende des Tages mehr Privileg als Last und wer es anders sieht, soll es lassen. Der Arbeitende verzichtet auf Geld und viel Zeit mit dem Baby. Sich als Junge Mutter in die Rolle einer Ausgebeuteten zu begeben ist einfach komplett lächerlich!

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ManuelMeiste416 
Fragesteller
 10.04.2023, 11:34
@Smartass67

tententiell alles richtig, es ist in der Tat lächerlich und schade das von feministischer Seite das Kinder kriegen/aufziehen rein auf das negative reduziert wird.

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anonym0507  10.04.2023, 12:45
@Smartass67

Wer hat denn gesagt, dass das Kind nur als last empfunden wird und nicht gewollt wird... Klar bereichern Kinder das Leben, wenn man Kinder möchte. Und ich möchte auch Kinder. Klar freut man sich über die schönen Momente. Dennoch ist es einfach anstrengend und das sollte man nicht klein reden. Ich habe auch nicht gesagt dass irgendeine Mutter ausgebeutet wird. Nur dass man eben nicht so tun sollte, als wäre das ein klacks.

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Das sehe ich ähnlich, es sind halt politische (bzw. überwiegend feministische) Kampfbegriffe um es mal martialisch zu sagen.

In unserem Haushalt übernehme ich z.B. die ganzen Steuerangelegenheiten (unbezahlte Verwaltungstätigketi), die Reparaturen (unbezahlte Handwerkertätigkeiten), kümmere mich um die Versicherungen und Verträge (unbezahlte Maklerarbeiten), setzte das hausinterne Netz auf (unbezahlte Technikerarbeiten) usw., die Liste könnte man noch beliebig fortsetzten.

Das ist absolut selbstverständlich und ich fände es absurd, das als "Arbeit" zu werten. Ich erwarte dafür auch keine "Anerkennung" oder "Respekt" oder sonstwelchen Kokolores. Das ist stinknormaler Bestandteil eines Haushalts, Aufgaben die eben erledigt werden müssen. Bei "Care-Arbeit" aber, oh da ist es plötzlich völlig anders, da soll es mit einer erwerbstätigkeit gleichgesetzt werden und was weiß ich...

Ich denke es ist letztendlich eben ein feministicher Kampfbegriff, und da Frauen eben mehr "Care-Arbeit" leisten als z.b. "Handwerker-Arbeit" wird sich eben auf den Begriff versteift.

ManuelMeiste416 
Fragesteller
 09.04.2023, 23:55

Ja genau so war es auch bei mir. Meine Mutter kümmerte sich immer um den Abwasch und Staubsaugen und so weiter.

Während mein Vater sich um das Rasenmähen, die Reparatur technischer Geräte und das Pickerl-Machen beider Autos kümmerte.

Das war eine komplett normale familiäre Arbeitsteilung - bevor das von feministischer Seite politisiert wurde.

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Der Punkt ist, dass man eben die Pflege nicht einfach bleiben lassen kann. Pflegebedürftige Angehörige und Kinder müssen versorgt werden, sonst wird es strafwürdig. Der Rasen hingegen muss nicht gemäht werden.

ManuelMeiste416 
Fragesteller
 10.04.2023, 11:27

"Der Rasen hingegen muss nicht gemäht werden."

Ich weiß es nicht auswendig, aber ich gehe stark davon aus dass in unserem Land - dem Land der 100.000 Verordnungen und Vorschriften - auch das Rasenmähen gesetzlich geregelt ist und man irgendwann Ärger kriegt wenn man es gar nie macht.

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ZiegemitBock  10.04.2023, 11:29
@ManuelMeiste416

Solange Du nicht in einer Gartenkolonie wohnst, musst Du Deinen Rasen nicht mähen. Im Gegenteil: Biotopwiesen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

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Dahika  10.04.2023, 11:51
@ManuelMeiste416

das ist aber mit dem Ärger, den man bekommt, wenn man die Kinder nicht versorgt, wohl kaum zu vergleichen.

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Apokalypse2020  10.04.2023, 12:06
@ManuelMeiste416

Wie oft mähst du denn den Rasen? Ich mähe 14-15x im Jahr für jeweils 1 Stunde, mit Vorbeteitung und Grasschnitt verteilen 2 Stunden. Also 30 Stunden im Jahr. Wieviel Zeit nimmt es hingegen in Anspruch , ein Kind zu erziehen oder eine Person zu pflegen?

Außerdem musst du ja keinen Garten haben.

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Apokalypse2020  10.04.2023, 13:04
@ManuelMeiste416

Nein, habe ich auch nicht. Aber was wäre, wenn keine Frau mehr bei uns Kinder bekommt, weil es keine Anerkennung dafür gibt?

Und was ist, wenn die Eltern Pflege brauchen? Auch Menschen ohne Kinder müssen sich um ihre Eltern kümmern und das bleibt halt auch meist an den Frauen hängen. Unbezahlt natürlich.

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ManuelMeiste416 
Fragesteller
 10.04.2023, 13:06
@Apokalypse2020

Man sollte das Kinder-kriegen nicht davon abhängig machen von (keine Ahnung von wem auch immer) anderen spezielle Anerkennung zu bekommen.

Ich brauche keine Anerkennung, auch für meinen Job nicht. Ich bin nicht davon abhängig was andere sagen/denken.

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Apokalypse2020  10.04.2023, 13:31
@ManuelMeiste416

Du bekommst Anerkennung für deinen Job in Form deines Gehalts. Und es wäre schön, wenn du meine Fragen beantworten könntest. Was machst du, wenn keine Frau mehr Kinder bekommen will?

Und was ist mit der Pflege der Eltern?

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Arbeit und Geld lösen sich bereits jetzt immer mehr voneinander.

Was denkst du, wovon die Menschen in einigen Jahrzehnten leben werden, wenn es keine LKW Fahrer, keine Lokführer, keine Verkäufer etc. mehr braucht?

Dann müssen andere Wege gefunden werden, den erwirtschafteten Wert zu verteilen. Einer der dafür notwenigen Schritte ist, neu zu definieren, was "Arbeit" ist. Und dieser muss sich an seinem Wert für die Gesellschaft bemessen. Nicht nur an dem, was wir heute unter "Erwerbsarbeit" verstehen. Das allermeiste Geld wird heute schon nicht durch Arbeit generiert.

ManuelMeiste416 
Fragesteller
 10.04.2023, 11:40

Das ist in der Tat eine spannende Frage. ich sehe solche sozialistischen ideen ja skeptisch aber die Wegrationalisierung der Berufe wird in der Tat noch ein Thema werden dass die jüngeren von uns erleben.

ich wäre da aber eher noch für ein bedingungsloses Grundeinkommen dass jede Person ab 18 bekommt, und nicht dafür dass der Staat hier genauen Einblick ins Familienleben nimmt und die Leute bezahlt je nachdem was sie da genau machen.

BGE sehe ich aber auch kritisch, hat auch nachteile.

Auf jeden Fall liegt diese situation weit in der Zukunft und wird auf jeden Fall weitere Jahrzehnte dauern bis man über ein BGE ernsthaft diskutieren muss.

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cas65  10.04.2023, 11:45
@ManuelMeiste416

Das kommt schneller, als man denkt. Und wenn es erst so weit ist, sollte man einen Plan haben! Und es gibt bereits mehrere interessante Ansätze. Das als "sozialistische Ideen" abzutun, ist schlichtweg falsch und gefährlich.

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ManuelMeiste416 
Fragesteller
 10.04.2023, 13:00
@cas65

Wie du sicher zwischen den Zeilen heraus gelesen hast bin ich ja nicht grundsätzlich dem BGE abgeneigt, aber wenn dann bitte für jeden gleich viel, ich will da nicht regelmäßig besuch von Staatsbediensteten bekommen die mich darüber befragen wie viele Stunden in der Woche ich staubsauge, rasenmähe, auf meine Kinder aufpasse etc.

Wenn irgendwann mal die Situation da ist dass es für ~ 95% der Leute keine Arbeit mehr gibt weil alles Roboter machen, dann lasse ich mir ein BGE einreden, und diese Situation ist noch weit weg. Derzeit ist es nach wie vor so dass die meisten Menschen im Arbeitsfähigen Alter wöchentlich 40 Stunden einer Erwerbsarbeit nachgehen (Kinder, Pensionisten, Mütter mit kleinen Kindern und Studenten ausgenommen)

Man müsste natürlich darauf achten dass das BGE nicht so leistungsfeindlich ist, wie die jetzigen Sozialleistungen die teilweise Menschen vom Arbeitsuchen abhalten.

Derzeit wo man bereits als Durchschnittsverdiener defacto an die 50% steuer auf Arbeit zahlt wäre es wenig sinnvoll noch höhere Steuern einzuführen um ein BGE zu finanzieren.

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cas65  10.04.2023, 13:02
@ManuelMeiste416

Hast du dich mal mit Regionalwährungen befasst? Dich mal belesen zum "Wunder von Wörgl"? Kennst du die Idee von GRADIDO? Geht alles in recht vernünftige Richtungen... Aber eines werden wir uns in KEINEM System mehr leisten können: Superreiche.

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ManuelMeiste416 
Fragesteller
 10.04.2023, 13:03
@cas65

ich kenne kryptowährungen.

das anddere sagt mir nichts, aber werde ich sofort recherchieren was das ist.

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cas65  10.04.2023, 13:05
@ManuelMeiste416

Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. sind Seifenblasen. Sonst nichts.

Wir brauchen ein anderes GeldSYSTEM. Nicht noch mehr bunte Seifenblasen, die uns regelmäßig um die Ohren fliegen.

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ManuelMeiste416 
Fragesteller
 10.04.2023, 13:13
@cas65

ok dieses gradito klingt am ersten Blick echt spannend, ich lade mir mal das hörbuch herunter, mal schauen ob diese idee hand und fuß hat.

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ManuelMeiste416 
Fragesteller
 10.04.2023, 13:14
@cas65

auf jeden fall weiß ich dann jetzt schonmal was ich mir heute abend anhöre

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cas65  10.04.2023, 13:14
@ManuelMeiste416

Wörgl ist auch sehr interessant. Schon vor 100 Jahren erfolgreich. So erfolgreich, dass man es von oben herab mit Gewalt stoppte. Und nun rate mal, warum man das tat...

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