Wie denken gebildete, zufriedene Menschen?

4 Antworten

Ich kann jetzt mal nur von mir reden. Ich bin Ingenieur und Naturwissenschaftler. In dieser Ausbildung habe ich vor allem gelernt, gleichzeitig zielstrebig, ergebnisoffen und geduldig zu sein. In meiner Welt gibt es kein "absolutes Wissen", man kann lediglich anhand von Beobachtungen Theorien aufstellen, die dann bestenfalls irgendwann an einem neuen Experiment scheitern, damit man die Theorie verbessern kann. Das heißt, ich muss damit rechnen, weil ich die logischen Mechanismen dahinter kenne, dass meine Arbeit irgendwann überholt ist. Das heißt, ich hänge nicht so sehr an meinen persönlichen Befindlichkeiten und irgendwelchen Meinungen sondern bin mir bewusst, dass sich diese angesichts der Faktenlage ändern können.

Das hat jedoch nichts mit Verantwortungsscheue zu tun. Wenn ich mal an eine weitere Tätigkeit denke, der ich nachgehe, dem Bergsteigen (und auch der Bergrettung), sehe ich durchaus die Notwendigkeit, Verantwortung für meine Kameraden und mich zu übernehmen. Aber genau hier hilft es mir ungemein, das naturwissenschaftliche Handwerk erlernt zu haben. Weil ich dann kein Problem damit habe, kurz vor dem Gipfel doch noch umzudrehen, wenn ich gerade ein Gewitter aufmarschieren sehe.

Was allerdings wahr ist: Ich scheue Diskussionen über ideologische Dinge ("man hört meine Meinung nicht raus"). Ein Beispiel sind sozialpolitische Fragestellungen, in denen im Grunde jeder für seinen Standpunkt gute Argumente bringen kann, aber letztlich die Antwort davon abhängt, was man für moralische, sprich ideologische Vorstellungen hat. Der eine legt seinen Fokus auf das Leistungsprinzip, der andere legt großen Wert darauf, dass niemand hungern und frieren muss. Wo kommt man da zusammen? Da halte ich mich mit meiner Meinung tatsächlich gern zurück, wenn ich merke, dass mein momentanes Gesprächsumfeld in diese oder die andere Richtung extreme Ansichten vertritt. Hat aber mit Verantwortungsbereitschaft nichts zu tun.

Ja. Denke das ist Erfahrung. Rationalität ist eine super Eigenschaft im Leben. Aber auch nicht immer und dauerhaft von Vorteil, da man nicht alles rational angehen kann.

Grundlegend isses entweder von Haus aus so, daß manche Leute so sind oder sie haben es gelernt im Laufe des Lebens

Na gut, ich bin zufrieden und einigermaßen gebildet.

Ich wäge ab, bevor ich was von mir gebe. Wenn möglich, versetze ich mich in mein Gegenüber. Ich "spinne" zwar nicht ungern, aber wenn ich jemandem einen Rat geben soll, verzichte ich auf die Spinnerei. Und auch wenn ich Gefühle habe, lasse ich sie aus solchen Erwägungen gern raus. Das ist insofern schwierig, wenn das Gegenüber "gefühlige" Probleme hat.

Aber trotzdem wird er mir bestätigen, dass ich mich sachlich auf ihn eingelassen habe.

Ja natürlich, das macht doch auch nur Sinn. Wer gebildet ist und bereits viele Lebenserfahrungen gesammelt hat, weiß genau, wie man sich in gewissen Situationen verhalten muss.