Wie bremst man, wenn die Bremse eines Autos nicht mehr funktionstüchtig ist?

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das kommt drauf an, ob dir das in einem Hollywood-Film oder der Realität passiert.

In einem Hollywood-Film geht das so: Jemand schneidet am vorderen linken Rad die Bremsleitung durch. Das Opfer steigt in das Auto, fährt los, alles ist total normal und auf einmal kommt eine Serpentinenstraße bergab und die Bremse tritt ins leere. Denn merke dir, manipulierte Bremsen funktionieren immer einwandfrei und versagen erst bei Serpentinenstraßen plötzlich. Hollywood-Weisheit. Eine Handbremse gibt es in einem Hollywood-Auto nicht und Automatik hat (zumindest in Hollywood) keine Motorbremse. Ich würde mal sagen, chancenlos.

In der Realität sieht das eher so aus:

  1. haben alle Fahrzeuge, abgesehen von einigen sehr alten Oldtimern, ein diagonales Zweikreis-Bremssystem. Heißt, zwar kommt alle Bremsflüssigkeit aus einem Ausgleichsbehälter/Hauptbremszylinder, aber die Kraft wird über zwei Kreise nach vorne-links/hinten-rechts und vorne-rechts/hinten-links verteilt. Ist einer dieser Bremskreisläufe beschädigt und verliert Bremsflüssigkeit, egal ob durch Alterung, Beschädigung, Werkstattfehler oder Hollywood-Mordkomplott, merkt man sofort beim ersten Bremsen, dass sich die Bremse komisch anfühlt. Bremswirkung ist aber noch mehr als genug da. Je länger man aber so fährt desto weniger wird es.
  2. Selbst wenn beide Bremskreisläufe massiv beschädigt sind oder die Bremsflüssigkeit aufgrund von chronischem Ignorieren, dass was nicht stimmt, leer ist, sodass gar keine Bremswirkung mehr vorliegt, gibt es immer noch die Feststellbremse in Form eines Handbremshebels, eines Fußpedals (bei Mercedes und einigen Modellen anderer Hersteller gerne so gemacht) oder eines Schalters für die elektrische Feststellbremse. Alle haben auch eine Notbremsfunktion. Die klassische Handbremse/Fuß-Feststellbremse läuft über einen Seilzug und die elektrische Feststellbremse über einen Motor in den hinteren Bremszangen. Beide sind unabhängig von der Bremsflüssigkeit für die normale Fußbremse.
  3. Wenn jetzt der Hollywood-Mörder so schlau ist, neben beiden Bremskreisläufen auch noch die Feststellbremse zu manipulieren, dann gibt es drei mögliche Szenarien, von denen zwei Potenzial für eine Komödie haben: Er schneidet das Kabel der elektronischen Feststellbremse durch, die automatisch beim Parken angezogen wird, sodass das Auto nicht mehr loskommt, weil sich beim Losfahren durch das kaputte Kabel die Bremse nicht mehr lösen lässt, oder er schneidet das Handbremsseil durch und wird vom Auto überrollt sobald sich die Handbremse durch das Durchschneiden des Seils löst, weil es in einer Schräge steht und der Gang nicht eingelegt ist, oder er hat Glück und der Gang ist eingelegt und das Komplott geht auf. Geht das Komplott auf und weder Betriebsbremse noch Feststellbremse funktionieren, kann man das Auto immer noch über die Motorbremse (Fuß vom Gas nehmen) abbremsen. Im Gegensatz zu meiner Einleitung, dass in Hollywood Automatikfahrzeuge keine Motorbremse haben, haben sie diese in Realität jedoch schon, auch wenn sie bei älteren Modellen nicht ganz so stark ist, wie bei Autos mit Schaltgetriebe (liegt am Drehmomentwandler der Automatik, neuere Wandlerautomatiken haben mehr Motorbremsung und DSGs haben ja, wie manuelle Getriebe eine Kupplung). Die Motorbremse bremst schon ganz ordentlich, da seit Jahrzehnten dabei die Kraftstoffzufuhr unterbrochen wird, wenn auch nur bis zu einer gewissen Drehzahl, da sonst der Motor absterben würde. Irgendwann geht der Motor dann in den Schleppbetrieb, dann ist man aber schon sehr langsam und kann eine letzte Maßnahme ziehen. Das kann z.B. Motor abschalten sein (dabei verliert man höchstwahrscheinlich die Servolenkung, sodass es sich sehr schwer lenkt, einige modernere Autos haben auch eine Funktion, dass man nur im totalen Stillstand den Motor abstellen kann, gerade bei Keyless Go, damit das Kind auf dem Beifahrersitz nicht einfach den Knopf drücken kann), und wenn gar nichts geht, im stumpfen Winkel an einer Leitplanke, Wand oder sonst was entlang schrabbeln. Bisschen Schwund ist immer, aber das ist dann die letzte Phase nach der Motorbremse um von vielleicht 20km/h auf 0 zu kommen.
Bergliebhaberin 
Fragesteller
 13.01.2024, 08:32

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

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Tuedelsen  21.02.2024, 11:30
Denn merke dir, manipulierte Bremsen funktionieren immer einwandfrei und versagen erst bei Serpentinenstraßen plötzlich. Hollywood-Weisheit. 

....made my day!😁​👍​

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Feststellbremse ( Handbremse) 1 Gang reinmachen . Komplett zur Bremsung kommt man nicht ..

BrascoC  12.01.2024, 21:43

Mit Handbremse / Feststellbremse schon.

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Auto vorsichtig an Leitplanke drücken und damit abbremsen.

Luftwiderstand vergrößern durch offene Fenster….

bei Schalter runterschalten bei Automatik ggf. Manuelle Schaltung wählen ansonsten auch runterschalten wenn Gänge vorhanden sind.

Bremse aufpumpen bei niedriger Geschwindigkeit ( ggf ist noch Etwas Bremskraft vorhanden )

Motor ausschalten ( off Stellung nicht komplett ausschalten da dann keine lenkungerstützung und nur als letzte Variante genau wie Leitplanke als letzte Variante )

wenn möglich Strecke wo es bergauf geht suchen dann hin und her lenken langsam

bei langsamer Geschwindigkeit Handbremse nutzen

Wenn keine Bremse (Fuß, Park- oder Handbremse) mehr funktionieren sollte, dann in einen niedrigen Gang schalten und die Kupplung kommen lassen. Die "Motorbremse" bremst dann das Auto. Aber nicht auf 0.

Bei Automatik wird das wohl etwas schwieriger.