Wichtige Briefe im Werther

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Hier der vollständige Kommentar: Für mich am wichtigsten der Brief vom 22. Mai (1. Teil). Er zeigt am deutlichsten die wahre Werther-Mentalität: „.... wer da sieht, wie artig.....“ Werther, der das sinnlose Treiben auf der Welt beobachtet („alle gleich interessiert sind, das Licht dieser Sonne noch eine Minute länger zu sehn...“; siehe auch weiter oben im Brief!) - wer das so sieht wie Werther, der ist ein wahrhafter Mensch (aber auch selbstmordgefährdet, wie er gleich darauf andeutet). - Dann der Brief vom 8. Juli: „Wie man ein Kind ist...“ zeigt die hohe Empfindsamkeit Werthers. - Besonders wichtig der Brief vom 10. September (1. Teil): „Wir werden uns wiedersehn!“ Er zeigt zum wiederholten Male, dass in diesem Roman, jedenfalls im 1. Teil, allein die Seelengröße zählt und das Edle im Menschen durch diese Dominanz der guten Seelenkräfte in den Hauptfiguren Lotte, Albert und Werther wie von selbst hervortritt. Gleichzeitig wird deutlich, warum Lotte Albert die Treue halten muss (wegen der Mutter!). Auch dies ein deutliches Zeichen, dass es sich bei Lotte, Albert und Werther um Menschen handelt, die - wie später Iphigenie (Goethe: „verteufelt human“!) - alles Egoistische, Willensmäßige in sich zum Schweigen gebracht haben (sogar den Barbar Thoas hat ja Iphigenie zur Humanität bekehrt!). - Ergänzend hierzu der Brief vom 10. August (1. Teil): Er zeigt wieder, wie die zwei, Albert und Werther „hochherzig“ miteinander umgeghen, obwohl sie doch Rivalen sind um die Gunst Lottes. Wieder wird angezeigt, warum Lotte niemals die Geliebte Werthers werden kann („Wie sie ihm Lotte anbefohlen habe...“). - Dann der Brief vom 12. August (1. Teil): Das große Gespräch über den Selbstmord. Hier wird Werther, der Leidenschaftliche, gezeigt und, auf der anderen Seite Albert, der Vernünftige. Der Brief zeigt, dass Werther einerseits zwar sehr hochsinnig ist, andererseits aber auch ein großes Herz für alle diejenigen hat, die sich von ihren Leidenschaften treiben lassen. Damit entsteht allmählich eine Distanz zwischen ihm und Albert, der das Gesetz vertritt (welches der Gefühlsmensch Werther verabscheut). Damit verrät Werther seine innersten Beweggründe, dass auch er, obwohl Lotte nach dem Willen der Mutter, an Albert gebunden ist, nach wie vor in Leidenschaft für Alberts Verlobte entbrannt ist und eventuell doch diese Leidenschaft realisieren möchte (was er ja im 2. Teil versuchte). Andererseits wird auf den Fall des unglücklichehn Knechtes vorausgedeutet, den Werther später, obwohl jener zum Mörder geworden ist, leidenschaftlich verteidigt (s. zuerst Brief vom 30. Mai, dann, im 2. Teil, der Brief vom 4. September und „Der Herausgeber an den Leser“). Hier wird auch erkennbar, dass Werther gegen den Vernunftmenschen Albert eine immer größere Abneigung empfindet; er will sogar, dass der Mörder fliehen darf! Im „letzten Brief an Lotte“ (S. 127, Reclam) gesteht er Lotte, dass es „in diesem zerrissenen Herzen“ herumgeschlichen ist, „deinen Mann zu ermorden!“ (Lotte und Albert haben inzwischen geheiratet) Wichtig sind auch die Briefe im 2. Teil, vom 24. Dez. 1771 bis 24. März – Werther kommt mit dem Bürokratismus und dem Zeremoniell der Adelsgesellschaft nicht zurecht; er, der Empfindsame, verabscheut deren unmenschliche Strukturen, die auch ihm, dem Bürgerlichen, zusetzen. Er scheitert in seinem „ordentlichen“ Beruf, indem er um seine Entlassung bittet.

im Voraus - nur ein R...

Welche Version habt ihr denn gelesen? Es gibt ja zwei verschiedene Versionen. Die erste Version kannte sogar Napoleon und hat mit Goethe persönlich darüber gesprochen!