Weshalb ist es in unserer Gesellschaft verpönt, übergewichtige Menschen zu kritisieren?
Die Menschen in Deutschland werden immer dicker und kränker. Oft wird aber so getan, als sei das kein Eigenverschulden. Das mag in wenigen Fällen so sein, aber in den meisten Fällen ist man selbst schuld, wenn man übergewichtig ist. Wieso ist es aber so verpönt, wenn man übergewichtige Menschen für ihr Verhalten kritisiert? Kritik wird oft mit Mobbing verwechselt. Mittlerweile wird jede Kritik an übergewichtige Menschen (besonders an übergewichtigen Frauen) als Bodyshaming verurteilt. Findet ihr diese Entwicklung auch fragwürdig? Ungesundes Verhalten wird von unserer Gesellschaft sogar in Schutz genommen. Das Resultat? Immer mehr adipöse Menschen, Diabetiker, Menschen, die in jungen Lebensjahren einen Herzinfarkt erleiden mussten usw.
10 Antworten
Ich glaub nicht, dass es irgendeinen Menschen gibt, der sich gedacht hat "Ach, wenn es eh nicht mehr okay ist, Leute für ihr Gewicht zu kritisieren, dann kann ich ja guten Gewissens zunehmen".
Was daran so schlecht ist, Leute für ihr Gewicht zu kritisieren, ist, dass diese Leute das Problem gar nicht wirklich sehen. Wenn jemand sagt "Iss mal weniger", dann ist das einfach nicht hilfreich.
Übergewicht kommt nicht von irgendwo her. Jemand, der mental und körperlich gesund ist, wird nicht so sehr übergewichtig, dass er/sie nicht mehr laufen kann. So extremes Übergewicht ist genauso ein Symptom von psychischen oder körperlichen Krankheiten, wie extremes Untergewicht.
Zu jemand hingehen und zu sagen "Ey, du bist voll fett, iss weniger", ist genau so, als würdest du zu einem Rollstuhlfahrer gehen und sagen "Ey, du sitzt immer nur rum, steh doch einfach mal auf".
Wenn du dich wirklich darum sorgen würdest, wie es der Welt geht, würdest du über unerkannte Schilddrüsenerkrankungen, Depressionen und Binging disorder reden. Nicht darüber, ob du jetzt kritisiert oder gemobbt hast.
MTLA steht für medizinisch technische Labor Assistenz. Mein Beruf ist, in Laboren menschliches Untersuchungsmaterial (Insbesondere Blut) zu untersuchen. Gute Frage zieht sich das halt einfach, weil in den Themen "Gesundheit und Medizin" drin steckt, kanns nicht aus machen, auch wenn das hiermit weniger zu tun hat.
Wieso ist es aber so verpönt, wenn man übergewichtige Menschen für ihr Verhalten kritisiert
Weil diese Kritik oft in einem kränkenden/beleidigenden Ton passiert und daher eben eigentlich nicht Kritik ist. Oder: weil die meisten dicken Menschen sowas schon gehört haben, und daher auch sachliche Kritik so aufnehmen.
Findet ihr diese Entwicklung auch fragwürdig
Definitiv. Ich finde es auch bescheuert, wie viele dicke Menschen, die einfach nur gerne Essen und zu träge für ihr Essverhalten sind, sich hinter Ausreden verstecken. Genauso dumm ist es allerdings auch, dass manche annehmen, nur weil man dick wäre, wäre man unfit oder faul... Man kann seinen Körper auch mögen, wenn man dick ist, und das ist auch okay. Aber man sollte halt auch wissen, dass es ab bestimmten Mengen einfach wirklich ungesund ist.
Du kannst Menschen aufgrund ihrer Lebensweise darauf ansprechen und gegenvorschläge machen. Aber warum kritisieren? Wo besteht denn speziell für dich ein Problem, das jemand anderes übergewichtig ist? Kritisieren ist hier absolut falsch
Weil die Krankenkassen eventuell für übergewichtige Menschen viel häufiger aufkommen müssen und das Gesundssystem immer weiter überlastet wird? Findest du das okay?
Findest du es ok, dass deine Eltern sich jahrelang vom Staat aushalten lassen haben und andere dafür zahlen mussten, nur weil sie keinen Bock hatten zu arbeiten? Findest du das ok?
Ja das finde ich okay. Das ist aber ein anderes Thema.
Nein, das ist dasselbe. Man beurteilt pauschal eine größere Personengruppe. Sowas nennt sich Vorurteile.
Einen Menschen für etwas zu kritisieren ist sinnvoll und angebracht, wenn
- davon auszugehen ist, dass derjenige sich eines eigenen Fehlverhaltens und/oder dessen Folgen nicht bewusst ist
- jemand anderer durch dieses Verhalten einen Nachteil erleidet
- und die kritisierte Person die Möglichkeit hat, etwas an der Situation zu ändern
Wenn wir uns das jetzt für einen übergewichtigen Menschen ansehen:
- Übergewichtige Menschen sind sich, sofern sie zu ihrem Übergewicht nicht auch an einer ausgeprägten geistigen Minderbegabung leiden, der Tatsache völlig bewusst, dass sie übergewichtig sind, sind meist auch unglücklich darüber, und wissen auch, dass Übergewicht gesundheitliche Risiken mit sich bringt. Es besteht also absolut keine Notwendigkeit, sie regelmäßig auf ihr Übergewicht hinzuweisen.
- Unabhängig davon, ob das Übergewicht ein eigenes Fehlverhalten, eine genetische Veranlagung oder eine Kombination aus beiden Faktoren zur Ursache hat, ist es verdammt schwer, sein Gewicht langfristig zu reduzieren. Die meisten übergewichtigen Menschen haben schon etliche gescheiterte oder nur kurzfristig wirksame Abnehmversuche hinter sich. Wenn man ihnen ihre für sie selbst durchwegs belastende Situation immer wieder vorhält, wird das kaum dazu führen, dass sie es dadurch plötzlich schaffen abzunehmen, ist aber für den Betroffenen u.U. sehr kränkend und verletzend und führt schlimmstenfalls zu sozialem Rückzug aus Scham, in weiterer Folge zu Depressionen, etc.
- Ein übergewichtiger Mensch schadet mit seinem Übergewicht niemandem, außer sich selbst. Es gibt daher keinen Grund für dich, dich über das Übergewicht eines anderen Menschen zu beschweren. Man könnte dagegen natürlich argumentieren, dass die Kosten für die Behandlung eventueller Folgeerkrankungen die ganze Gesellschaft treffen, das gilt aber für jegliches ungesundes oder mit erhöhtem Verletzungsrisiko einhergehendes Verhalten. Dann dürfte man auch nicht rauchen, Alkohol trinken, Auto fahren, gefährliche Sportarten ausüben, etc.
Weil wir historische Gründe haben mit bestimmten Informationen besser umzugehen.
Sowie eine Information geeignet ist, ein Merkmal darzustellen, aus dem eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit entstehen kann, ist die angebliche Kritik zu unterbleiben.
Was ist MTLA?