Wertigkeit Chemie?
Hallo,
ich habe eine wichtige Frage.Ich schreibe diese Woche eine Chemiearbeit und ich verstehe nicht, wie man die Wertigkeit berechnen soll also zb: H2CO4 und oben drüber dann +1 - 4 + 2 (in römischen Zahlen) oder wie man Silbersulfid zu: Ag2S oder so schreibt.Ich weiß auch nicht für was ich dieses tri, di, tetra usw. brauche? Ich war als wir das gemacht haben krank und meine Klasse versteht es auch so gut wie nicht und ich habe kein Chemie mehr vor der Arbeit, also hoffe ich auf Hilfe.
Danke im Vorraus
2 Antworten
- H2CO3, nicht 4
- Es handelt sich nicht um die Wertigkeit, sondern um Oxidationszahlen.
Für die Oxidationszahlen in römischen Zahlen gibt es ein paar einfache Regeln:
- Reine Elemente wie z.B. H2, O2, Ag, C, usw. haben immer die Oxicationszahl 0 (auch, wenn es römisch keine o gibt).
- in Verbindungen hat H praktisch immer -I, z.B. in H2O
- Sauerstoff hat fast immer -II
- Halogene haben in Verbindungen praktisch immer -I
- Elementionen in Salzen haben als Oxidationszahl die Ionenladung: Na+ hat +, Al3+ hat +III, Cl- hat -I usw.
- Metallionen sind IMMER positiv, Nichtmetallionen immer negativ.
- Die Summe der Oxidationszahlen ist in einer Verbindung 0
Damit kannst du einfach die Oxidationszahlen ermitteln.
Bsp: H2CO3: H: +I; O: -II. ergibt: 2 - 6 = -4. Da die Summe 0 ergeben muss hat C: +IV
- ok
- H hat in Verbindungen praktisch immer +1 ! (nicht -1 :) )
Ein paar Klugsch*er-Kommentare,
zu 1: Sehr lobenswert die Erwähnung, dass die Römischen Zahlen keine Null, aber auch keine negativen Zahlen kennen, ebensowenig wie gebrochene Zahlen (Nötig für HN3 KO2 u.a.). Um dieses zu berücksichtigen, hätte es einer gewissen philologischen Grundbildung bedurft (das sage ich als ehemaliger Berufsschullehrer!); das war für die Damen und Herren der I.U.P.A.C. wohl eine intellektuelle Überforderung, wie vieles, was die so verzapft haben. Hätten die in Genf lieber ein paar Gläser kühlen Chablis getrunken. Im Übrigen, warum nicht einmal H2CO4 = Peroxokohlensäure (vgl. Holleman-Wiberg 103.Auflage, Band 1, Seite 1045), nicht beständig, aber existent
zu 2:-I bei H ist so selten nicht, man denke nur an die Hydride, hier ist aber +I ok, wohl nur ein Tippfehler
zu 4. Das mit dem -I der Halogene gibt's meines Wissens nur beim Fluor, mit den höheren Oxidationszahlen habe ich schon vor 70 Jahren meinen Chemielehrer zur Verzweiflung gebracht (s. Überschrift).
Im Übrigen möchte ich willi55 jedoch ein Kompliment machen; es ist alles ausgezeichnet und didaktisch redutiert formuliert. Leider geistert der schon in meiner Jugend überholte Begriff Wertigkeit immer noch durch den Chemie-Unterricht, wie das Lackmuspapier durch's Praktikum. Ich habe ihn (fast) immer vermieden und durch Oxitationszahl, Ladungszahl und Koordinationszahl ersetzt.
Alles prima kommentiert.
Natürlich gibt es "Stoffe", welche sich durch diese rudimentären Regeln nicht bearbeiten lassen, aber man kommt (in der Schule im Anfängerunterricht - das ist wohl auch der Hintergrund der Fragen in GF) recht weit damit.
Zum Thema Wertigkeit habe ich allerdings eine andere Meinung. Im Sinne eines Spiralcurriculums mit Anfängen in Chemie hat dieser Begriff einen hohen Stellenwert. Man kann damit nach wenigen Stunden bereits Anfänger dazu bringen erfolgreich Verbindungen aus den Hauptgruppenelementen zu konstruieren ohne komplizierte Begrifflichkeiten, welche erst später eine Rolle spielen und die zu diesem frühen Zeitpunkt noch keinen Sinn haben. Natürlich hat "Wertigkeit" in der folgenden Jahrgangsstufe dann ausgedient und wird durch funktionale Begriffe ersetzt.
Allerdings liegt das - wie bei Ihnen auch - hinter mir, so dass wir darüber nicht mehr debattieren müssen. Jüngere Kolleg*innen machen es sicher anders und das wird dann schon in Ordnung sein.
Ich bendanke mich für die freundlichen Worte. Gleich am Anfang ein Kompliment; da merkt man doch gleich den gewieften Pädagogen. Selbstverständlich verwende ich auch in der Chemie das Attribut -wertig; ich spreche hier von Laborjargon. Die chemische Fachsprache hat sich über Jahrhunderte entwickelt und sollte nicht künstlich reglementiert werden, weshalb ich manchmal recht polemisch der IUPAC auch gerne das grammatische Neutrum zugeordnet habe,
Spiralförmiges Curriculum? Ja, davon habe ich auch gehört, schließlich habe ich mich vor jeder Beförderungslehrprobe bei unseren Referendaren (KEIN Asterigius hier, ich hasse die gendergerechte Sprache, bin toxisch-narrativ aus Überzeugung!) erkundigt, was gerade so in den Seminaren en vogue war.
Für mich war im Unterricht, so mochte ich es schon als Schüler am liebsten, so hielt ich es als Lehrer, die klare Faktenvermittlung das wichtigste. Nur eine profunde Kenntnis derselben ist die Voraussetzung für eine Verknüpfung. Vielleicht habe ich da ein wenig die Schüler (* s.o.) aus dem Visier verloren, die nicht jedes neue Chemiebuch wie einen Krimi verschlungen haben.