Wenn Schopenhauer recht hat: ›Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will‹, hat man so überhaupt eine Chance zur freien Glaubenswahl?

Das Ergebnis basiert auf 15 Abstimmungen

Sonstiges:... 47%
Er hat recht! Der "Freien Willen" gibt es nicht! 33%
Er hat sich geirrt! Klar kann ich meinen Glauben frei wählen! 20%
Gott wählt den Mensch zum richtigen Glauben aus! 0%
Eine Religion "verweigert" den Freien Willen! 0%
Gute wissenschaftliche Bildung entbehrt der Buchreligion. 0%
Schopenhauer war ein Menschenfeind, ich glaube ihm nicht! 0%

18 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich beziehe mich jetzt nicht direkt auf Schopenhauer, da ich kein Freund intellektueller Gedankenspiele und theoretischer Diskussionen bin, sondern gehe auf die Fragen ein

Kann ich mir meinen Glauben auswählen oder nicht?

Meiner Meinung nach ist das durchaus möglich. Ich wuchs ohne religiöse Prägung auf und kam später aus eigener Überzeugung zum Buddhismus.

Ich bin also aus eigener Überlegung und eigener Entscheidung Buddhist geworden - ohne dass dies ideologisch vorgeprägt worden wäre.

Grundsätzlich könnte man sich aber natürlich fragen, ob nicht vielfach das Gefühl eines "Mangels an Sinn" den Menschen zur Religion treibt.

In diesem Sinne wäre eine solche Entscheidung in der Regel nicht "freiwillig", sondern durch das Bedürfnis nach Sinngebung getrieben.

Ähnlich wie der Beschluss zu Essen nicht eine rein rationale Willensentscheidung ist, sondern vom Drang nach Überleben durch Nahrung getrieben wird.

Aber das wird jetzt schon wieder sehr abstrakt...ich fühlte mich jedenfalls nicht zu meiner Entscheidung "genötigt", sondern sehe sie als freie Willenserklärung.

Kann ich durch Bildung und Nachdenken meinen Glauben ändern?

Wenn man ein streng wissenschaftliches und materialistisches Weltbild annimmt, kann man zumindest vom "Glauben abfallen" und Atheist werden.

Meiner Meinung schließen sich kritisches Denken und Religion nicht aus - bis zu jenem Punkt, an dem grundlegende Konzepte des Glaubens berührt werden. Dann heißt es, sich die Dinge zurechtbiegen, oder als Gegensätze zu akzeptieren.

Wenn ich beispielsweise mit jemandem über den Buddhismus diskutiere, gibt es irgendwann einen Punkt, an dem die Diskussion sich tot läuft, weil es keine gemeinsam akzeptierte Gesprächsgrundlage mehr gibt.

Enzylexikon  07.03.2019, 16:07

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Ich kann nicht wollen was ich will. Ich kann entscheiden was ich mache, ich kann mich entscheiden, ob ich dabei mein bestes gebe oder nicht, ich kann entscheiden, ob ich mit einer guten Einstellung und Optimismus an das gehe was ich tue oder nicht, aber was ich will kann ich nicht entscheiden. Wenn es so wäre, dann könnten wir wählen, uns immer nur die Personen zu verlieben, die unsere Gefühle erwiedert, dann könnten wir wählen, dass der Beruf, den wir ausüben unser absoluter Traumberuf ist und wir unendlich viel Spaß haben an unserer Arbeit, wir könnten uns entscheiden, nichts lieber zu tun als aufzuräumen und Hausarbeit zu erledigen, wir könnten das regelrecht zu einem "Hobby" werden lassen usw. Aber so ist es eben nicht. Was unseren Glauben betrifft, ist die Antwort komplexer. Wir sind alle, egal ob und was unsere Eltern glauben, von Klein auf in unseren Köpfen in eine bestimmte Meinung/ Glauben gedrängt und wir sind auch alle in der Lage, Dinge zu hinterfragen, nachzudenken und unsere Meinung zu ändern. Beides prägt uns und unser Verständnis von der Welt und wir wählen nicht wo wir geboren wurden ebenso wenig wie wir wählen, was wir für uns selbst aus unserem Denken erkennen. Wir können uns ignorant gegen das stellen, was unser logisches Denken uns sagt und allen erzählen, an etwas zu glauben, was wir nicht glauben/ an etwas nicht zu glauben was wir glauben, aber irgendwo trägt jeder eine Überzeugung von was auch immer in sich und egal was er behauptet wird er seine Meinung nicht dem anpassen können was er sagt. Der entscheidende Unterschied ist, dass wir Menschen nicht über alles Wissen haben können. Glaubensfragen beschäftigen sich mit Dingen, die kein Mensch auf dieser Welt mit 100% Sicherheit wissen kann, während wir unsere persönlichen Wünsche kennen. Es gibt einen Weg, seinen Glauben zu wählen. Dieser Weg schadet der Wahrheitssuche und es gibt dennoch Menschen, die diesen Weg wählen. Wenn ich etwas kritisch hinterfrage, dann ist der einzige Weg, zu wählen woran ich glaube, zu wählen, mit welchen Informationsquellen ich mich NICHT befasse. Im Grunde wissen wir, dass es der Wahrheit nicht gut tut, Dinge nur aus einer Perspektive zu betrachten. Der wirklich Wahrheitssuchende fragt aufrichtig, der nicht wirklich wahrheitssuchende fragt die Quellen, die seine Hoffnungen und Wünsche stützen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
joerosac 
Fragesteller
 02.03.2019, 21:26

"der nicht wirklich wahrheitssuchende fragt die Quellen, die seine Hoffnungen und Wünsche stützen." Wie wahr!

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Schopenhauer spricht nur von sich, von dem, was er kann oder nicht kann. Er empfiehlt oder fordert nichts. Es geht auch nur um eine einzelne konkrete Sache.
Er will nicht arm werden und er will und kann kein Heiliger sein, von dem er vermutet, der müsste arm sein wollen.

Hier hast du möglicherweise etwas anders verstanden als ich.

Du bist völlig frei, dich einer vorgefertigten Religion anzuschließen oder dein eigenes Weltbild zu formulieren.

Gott wird die grenzenlose, bedingungslose Liebe genannt.
Wenn das so ist, dann fordert oder erwartet er nichts. Dann braucht er keine Sklaven, keine organisierten Vereine (Kirchen), keine "Bekenner", auch kein Straflager namens Hölle.

Sonstiges:...

Schopi hat schon teilweise recht, dass mein Handeln auch mit meinem Charakter zusammenhängt, das altruistische Menschen eher Geld spenden würden als egoistische, aber er sieht das zu idealistisch:

"dann aber würde ich auch nicht umhin können, es zu wollen"

Ich denke schon, dass man immer eine freie Wahl hat, egal wie sehr das Gewissen an einem nagt;

Jetzt zur Religion: auch hier kann man gewiss Parallelen ziehen, aber auch hier kann man mit Vernunft durchaus Kompromisse schließen, wobei die Wahl der Religion in vielen Ländern nicht auf freiwilliger Entscheidungsfindung geschieht, sondern auch viel gesellschaftlicher Druck dabei ausgeübt wird.

Also auch viel heiße Luft.

anonymos987654  02.03.2019, 18:58

"wobei die Wahl der Religion in vielen Ländern nicht auf freiwilliger Entscheidungsfindung geschieht"

das betrifft ja nicht die Willensfreiheit, sondern die äußere Unfreiheit

und es ist immer eine eigene Entscheidung, wenn man sagt: "weil es mir bestimmte Vorteile bringt, nehme ich Religion XY, auch wenn ich nicht so was glaube"

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Japan874  02.03.2019, 19:01
@anonymos987654

Wie du das Kind nennst ist Wurst, Freiheit ist nicht überall gegeben.

Es gibt verschiedene Motive, warum Menschen sich für Religionen entscheiden, oder auch nicht

Die äußere Unfreiheit, wie du sie nennst, beeinflusst letztendlich auch die Willensfreiheit.

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Sonstiges:...

Im Roman Blade Runner gibt es eine Stimmungsorgel, bei der man auswählen kann wie man sich fühlt. So eine Stimmungsorgel haben wir nicht, aber sie illustriert gut, wie es indirekt möglich ist, die eigenen Gefühle zu beeinflussen.

Aber direkt geht das nicht. Erstens kann ich in der Praxis leicht erkennen, dass ich nicht einfach etwas glauben, wollen oder fühlen kann, nur weil ich mir gerade wünsche, ich könnte es. Wäre dem so, dann könnten wir Glaubens-Spiele spielen; vielleicht wie Twister, bei denen Kärtchen vorschreiben, was man glauben soll und wer nach drei Runden das absurdeste Weltbild hat, hat gewonnen.

Zweitens würde eine totale Kontrolle unseres Innenlebens zu einem unendlichen Regress führen, denn wir müssten dann auch das Innenleben kontrollieren, mit dem wir unser Innenleben kontrollieren. Nicht nur könnten wir dann wollen, was wir wollen. Wir könnten dann auch wollen, was wir wollen, was wir wollen und so weiter.