Wenn (Raum-) Zeit relativ ist, dann müsste doch alles "gleichzeitig" existieren, "Vergangenheit", "Gegenwart" und "Zukunft", oder?

8 Antworten

Nö.
Temperatur z.B. ist ja auch relativ.
Das heißt aber nicht, dass "heiß", "kalt" und "lauwarm" für alle Orte und zu jeder Zeit zutreffende Beschreibungen sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich hab Spaß an Philosophie

Die Zeit muß etwas sehr Relatives sein, wofür ich freilich keine Erklärung, aber ein (unheimliches) Beispiel, also Erfahrung habe: Um drei Uhr Nachmittags machte ich für meine Mutter eine Besorgung. ich eilte wegen der unterbrochenen Hausaufgaben, und als ich schon neun Minuten später wieder zu Hause war, stand mein Vater im Vorzimmer, die Nachrichten liefen im Fernsehen, und Beide fragten mich, wo ich so lange gewesen sei?, es war nämlich acht Uhr Abends, aber auf meiner Uhr, die ich auch nicht verstellt hatte, gerade zehn nach drei! - Wie konnten sie mich in der Zeit derart überholt haben, um fast fünf Stunden?, und wenn sie mich überholt hatten, wie konnte ich, der ich mich ja in der Zeit offensichtlich viel langsamer bewegt hatte, sie dann wieder einholen in einer gemeinsamen Gegenwart? Und war es überall acht Uhr Abends, oder nur bei uns? - Auf jeden Fall: gar keine Gemeinsamkeit hat die Zeit mit dem Raum!, Das scheint gewiß, von wegen: Zeiträumen, Zeitstrecken; denn in und auf diesen bewegt man sich anders, nach andern Gesetzen!

Pyramesse27806  20.10.2022, 12:55

Du redest vom Zeit-Raster und Zeitgefühl, nicht von der Zeit selbst. Die Existenz des Raumes ist Voraussetzung dafür, das Zeit existieren und verrinnen kann.

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Dorylaus  20.10.2022, 17:12
@Pyramesse27806

Raster, Gitter sind auch alles bloß Konstruktionen oder Metaphern, die nichts wirklich erklären, weil wir das Phänomen nicht direkt erfassen können. Allenfalls kann man, wie ich versucht habe, aus wirklichen Erfahrungen indirekte Rückschlüsse ziehen, sozusagen Indizienbeweise, und Das sehr beschränkt. Die Farben sind ein weit einfacheres Phänomen als die Zeit, und dennoch hat Goethe ein Lebenlang gebraucht, sie aufzubekommen, und hat noch hundert Jahre Widerspruch gefunden, obwohl seine Theorie nac der modernen Wissenschaft richtig ist!

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Die Zeit, ist (wie bei vielem, was der Mensch erschaffen hat, um sich seine Umwelt zu erklären oder anderen zu vermitteln) ein rein menschliches Konstrukt. Dieses Konstrukt ist, wie so oft, was der Mensch erzeugt, in vielen Bereichen unzulänglich. Das erklärt auch deine Verwirrung. Als Beispiel: Zeit läuft für verschiedene Menschen unterschiedlich schnell ab, wenn eine Person mit hoher Geschwindigkeit durchs Weltall reist und die andere Person nicht. So "kaputt“ ist das Konstrukt Zeit, also relativ. Wie andere schon geschrieben dient Zeit und die Einheiten nur dazu die Abläufe anderen Menschen präziser mitzuteilen. Mehr ist Zeit nicht. Trotzdem passiert alles "der Reihe nach" da ändert das menschliche Konstrukt Zeit nichts dran. Egal wo du dich im Universum befindest. Deswegen kann man auch in die Zukunft (siehe Beispiel oben) reisen, aber niemals in die Vergangenheit

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Jain.

Der Knackpunkt ist die Lichtgeschwindigkeit. Weil die begrenzt ist, kannst du nie sagen, ob ein Ereignis vor oder nach einem anderen Ereignis stattgefunden hat - es kommt darauf an, wo du dich im Verhältnis zu diesen Ereignissen befindest. Jemand anderes kann das Ganze in anderer Reihenfolge wahrgenommen haben. Und es gibt _keine_ Möglichkeit festzustellen, wer "recht" hat - es gibt keine "absolute Wahrheit", da alles eben relativ ist.

So gesehen existieren Vergangenheit und Zukunft "gleichzeitig", bzw. können nicht eindeutig unterschieden werden.

Allerdings spielt das alles nur in den riesigen Entfernungen, wie sie im Weltall zu finden sind, eine (theoretische) Rolle.

Gerry745 
Fragesteller
 21.10.2022, 00:31

Aber das ist doch auch nur so, wenn unsere Wahrnehmung tatsächlich der "Realität " entspricht und somit als Referenz dient, oder sehe ich das falsch? Das mit der räumlichen Ausdehnung setze ich mal voraus, da Raum und Zeit, zumindest nach der allgemeinen Relativitätstheorie, untrennbar miteinander verbunden sind. Nach meinem Verständnis dürfte "Zeit" damit für uns nur ein Begriff, eine Illusion sein bzw. eine aufeinanderfolgende Wahrnehmung, um in der Lage zu sein, die Vielzahl an Informationen überhaupt verarbeiten zu können, weil alles "gleichzeitig" existiert. Ich meine, wirklich Alles. Für mein Verständnis ist es sinnfrei, dass es Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt, vor allem, wenn die Vorstellung, das heißt, die Illusion von irgendetwas ausreicht. Da macht es keinen Sinn, das da etwas "dazuerfunden" werden muss. Außerdem haben wir wohl keine Referenz, an welcher wir irgendetwas messen können, sondern lediglich ein Bewusstsein und einen logischen Verstand und selbst dieses bzw. dieser ist wohl uneingeschränkt manipulierbar. Was "wissenschaftliche Erkenntnisse" der Menschheit betrifft, so sind diese erfahrungsgemäß doch wohl sehr mit Vorsicht zu genießen. Für mich ist es sehr problematisch, die Menschheit und deren "Erkenntnisse ", als Referenz zu betrachten.

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VanLorry  21.10.2022, 07:09
@Gerry745

Unsere Wahrnehmung hat damit nichts zu tun.

Ich bin nicht sicher, wo ich das aufgeschnappt habe, aber in meinen Augen ist "Zeit" einfach der Effekt, der dadurch zustande kommt, das Ereignisse in einer Reihenfolge passieren (Ursache -> Wirkung).

Z.B. in einem Universum, das komplett leer ist, kann nichts passieren, können keine Ereignisse stattfinden -> es gibt dort keien Zeit, jeder Moment ist exakt wie der andere.

Aber in einem Universum mit, sagen wir mal 3 Objekten - Objekt A bewegt sich auf Objekt B zu und kollidiert damit. Dadurch wird B so abgelenkt, dass es mit C kollidiert. Wir haben hier zwei Ereignisse, die nicht gleichzeitig stattgefunden haben: Kollision AB und Kollision BC. Für B ist klar, _erst_ ist AB passiert, _dann_ ist BC passiert --> es ist Zeit vergangen.

Nur wir, als Beobachter, die diese Ereignisse nur Wahrnehmen - unter Berücksichtigung der Lichtgeschwindigkeit und der damit verknüpften Effekte der Relativitätstheorie - können unter Umständen _nicht_ feststellen, ob AB oder BC zuerst passiert ist - oder wohlmöglich sogar gleichzeitig.

Da gibt es ein interessantes Gedankenexperiment, was ich hier aber nicht wiedergeben kann - so tief stecke ich in der Thematik auch nicht drin... Aber es geht um einen fast mit Lichtgeschwindigkeit fahrenden Zug, der in einen Tunnel fährt. Obwohl der Zug _länger_ als der Tunnel ist, verschwindet er dennoch komplett im Tunnel. Wir können nicht sagen, ob Tunneleinfahrt vor oder nach Tunnelausfehrt passiert ... Musst mal googeln.

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Das kommt auf Ihre Perspektive an. Ist sie relativ zu einer beliebigen Masse, also nicht mit dieser Masse identisch, dann kommt es auf die Relation Ihrer Perspektive zu dieser Masse an.

Ist Ihre Perspektive aber mit dieser Masse identisch, weil Sie es bspw. selber sind, dann ist Zeit nicht relativ, sondern eine partiell geordnete, lineare Progession entsprechend entropischen Dynamiken.

Das bedeutet, für eine beliebige Masse-Perspektive gibt es kein "Zurück" in der Zeit, sondern immer nur ein Vorwärts. Weil jede Masse-Perspektive so zeitlich linear und partiell geordnet progradiert reisen Sie dann mit dieser Masse gegebenenfalls an Orte, die "früher" existierten, als andere, aber für Sie selbst, also in Ihrer Masse-Zeit gibt es kein zurück zu einem Ihrer früheren Masse-Zustände.

Das heisst, es gibt für jede Materie-Perspektive eine einzige, lineare zeitliche Progression, inmitten eines Universums, in welchem sich lauter solche partiellen Ordnungen der Massen befinden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien