Welche Kampfsportart/-kunst ist im Falle eines Kampfes ohne materielle Waffen zwischen ,,Leben und Tod'' die gefährlichste? Ist Kung Fu nutzlos?

Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen

Eine andere Kampfsportart 38%
Wing Chun 25%
Muay Thai 25%
Jeet Kune Do 13%
Krav Magan 0%
Westliches Boxen 0%
Taekwondo 0%

6 Antworten

Ich kann nur von dem sprechen, was ich trainiere.
Ich trainiere Fu Lung Pai, sprich ein Kung Fu Stil.
Kung Fu ist ein Oberbegriff für sämtliche Stile.
Der Stil, den ich trainiere, ist beim besten Willen nicht nutzlos.
Wobei das wohl jeder von seinem Stil behaupten würde.
Wir haben keine klischeehaften akrobatischen Sprungtritte, sondern legen viel mehr Wert auf einen guten, sicheren Stand.
Es gibt zu viele Kung Fu Stile, um Kung Fu generell als nutzlos zu betiteln.

Zu deiner Frage, welcher Stil "gewinnen" würde.
Erstens kommt das auf den Kampfgeist der Kämpfenden an.
Mal davon abgesehen lässt sich Kampfsport nicht mit Kampfkunst nicht vergleichen. Kampfsportler kämpfen nach Regeln und messen sich. Eine Kampfkunst ist ein System ohne Kampfregeln. Außerdem geht eine Kampfkunst im Regelfall über das Kämpfen hinaus.

Ich persönlich finde es unsinnig, Kampfsport auf seine Effektivität zu prüfen, da Kampfsport garnicht für Selbstverteidigung ausgelegt ist.

Eine andere Kampfsportart

Die Suche der ultimativen Kampftechnik ist tatsächlich eine Illusion. Man überlege sich doch nur mal schon den Umstand, dass jede Kampfkunst als Gegenmassnahme auf eine wie auch immer gelagerte Bedrohung entwickelt worden war. Die Wirkungslosigkeit einer Nahkampfdisziplin entsteht nur halt auf diese Weise, dass diese Bedrohungsformen sich verändert haben oder inzwischen gar nicht mehr existieren und nicht die Disziplin ist schlechter geworden.

Persönlich möchte ich keinem Ringer in die Hände fallen. Ringer sind im Bodenkampf absolut überlegen. Da haben auch Judoka kein Brot. Aber wie kommt es zum Bodenkampf? Sind Distanzmassnahmen Beinkicks, wie man sie im TWD und Karate kennt, überhaupt nützlich?
Bei solchen Überlegungen sieht man, dass eine Disziplin auf ein bestimmtes Bedrohungsszenario ausgerichtet worden war und dem zufolge auch eine Optimierung UND DAMIT AUCH eine Beschränkung auf ein erlernbares Repertoire darstellt.

Ich möchte jetzt hier keine seitenlange Analyse verschiedener Disziplinen bringen. Meinerseits nur so viel:

Seit bald 30 Jahren praktiziere ich Aikido. Das strategische Element darin besteht im Zulassen eines Angriffs. Hört sich seltsam an, aber man kann lange versuchen, einen Angriff zu verhindern.Wenn ein Kontrahent angreifen will, dann tut er es. Konzentriert man sich auf das Verhindern, wird man blockiert weil verhaft und eingeschränkt. Aber man kann alles daran setzen, ihn heil zu überstehen. Das geschieht im Aikido durch Bewegung: Ausweichen mit oder ohne Störmassnahmen oder auch direktes Eintreten, denn ein Initialangriff darf bloss nicht treffen. Hernach wird ein echter Angreifer seinen Initialangriff immer fortsetzen. Ergo: Man muss damit rechnen, dass er nochmal was tut, man weiss nur nicht was. Aber an dieser Stelle kann man bereits eingreifen und die nächste Bewegung erwarten und ab diesem Moment lenken.

Das ist nur ein Beispiel, keine Erklärung irgend einer Technik oder einer taktischen Gegenmassnahme. Es beschreibt die Strategie.

Nun kann man unter der Perspektive der strategischen Betrachtung auch Kampfkünste näher beleuchten.

Wenn du dir deine Gedanken über taktische Einsatzmittel und Gegenmassnahmen machst, bist du also zu nahe dran. Überlege Dir stattdessen, welche Strategie hinter einer Disziplin steckte, als sie entwickelt worden war. Dann erkennst Du die taktische Wirksamkeit UND auch die taktischen Schwächen.

Nach langjährigem Ausüben von Aikido halte ich noch immer diese Disziplin für eine strategisch ziemlich optimal konzipierte Form der Selbstverteidigung. Warum? Sie enthält keine Angriffsformen. Jeder Angriff hat einen Point-of-no-Return, ab dem er abgefahren ist und die Bewegungen nicht mehr verändert werden können. Das hat auch das psychologische Moment des "Tunnelblicks". Ein Angreifer ist auf sein Ziel fokussiert und verliert in diesem Moment, manchmal nur für Sekundenbruchteile, den strategischen Überblick. Das sind exakt die Lücken, in welche die Gegenmassnahmen erfolgen.

Daitō-ryū Aiki-jūjutsu - die klassische Ursprngsform von Aikido - und die russische Nahkampfdisziplin Systema wären meine Favoriten, wenn es um rein technisch optimierte und strategisch überlegene Forme des Nahkampfs geht.

Eine andere Kampfsportart

Alles was Du hier aufzählst lehrt Techniken die brutal genug sind zu verkrüppeln oder töten. Am der Stilrichtung liegt es nur ganz selten wenn es drum geht wie ein Kampf ausgeht. Meist sind in so Vergleichsvideos die Kontrahenten einfach zu ungleich um da was über den Stil an sich zu sagen.

Was man wohl sagen kann ist, daß traditionellere, formalisierte und esoterisch angehauchte Richtungen etwas schlechter geeignet sind. Auch paßt Kampf"sport" hier nicht hin, die Stilrichtungen die man als Sport betreibt haben oft nur entschärfte Techniken, denn man will ja nach dem ersten Turnier noch leben, ne?

Wichtig ist bereit zu sein sich nicht zurück zu halten. Brutal zu zuschlagen, am besten als erster und mit Überraschung und eben bereit sein einen Menschen zu töten. Wenn Dir dann jemand in den Nacken tritt wenn Du am Boden liegst ist nicht so wichtig, ob der den Tritt im TaeKwonDo, Karate oder Fußball gelernt hat.

Shiranam  08.09.2018, 18:19

Sehr gute Antwort, der ich mich vollumfänglich anschließen kann.

Besonders der letzte Satz ist hier hervorzuheben.

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Ich trainiere seit meinen Kindertagen die japanische Kampfkunst Aikido und möchte mich gerne dazu äußern. Meine Überzeugung lautet in einem Satz zusammengefasst:

Die Vorstellung vom"ultimativen Stil" ist eine Illusion

Jeder Mensch hat einen unterschiedliche Persönlichkeit und unterschiedliche körperliche Voraussetzungen, deshalb kann es "den" einen Mega-Stil nicht geben

Videos die "Stil A vs. Stil B" zeigen, sind meiner Meinung nach unsinnig und haben kaum Relevanz für die realistische Beurteilung einer Kampfkunst.

In einer realen Gefahrensituation sind alle Bedingungen völlig anders als man sie trainiert hat und die Dynamik ist eine gänzlich andere.

Im Winter im dicken Parka, mit schweren Stiefeln, auf vereister Straße, mit einem Schal vor dem Gesicht zu stehen, ist etwas anderes, als barfuß auf der Matte.

Zudem gibt es keine Regeln und du kannst nicht erwarten, dass dein Gegenüber so "nett" ist, auf lebensgefährliche Techniken zu verzichten.

Es ist also völlig sinnlos zu glauben, man könne der Straße die kontrollierte Situation innerhalb eines Dojo aufzwängen - das wird nicht funktionieren.

Es ist völlig egal ob man 30 Jahre Shaolin Quanfa trainiert oder bei der Spezialeinheit der Delta-Force tätig war - diese Dinge sind nicht relevant.

Relevant sind: Konzentration und Anpassungsfähigkeit

Praktisch jeder Stil vermittelt irgendeine Form von Fokussierung, Mentaltraining, oder was auch immer - Atemübungen, Kata, Stress-Management...

Diese Dinge zu verinnerlichen helfen dabei, dass man im Ernstfall nicht gelähmt oder hyperaktiv ist, sondern trotz des Adrenalinschubs "gesammelt" bleibt.

Gerade in Fällen, wo man es mit betrunkenen Schlägern zu tun hat, ist diese geistige Klarheit ein wichtiger Faktor, der vielleicht den größten Vorteil darstellt.

Anpassungsfähigkeit bedeutet, sich auf völlig unbekannte Angriffe, die so vielleicht niemals trainiert wurden, einstellen zu können und ihnen zu entgehen.

Anpassungsfähigkeit bedeutet auch, sich zB der ungewohnten Umgebung und Kleidung anzupassen - und ggf. auf schmutzige Tricks zurückzugreifen.

Wenn man dem Angreifer Schnee und Straßendreck ins Gesicht werfen, oder zur Schneeschaufel greifen, und ihn damit vermöbeln kann - sollte man es nutzen.

Die Techniken die man erlenernt hat, werden in solchen Fällen fast nie bilderbuchmäßig aussehen und man muss sie der Realität anpassen.

Dadurch dass man sie tausendfach, millionenfach geübt hat, sind die Techniken in der "muscle memory" und müssen nicht mehr mühsam zusammengedacht werden.

Die richtige Anwendung der Techniken ist auch eine Art wiederentdecken natürlicher Instinkte - der Arm geht im richtigen Moment hoch, noch bevor man gedacht hat.

Deshalb sind die ständigen Wiederholungen im Training nicht nur Disziplinierung, Fitnesstraining und Willenskraft-Übung, sondern vor allem eine Verinnerlichung.

Welcher Stil ist der beste?

Wie schon gesagt, gibt es DEN ultimativen-Super-Stil für alle Menschen nicht.

Nehmen wir an, eine zurückhaltende Person erlernt auf anraten von Freunden einen sehr offensiven, direkten Stil mit harten Bewegungen und hohem Schaden.

Selbst wenn das Training diese Person selbstbewusster gemacht hat - sie ist im Herzen zurückhaltend und wird im Ernstfall womöglich zögern...

Dann bringt ihm dieser angeblich "effektive" Stil nichts, weil er sich nicht damit identifizieren kann, weil er völlig entgegen seiner Persönlichkeit läuft.

Lerne in diesem Fall lieber einen Stil der als "ineffektiv" verlacht wird, dir aber absolut zusagt. Davon hast du mehr, als dich zum Brutalo-Stil zu zwingen.

Also suche dir die Vereine in deiner Umgebung, informiere dich über die dortigen Stile - und vereinbare Termine für Probetrainings bei Stilen, die dich ansprechen.

Nur so findest du heraus, ob die Techniken, der Trainer, die Atmosphäre im Dojo und der dortige Umgangston dich wirklich langfristig begeistern können.

Nur wer begeistert ist, bleibt langfristig motiviert und wird auch dann erst Fortschritte machen.

Persönliches Beispiel

Ich trainiere zB Aikido, das immer wieder gerne mal als "ineffektiv" oder "zu passiv gebrandmarkt" wird - gerade von Leuten, die nicht lange genug dabei waren.

Viele Dinge lernt man nämlich erst im Laufe der Jahre zu verstehen, oder entdeckt erst auf einem speziellen Seminar das versteckte Potential der Technik.

So nehmen wir zB im Aikido am Anfang die Grundstellung (Hanmi) ein - und bereits damit haben wir einem Angreifer die Initiative abgenommen

ein Arm und ein Bein weisen nach vorne und bieten sich zum Angriff an - der Rest des Körpers ist durch den seitlichen Stand zu erreichen.

Schon alleine dadurch, dass ich meine Haltung als erster geändert habe, habe ich ihm die Initiative abgenommen - er muss auf meine "Vorgabe" reagieren.

Nicht schlecht für einen "passiven" Aikidoka, oder? ;-)

Ähnliches gilt für die fünf Grundgriffe des AIkido - sie haben ein unglaubliches Potential an Möglichkeiten, wenn man dieser erkennen kann.

Es bringt nämlich nichts einem Anfänger die erste Technik - "ikkyo" zu zeigen und dann eine Liste an möglichen Modifikationen herunterzuspulen und zu zeigen.

Wer nicht einmal die Grundlagen verinnerlicht hat, wird mit "Variationen zu einer Technik" nichts anfangen können und einen diffusen Mischmasch anstellen.

Ich selbst war leider schon dreimal in echten Bedrohungssituationen - eine mit mehreren Angreifern und eine mit einem bewaffneten Angreifer.

Ich bin nicht stolz auf diese Erfahrungen, aber sie haben mir gezeigt, dass es egal ist, welchen Stil man übt, wenn man nur konzentriert und anpassungsfähig bleibt.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido
Enzylexikon  06.09.2018, 22:50

Man sollte also niemals irgendeinen Stil "klein reden" nur weil er wenig bekannt ist oder nur geringe Anerkennung hat - entscheidend ist, was du selbst daraus machen kannst. Genau so wenig sollte man einen Stil "gottgleich überhöhen".

Im Kampfsport sind viele Techniken zumindest teilweise entschärft, oder es wird mit Schutzkleidung trainiert, weil es sonst zu gefährlich wäre.

Dadurch entstehen Defizite (man hat nie gelernt eine Technik voll durchzuziehen) oder eine Scheinsicherheit (Pufferzone durch Handschuhe/Pratzen o.ä.)

Wenn man aber in der Lage ist, im Ernstfall diese Mängel zu überwinden, indem man eben kompromisslos und mit vollem Einsatz agiert, hat man gute Chancen.

Kampfkünste sind dagegen häufig nicht so stark verändert, denn da es keinen sportlichen Wettkampf gibt, muss auch nichts entschärft werden.

Hier kann kritisiert werden, dass der Gegner entweder nur imaginär ist, oder die Techniken nicht mit voller Härte durchgezogen werden.

Das macht aber eben die Sicherheit erforderlich - würde man zB jeden Aikido-Wurf oder Hebel voll durchziehen, müssten die Leute mit gebrochenen Gelenken rausgetragen werden. Stattdessen herrsch ein Klima der Freundschaft.

Ähnliches beim traditionellen Karate - auch hier wurde aus der tödlichen Kunst ein Weg zur Persönlichkeits- und Charakterschulung, jedoch ohne an Effizienz einzubüßen.

Wenn man also hier die Philosophie außen vorlassen würde, dann wären es einfach nur grausame gewalttätige Methoden und kein "Lebensweg".

Deshalb hat aus meiner Sicht ein wahrer Praktizierender der Kampfkunst auch gar nicht das Bedürfnis, sich mit anderen Menschen im Wettkampf zu messen.

Ihm ist meist bewusst, wozu er in der Lage ist und gerade deshalb wird er es wann immer möglich vermeiden, seine Erfahrungen tatsächlich anwenden zu müssen.

Deshalb würden sie zu solch einer Prügelorgie, einem Käfigkampf oder "Kumite" auch gar nicht antreten - sie haben es nicht nötig, irgendetwas zu beweisen.

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Eine andere Kampfsportart

Für mich hat MMA in diesem Szenario die Nase vorn.
Aus dem einfachen Grund, weil MMA die Techniken vieler verschiedener Kampfsportarten und -stile quasi unter einem Dach vereint.
Die Kämpfer sind nicht nur Experten ihrer eigenen Stilrichtung, sondern auch vertraut mit einer Vielzahl von verschiedenen Kampfstilen und Gegnertypen, wohingegen die Kämpfer der anderen Sportarten in ihrem "Alltag" ja immer nur gegen Kämpfer der gleichen, nämlich ihrer eigenen Sportart antreten.