Referat zu Zen und buddhistische Kampfkünste

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin Zen-Buddhist und Aikidoka, habe also sowohl im Zen, als auch in einer japanischen Kampfkunst etwas Erfahrung.

Als erstes möchte ich dir sagen, dass ich es etwas seltsam finde, chinesische Disziplinen, die eher vom Taoismus beeinflusst sind, als Beispiel für das Zusammenwirken von Zen und Kampfkunst heranzuziehen.

Die Unterschiede zwischen den von dir genannten Stilen und Methoden lassen sich wirklich sehr leicht durch Wikipedia beantworten.

Taijiquan/ Tai Chi Chuan

Taijiquan ist eigentlich eine chinesische Kampfkunst, die in der VR China in einer vereinfachten Form, der "24er-Peking-Form" als eine Art kollektiver Gesundheitsgymnastik gelehrt fühlt.

Ein Beispiel bei dem Taijiquan noch als Kampfkunst zu erkennen ist, findet sich meines Wissens nach im Chen-Stil. Wie gesagt ist hier  der Taoismus das geistige Grundgerüst und nicht der Buddhismus

Qigong/Chi Kung

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) geht man davon aus, dass der Körper vonm Energiebahnen (Meridianen) durchzogen ist und sich die fließende Lebensenergie (Qi/Chi) durch bestimmte Techniken lenken lässt.

Qigong wird heutzutage vor allem als eine Art "meditatives Tai Chi mit wenig Bewegung", also ebenfalls als eine Art Gesundheitsübung gelehrt.

Dennoch gibt es Bezug zur Kampfkunst, da einige Techniken des Qigong zB dazu dienen sollen, den Körper unempfindlich gegen Schmerz zu machen, so dass etwa Bruchtests am Körper durchführen  lassen.

Auch hier sind die Lehren eher taoistisch ausgerichtet, mir fällt mit "Chan Mi Qigong" (stilles Qigong) nur ein Stil ein, der buddhistisch geprägt sein soll.

Shaolin Gonfgu/Kung Fu

Hier gibt es zumindest der Legende nach einen Bezug zum Buddhismus.

Vor mehr als 2500 Jahren soll der historische Buddha die wahre Lehre des Buddhismus schweigend an seinen Schüler Kashyapa weitergegeben haben.

Diese Lehre soll das "Dhyana" die geistige Konzentration und Sammlung durch Meditation gewesen sein.

Der indische buddhistische Mönch Bodhidharma soll dann nach China aufgebrochen sein um dort diese Lehre zu verbreiten. In China nannte man diese Lehre dann "Chan"

Bodhidharma soll sich dann in einem Waldgebiet an einem Berg niedergelassen und dort mehrere Jahre vor einer Felswand meditiert haben.

Als sich Schüler um ihn versammelte, gründeten sie dort ein buddhistisches Kloster, dass sie nach dem Standort "Shaolin" nannten.

Da seine chinesischen Schüler jedoch nicht so willensstark waren wie er, klagten sie bald über körperliche Probleme durch das lange Sitzen bei der Meditation.

Daraufhin soll Bodhidharma aus einer Verbindung der indischen Kampfkunst Kalaripayat und Bewegungen von Tieren, die er in der Gegend beobachtete, spezielle "Gesundheitsübungen" erfunden haben, um die Mönche fit zu halten.

Diese Gesundheitsübungen wurden später zu einer Kampfkunst weiterentwickelt, mit der sich die Mönche gegen Räuber wehren konnten - "Shaolin quan" (Shaolin-Faust), heutzutage besser bekannt als Shaolin Kungfu.

Andere Kung Fu-Stile

Andere Kungfu-Stile sind dagegen wieder taoistisch beeinflusst und sollen beispielsweise auf taoistische Einsiedler in den Bergen zurückgehen, oder bei Kämpfen zwischen verfeindeten Gruppen entstanden sein.

Auch hier wurden die Bewegungen von Tieren kopiert, sowie mythologische Wesen, wie etwa der Drache, als Bewegungskonzept für Kampftechniken gelehrt.

Wing Chun/Ving Tsun/Wing Chun

Das ist nur einer der zahlreichen Kungfu-Stile, die sich in China entwickelt haben. Er soll auf die Nonne Ng Mui zurückgehen, die einem jungen Mädchen Namens Yim Ving Tsun diese Techniken als einfache, aber sehr effektive Form der Selbstverteidigung beigebracht haben soll

Wushu

Als Wushu wird heute meist das moderne Kungfu, wie es in Bühnenshows und in Hongkong-Filmen zu sehen ist, bezeichnet.

Wie du siehst, geht es um den von dir genannten Dingen eher um chinesischen Taoismus und nicht so  sehr um Zen.

Enzylexikon  02.03.2015, 13:13

Zen in Japan

Nachdem verschiedene Formen des Buddhismus von China nach Japan verbreitet hatten, wurde dieser nach anfänglicher Ablehnung, auch vom Kaiserhof anerkannt. Maßgeblich hieran beteiligt soll Shotoku Taishi gewesen sein.

Doch ein junger japanischer Mönch, der auf der Suche nach Antworten auf verschiedene spirituelle Fragen war, zeigte sich unzufrieden mit dem Buddhismus in Japan - er war zu sehr in die Politik verstrickt und auf Rituale ausgerichtet.

Dieser Mönch, der später als "Dogen Zenji" (Zen-Meister Dogen) oder "Eihei Dogen" bekannt werden sollte, wagte die damals sehr gefährliche Überfahrt nach China um dort nach dem "wahren Buddhismus" zu suchen, der ihm seine Fragen beantworten sollte.

Tatsächlich fand er dort seinen Meister, so dass er mit der Lehre des Buddha die in Indien "Dhyana" und in China "Chan" genannt wurde, als "Zen" nach Japan bringen.

Diese buddhistische Tradition wird heute Soto-Zen genannt und auch ein weiterer Stil des Zen, die Rinzai-Tradition fand ihren Weg aus China nach Japan.

Zen und die Kampfkünste Japans

In Japan gab es eine Zeit, die als "Sengoku-Jidai" bezeichnet wird, was man meist als "Zeit der kämpfenden Reiche" übersetzt.

Damals kämpften in Japan verschiedene Fürstenfamilien um Gebiete, Macht und Einfluss, so dass es zahlreiche Schlachten gab.

In dieser Zeit soll Zen einen Einfluss gehabt haben.

Angesichts der Kämpfe waren Konzepte wie der Zustand völliger geistiger Konzentration (Zanshin) und das Nicht-Anhaften an Geist und Körper (shinjin-datsuraku) brauchbare psychologische Konzepte um möglichst furchtlose und effektive Krieger zu schaffen.

Bushido

Anders als meist vermutet, entstand das philosophische Konzept des Bushido als spiritueller "Weg des Kriegers" praktisch erst nach dieser kampfreichen Zeit.

Nach der Schlacht von Sekigahara wurde das Land unter der Militärregierung (bakufu) des Tokugawa-Shogunats gewaltsam befriedet.

Nun hatten nicht länger adelige Höflinge des Kaiserhauses das sagen und die Fürsten tanzten sicht nicht länger auf der Nase herum, sondern der Shogun, letztlich eine Art militärischer Machthaber, kontrollierte das Land.

Jetzt waren die tödlichen Techniken der damaligen Kriegskünste (Bugei) nicht länger nötig und hätten eigentlich mehr oder weniger langsam aussterben können.

Doch indem die Zen-Lehre als Grundlage genutzt wurde, konnte eine Art philosophische Umdeutung der tödlichen Techniken erfolgen.

Jetzt wurden Eigenschaften wie der unerschütterliche Geist als Zeichen für einen edlen und gereiften Charakter verstanden.

Jeder Krieger der nicht nur als Tötungsmaschine gelten wollte, übernahm die Zen-Lehren als Teil für Persönlichkeitsentwicklung und Charakterschulung.

So wurde aus der blutigen Kriegskunst die auf persönliches inneres Wachstum ausgerichtete Kampfkunst.

Die tödlichen Techniken wurden immer noch gelehrt, aber nun nicht mehr gegen Menschen eingesetzt, sondern als eine Art "Meditation in Bewegung" verstanden.

Dies war die Haltung in Japan bis zur Einführung des Wettkampfsports. Bei Kämpfen um Punkte, Gürtel und Pokale in Meisterschaften durfte es natürlich keine Toten geben.

Also wurden viele Kampfkünste praktisch "entschärft" und zu Wettkampfsportarten, ohne sofort tödliche Techniken umgeform

So wurde aus der Kampfkunst der Kampfsport.

Einige Kampfkunstlehrer widersetzten sich aber diesem Trend. Somit gibt es heute noch Kampfkünste, bei denen das geistige Element, das vom Zen geprägt wurde, vorherrscht und bei dem auch tödliche Techniken gelehrt werden können, da es keinen Wettkampf gibt -

Es gibt aber auch Kampfsport, bei dem Fairness eine Rolle spielt, der jedoch weniger auf Konzepte wie Zen, als auf Leistungsdenken ausgerichtet ist.

Dennoch kann man auch einen Kampfsport noch mit Zen-Geist üben - dann sind allerdings Titel und Wettkämpfe nicht von wahrer Bedeutung, so dass der Sport letztlich doch wieder zur Zen-Kunst wird. :-)

Hoffe, die Antwort war hilfreich.

PS: Ich Übernehme keine Verantwortung für die korrekte Umschrift des Chinesischen, da ich weder von Pinyin noch Wade-Giles eine Ahnung habe

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Hamstaa33 
Fragesteller
 02.03.2015, 17:41
@Enzylexikon

Danke! Es hat mir wirklich geholfen. Hab jetzt die Zusammenhänge zwischen den ganzen Sachen verstanden.

Danke

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Enzylexikon  03.09.2015, 18:43

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Bei der Antwort beschränke ich mich auf Punkt 1 Deiner Frage.

Tai Chi und Taijiquan sind lediglich verschiedene Schreibweisen für dieselbe Körperkunst, wobei Taijiquan (Pinyin-Umschrift) die modernere Schreibweise ist, die seit 1958 in China als Standard-Umschrift gilt.

Für Wing Chun bzw. Wing Tsun gibt es keine eindeutige Romanisierung, und deshalb sind zahlreiche Schreibweisen gebräuchlich.

Taijiquan, Kung Fu bzw. Gongfu sowie Wing Chun gehören alle zum sogenannten WuShu, der Gesamtheit der chinesischen Kampfkünste.

Zen ist übrigens aus dem chinesischen Chan-Buddhismus entstanden und hat vor allem in Japan eine eigene Entwicklung genommen. WuShu mit Zen zu verknüpfen, ist deshalb ein bisschen wie geistiger Wurstsalat.

Hallo Hamstaa33,

Du bist nicht "9. Klasse", sondern "in der 9. Klasse".

Zu den Fragen 1. und 2.: Erstmal alles bei Wikipedia nachlesen; wenn dann noch Fragen offen bleiben, noch mal melden.

Zu Frage 3.: Das ist allein Deine Entscheidung (bzw. die Deines Lehrers). Ich persönlich würde Wushu streichen.