Was würdet ihr zuerst machen?


11.09.2020, 19:18

Der Rettungsdienst und die Polizei sind alarmiert und es geht ausschließlich um die erste Maßnahme am Patienten

Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen

sonstiges 88%
Absaugbereitschaft herstellen 13%
Fraktur steril abdecken 0%

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
sonstiges
Ich würde zuerst die Absaugbereitschaft herstellen

Wozu? Aus welchem Grund, zu welchem Zweck?

Der Patient ist bei Bewusstsein, hat also funktionierende Schutzreflexe. Außerdem hat er zumindest bisher offenbar nicht erbrochen. Also, wozu brauchst du die Absaugpumpe?

da es sehr schnell geht

Wie lange eine Maßnahme dauert, sollte niemals der Maßstab dafür sein, ob und wann sie durchgeführt wird.

und der Patient durchaus schwere Kopfverletzungen davongetragen haben könnte und sich der Bewusstseinszustand noch ändern könnte.

Ja, könnte. Sollte das passieren, könntest du ja immer noch die Absaugung richten. Du sagst ja selbst, dass das schnell geht ;)

Und eine deutliche Änderung des Bewusstseins ist auch ein klassischer Anlass, mit dem ABCDE nochmal von vorne anzufangen. Und da kommst du (oh Wunder!) beim A direkt dahin, dass beim Bewusstlosen eine Absaugung bereit stehen sollte ;) Also keine Sorge, dass du das vergisst.

Je nachdem, wie schnell die Absaugpumpe gerichtet ist, halte ich es auch für legitim, sie auch beim Bewusstlosen erstmal nur neben den Kopf zu stellen und zu warten, ob man sie überhaupt braucht. Bei dem Modell, das wir im Rettungsdienst haben, muss man nur den Absaugkatheter aufstecken und am Schlauch ziehen. Dauert keine zehn Sekunden.

Allgemein verändert sich das Bewusstsein auch nicht so schnell. Wenn der Mensch tatsächlich eine leichte Einblutung hat, sodass er zwar anfangs noch klar ist, aber später dann Probleme bekommt, wirst du zuerst Verwirrung, Sprachstörungen und motorische Aussetzer merken. Später reagiert der Mensch verlangsamt auf dich und wird "nestelig", fummelt also überall ungezielt herum. Und dann erst verliert er das Bewusstsein und fängt ggf. an, sich zu übergeben. Das kann innerhalb von fünf Minuten gehen, aber auch über Stunden. Je nachdem, wie stark die Blutung ist.

So einen Fall hatte ich gar vor kurzem: Im Garten von einer Leiter gefallen, zuerst außer einer kleinen Kopfwunde und Kopfschmerzen keinerlei Symptome. Als wir (ohne Eile alarmiert) nach ca. 10 min vor Ort waren, gab es kleine Erinnerungslücken bezüglich des Unfallhergangs. Nachdem wir mit ihm in den Rettungswagen gelaufen waren, wusste er nicht mehr, wo er sich befindet und dass wir ihn ins Krankenhaus bringen. Bis zum Eintreffen des NEF reagierte er deutlich verlangsamt auf Ansprache, hatte aber angefangen an den EKG-Kabeln herumzufummeln und sich gegen Maßnahmen zu wehren. Als wir ca. 45 min nach dem Unfall im Schockraum eintrafen, wurde erstmals eine Pupillendifferenz sichtbar. Es gab zu diesem Zeitpunkt aber noch funktionierende Schutzreflexe und kein Erbrechen; somit also keinen Grund, nach der Absaugung zu greifen

Im CT war die Subarachnoidalblutung seitlich am Hinterkopf (nicht dort, wo die kleine Kopfverletzung war!) dann deutlich zu sehen.

War übrigens auch eine schöne Teamarbeit mit dem Kollegen. Wir kamen ohne Absprache gleichzeitig zu dem Schluss, dass im Kopf noch etwas passiert.

Klar, dieser Ablauf kann auch mal innerhalb von fünf Minuten gehen. Aber verabschiede dich bitte von der Idee, dass der Mensch gerade noch normal mit dir spricht und einen Moment später bewusstlos ist und ausläuft. Mit ein Bisschen Aufmerksamkeit merkst du es rechtzeitig, um zu reagieren.


lena0306 
Fragesteller
 12.09.2020, 07:55

Okay danke

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sonstiges

Hi,

Was würdet ihr zuerst machen?

Unfallstelle absichern (lassen) - mit Einsatzfahrzeug mit Blaulicht, Warnblinker, ggf. Heckwarneinrichtung, im Privat-PKW zumindest Warndreieick und Warnblinker.

Dann hängt es davon ab, was an Personal (Wie viele? Welche Qualifikationen?) und an Material zur Verfügung steht...

Auch im Bereich der First Responder bietet sich das Vorgehen nach xABCDE an.

Der Fahrradfahrer ist als einziger verletzt und ist ansprechbar und orientiert.

Wieso Absaugbereitschaft? Der Patient ist augenscheinlich bei Bewusstsein und hat augenscheinlich Schutzreflexe - dementsprechend eine Maßnahme ohne Konsequenz.

Die Absaugbereitschaft wird dann hergestellt, wenn sie Sinn macht - sprich: der Patient trübt ein oder wird bewusstlos.

Ansonsten:

  • x - sind starke Blutungen nach außen vorhanden? Die werden zuerst gestillt.
  • A - beim Trauma manuelle Inline-Stabilisierung, Atemwege kontrollieren und ggf. freimachen
  • B - Thorax stabil? Seitengleiche Atemexkursionen? Lunge beidseits belüftet? Beim schweren Trauma darf es mal pauschal hochdosiert Sauerstoff sein
  • C - Haut rosig? Warm oder Kalt? Trocken oder feucht? Rekapillarisierungszeit? Blutungsräume (Bauch, Becken, Oberschenkel) kontrollieren!
  • D - Neurologischer Status? WASB? DMS an den Extremitäten?
  • E - vollständiger Bodycheck, Versorgung der Fraktur, Versorgung der Kopfplatzwunde, Wärmeerhalt.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

lena0306 
Fragesteller
 11.09.2020, 20:02

ich finde es halt schwierig bei einem Patienten mit einer Gewalteinwirkung auf den Kopf zu sagen, dass man erstmal ans Bein geht und nicht erstmal schaut, dass man gut reagieren kann, wenn der Patient eintrübt oder bewusstlos wird

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SaniOnTheRoad  11.09.2020, 20:17
@lena0306

Eigentlich ist es nicht schwierig - sondern ziemlich einfach ^^

Das xABCDE (das in der Notfallmedizin seit Jahrzehnten Standard ist) hat eigentlich nur einen Grundsatz - "Treat first, what kills first". Behandle das, was den Patienten als erstes umbringt.

Und das ist zweifellos eine lebensbedrohliche Blutung - Faustregel: wenn man überlegen muss, ob man einen Verband macht, ist es nicht lebensbedrohlich -> dann weiter im Schema. Ansonsten braucht eine Blutungsstillung (keine Frakturversorgung!) selten länger als eine Minute.

Es ist nur sinnig, akut bestehende Probleme zu therapieren - im Erstangriff mangelt es meist schon am Personal, jedes "was wäre wenn" auch noch abzuarbeiten.

Mit der Absaugbereitschaft kümmerst Du dich um ein Problem, dass einfach nicht existiert (und mal nicht akut absehbar ist) - und die bestehenden Probleme werden größer.

Aus der Erfahrung

Gerade als First Responder geht es einfach darum, die ersten Minuten zu überbrücken und die akut bestehenden Probleme so gut es geht in den Griff zu bekommen. Die schönste Absaugbereitschaft nützt nämlich nix, wenn der Patient bis zum Eintreffen des RTW schon ausgeblutet ist.

Im Idealfall sollte man auch bei FR-Einsätzen zu zweit sein - und dann bleibt hier zwecks Inline-Stabilisierung sowieso ein Helfer am Kopf.

Ist das nicht möglich (weil man eben doch allein unterwegs ist), ist es umso wichtiger, strukturiert und sinnvoll vorzugehen - und das liefert eben nur xABCDE.

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lena0306 
Fragesteller
 11.09.2020, 20:18
@SaniOnTheRoad

es ist ja keine lebensgefährliche Blutung (laut Anweisung), es blutet weder nach außen, noch nach innen stark

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SaniOnTheRoad  11.09.2020, 20:20
@lena0306
es ist ja keine lebensgefährliche Blutung (laut Anweisung), es blutet weder nach außen, noch nach innen stark

Dann entsprechend weiter im Schema.

Mit der Absaugbereitschaft hilfst Du dem Patienten in dieser Situation jedenfalls nicht.

3
sonstiges

Als allerstes eine Absicherung der Unfallstelle zur Vermeidung von Folgeunfällen!. Danach am Patienten Notfallversorgung nach dem -C- ABCDE- Schema, ein zweiter Helfer, führt währenddessen umgehend eine manuelle Stabilisierung der Halswirbelsäule mit den Händen durch, im Anschluss

1.) Atemwege frei? (bewusstseinsklarer Patient, der ungehindert mit den Helfern sprechen kann, ja),

2.) danach Atemfrequenz, Inspektion und Palpation des Thoraxes, Atemnot?, SpO2- Messung, Auskultation der Lunge auf beidseitige Belüftung, hochdosierte Sauerstoffgabe, um die Sauerstoffversorgung sicherzustellen, ggf. Masken- Beutel- Beatmung,

3.) Pulsmessung (Frequenz-, Intensität- und Rhythmus), Rekapillarisierungszeit (unter oder über 2 Sekunden?!), angepasste Blutdruckmessung, Inspektion und Palpation der großen Blutungsräume: Abdomen, Becken und Beine (im Wesentlichen die Oberschenkel), wobei neuere Empfehlungen KEINE manuelle Palpation des Beckens mehr empfehlen sondern das KISS- Schema,

4.) Neurologischer Status: WASB- Schema, Erhebung der GCS, pDMS- Kontrolle, ggf. auch FAST- Untersuchung und BZ- Messung, sofern eine Indikation dafür vorliegt (der Patient könnte den Fahrradsturz auch WEGEN eines Schlaganfalles oder einer Hypoglykämie als Ursache gehabt haben!), IMMOBILISATION und zuletzt

5.) ein vollständiger Bodycheck einschließlich Entkleidung soweit sinnvoll, Versorgung der Extremitätenfraktur und der Kopfplatzwunde, WÄRMEERHALTUNG und SAMPLER- Anamnese.

Eine unmittelbare Absaugbereitschaft, ist beim bewusstseinsklaren, voll orientierten Notfallpatienten mit vermutlich einem GCS von 15 nicht notwendig!. Wichtig ist eine Verlaufsbeobachtung der Bewusstseinslage, ergeben sich hieraus Anzeichen, dass der Bewusstseinszustand sich verschlechtert, dann kann immer noch eine Absaugbereitschaft hergestellt werden, ansonsten, ist sie nicht unmittelbar notwendig. Mfg.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Rollerfreake  12.09.2020, 13:26

Wichtig bei "D" ist auch noch die Pupillenkontrolle!!!.

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sonstiges

Unfallstelle kennzeichnen und Krankenwagen rufen.

Ich weiß nicht mal was eine Absaugbereitschaft sein soll


lena0306 
Fragesteller
 11.09.2020, 19:17

Man hat als First Responder einen Rucksack, in dem eine Absaugung drinnen ist. Damit saugt man bei bewusstlosen Patienten Erbrochenes und Blut va aus dem Mund-Nase-Rachenraum ab.

Es geht um die erste Maßnahme am Patienten

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LePetitGateau  11.09.2020, 19:18
@lena0306

Ah sorry, hab das Wort überlesen ;) Dachte es ging allgemein um "Umherstehende"

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lena0306 
Fragesteller
 11.09.2020, 19:19
@LePetitGateau

ist ein Auszug aus meiner Sanprüfung und ich würde da gerne mal ein paar Meinungen zu hören

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OnePerson19  11.09.2020, 19:19

Die Frage war glaube ich mehr an Qulifizierte Einsatzkräfte gerichtet die ehrenamtlich First Responder fahren. Sie werden parallel zum RTW alarmiert und dienen zur Überbrückung der RTW eintreff Zeit.

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