Was will Buddha seinen Schülern mit dem Gleichnis vom Brennenden Haus vermitteln?

2 Antworten

Es gibt die Geschichte vom brennenden Haus im dritten Kapitel des Lotossutra. Im altindischen Sanskrit heißt diese Schrift "Saddharma pundarika Sutra", im Japanischen ist sie als "Myoho-Renge-kyo", oder "Hokke-kyo" bekannt.

Die Geschichte

Dort wird erzählt, dass drei Kinder in einem Haus spielen und so darin versunken sind, dass sie nicht merken, dass das Haus brennt.

Der Vater kommt hinzu und ruft, sie sollen schnell hinauskommen, da bereits das ganze Dach brenne. Doch die Kinder hören nicht auf ihn.

Also behauptet er, viele neue Spielsachen dabei zu haben. Daraufhin kommen die Kinder endlich aus dem brennenden Haus gelaufen

Die Bedeutung

Die Geschichte steht für den Gebrauch "geschickter Mittel" oder "angemessener Mittel" - im Sanskrit "Upaya" auf Japanisch "Hôben".

Das sind also Lehrmthoden für Wesen, die unerleuchtet sind (symbolisch stehen hierfür die Kinder) und nicht bemerken, dass sie ihr ganzes Leben lang dem Leiden (hier symbolisiert durch das Feuer) ausgesetzt sind.

Diesen Wesen ist nicht allein durch die Lehre zu helfen, sondern sie brauchen erst einmal ein Ziel, auch wenn es letztlich darum geht, frei von Anhanftungen an Zielen zu werden.

Ein Beispiel

Wenn ich behaupten würde

"Ich lehre, wie sie von allen Anhaftungen frei werden, sich nicht mehr mit ihrem Ich identifizieren und ihr Bedürfnis nach Luxus reduzieren",

dann dürfte das kaum jemanden ansprechen - schließlich mag man ja seinen Luxus und möchte sein Ich auch nicht verlieren.

Wenn ich aber verspreche:

"Mit dieser Methode werden sie entspannter, können eine bessere Konzentrationsfähigkeit entwickeln und finden ihr inneres Gleichgewicht"

dann laufen mir die ganzen gestressten Menschen die Tür ein, weil es so toll nach Wellness und Ganzheitlichkeit klingt.

Das ist ein "geschicktes Mittel" - denn die Behauptung von Entspannung, Ausgeglichenheit und Konzentration sind nicht gelogen, aber eben nicht das endgültige Ziel der buddhistischen Praxis.

Ergebnis

Es gibt viele Menschen die buddhistische Meditation üben, nur um entspannter und achtsamer zu sein, ohne jemals weiteres Interesse für den Buddhismus zu entwickeln. Das ist völlig in Ordnung.

Es wird aber auch Menschen geben, die Wissen wollen, welche Philosophie dieser Praxis zugrunde liegt und sich dann tatsächlich mit Buddhas Lehre ernsthaft befassen. Das ist ein noch besseres Ergebnis.

Aber egal ob jemand in der äußeren Form der Meditation bleibt, oder sich weitergehend schult - beides verringert das Leiden dieser Menschen und damit zahlt sich der Gebrauch der "Upaya" immer aus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

In der Geschichte von Bert Brecht mit selbem Titel lässte er den Buddha seinen Schülern, die Fragen stellen zum Nirvana, der Befreiung, dem Nichts die Antwort geben "darauf habe ich nichts zu sagen".

Den anderen erzählte er vom brennenden Haus, in dem Menschen waren. Die fragten aber erst nach dem Wetter vor der Tür und wollten nicht kommen. Sie waren sich ihrer Situation nicht bewußt. Sie müssten wohl verbrennen, wenn sie nicht aufhörten, zu fragen..

Das Nichts, wie soll es sein? So oder so? Beschreibe es!

Richtig, nichts lässt sich nicht beschreiben. Solange wir Fragen stellen, haften wir an Dingen, Wünschen, Unsicherheiten, Motivationen..

Befreiung heißt, nicht anzuhaften, frei zu sein, auf das einzugehen, was ist, nicht auf das, was wir darin sehen möchten. 

Wir versuchen mit unserem Geist etwas zu ergreifen, was ein "Nichts" ist. Und kommen doch immer mehr auf den Holzweg. Freiheit ist irgendwie anders..