Was wäre, wenn Rom die Varusschlacht gewonnen hätte?

3 Antworten

Von Experte Neugier4711 bestätigt

Wenn Rom die Varusschlacht gewonnen hätte, dann hätte seiner Ausbreitung bis hin zu Elbe und Saale nichts mehr im Wege gestanden. Mit anderen Worten: Städte wie Halle, Jena oder Magdeburg wären heute deutlich älter als sie es tatsächlich sind (Vermutlich würden sie auch anders heißen, weil sie römische bzw. römisch beeinflusste Gründungen wären). Auch die Sprache wäre eine andere - sie würde weit mehr lateinische bzw. auf dem lateinischen beruhende Vokabeln beinhalten als das heutige Deutsch und vermutlich auch eine andere Grammatik besitzen, die deutlich näher an der des Französischen oder Italienischen sein würde.

Politisch / Historisch - da wäre es richtig interessant geworden. Wie wäre die Zeit der Völkerwanderung, in der das Weströmische Reich zerfiel, verlaufen, wenn Rom zu der Zeit Germanien bis zur Saale und Elbe kontrolliert hätte? Man könnte argumentieren, dass es nichts geändert hätte, weil die Völkerwanderung klimatische Gründe hatte - andererseits hätten römische Siedlungen an Elbe und Saale auch deutlich bessere Landwirtschaft bedeutet, die mehr Menschen hätte ernähren können - Menschen, die den Angriffen der Stämme aus dem Norden und Osten (Goten, Hunnen) möglicherweise besser standgehalten hätten als es in unserer Realität geschah. Und möglicherweise wäre das Römische Reich auch gar nicht erst - oder erst deutlich später - in Ostrom und Westrom geteilt worden? Ein zur Zeit der Völkerwanderug immer noch existierendes komplettes römisches Reich wäre vielleicht in der Lage gewesen, dem Ansturm der Völkerwanderung besser standzuhalten und die Völker abzuwehren oder zu absorbieren - und daraus neue Stärke zu gewinnen ... Dann sähe die Welt und ihre Geschichte heute vollkommen anders aus.

Nein, Rom hatte seine kritische Größe bereits überschritten:

Schon alleine bei den Soldaten bestanden schon fast zur Hälfte aus Zwangsverpflichteten, aus eroberten Gebieten.

Und um weiter zu erobern, bräuchte man zwangsläufig immer mehr weitere Zwangsverpflichtete, da die römischen Soldaten alleine nichtmehr ausreichen würden.

Und bei einem Soldatenaufstand unter den Zwangsverpflichteten, wäre es schnell dahin gewesen.

Also versuchte Rom, seine derzeitige Größe zu sichern. Das heißt, es ging nichtmehr ums Erobern und Unterwerfen, sondern nur noch um größtmögliche Grenzsicherung.

Doch dafür war es bereits zu spät: Rom ist da schon zu groß geworden, und die besiegten und bekämpften Völker, innen und außen, begannen sich zu organisieren und gegen Rom zu kämpfen.

Woher ich das weiß:Recherche
BlackyD961 
Fragesteller
 24.12.2023, 04:29

Ahh mist, wäre wohl so gelaufen...

In einem Aufenthalt in der Klapse habe ich mir ein dickes Geschichtsbuch durchgelesen. Was genau evolutionär sorgt eigentlich in der Natur des Menschen dafür, dass einheitliches Leben praktisch unmöglich ist und ständig unnötige Kriege daraus resultieren? Unterschiedliche Ideologien können es ja nicht sein, denn Ideologien wurden erst später erfunden. Sind es einfache Unterschiede in Meinungen?

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BlackyD961 
Fragesteller
 24.12.2023, 04:48
@Anonymer1Alfred

Stimmt! Wahrscheinlich hat die Enthaltung nach solcher Größe die Schweiz auch so friedlich gemacht.

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Anonymer1Alfred  24.12.2023, 04:51
@BlackyD961

Naja, die Schweiz ist ja in etwa als "Vielvölkerstaat" entstanden: Französisch, Deutsch und Italienisch. UND hatte das "Problem", dass die interessanten Länder deutlich größer waren als sie selbst.

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Geplant war eine Provinz Germanien. Die Elbe sollte die Grenze dieser Provinz werden. Das Römische Reich versuchte möglichst leicht zu sichernde Grenzen zu haben. Die Rhein-Donau-Grenze war ideal. Bei der Elbe-Donau-Grenze wäre ein aufwändig zu errichtender Limes die Option gewesen.

Nach der Zeit der Adoptivkaiser kam es immer mehr zu einer Instabilität. Legionäre kamen meist aus den Provinzen, sehr oft aus Germanien. Gerade die bekannten Heerführer im letzten Jahrhundert vor der Auflösung waren auf nicht römischen Gebiet geboren und konnten daher nicht zum Augustus aufsteigen.

Stilicho https://de.wikipedia.org/wiki/Stilicho Ricimer https://de.wikipedia.org/wiki/Ricimer Aetius https://de.wikipedia.org/wiki/Flavius_A%C3%ABtius und Oresteshttps://de.wikipedia.org/wiki/Orestes_(Heermeister) mussten immer mit einen Augustus zusammenarbeiten, um regieren zu können. Eventuell hätte es etwas Stabilität bringen können, wenn sie selbst hätten Augustus werden dürfen. Selbst Odoaker https://de.wikipedia.org/wiki/Odoaker wollte eigentlich als Augustus regieren und nicht das Römische Reich auflösen.

Der Hunnensturm kam in einer Zeit politischer Instabilität. Zwar hatte Diocletianus das Reich reorganisiert, sodass das Chaos der Soldatenkaiser beseitigt wurde, doch diese Neuorganisation wurde schon von Constantinus I. nicht mehr eingehalten. Solange ein fähiger Augustus regierte, konnte sich das Reich verteidigen, doch entwickelte sich spätestens ab Constantius I. Chlorus der Gedanke eines Vorläufers einer Erbmonachie. So wie es im Mittelalter bis Neuzeit üblich ist.

Das führte dazu, dass Menschen regierten die weder vom Alter noch vom geistigen Zustand reif dafür waren. Der Augustus Honorius beschäftigte sich lieber mit Hühnerzucht, als mit der Regierung, dieses überließ er seinen Heermeister und nahen Verwandten, wie der Augusta Galla Placidia https://de.wikipedia.org/wiki/Galla_Placidia und im Osten war es der Augustus Theodosius II., welcher noch ein Kind war und somit regierte auch dort ein Heermeister und später seine Schwester die Augusta Pulcheria https://de.wikipedia.org/wiki/Aelia_Pulcheria

Das Römische Reich war ein patriacharlisch orientiertes Land und Frauen als Herrscher benötigten, wie die Heermeister, einen Augustus als Gegenpart. Bis heute werden daher die römischen Augusta nur Regentinnen genannt und nicht Kaiserinnen.

Wäre Germanien eine Römische Provinz geworden, wäre hier der römische Einfluss natürlich wesentlich höher gewesen. Es hätte einer Vermischung der Völker hier statt gefunden und Latein hätte als Amtssprache viel mehr Einfluss bekommen.

Die Angeln und Sachsen hätte es als Völker nicht mehr gegeben und somit hätte eine Eroberung von Gebieten auf der britischen Insel so nicht stattgefunden.

Du siehst, durch so einen einzelnen Schlachtausgang hätte sich die Geschichte sicher verändert, denn es hätte Folgen gehabt. Was jedoch sich bis heute dadurch alles geändert hätte bleibt reine Spekulation.

Woher ich das weiß:Hobby