Was sollte ich von Goethe oder Shakespeare lesen?
Hallo! ich (m16) würde gerne mal etwas von J. W. von Göthe od Shakespeare lesen. Hättet ihr ein gutes "Einsteigerwerk"? Vielen Dank!
11 Antworten
Nach meinem Gefühl ist der "Urfaust" noch besser als der Götz zum Einstieg geeignet. Nur kommt man an den Text nicht immer leicht heran.
Du kannst aber hier schon einmal zu lesen anfangen:
Ganz in der Nähe findest zu zum Vergleich auch den Götz.
Vorwarnung: Ich war Deutschlehrer und liebe solche Passagen wie
"MEPHISTOPHELES.
Bei aller verschmähten Lieb! Beim höllischen Element!
Ich wollt, ich wüßt was Ärgers, daß ich's fluchen könnt.
FAUST.
Was hast? was petzt dich dann so sehr?
So kein Gesicht sah ich in meinem Leben.
MEPHISTOPHELES.
Ich möcht mich gleich dem Teufel übergeben,
Wenn ich nur selbst kein Teufel wär."
Dagegen finde ich das berühmte Götz-Zitat vergleichsweise langweilig, aber auch andere wie z.B.:
»Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.« (Erster Akt – Jagsthausen. Götzens Burg/Götz) Götz spricht gerade mit seinem Sohn, die beiden haben sich lange nicht gesehen, der Sohn, Karl, will seinem Vater beweisen, was er alles gelernt hat, aber als sein Vater ihn fragt, ob er den Herrn von Berlichingen kennt, da weiß der Sohn keine Antwort, und als der Vater den Sohn fragt, warum er seinen Apfel gebraten essen will und nicht roh, sagt dieser, dass es ihm so besser schmecke. Als dann Adelbert von Weislingen, den Götz gefangen hält, um ihn zu manipulieren, eintritt und sagt: »Glückliches Kind! das kein Übel kennt, als wenn die Suppe lang ausbleibt. Gott laß’ euch viel Freud am Knaben erleben, Berlichingen«, antwortet Götz: »Wo viel Licht ist, ist starker Schatten – doch war mir’s willkommen.«
Auch ich war Deutschlehrer und kann mich deinem "Faust"-Vorschlag nur anschließen !
Meine Begeisterung für "Faust" ist ungebrochen, seit mein Deutschlehrer mich für das opus zu begeistern verstand (Anfang der roaring sixties) !
pk
Kann die Frage leider nicht beantworten aber hab mir auch gestern was von Goethe und Shakespeare bestellt weil ich das mal versuchen wollte zu lesen ist heut angekommen :D cool:)
Also ich hab mir von Shakespeare König lear bestellt und von Goethe Faust Teil 1 (Text und Kontext von Reclam) und Teil 2
Wir lesen grad in Englisch Macbeth von Shakespeare,vielleicht ist das was für dich.
Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort' und Werke
Merkt ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu' ich Wunder auch.
Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe,
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.
Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen!
Bist schon lange Knecht gewesen;
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf!
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!
Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.
Seht, er läuft zum Ufer nieder;
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!
Stehe! stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! -
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!
Ach, das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.
Nein, nicht länger
Kann ich's lassen;
Will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!
O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!
Willst's am Ende
Gar nicht lassen?
Will dich fassen,
Will dich halten
Und das alte Holz behende
Mit dem scharfen Beile spalten.
Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich atme frei!
Wehe! wehe!
Beide Teile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Und sie laufen! Naß und nässer
Wird's im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! -
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd ich nun nicht los.
"In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid's gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke
Erst hervor der alte Meister."
Den finde ich traumhaft :-)
Hier gibt es noch eine Interpretation bzw. Antworten auf Fragen.
Ich empfehle das wahrscheinlich meistzitierte Werk von Goethe: Götz von Berlichingen - natürlich in der Sturm und Drang-Fassung ;-). Gute Geschichte, flüssig zu lesen, macht Spaß.
Ansonsten ist die Novellensammlung "Unterhaltung deutscher Ausgewanderten" auch sehr kurzweilig.
Von den großen Werken würde ich erst einmal die Finger lassen - Faust, Wilhelm Meister, Wahlverwandtschaften usw., da braucht man Zeit und Vorerfahrungen mit der Materie. Von diesen am ehesten Faust, das macht, wenn man sich dann die Zeit nimmt, schon unfassbar viel Spaß. Aber als Einstieg besser die zuerst genannten.
Wegen der kurzen Inhaltsangabe habe ich den obigen Text zitiert. ImOriginal heißt es freilich: "Wo viel Licht ist, ist starker Schatten – doch wär mir's willkommen." (http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Dramen/G%C3%B6tz+von+Berlichingen+mit+der+eisernen+Hand/1.+Akt)
Wenn du bis dahin gekommen bist, hast du dich schon fast in den Götz eingelesen.