Konnte Goethe englisch?

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Von 1756 bis 1758 besuchte Johann Wolfgang eine öffentliche Schule. Danach wurden er und seine Schwester gemeinsam vom Vater sowie von insgesamt acht Hauslehrern unterrichtet. Goethe erlernte Latein, Griechisch und Hebräisch als klassische Bildungssprachen sowie die lebenden Sprachen Französisch, Italienisch, Englisch und das „Judendeutsch“, das „in der Frankfurter Judengasse lebendige Gegenwart war“.[5] Diese lebenden Sprachen wurden von muttersprachlichen Lehrern unterrichtet. (Wiki)

Wer sich intensiv mit Goethe und seinem Wesen befasst hat, gaubt nicht, dass Goethe Shakespeare als den größeren Dichter ansah...:)

user305935 
Fragesteller
 25.05.2019, 12:59

Vielen Dank für den genauen Hinweis!

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Goethe erhielt von seinem Vater Privatunterricht - Latein war sicher dabei - Englisch aber nicht ....

Dienstag, den 30. März 1824: … „Ich bin Tiecken herzlich gut“, sagte Goethe „ ... Tieck ist ein Talent von hoher Bedeutung, und es kann seine außerordentlichen Verdienste niemand besser erkennen als ich selber; allein wenn man ihn über ihn selbst erheben und mir gleichstellen will, so ist man im Irrtum. Ich kann dies durchaus sagen, denn was geht es mich an, ich habe mich nicht gemacht. Es wäre ebenso wenn ich mich mit Shakespeare vergleichen wollte, der sich auch nicht gemacht hat, und der doch ein Wesen höherer Art ist, zu dem ich hinaufblicke und das ich zu verehren habe.
Freitag, den 3. Dezember 1824: … „Es kommt darauf an“, fuhr Goethe fort, … „Die alten Sprachen sind Ihnen in der Jugend größtenteils entgangen, deshalb suchen Sie in der Literatur einer so tüchtige Nation, wie die Engländer, einen Halt. Zudem ist ja unsere eigene Literatur größtenteils aus der ihrigen hergekommen. Unsere Romane, unsere Trauerspiele, woher haben wir sie denn als von Goldsmith, Fielding und Shakespeare?“
Freitag, den 2. Januar 1824: … Wir sprachen über die englische Literatur, über die Größe Shakespeares, und welch einen ungünstigen Stand alle englischen dramatischen Schriftsteller gehabt, die nach jenem poetischen Riesen gekommen. „Ein dramatisches Talent“, fuhr Goethe fort, „wenn es bedeutend war, konnte nicht umhin, von Shakespeare Notiz zu nehmen, ja es konnte nicht umhin, ihn zu studieren. Studierte es ihn aber, so musste ihm bewusst werden, dass Shakespeare die ganze Menschennatur nach allen Richtungen hin, und in allen Tiefen und Höhen, bereits erschöpft habe, und dass im Grunde für ihn, den Nachkömmling, nichts mehr zu tun übrigbleibe. Und woher hätte einer den Mut nehmen sollen, nur die Feder anzusetzen, wenn er sich solcher bereits vorhandener und unerreichbarer Vortrefflichkeit in ernster anerkennender Seele bewusst war!

Zitate aus: Eckermann: „Gespräche mit Goethe - in den letzten Jahren seines Lebens 1823 - 1832“

Lies mal Goethes Text zum Shakespeare-Tag. Dann weißt du, was Goethe über Shakespeare dachte.

user305935 
Fragesteller
 25.05.2019, 12:49

Danke, habe ich gleich getan; sehr hilfreich:

"Goethe zufolge enthielten die Werke Shakespeares viele für den Sturm und Drang typische Merkmale. So breche Shakespeare mit den alten Regeln des klassischen Theaters. Die drei Einheiten des Ortes, der Zeit und der Handlung, die nach Aristoteles Prinzipien für den Aufbau von Dramen waren, seien nur Fesseln, die die freie Interpretation eines Werkes nicht zuließen. Diese seien bei Shakespeares Dramen richtigerweise nicht berücksichtigt worden.

„Ich zweifelte keinen Augenblick, dem regelmäßigen Theater zu entsagen. Es schien mir die Einheit des Orts so kerkermäßig ängstlich, die Einheiten der Handlung und der Zeit lästige Fesseln unsrer Einbildungskraft. Ich sprang in die freie Luft und fühlte erst, daß ich Hände und Füße hatte. Und jetzo, da ich sahe, wie viel Unrecht mir die Herrn der Regeln in ihrem Loch angetan haben, wieviel freie Seelen noch drinne sich krümmen, so wäre mir mein Herz geborsten, wenn ich ihnen nicht Fehde angekündigt hätte und nicht täglich suchte, ihre Türme zusammenzuschlagen.“

Auch sieht Goethe in den Werken Shakespeares den Kampf des Individuums gegen den Rest, eine Facette, die wegweisend für die Sturm-und-Drang-Zeit war. Der Begriff Genie sei ebenfalls auf Shakespeares Dramen anzuwenden. So gebe es eine Figur, die all die Eigenschaften eines Originalgenies besitze, eine Figur mit absoluter Schöpfungskraft. Weiter sieht Goethe auch den Aspekt des Naturmenschen in Shakespeares Werken vorhanden. So ist der typische stürmerisch-drängerische Mensch eins mit der Natur bzw. dem, was man der idealisierten Natur zusprach; Regelfreiheit und Non-Konformität sind zwei wesentliche Schlagworte in dieser Hinsicht." (wikipedia)

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Goethe hatte Grundkenntnisse im Englischen. In seiner Bibliothek befand sich ein englisches Wörterbuch. Er las den Essay on the Modification of Clouds des englischen Naturforschers Luke Howard und verfasste daraufhin ein Gedicht mit dem Titel Howards Ehrengedächtnis (1821).

Shakespeare war in Goethes und Schillers Augen einer der talentiertesten Schriftsteller. Schiller über Goethe an Charlotte von Schimmelmann, 23.11.1800:

Die Natur hat ihn reicher ausgestattet als irgend einen, der nach Shakespeare aufgestanden ist.