Was tun, wenn Eltern gegen Ausbildung sind?

13 Antworten

Die persönliche Berufswahl geht nur das Kind selbst etwas an und sonst niemanden. Ich verstehe es, das Eltern mit den Entscheidungen Ihrer Kinder nicht immer konform gehen. Dann muss man diskutieren und reden. In seltenen Fällen müssen die Eltern auch einfach durchgreifen und entsprechende Maßnahmen zum Schutz des Kindes einleiten, nämlich dann, wenn Gefahr für Leib und Leben oder die Gesundheit besteht.

Eine Berufsausbildung anzustreben, die sich nicht mit meinem Vorstellungen als Elternteil decken, gehört nicht in diese Kategorie.

Dass der Vater diesen Ausbildungsberuf als "Weiberjob" bezeichnet, sagt schon einiges über seinen Charakter aus. Sein eigenes Kind in eine bestimmte Richtung zu drängen, aus den oben genannten Argumenten ("Weiberjob/ohne Zukunft) ist sehr ignorant und auch schon etwas menschenverachtend.

Ich würde behaupten, dass du richtig gehandelt hast. Die Rechte, die du zugesprochen bekommen hast, erhält man nicht ohne Grundlage. Der Vater bzw. die Eltern hätten spätestens an dem Punkt, an welchem das Jugendamt eingeschaltet worden ist, merken müssen wie ernst es ihrem Sohn ist. Hätte die Mutter diesen Vertrag nicht unterschreiben können?

Wenn du ihnen begegnest, grüße freundlich und respektvoll. Mehr ist nicht nötig.

Michaela9 
Fragesteller
 04.10.2019, 19:38

Die Ehefrau des Vaters wird zwar von meinem Patenkind Mama genannt, weil die beiden ein Paar sind, seitdem er 5 ist, sie ist aber nicht erziehungsberechtigt. Seine leibliche Mutter gibt es nicht mehr, sie hat sich verdünnisiert

0

Auch wenn die Eltern nicht so handeln, wie es der Junge gerne hätte, so werden sie sich doch Gedanken um ihn machen und sich um ihn sorgen. Das schlechte Verhältnis kann auch nicht für immer so bleiben.

Als Vormund und Pate bist du auch für Brücken zu den Eltern verantwortlich. Irgendwann müssen sie sich ja mal wieder vertragen oder alles runterkochen.

Unaufgefordert (und in Absprache mit dem Jugendlichen) würde ich die Eltern auf dem Laufenden halten. In losen Abständen würde ich sie über das Wohlergehen ihres Kindes informieren und auch mal Kopien guter Zeugnisse oder Auszeichnungen oder auch Fotos schicken. Zu allen Feierlichkeiten würde ich sie einladen. Wenn sie nicht kommen, dann hat man seine Pflicht getan. Noch besser wäre es das Kind würde es selber machen. Bereite es vor, dass nicht unbedingt Antworten erfolgen werden. Alles wird seine Zeit brauchen. Die Tür zum Elternhaus schlägt man nur im absoluten Notfall zu.

Wenn du sie triffst, dann bleibst du immer höflich. Egal, was passiert. Geh ihnen aus dem Weg, aber greife sie nie öffentlich an. Die Familie hat ihr Kind verloren, da sollte man ihnen zumindest den Anschein von Würde und Respekt lassen. Du weißt auch nicht was in 3, 5 oder 10 Jahren ist. Im Prinzip hat ihr ja das gleiche Ziel: Der Junge soll glücklich werden.

Es ist schön, dass du dein Patenamt so ernst nimmst.

dandy100  04.10.2019, 17:05

Ein Patenamt ist nicht dafür gedacht, alle Wünsche des Patenkinds zu erfüllen und den Eltern alle Rechte wegnehmen zu lassen, wenn sie das nicht unterstützen wollen.

0
Realisti  04.10.2019, 17:37
@dandy100

Nein, dafür ist es nicht. Aber wenn das Patenkind Probleme hat, braucht es einen Menschen, der zu ihm steht und zwischen ihm und den Eltern vermittelt.

Er hat den Eltern auch die Rechte nicht genommen, sondern das Jugendamt. Er ist nur eingesprungen. (So habe ich das gelesen).

0
dandy100  04.10.2019, 18:20
@Realisti

Er ist nicht nur eingesprungen, er hat vom Jugendamt alle Rechte übertragen bekommen und das geschieht ja nicht gegen seinen Willen - unter vermitteln versteh ich da aber was anderes

0
Michaela9 
Fragesteller
 04.10.2019, 19:49
@dandy100

ich hab nur dafür gesorgt, dass mein Patenkind bei mir als Patentante leben darf. Und we ist „Er“?

0
Michaela9 
Fragesteller
 04.10.2019, 19:56
@Realisti

Aber ich hab doch die Frage gestellt, es handelt sich im mein Patenkind. Und mein Name ist Michaela

0

Also ich kann den Vater schon verstehen, ich hätte auch nicht gewollt, dass mein Sohn mit einem blendenden Schulabschluß in einen Beruf geht, der elend schlecht bezahlt wird, wo man nach Strich und Faden ausgenutzt wird und nach ein paar Jahren oft völlig ausgebrannt ist ("Weiberjob" ist natürlich Blödsinn).

Unser völlig krankes Gesundheitssystem würde ich nicht mittragen wollen und einen Ausbildungsvertrag für meinen Sohn als Kranken- oder Altenpfleger hätte ich auch nicht unterschrieben; wenn er das unbedingt machen wollte, müßte er das eben ein Jahr später tun, wenn er volljährig ist, solange würde ich auch weiterhin voll für ihn aufkommen und dafür sorgen, dass er erstmal einige Praktika in diesem Bereich macht, damit er weiß, was auf ihn zukommt.

Natürlich kann man das auch anders sehen, aber ich sehe es so und der Vater des Jungen offensichtlich auch.

Du hast den Eltern alle Rechte wegnehmen lassen - wie würdest Du das umgekehrt finden? Die Frage wie Du mit den Eltern umgehen solltst, erübrigt sich da wohl, ich nehme an, dass sie nichts mehr mit Dir zu tun haben wollen, oder?

Du hast Dich sehr weit aus dem Fenster gehängt, um Deinem Patensohn seinen Wunsch zu erfüllen, ob das richtig war und welches moralische Recht Du dazu hattest, muss Du jetzt in erster Linie vor Dir selbst verantworten und nicht vor den Eltern, dafür ist es jetzt wohl zu spät.

Michaela9 
Fragesteller
 04.10.2019, 17:38

Es geht aber nicht um die Eltern, sondern um ein Kind. Meine Meinung ist, dass das Kind keinen Leerlauf (Arbeitslosigkeit) im Lebenslauf haben. Und warum soll er seine Zeit in einer kaufmännischen Ausbildung versauern, die er nicht machen will.

Er muss allein zurecht kommen, seine Eltern werden in ein paar Jahrzehnten nicht mehr da sein, und der Vater hat seinen Sohn von sich weg getrieben.
Mein Patenkind wollte zum Jugendamt, ich hab ihn nur hin gefahren

Ausserdem ist es ein absolut krisensicherer Job. Klar verdient man in anderen Berufen mehr. Ich arbeite selber seit 22 Jahren in den Job. In den Jahre hab ich mir eine 3-Zimmer-Wohnung in guter Lage erspart, ohne Schulden aufnehmen zu müssen und fahr jedes Jahr 2 mal für 2 Wochen oder einmal für 4 Wochen in Urlaub, und zum Teil sind das Urlaube nicht nur in Europa und keine Pauschalreisen. Von daher, so übel ist der Verdienst nicht.

1
dandy100  04.10.2019, 18:16
@Michaela9

"Es geht aber nicht um die Eltern, sondern um ein Kind."

Ne, sorry es geht auch um die Eltern, das sind nämlich auch Menschen und mit ihnen muss man nicht weniger human umgehen, die Welt dreht sich nämlich nicht nur um die Wünsche der Kinder.

Du hast hier mit Gewalt etwas durchgesetzt und das finde moralisch schon sehr bedenklich, denn es ist schon eine enorme Tat, Eltern einfach ihre Rechte wegnehmen zu lassen, nur weil sie den Berufwunsch ihres Sohns für falsch halten und nicht unterstützen wollen.

Wenn Du selbst in der Pflege arbeitest, dann weißt Du doch genau wie hoch die Anforderungen sind - den Pflegenotstand gibts doch nicht zufällig, sondern weil man in dieser Branche durchaus so extrem ausgenutzt wird, dass das kaum noch jemand machen will. Weißt Du genau, ob Deinem Patensohn klar ist, was auf ihn zukommt?

Ich erinnere mich noch gut wie mein Bruder mit 16 auf keinen Fall Abitur machen sondern unbedingt so schnell wie möglich Geld verdienen wollte, da hat unser Vater ihn in den Sommerferien erstmal für 6 Wochen auf eine Baustelle geschickt - danach ist er liebend gern wieder zur Schule gegangen....Hätte unser Vater ihn einfach laufenlassen sollen? Dann wäre er heute Arbeiter und nicht Lehrer, einen Beruf, den er übrigens über alles liebt.

Ich sehe jedenfalls nicht, dass es grundsätzlich richtig ist, Kinder, auch wenn sie schon bald 18 sind, einfach machen zu lassen, was sie wollen, ich finde es absolut in Ordnung einen Schritt, den man als falsch einschätzt, nicht zu unterstützen und erst mal abzuwarten und ihn in diesen Bereich erstmal reinschnuppern zu lassen, dadurch ensteht keine Lücke im Lebenslauf.

Naja, Du hast es ja jetzt durchgesetzt und hier nach Meinungen gefragt und meine Meinung ist, dass das nicht richtig war, denn sich derart über die Eltern hinwegzusetzen, dass Du Dir von Jugendamt alle ihre Rechte übertragen hast lassen, geht einfach zu weit - Eltern sind nämlich auch Menschen und daran hättest Du denken sollen, bevor Du Dich jetzt fragst wie Du mit ihnen umgehen sollst.

Ich meine das im Übrigen auch ganz ehrlich nicht böse und schreibe das hier auch nicht, um Dich niederzumachen, es ist einfach nur meine Meinung, die ich auch begründet habe.

0
Michaela9 
Fragesteller
 04.10.2019, 19:47
@dandy100

Ich habe gar nichts wegnehmen lassen. ER wollte zum Jugendamt, und bevor er 20 km läuft, fahr ich ihn. Das Jugendamt hat entschieden, das er aus der Familie raus kommt, weil ER unter den Umständen da nicht hin wollte.

Und wenn er sagt, er geht lieber ins Kinderheim , nur um die Ausverkauft machen zu können, verhindere ich um jeden Preis, das er in‘s Kinderheim kommt, und wenn es meinen finanziellen Ruin bedeuten sollte.

Es ist sein Leben. ER will die Ausbildung machen und hat eigenständig dafür gekämpft. Und sowas muss unterstützt werden.

In einer anderen Ausbildung wäre er vor die Hunde gegangen.

Der Vater war ja unter anderem auch deswegen dagegen, weil sich sein Sohn das zweite mal gegen ihn durchgesetzt hat.

Das erste mal hat er in der 4. Klasse mit seiner Lehrerin und Jugendamt durchgesetzt, dass er auf die Realschule darf und nicht auf‘s Gymnasium muss.

0
Menuett  04.10.2019, 22:39

Du hättest ihn gar keine Praktika machen lassen können. Dazu hättest Du ihn gar nicht versichern können.

0
Michaela9 
Fragesteller
 05.10.2019, 12:55
@Menuett

Er hat während seiner Schulzeit NIE ein Praktikum in der Pflege gemacht. Er hat sich erst für den Beruf entschieden, hat dich dann beworben und erst als er eine Zusage hatte, hat er ein Praktikum gemacht, weil es die Voraussetzung für die Ausbildung war.

Von dem ganzen Scheiss, was sein Vater veranstaltet hat, hab ich erst erfahren, als mein Patenkind kam und zum Jugendamt wollte.

ER will den Job in der Pflege machen. Und eigentlich wäre es die Aufgabe seines Vaters gewesen, ihn darin zu bestärken, dass er genau das macht, wo er die wage Vermutung hat, das er da eventuell noch in 40 Jahren glücklich sein könnte. Nicht meine.

0
Menuett  05.10.2019, 12:40

KrankenPfleger verdienen gar nicht so schlecht. Und wenn sie dann noch eine Weiterbildung zum OP-Pfleger machen, dann verdienen die sogar sehr gut.

Ein Kind in einen ungöiebten Beruf pressen wollen - was Schlimmeres fürs Leben kann man seinem Kind gar nicht antun.

1

Nach wie vor höflich und respektvoll. Außerdem bist Du ihnen (auch rechtlich) berichtspflichtig. Eine spätere "Versöhnung" könnte eventuell darauf gestützt werden, dass dein Patenkind nach der umstrittenen Ausbildung ja noch die Fachhochschulreife oder sogar die allgemeine Hochschulreife erwerben könnte, um dann ein zur bisherigen Ausbildung passendes Studium zu beginnen.

Ich würde sagen, trotz der Abscheu die du vielleicht gegenüber den Eltern empfindest, sei höflich und wenn ihr euch über den Weg lauft, freundlich grüßen. Ich denke, es ist gut wenn du mit den Eltern eine sachliche und freundliche Verbindung aufbaust, und wenn es nur das freundliche Grüßen ist. So können sie sich das alles auch besser vorstellen, denn ich glaube sie vermissen ihr Kind sehr.