Was soll dieses Bild aussagen und von wem stammt es?

3 Antworten

Das Bild (siehe http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/sub_image.cfm?image_id=4112&language=german ) ist ein Wahlplakat der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) zu der Reichstagswahl vom 20. Mai 1928. Der Entwurf ist von Erwin Reusch (auf der rechten Seite steht ziemlich weit unten der Nachname).

Die Verträge von Locarno (1925) und die damit verbundene Verständigungspolitik deutscher Regierungen (mit Gustav Stresemann als Außenminister) mit westeuropäischen Staaten, insbesondere Frankreich werden abgelehnt.

Der mit den Verträgen von Locarno erreichte Zustand wird auf dem Wahlplakat als schreckliche Bedrohung dargestellt.

Eine Vorstellung, die Politik anderer Parteien, die zugestimmt haben und bereit sind, eine Verständigungspolitik mitzutragen, sei eine verräterische Preisgabe Deutschlands, und die Deutschnationalen Volkspartei müsse in ihrer Politik unterstützt werden, ist anscheinend erwünscht.

Sachlich ist die Bilddarstellung wenig berechtigt, weil die Verträge die Sicherheit der Grenzen erhöhten und Deutschland mit der Verständigungspolitik eine schrittweise Räumung von Besatzungsgebieten erreichen konnte.

Die Verträge von Locarno wurden auf der internationalen Konferenz über europäische Sicherheitsfragen in Locarno (Schweiz) vom 5. – 16. Oktober 1925 ausgehandelt. Reichskanzler Hans Luther (parteilos; der DVP nahestehend) und Außenminister Gustav Stresemann (DVP) waren dabei anwesend.

Die deutsche Reichsregierung hat Gesetze in den Reichstag eingebracht, die Verträge von Locarno zu ratifizieren (rechtskräftig zu bestätigen) und der Reichsregierung zu einem zukünftigen Eintritt in den Völkerbund die Ermächtigung zu erteilen.

Im Reichstag gab es vom 23. – 27. Oktober 1925 Debatten und Abstimmungen über die Gesetze. Die Deutschnationale Partei (DNVP) war gegen die Ergebnisse der Verhandlungen. Sie zog sich aus der Reichsregierung zurück, ihre Minister (Reichsinnenminister Martin Schiele, Reichsfinanzminister Otto von Schlieben, Reichswirtschaftsminister Albert Neuhaus) traten am 25. Oktober 1925 zurück, unter Druck eines erheblichen Teils der eigenen Partei.

Der Reichstag stimmte am 27. Oktober 1925 den Verträgen von Locarno mit 300 gegen 174 Stimmen zu. Zustimmung kam von DVP (Deutsche Volkspartei), Zentrum (Zentrumspartei), BVP (Bayerische Volkspartei), DDP (Deutsche Demokratische Partei) und SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands).

Deutschland hat mit den Verträgen von Locarno freiwillig einiges akzeptiert, was vom Versailler Vertrag bestimmt worden war. Dies störte sehr nationalistische Kräfte, wie sie in der DNVP vertreten waren. Hier liegt der wesentliche Grund einer Ablehnung durch die DNVP. Deren Haltung war auch stark weltanschaulich-ideologisch geprägt, zeigte eine Abneigung, sich an den außenpolitischen Realitäten zu orientieren.

Deutschland, Frankreich und Belgien verzichteten auf eine gewaltsame Veränderung ihrer Grenzen. Großbritannien und Italien wurden Garantiemächte für dieses Abkommen.

Deutschland hat mit Frankreich und Belgien einerseits, mit Polen und der Tschechoslowakei andererseits Schiedsverträge abgeschlossen, Streitfragen durch ein Schiedsverfahren vor einer internationalen Kommission zu klären.

Deutschland verzichtete damit auf eine gewaltsame Änderung der im Versailler Vertrag festgelegten Westgrenze und anerkannte die Entmilitarisierung des Rheinlandes. Deutschland hat die bestehenden Grenzen im Westen und damit Gebietsverluste, die aufgrund des Ausgangs des Ersten Weltkriege eingetreten waren (Elsaß-Lothringen, Eupen-Malmedy), akzeptiert.

Eine verbindliche Anerkennung der Grenzen im Osten hat die Reichsregierung vermieden (sie behielt sich einen Änderungsversuch vor). Sie hat aber auf gewaltsame Änderungsversuche verzichtet. Deutschland wurde eine Mitgliedschaft im Völkerbund und ein ständiger Sitz im Völkerbundsrat zugesagt.

Die deutschen Zugeständnisse entsprachen auch einer realistischen Einschätzung der Lage. Es gab Aussichten, eine Räumung des Rheinlandes und Entgegenkommen bei den Reparationsverpflichtungen zu erreichen.

Albrecht  01.06.2015, 08:32

Plakat-Bild

Zu sehen ist eine Landschaft mit einem breiten Fluß, der in einer Biegung verläuft, Hügeln, einer Ortschaft, Weinanbau, einer Burg oder einem Schloß auf einer Hügelanhöhe.

Der Fluß ist offensichtlich der Rhein. Am Rhein gab es Gebiete mit französischer Besatzung.

Auf die Landschaft am Rhein starrt ein Soldat in französischer Uniform, mit Helm und hochragender Bajonett-Spitze. Während die Landschaft in warmen Farbtönen dargestellt ist, ist der Hintergrund mit dem Soldaten in düsteren Farben gezeichnet.

Der Soldat ist mit breiter Nase, wulstartigen Lippen und sehr großem, offenem Mund mit vielen sichtbaren Zähnen dargestellt. Seine Augen haben eine raubtierhafte Farbe.

Dargestellt ist offensichtlich ein dunkelhäutiger französischer Soldat, der aus einer französischen Kolonie in Afrika stammt.

Das Plakat verfolgt die Absicht, damit eine besondere Empörung gegen die französische Politik zu mobilisieren. Von Zeitgenossen wurde die Anwesenheit von aus Schwarzafrika stammenden französischen Soldaten als „Schwarze Schmach“ angegriffen, wobei auch rassistische Tendenzen auftraten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Alliierte_Rheinlandbesetzung (im Abschnitt „Schwarze Schmach“):  

„Bekannt ist auch Erwin Reuschs Wahlplakat für die DNVP zur Reichstagswahl 1928, das einen wulstlippigen Afrikaner in französischer Uniform zeigte, der drohend über eine Rheinlandschaft starrt. Die Parole: „Locarno? Wählt deutschnational!“, sollte Wähler gegen die Verständigungspolitik von Außenminister Gustav Stresemann mobilisieren.“

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Der Vertrag von Locarno. siehe wiki, innenpolitische Folgen für Deutschland.

Zwar hielt sich Deutschlaned die Ostgrenzen frei (dh eine friedliche Änderung), anerkannte aber seine Westgrenzen - also die Abtretung von Elsass Lothringen an Frankreich.

Von den deutsch-nationaeln wurde dies als "Verrat" empfunden. Das will das Plakat sagen.

Hier wird das auch diskutiert:

http://geschichte-forum.forums.ag/t453-der-vertrag-von-locarno-rezeption-im-westen-gut-im-osten-freie-hand#3829