Was muss der Förster berücksichtigen ,wenn er einen an Vogelarten reichen Wald erhalten möchte?

3 Antworten

Seltene und geschützte Vogelarten wie Eulenarten, Schwarzspechte,... benötigen Großraumhöhlen und die gibt es nicht in Fichtenbeständen, die alle 60 Jahre abgeholzt werden, sondern in Laubwälder, die 80 und mehr Jahre alt sind.

In solchen Wäldern werden Habitatbäume bewusst stehengelassen, um vielen Tierarten Lebensraum und Nahrungsquelle zu bieten, wie hier diese alte Buche:

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Aber auch abgestorbene Nadelbäume (in Mischwald wie hier) dienen als Nahrungsquelle für Specht & Co und Nestgründungen von Hornissen. Diese Bäume sind üblicherweise mit einem H gekennzeichnet:

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Über Deine Fragestellung hinaus zur Info: In der Mitte ist ein aktives Hornissennest zu sehen.

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Oh weh eine ganze Menge.

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. So wird in manchen Regionen wieder nach Landwirten gesucht die Waldweiden betreiben.

Mal eben ist das kaum zu beantworten, viele Stellschrauben beeinflussen den Wald in vieler Hinsicht.

TheoBN hat da schon beschrieben, einige Vögel benötigen besonderen Lebensraum. Hier bei den Habitatsbäumen hat der Förster/Waldbauer noch direkten zugriff. Bei vielen andern Angelegenheiten eher weniger.

Der Wald ist in erster Linie eine Wirtschaftszone und keine Natur. Niemand würde VW/BMW zwingen xyz umzusetzen ohne abzuwägen welche folgen es hätte.

Wald muss ja einiges können:

  • Holz zum Bauen
  • Holz für die Energetische Verwertung (Brennholz)
  • Früchte
  • Fleisch
  • Erholungswert
  • Wasser Rückhaltung
  • Bodenschutz
  • Sturmschutz
  • Klimaschutz
  • Artenschutz der Tierwelt
  • Artenschutz der Pflanzenwelt

Gerade durch den Borkenkäfer wird es wieder spanend, der Wald leidet, die Sägewerke aber auch. Zu viel Holz ist im Markt. Demnächst wird ständiges Holz wieder Mangelware sein.

Mischwälder haben eine deutlich niedrigere Hiebfrequenz als Fichtenwälder . So wird auch hier der Nachschub Holz länger auf sich warten lassen. Zu kauf aus Monokulturen, die sonst wo geschlagen werden ist keine akzeptable Lösung der grundsätzlichen Problems.

Im Bereich der Fleischgewinnung ist die Jagd nun mal sehr umstritten und nicht wenige Bürger würden sie gänzlich beenden wollen. Die Bestände die wir in den Wäldern haben sind jetzt schon oft eher zu hoch als zu niedrig. Wild schadet nicht wenig dem Wald bei der natürlichen wieder Ansiedlung von Bäumen. Junge Bäume werden sehr gern gefressen.

Attraktive Wanderwege leben von der Aussicht aber auch von dem Wechsel von Licht und Schatten. So mancher Wanderweg im Sauerland zum Beispiel ,hat keinen Schatten mehr, da er durch den total Ausfall der Fichte seiner Bäume beraubt wurde oder noch wird. (Sollte der Winter so mild sein wie die Jahre )

Bodenschutz ist eine Herausforderung, sollten die Waldgebiete von Starkregen betroffen sein, wird noch so mancher Wals einiges an guten Boden verlieren. Hochwasser wird in den Tälern zunehmen das der Wald ausgefallen ist.

Sturmschäden werden dort eintreten wo er bis jetzt keinen anpack hatte. Wind wird nicht mehr gebremst und schlagt woanders härter zu Skalierung der Schäden ist zu erwarten.

Einige Vogelarten werden sich über die Freiflächen freuen, andere werden weichen in die Restwälder. Ebenso wird das Wild reagieren.

Der Förster muss nun aus Erfahrungen der Vergangenheit seine Glaskugel scharf stellen um Entscheidungen zu fällen die uns die nächsten 100 bis 150 Jahren binden in der Forstwirtschaf.

Wie sagte mal ein bekannter Förster: Ich müsste wissen was wir in 100 Jahren brauchen.

Hallo,

Ganz einfach: er muss seinen Job machen: Den Wald zu erhalten ist schon immer die ureigenste Aufgabe des Försters!

Wenn es dir nicht um den Erhalt des Waldes, sondern um die Erhaltung des Vogelartenreichtumes geht, dann hier die Kurzfassung: Er muss die Ansprüche aller zu erhaltenden Vogelarten kennen, und versuchen, diese bei seiner Waldbewirtschaftung zu erfüllen. Die Langfassung könnte problemlos ganze Bibliotheken dicker Wälzer füllen.

Die Ansprüche verschiedener Vogelarten sind nämlich durchaus unterschiedlich:

Ich kenne einen Wald, über den es Schriftstücke aus den 50er Jahren gibt, in denen es heißt, dass die Bestände des Auerwildes drastisch zu reduzieren seien, sonst könnten die Kiefernkulturen nicht wachsen. Auerhühner gibt es dort heute längst nicht mehr, aber nicht, weil sie reduziert, sprich abgeschossen worden wären, sondern weil sich der Wald verändert hat: damals wurde mit Kahlschlägen gearbeitet, und anschließend Kiefern gepflanzt. Dem Auerwild bot das alles, was es brauchte und aus seiner ursprünglichen Heimat, lichten, durchbrochenen Gebirgs- Nadelwäldern kannte. Doch wenn heute kleinflächiger ohne Kahlschläge gearbeitet wird, fehlen ihm die offenen Flächen. Da vermehrt mit ursprünglichen Laubholz gearbeitet wird, fehlen ihm die Kiefernknospen, die es im Winter als Nahrung braucht. Die ausgelaugten Böden erholen sich langsam, da auf den nicht mehr kahl geschlagenen Flächen weniger Auswaschung stattfindet, und weil höhere Laubholzanteile für eine bessere, mildere Laubstreu sorgen. Aber dadurch gibt es weniger der säureliebenden Beersträucher, von denen es im Sommer lebt. Man kann durchaus sagen, die Forstwirtschaft ist schuld am Rückgang des Auerhuhnes, und das passiert auch. Aber sollen wir wirklich weiter Kahlschläge machen und Nadelholz pflanzen? Es gibt sogar noch weitere Vogelarten, die von einer solchen, wie ich finde furchtbaren Waldbewirtschaftung profitieren würden, unter den Singvögeln zB die beiden Goldhähnchenarten, die Haubenmeise.

Andere Vogelarten brauchen zB möglichst störungsarme große Wälder, zB der Schwarzstorch. Er ist übrigens inzwischen in den eingangs erwähnten Wald zurückgekehrt.

Vielleicht ist ja auch gar nicht das Ziel, möglichst viele Vogelarten zu haben, sondern insbesondere die zu erhalten, die ausschließlich in unseren einheimischen Wäldern vorkommen können. Mir fallen da zB Hohltaube und Mittelspecht ein.