Was machen mit Kind das Lügt?

16 Antworten

Kommt drauf an wie alt das Kind ist.

Lügen kann man auch als eine Form der Kreativität begreifen und kleiner Kinder probieren viel aus, was in einem gewissen Rahmen völlig normal ist. Ist das Kind allerdings schon älter, dann muss man sich ernsthaft fragen, ob das noch psychisch gesund ist.

Einem Kind sollte man erklären, dass bestimmte "kreative Erzählungen" wie z.B. angeblicher Tod eines Familienmitglieds nicht sozial angemessen sind, sondern verstörend wirken. Man sollte versuchen die Kreativität in sozial angemessene Bahnen zu lenken wie z.B. sich Märchen ausdenken.

Bestimmte "kreative Erzählungen" von Kindern können aber auch dazu dienen, dass das Kind seine Emotionen kommuniziert (siehe z.B. Tod eines Familienangehörigen: Das Kind hat Angst davor, dass jemand stirbt und kann es nicht anders kommunizieren). Hier geht es nicht darum, dass das Kind anderen Menschen schaden zufügen will durch seine Lügen, sondern darum, dass es z.B. versucht mit seiner Verlustangst oder auch mit seiner Wut auf bestimmte Personen umzugehen ("Ich wünschte die wäre tot, weil die immer so gemein zu mir ist!" könnte von dem Kind umgewandelt werden in: "Sie ist tot. das Problem ist gelöst.").

Allerdings sollte man dem Kind vermitteln, dass es bessere Methoden gibt Angst, Wut oder sonstige Emotionen auszudrücken. Eventuell liegt ein Vertrauensproblem vor und die Erwachsenen gehen nicht richtig auf das Kind ein. Vielleicht bekommt das Kind ohne die Lügen auch nicht genug Aufmerksamkeit.

Man sollte die Sache auf jeden Fall im Auge behalten und gegebenenfalls einen Kinderpsychologen aufsuchen.

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Ich habe selbst 2 Kinder und kenn das auch, dass mal totaler Blödsinn erzählt wird. Aber so wie bei dir ist es bei uns nicht gewesen.

Ich kann da nur spekulieren.

Ihr Eltern findet nicht genug Zeit um euch um die Kinder zu kümmern. Spiele zu spielen, Gespräche zu führen... Das Kind sucht Aufmerksamkeit. Meine Tochter hatte das, kurz nachdem ihr Bruder geboren wurde (sie war da 6). Ich habe mir dann einen Tag nur für sie Zeit genommen. Wir haben zusammen gebadet, gebacken und waren auf dem Spielplatz, haben gepicknickt, einen Film geschaut und alles ohne ihren Bruder. Danach war es viel besser. Noch heute nehme ich mal das eine Kind, mal das andere zur Brust. So war ich mit ihr (jetzt ist sie fast 12) bei dm und wir haben ihre erste Schminke gekauft und waren Kleidung shoppen. Ab und an brauchen Kinder sowas.

Vielleicht versuchst du dir auch mal einen Tag nur für deinen kleinen Lügenbaron zu nehmen. 😉 Eventuell erfährst du dann in einem ruhigen Gespräch, was sein Problem ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durch das Leben und sammeln von Erfahrung

1. Versuchen herauszufinden, warum es das macht. Im Gespräch. Evtl. gibt es da dann einen Lösungsansatz oder das Kind benötigt irgendwie Hilfe.

2. Wenn es das nur "aus Spass" macht, dann aufklären. die Geschichte vom Kind das immer "Feuer, Feuer" rief erzählen ("Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht"). Damit das Kind lernt, das es sich selber keinen Gefallen damit tut.

3. Wenn (1) nicht zutrifft und (2) nicht hilft und das Kind das einfach nur "aus Spass" weiterhin macht, dann jedesmal in die Ecke setzen und nicht mehr beachten für den Rest des Tages, wenn es wieder so eine Geschichte erzählt. Nach dem Motto "mit Lügnern will keiner etwas zu tun haben".

verreisterNutzer  17.05.2022, 12:22

Verwarnung und ignorieren wurde bereits ausprobiert und hat nichts gebracht

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mjutu  17.05.2022, 12:33
@verreisterNutzer

Dann ist die Form der "Verwarnung" und das Ignorieren offensichtlich nicht das, was das Kind braucht. Vielleicht empfindet sie "Drohungen" als (negative) Aufmerksamkeit und fühlt sich damit sicherer als ohne sie.

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Waldmensch70  17.05.2022, 13:06
@verreisterNutzer

Nicht nur bei den „Verwarnungen“ und dem reinen Ignorieren belassen. Es wirklich aktiv (ohne Handy / Spielekonsole / Computer oder ähnlichen Gegenständen) für den Rest des Tages auf sein Zimmer schicken und ihm sagen, dass das die Folge seiner Lügen ist.

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mjutu  17.05.2022, 13:13
@Waldmensch70

Ein Kind, das eine unwahr Geschichte erzählt, durch Handy-Entzug und Zimmer-Arrest zu bestrafen, ist nicht pädagogisch, sondern ein aggressiver Übergriff. Das Ziel ist es nicht, dem Kind noch mehr Angst zu machen, so dass es sich nicht mehr traut zu lügen, sondern die Ursache gemeinsam zu lösen. Wie du in deiner Antwort geschrieben hast: "Versuchen herauszufinden, warum es das macht. Im Gespräch."

"in die Ecke setzen und nicht mehr beachten" ist dagegen brutal.

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Waldmensch70  17.05.2022, 14:09
@mjutu
sondern die Ursache gemeinsam zu lösen. Wie du in deiner Antwort geschrieben hast: "Versuchen herauszufinden, warum es das macht. Im Gespräch."

Genau. Darum habe ich das ja auch als Allererstes erwähnt.

Meine Antwort bezieht sich nur (und das sollte auch klar sein, wenn man meine Antwort gelesen hat) auf ein Kind wo die Punkte (1) und (2) aus meiner Antwort nicht zutreffen.

Davon abgesehen ist das hier eine Antwort in der jede(r) seine eigene Meinung schreiben sollte. Ich habe genauso ein Recht darauf meine Antwort zu schreiben wie Du.

Du kannst anderer Meinung sein als ich. - Schreibe sie gerne in Deine Antwort an den Fragesteller.

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mjutu  17.05.2022, 15:21
@Waldmensch70

Stimmt. Und jeder kann andere Antworten kommentieren, z.B. wenn er anderer Meinung ist oder die Antwort Details enthält, die die psychische Gesundheit von Kindern beeinträchtigen.

Ein Kind zu zwingen, sich für den Rest des Tages in die Ecke zu setzen und es mit Ignorieren zu bestrafen ist psychische Gewalt und damit in Deutschland verboten. Das ist weder aus pädagogischer noch aus juristischer Sicht eine Option, selbst wenn du das anders siehst.

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Hallo,

scherzhafterweise darf man da schon mal von alternativen Wahrheiten oder Fake News sprechen, denn das sind ja gerade so Modeworte.

Der Hintergrund mag eine sehr intensive Fantasie und Wahrnehmung sein, die so manches verstärkt und in einer Dramatik darstellt, die gar nicht da ist. Diese Dramatik mag dem Kind sehr viel schenken: da geht einiges ab, wo sonst eher nicht viel ist.

Es stellt sich die Frage, wie das Kind so zu erreichen ist, dass sich ihm eine reale Dramatik, d.h. etwas wirklich abgeht und auch berührt, eröffnet. Da lässt sich z.B. ganz unabhängig von den Geschichten fragen, was das Kind sehr intensiv berührt, worin es sich begeistert, was es so mag, welche Geschichten es gerne hört, sieht oder liest, usw.

Vielleicht mag das Kind auch eine kleine Geschichte schreiben, die sehr viel ausdrückt, sehr viel Fantasie beinhaltet - unabhängig wie authentisch oder realistisch der Plot auch sein mag.

Das Kind findet sich in all dem wahrgenommen - und mag umso mehr dann reale Dinge teilen, die sich als sehr interessant und wow reflektieren lassen. So darf viel Reales neben einer Fiktion stehen - und letztlich die Fiktion auch so langsam verdrängen.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Höre dem Kind zu. Die Geschichten, die es erzählt, entsprechen nicht der Realität, aber Kinder erzählen nicht einfach irgendeinen Quatsch um zu nerven. Wenn sie auffällig werden, hat das einen ernsten Grund, und deshalb solltest du das aufmerksam als Hilferuf einschätzen.

Du schreibst, es gäbe keine wirklichen Probleme in der Familie. Dann hättest du aber keinen Grund hier einen Frage zu stellen. Offensichtlich erkennst du selbst durchaus ein ernstes Problem und weißt noch nicht, wie du es zuordnen sollst. Es ist gut, dass du hier interessiert bist und ihnen helfen möchtest.

Ohne die Familie oder das Kind zu kennen, kann man die Ursachen des Lügens nicht diagnostizieren, erst recht nicht in einem Internet-Forum voller Laien. Das Kind selbst hat aber sicherlich eine Ahnung, was da geschieht, nur können Kinder das meistens nicht klar analysieren. Darum sind die unklaren Botschaften wichtig: Sie erzählt nicht, dass sie auf den Mars geflogen ist oder ein Einhorn im Keller hat, sondern dass der Vater krank und die Schwester gestorben ist. Das klingt danach, als würde sie sich fürchten und einsam fühlen. Nimm das als Gesprächsangebot, als "freies Phantasieren" und begegne ihr auf ihrem Level. Frage, was die Schwester hatte und welche Auswirkungen die Krankheit des Vaters auf sie hat. Dann sind die Antworten vielleicht genau das, was du wissen willst.

Wichtig ist es dabei, zum Schluss des Gesprächs offen und ehrlich zu sagen, dass die Informationen wichtig waren und es schön ist, dass die Realität anders ist. Man könnte z.B. formulieren: "Ja, so wäre es gewesen, wenn deine Schwester gestorben wäre. Und genau darum schauen wir jetzt mal, wie wir feiern, dass sie lebt."

Ermahnungen, Bestrafungen, Schimpfen, Liebesentzug durch Ignorieren sind nicht hilfreich, sondern machen das Problem wahrscheinlich schlimmer. Natürlich muss das Kind irgendwann lernen, ihre Phantasiewelt für sich selbst zu klären und andere damit nicht zu bequatschen. Aber so weit ist sie heute noch nicht und aktuell braucht sie ganz offensichtlich etwas anderes. Versuche ihr das zu geben und motiviere beide Eltern dazu, das auch zu tun.

Die Eltern können dabei immer ganz klar bleiben und ohne Wertung oder Verurteilung auf die Geschichten der Tochtern eingehen, wobei sie durchaus auch sagen: "Ah, das ist jetzt ein Vorfall in der Phantasiewelt - wie gehen wir nun damit um?" Das schöne an der Phantasiewelt ist ja, dass Schwestern "virtuell" sterben können und man genauso virtuell den Wiederbelebungszauber durchführen kann. Das kann man auch ganz ernsthaft tun. Und natürlich muss man dann auch betonen, dass solche Zauberei leider nicht im realen Leben funktioniert: Autounfall ist Autounfall, und da gibt es keine Zauberstäbe.

Als erstes würde ich das Wort "Lügen" aus der gesamten Diskussion streichen. Das Leben ist hart und schwierig und das Kind knallt gerade offenbar an eine Grenze. Man muss dafür keine Schuld oder eine böse Absicht suchen, sondern eine hilfreiche Lösung.

Viel Erfolg dabei - wobei die eigentliche Arbeit bei den Eltern liegen muss, nicht bei der besten Freundin der Mutter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lese Fragen durch und vermeide Ferndiagnosen