Was ist Kommunismus?

5 Antworten

Kapitalismus bedeutet: Es gibt einen Bauern, der Privateigentümer einer Herde von Kühen ist. Die anderen Menschen haben keine Kühe, sondern gehen anderen Berufen nach. Wollen Sie Milch trinken, so müssen sie die Milch dem Kuhbauern abkaufen. Der Kuhbauer hat Knechte, die die Arbeit erledigen und denen er Lohn zahlt. Er kauft also Kühe, Futter, Melkmaschinen, Ställe und Arbeitskräfte ein und gibt dafür sagen wir mal im Monat 20.000,- Euro aus. Die Milch verkauft er für sagen wir mal 25.000,- Euro an die Kunden. Er macht 5.000,- Euro Gewinn. Einen Teil des Gewinns nimmt er für die eigenen Lebenshaltungskosten, den Rest spart er auf und kauft irgendwann zusätzliche Kühe, zusätzliche Ställe und zusätzliche Arbeitskräfte. Vielleicht auch eine modernere Melkmaschine, die es ihm erlaubt, einen Teil seiner Arbeitskräfte einzusparen (zu entlassen). Er steht in Konkurrenz zu anderen Milchbauern, die dasselbe tun wie er und auch versuchen, sich einen immer größeren Anteil am Markt zu sichern. Durch diese Konkurrenz ist der Milchbauer gezwungen, sich immer mehr zu vergrößern und immer die neuesten Maschinen anzuschaffen, um seine Milch billiger als die Konkurrenz anbieten zu können.

(Dieses Beispiel mit den Kühen ist allerdings ein wenig unpassend, denn in Wirklichkeit haben die Bauern in der EU garantierte Preise. Man muss sich also die EU wegdenken :-) ).

Kommunismus sieht dagegen so aus: Es gibt eine Gemeinschaft von Menschen, sagen wir mal eine Dorfgemeinschaft. Die Dorfgemeinschaft kommt regelmäßig zusammen und berät darüber, was gebraucht wird und was produziert werden soll. Angenommen, die Gemeinschaft besteht aus 100 Personen, von denen jeder im Durchschnitt einen Liter Milch pro Tag trinken will. Die Gemeinschaft berät also, was nötig ist, um 100 Liter Milch täglich zur Verfügung zu bekommen. Dann wird festgelegt, dass soundsoviel Kühe angeschafft werden und soundsoviel Mitglieder der Gemeinschaft als Arbeitskräfte bei der Milcherzeugung arbeiten. Die erzeugte Milch wird abends an die 100 Dorfmitglieder verteilt (nicht verkauft!). Und so findet es mit allen Produkten statt: Wenn diese 100 Leute pro tag 50 Fische essen wollen, werden 5 Arbeitskräfte als Fischer abgestellt, von denen jeder 10 Fische täglich fängt, die ebenfalls abends verteilt werden. Und genauso ist es mit anderen Produkten: Schuhen, Fahrrädern usw. Die wesentlichen Unterschiede sind:

  1. Die Gemeinschaft produziert und konsumiert gemeinsam bzw. unmittelbar gesellschaftlich. Die Produktionsmittel - hier die Kühe - sind nicht Privateigentum irgendeines Einzelnen, sondern gehören der Gemeinschaft.
  2. Die Produkte müssen deshalb auch nicht verkauft oder gekauft werden. Es gibt keinen Markt mehr. Geld gibt es also auch nicht mehr, jedenfalls nicht mehr Geld wie wir es heute kennen.
  3. Es gibt auch keine Lohnarbeiter. Die Arbeitskräfte sind nicht gegen Lohnzahlung bei irgendeinem Privatmann angestellt, sondern arbeiten unmittelbar für die Gemeinschaft.

Man kann sich das in etwa so vorstellen wie in einem Indianerdorf: Da gab es auch keinen Viehzüchter oder einen Zelthersteller, der den anderen Stammesmitgliedern seine Waren verkauft hätte. Alles ist gemeinschaftlich gemacht worden. Die einen haben gejagt, die anderen haben gefischt, und abends ist alles verteilt worden, wobei auch diejenigen etwas bekommen haben, die tagsüber mit dem Herstellen von Pfeilen, dem Ausbessern der Zelte oder der Beaufsichtigung der Kinder beschäftigt waren. Deswegen spricht man von solchen Gesellschaften auch als "Urkommunismus". Oft kommt dann das Argument, eine solche Wirtschaftsweise sei zwar in einem Dorf oder einem Indianerstamm möglich, aber nicht in einer globalisierten Welt mit den Vielzahl von Produkten, die anders als Indianerzelte eine Fülle von Spezialisten zu ihrer Herstellung brauchen. Dem ist zweierlei entgegen zu halten: Viele der heutigen Produkte würde es bei einer anderen Lebensweise gar nicht geben. Zweitens aber: gerade in der heutigen Zeit mit der Hochtechnologie, dem Internet usw. wäre es gut möglich, die Bevölkerung planmäßig auch mit komplizierter zusammengesetzten Produkten in ausreichender Menge zu beliefern und dies nicht dem blinden Markt zu überlassen. Denn der Markt führt erstens nicht dazu, dass die Bedürfnisse besser befriedigt werden - man denke nur daran, dass seit Jahren z.B. bezahlbarer Wohnraum fehlt oder dass Pflegekräfte fehlen. Zweitens wird der Markt gar nicht von der Idee angetrieben, wie die Bevölkerung möglichst gut mit Produkten versorgt werden kann, sondern von der Idee, wie man aus eingesetztem Geld mehr Geld machen kann. Und da es für diesen Zweck ganz egal ist, ob ich Brot oder Maschinengewehre herstelle, wird im Kapitalismus viel Schund und viel Zerstörerisches produziert. Ohne, dass die Menschheit jemals darüber abgestimmt hätte, ob sie diese Produkte und den damit einhergehenden Verbrauch von Naturressourcen und Arbeitskräften überhaupt will.

Du hast 1 Kuh und einen Bullen, dein Nachbar auch.

Jetzt züchtet dein Nachbar damit seine Herde auf 6 Tiere und Du isst deine Tiere einfach auf.

Dann wird im Kommunismus geteilt und jeder bekommt 3 Tiere.


Karry2805 
Fragesteller
 19.09.2020, 13:46

Danke!!

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Roland Sperling  19.09.2020, 18:36

Quatsch. Im Kapitalismus ist es so: es gibt zwei Bauern mit einem Bullen und jeweils 5 Kühen. Sie produzieren Milch und verkaufen den Liter für 50,- Cent. Jeder arbeitet hart 10 Stunden am Tag.

Der eine Bauer kommt irgendwie zu Geld (Erbschaft, gute Heirat, Kredit) und kauft sich eine supermoderne Melkanlage. Dadurch spart er Zeit, er kann jetzt mehr Kühe am Tag melken, wodurch er seine Milch billiger verkaufen kann. Er verkauft seine Milch jetzt für 40,- Cent pro Liter. Da er mehr Milch verkauft als früher, kommt er trotzdem auf einen höheren Gewinn.

Wenn der andere Bauer nicht pleite gehen will, muss er nachziehen und ebenfalls eine moderne Melkmaschine kaufen. Kann er das nicht, so geht sen Betrieb unter, da kann er so fleißig sein wie er will. Er muss dann bei dem anderen Bauern darum betteln, dass dieser ihn als Lohnarbeiter einstellt.

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Alle Kühe gehören jedem und können deshalb gar nicht verkauft werden. Sie „dienen“ sozusagen der ganzen Gesellschaft, da gemeinsamer/kein Besitz das Ziel des Kommunismus ist.


Es gab mal bei ARTE so eine Doku über Kleinbauern im Kommunististischen Kuba. Das gezeigte uralte Bauernpaar hatte zwei Kühe, die ihnen zwar nicht gehörten, aber diese auf der Weide hüteten.

Die Weide war ebenfalls nicht ihr Eigentum, genauso der Stallungen und das andere Kleingetier.

Jedenfalls mußten die betagten "Bauern" diese abgemagerten Kühe streng bewachen, denn wenn sie gestohlen worden wären, drohte ihnen schwere Strafen wegen --Veruntreuung von Staatseigentum.

Die Mangel in der Sozialistisch-Kommunistischen Planwirtschaft führte klarerweise zu florierenden Schwarzmärkten.

Das hat wiederum Auswirkungen auf die "Aufsichtsorgane", sprich Bauern, die dann bei einem Fehlbestand beweisen musten, daß sie,

1. die Rindviecher ausreichend bewacht haben, und

2. mit den Dieben nicht unter der Decke steckten.

Dieses Bauernpärchen waren also ihr Leben lang an das Wohlergehen ihrer zwei Kühe gebunden und stehen mit einem Bein im Gefängnis, wenn eine Kuh schwächelt oder gar verschwindet.

Da gehört schon eine Menge Glauben an den Kommunismus dazu, um diese Tortur ein Leben lang, klaglos mitzumachen.


Du besitzt zwei Kühe, die Regierung nimmt dir beide weg, du mußt sie aber weiter versorgen und die Regierung verkauft dir die Milch.


Karry2805 
Fragesteller
 19.09.2020, 13:45

Danke für die schnelle Antwort

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tryanswer  19.09.2020, 18:57
@Roland Sperling

Das mag deine Meinung sein. Dann erklär doch mal wo der Fehler liegt. Werden die Produktionsmittel im Kommunismus nicht kollektiviert (bzw. enteignet)? - Vom Prinzip beschreibst auch du in deiner Antwort genau das!

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Roland Sperling  21.09.2020, 14:20
@tryanswer

1. Ist fraglich, ob es im Kommunismus eine Regierung gibt, wie wir sie kennen.

2. Wird eine Regierung nicht Eigentümerin der Produktionsmittel sein, diese sind vielmehr gemeinsames Eigentum der Menschen, die die jeweilige Gesellschaft ausmachen.

3. Wird nichts verkauft, denn das Wesen des Kommunismus besteht gerade darin, dass die Produkte nicht im Wege des Verkaufs verteilt werden, sondern von vornherein bereits gemeinschaftliches Eigentum sind.

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tryanswer  21.09.2020, 17:37
@Roland Sperling

Das ist natürlich jetzt Utopie vs. Realität. Es ist ja nun unbestritten, daß Kommunismus in der Praxis nicht so ohne weiteres funktionieren kann. Die Punkte, die du aufführst sind in der Theorie schon richtig, in der Umsetzung wird es aber irgendeine Form von Regierung geben müssen und sei das eine Volksversammlung. Damit erledigt sich auch dein zweiter Punkt. Und was den dritten angeht: auch der Kommunismus benötigt eine Form der Güterverteilung und ob man dann mit Geld oder Arbeitsleistungseinheiten bezahlt spielt am Ende keine Rolle. Und selbst wenn der Konsument nicht mehr frei über seinen Konsum entscheiden dürfte, benötigte es immer noch einen Ökonomen, der an Hand der geltenden Währung entsprechend die Güter zuweist.

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Roland Sperling  21.09.2020, 18:53
@tryanswer

Falsch. Als Modell einer einfachen kommunistischen Gesellschaft kann z.B. eine Indianerstamm gelten, wie wir ihn aus Karl-May-Büchern kennen. Da gibt es nicht einzelne Fischhändler, Zeltproduzenten oder Messerschleifer, die ihre Produkte oder Dienstleistungen gegen Geld anbieten. Vielmehr arbeiten, produzieren und konsumieren die Gesellschaftsmitglieder gemeinsam. Die Verteilung der Produkte - der gefangenen Fische, der erjagten Bisons, der genähten Zelte usw. - erfolgt weder über Geld noch über irgendwelche "Arbeitsleistungseinheiten". Auch im Kommunismus wird weder über Geld noch über Arbeitsleistung verteilt, sondern nach Kriterien der Bedürftigkeit, also nach menschlichen Kriterien. Dass das in der Praxis nicht funktionieren kann, bestreite ich entschieden.

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tryanswer  21.09.2020, 19:08
@Roland Sperling

Gut ignorieren wir mal den Häuptling, seine Unterhäuptlinge und den Medizinmann und ignorieren wir weiterhin den Umstand, daß sämtlich Produktionsgüter sich dort im Privateigentum des jeweiligen Kriegers befinden - möglicherweise haben wir dann etwas ähnliches wie Kommunismus. Aber nach den Kriterien unterscheidet sich das wenig von anderen Staatsformen.

Darüber, daß Kommunismus nicht funktionieren kann, brauchen wir eigentlich gar nicht zu diskutieren. Das Ganze scheitert doch schon daran, daß für die Umsetzung ein ganz bestimmter Menschentyp von Nöten ist. - Und das ist nicht allein meine Auffassung, nahezu alle kommunistischen Theoretiker stehen genau vor diesem Problem. Und nicht zuletzt ist das auch der Grund, warum es keinen real existierenden Kommunismus gibt, an Bemühungen darum ist das mit Sicherheit nicht gescheitert.

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Roland Sperling  21.09.2020, 19:14
@tryanswer

Auch falsch. Marx hat NIE auch nur einen einzigen Gedanken, geschweige denn einen einzigen Halbsatz daran verschwendet, von irgendwelchen moralischen Eigenschaften der Menschen als Voraussetzung des Kommunismus zu schwafeln. Und ich kenne auch sonst keinen kommunistischen Theoretiker (Engels, Lenin, Luxemburg, Hilferding, Lukacs, Mandel, Althusser, Sweezy, Postone), bei dem das der Fall wäre.

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