Was ist euere Meinung zu Leuten die den Klimawandel verharmlosen oder gar leugnen?

9 Antworten

Von Experten HoIIy und Toqiou275 bestätigt

Hey!

Man muss sich zuerst vor Augen führen, dass wir einen Menschen haben, der grundsätzlich die Wissenschaft ignoriert. Allein in deutschsprachigen Ländern haben wir mit Scientists for future usw schon 26.000 Wissenschaftler, die die Gefahren des Klimawandels deutlich machen, dazu noch unglaublich viele Institute.

Diese Studie untersuchte den Konsens zum Klimawandel und kam darauf, dass 97 % der Klimatologen, die dahingehend geforscht haben, den anthropogenen Einfluss akzeptieren. Bevor jemand wieder damit argumentiert "Wissenschaftler müssen auch ihre Rechnungen bezahlen...", was tatsächlich ein häufig gesehenen Argument der Klimaleugner ist: Zuerst werden Wissenschaftler nach Tarifen bezahlt, zweitens werden sie grundsätzlich immer bezahlt, auch, als sie sagten, Zigaretten seien ungesund.

Es gibt auch eine Studie die belegt, dass Wissenschaftler, die nichts mit dem Klima zu tun haben, eher den Klimawandel leugnen. Aus dieser Studie ergibt sich, dass Wissenschaftler, die mehr Publikationen haben, den anthropogenen Klimawandel weniger negieren. Hier eine Grafik aus zuletzt zitierter Studie:

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Von unten nach oben sehen wir die Anzahl der Forscher, der grüne Balken spiegelt dabei die Wissenschaftler wider, die den Klimawandel als menschengemacht ansehen, der rote Balken gegensätzliches. Auf der x-Skala sehen wir die Anzahl der Publikationen.

Der Geologe James Powell untersuchte in mehreren Studien (siehe hier) den Konsens und analysierte dafür 33.700 wissenschaftliche Arbeiten: Nur 34 bestritten den Menschen als Ursache für den Klimawandel. Das hier ist eine Zusammenfassung dieser Studie:

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Diese und diese Studie hatten das selbe Ergebnis. Gott sei Dank hat das Verständnis für die Gefahren zugenommen, Zitat aus dieser Studie:

Broadly speaking, people around the world agree that climate change poses a severe risk to their countries, according to a 26-nation survey conducted in the spring of 2018. In 13 of these countries, people name climate change as the top international threat.

Siehe auch hier:

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Nun zu den Gefahren des Klimawandels:

Ärzte stehen inzwischen als "Doctors for future" auf der Straße und sagen "Kohleausstieg ist die beste Medizin", siehe hier. In enorm vielen Ländern, siehe USA, UK, Frankreich, Deutschland oder auch der Schweiz und Österreich, sind Ärzte dieser Ansicht:

Angesichts der wohl größten Krise der Menschheit können wir nicht schweigen, wenn Regierungen nicht das Notwendige tun, um die Gesundheit ihrer Bürgerinnen und Bürger vor den Gefahren der Klimakrise und der Umweltzerstörung zu schützen.

Für Ärzte und Pflegekräfte ist es ein enormer Druck wenn Patienten sterben, und das lässt sich auch an der Psyche sehen, wie man hier und hier sehen kann. Zitat dieses Herren:

Im Unterschied zum Klimawandel, der die amerikanische Bevölkerung polarisiert, ist der Wert der Gesundheit unumstritten

Der Grund wieso plötzlich soviele Menschen die Wissenschaft verleugnen: Ein paar wenige Menschen mit viel Geld, unter anderem dieser junge Mann, der auch die Gefahren durch Zigaretten verharmlost hat, bezahlt das Heartland-Institute, die wiederum mit EIKE, AfD usw unter einem Hut stecken. Er hat ein psychologisches Phänomen erkannt:

Studien zeigen, dass eher das Betonen von Vorteilen zu mehr Unterstützung für Klimaschutz führt als das Warnen vor Gefahren

Das entspringt meines Wissens der sog. Prospect Theory. Und wenn man davon spricht, dass wir unser Verhalten ändern müssen - heißt weniger Fleisch essen, weniger Flüge, weniger Shopping - dann verärgert das Menschen. Allerdings können wir die Klimakrise nicht verharmlosen, denn was soll sich ändern, wenn wir nichts ändern? Wir sollten nicht direkt vor den Gefahren des alten Lebensstils warnen, sondern die Vorteile des neuen Lebensstils hervorheben.

Lass mich das mal zeigen: Deutsche essen knapp 60 kg Fleisch pro Jahr (Quelle) - mehr als 30 kg gelten als ungesund (siehe). Das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu verzichten, wenn wir auf verarbeitetes Fleisch verzichten, sinkt um 20 % (Quelle).

Boston, MA — A new study from Harvard School of Public Health (HSPH) researchers has found that red meat consumption is associated with an increased risk of total, cardiovascular, and cancer mortality.

Anstatt also auf Krebs oder das erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko hinzuweisen, nutze ich die Vorteile als Kommunikationsmittel. Das würde uns soviel helfen - hier mal die gesundheitlichen Vorteile einer klimaneutralen Welt:

Eine klimaneutrale Welt würde z.B. das Risiko einer Exposition mit Pathogenen direkt verringern (Quelle):

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Aus selbiger Quelle ergibt sich, und das müssen wir uns unabhängig von der Kommunikation vor die Augen halten:

Climate change - the biggest health threat facing humanity

Menschen mit Vorerkrankungen sind weitaus mehr gefährdet, denn Dürre, Hitze und Temperaturschwankungen sind ein großes Problem (Quelle), auch für Menschen, welche sozioökonomisch benachteiligt sind (Quelle) und Infektionskrankheiten würden in einer klimaneutralen Welt abnehmen (Quelle). Zwar sterben mehr Menschen an den direkten Folgen der Kälte, aber mehr Menschen an indirekten Folgen der Hitze - und von 1946 bis 1999 hat die Anzahl der kalten Tage im Jahr um neun Tage abgenommen, während die der Hitze um vier Tage zugenommen hat, wie sich hieraus ergibt. Hier haben wir eine riesige PDF-Datei über die Auswirkungen des Klimawandels.

Zuletzt gibt es immer wieder das Argument "Klimawandel hat mehr Vor- als Nachteile". Zum Beispiel soll sich zeigen, dass die Landwirtschaft sich verbessert, was vielleicht auf Alaska oder Grönland zutreffen mag, siehe hier und hier, aber nicht auf uns - weniger Niederschläge, geringeres Pflanzenwachstum, mehr Unkraut, die Qualität der Pflanzen nimmt ab, geringere Ernteerträge... wie man zusätzlich hieraus, hieraus, hieraus, von hier und von hier auch noch, entnehmen kann. Ab +4°C (aktuell +1,1°C) sind auch Finnland und höhere Breiten betroffen (Quelle).

Die ökonomischen Folgen betreffen auch die Tiere, vor allem Nutzvieh - Kühe geben Hitzestress weiter (Quelle), wodurch der Gewinn der Milch zurückgeht und -gehen wird (Quelle, Quelle). Es besteht eine Futterunsicherheit durch die geringere Qualität der Pflanzen (Quelle) und Zoonosen (=Krankheiten, die von Tier auf Mensch übertragen werden und vice versa) nehmen zu (Quelle, Quelle). Zu guter letzt noch eine doofe Nachricht: Einige Fischarten erreichen schnell ihre Grenzen der Anpassungsfähigkeit, was Einbußen für die Fischerei mit sich zieht (Quelle und Zitat):

we predict a 17% chance of catastrophic loss in the population by 2100 based on the average warming projection, with this chance increasing to 98% in the maximum warming scenario.

Das betrifft nicht nur die Fische: Auch Menschen werden schnell an ihre Grenzen gelangen (Quelle, Quelle), denn wir werden tödliche Hitzewellen haben (Quelle).

Krankheiten wie Malaria oder das Dengue-Fieber nehmen auch in Europa zu (Quelle, Quelle (und Zitat), Quelle)

The geographical range of dengue is expected to further expand due to ongoing global phenomena including climate change and urbanization.

Bis 2100 werden Wetterextreme (Tornados, Waldbrände, Überschwemmungen...) um den Faktor 50 (!) zunehmen und auf etwa 150.000/a (a = Jahr) steigen --> nur in Europa (Quelle)!

Wer das negiert, leugnet... der ist ein - mit Verlaub - Idiot.

Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Meteorologie-Studium
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Grautvornix  30.07.2023, 09:06

Eine schöne Zusammenfassung.

Wer unsicher in seiner Meinung ist sollte das lesen, auch wenn es viel ist.

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Sandlerkoenig07  31.07.2023, 00:34

Du folgst in den Ausführungen dem "mainstream" - ich sehe Vieles anders. Meine Quelle (weil du deinen "Hintergrund" nennst): Studium der Geowissenschaften mit Beifach Klimatologie (Masterabschluß).

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Toqiou275  31.07.2023, 13:44
@Sandlerkoenig07

Du argumentierst hier immer nur mit deinem angeblichen akademischen Hintergrund, nicht aber mit wissenschaftlichen Studien, welche auch wissenschaftlichen Standards unterliegen. Das ist in einem wissenschaftlichen Diskurs unzulässig.

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Skyler0003  31.07.2023, 17:54
@Toqiou275

Das machen auf der Plattform viele Leute - natürlich wieder nur jene, die fachfremd sind (zumindest wenn der akademische Titel wirklich existiert, was ich hier anzweifle)

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man muss sich in einen Menschen hineinversetzen, der die Welt nicht versteht. In die Ecke gedrängt vom Denken einer Mehrheit, das nicht in seinen Kopf passt. Von so jemandem erwarte ich aggressive Ablehnung - und mit so jemandem kann ich nicht umgehen, obwohl oder gerade weil ich verstehe, was in ihm vorgeht. Es hat etwas Tragisches für alle, denn es kann ja zB sein, dass so jemand ein nahestehender Verwandter ist; dann muss man sich trennen. Auch hier auf GF begegnet man solchen (die ich inzwischen kommentarlos auf ignoriert schalte). Das ist wie der Autofahrer, der in den Verkehrsnachrichten von einem Geisterfahrer hört: "Einer? Hunderte! Hunderte!"

Sie sind einfach da. Genauso wie jeder andere Mensch.

Auch die Menschen sind ein Teil und Ergebnis unserer Gesellschaft. Sie gehören genauso dazu wie Nobelpreisträger. Man muss schauen wo man im Einzelfall (hauptsächlich Bildung und Medienkompetenz) die Gesellschaft besser schult, damit sich die Situation bessert.

Die machen mir Angst. Es ist wie als würden sie meine schlimmsten Befürchtungen für die Zukunft - die ich mit ertragen müssen werde - bestätigen, während sie sie auslachen und behaupten, das wäre ja gar nicht, das ist ja gar nicht und ist auch nicht so wild und tritratullala, der Wald, der fackelt, hollala! ~

AbdullahG  30.07.2023, 00:24

Du hast also Angst wenn jemand eine andere Meinung hat?

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Diese Menschen setzen ihren Fokus auf andere Prioritäten. Ist doch nicht schlimm. LG Chiara

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung