Was ist der Sinn von freiem Willen?
Immer wenn es darum geht weshalb Gott nicht alle Menschen religiös gemacht hat oder wieso es schlechtes auf der Welt gibt wird stoße ich auf das Argument "weil der Mensch einen freien Willen hat".
Da kommen natürlich ein paar Fragen auf:
Was bringt der freie Wille (außer die Möglichkeit Leid entstehen zu lassen? Hab ich irgendeinen Vorteil davon? Was wäre so schlimm daran in einer Welt ohne freien Willen zu leben, in der es aber dafür auch kein Leid gibt?
Welche Argumente gibt es dafür, dass freier Willen überhaupt existiert? Ist das ein Konzept, dass vollkommen auf den Heiligen Schriften basiert? In dem Fall wäre die Diskussion mit jemanden der nicht religiös ist scheinbar total überflüssig weil es gar keine gemeinsame Basis gibt auf der die Argumente gestützt werden können. Meines Wissens nach ist sich die Wissenschaft nicht vollkommen einig, was diesen Punkt betrifft. Einerseits weil es schwer ist diesen Begriff zu definieren, andererseits weil das auch davon abhängig ist, in welchem Rahmen man das Thema betrachtet (philosophisch, neorobiologisch, physikalisch...).
3 Antworten
Man kann den freien Willen auch philosophisch begründen, aber zuvor muss man erstmal festhalten, dass man diesen erstmal definieren müsste. Denn erfahrungsgemäß wird da oft aneinander vorbei diskutiert (weil einer an freien Willen Typ A und der andere an freien Willen Typ B denkt). Man kann ihn so definieren, dass er nicht existiert, man kann ihn auch so definieren, dass er existiert.
Manch einer denkt vielleicht: wenn es keinen "freien" Willen gibt, gibt es dann überhaupt einen Willen? Ist ein Wille nicht per se "frei", und das, was unfrei, erzwungen ist, kann kein Wille sein?
Aber wie gesagt: "frei" ist nur ein Wort, man kann es verschieden auffassen.
(So wie "Geschlecht" - ein Wort, das hitzige Diskussionen entfachen kann, wenn einer auf 2 besteht und der andere anders drüber denkt)
frei von Zwang?
frei von Bedingungen und Ursachen?
Nun ist die Theodizee nicht auflösbar. Der freie Wille kann zwar manches Unheil erklären, aber längst nicht das ganze Unheil, was denkbar ist. Einen Vulkanausbruch kann man schwerlich einem "Willen" zuschreiben.
Setzt man alle Theodizee-Begriffe absolut, so kommt man zu keiner konsistenten Antwort. Die Bibel selber hat ohnehin nicht den Anspruch, philosophisch völlig logisch konsistent zu sein, ihre Ziele liegen woanders. Daher muss man hie und da "Abstriche" machen.
Gott ist zwar allmächtig, erscheint dennoch manchmal ein wenig anders.
Gott ist zwar "gut", erscheint dennoch manchmal ein wenig anders.
Das Leid hat zwar oft die Ursache in menschlichem Willen, aber so ganz geht auch das nicht auf.
Du scheinst völlig zu übersehen (oder zu ignorieren) - dass
- Leben ohne Leiden nicht geht
- Man sich auch dafür einsetzen kann, den freien Willen zur Überwindung des Leids einzusetzen (wie Buddha bspw.)
Was wäre so schlimm daran in einer Welt ohne freien Willen zu leben, in der es aber dafür auch kein Leid gibt?
Du meinst nur Tiere ( gut die leiden auch) oder nur Steine, Pflanzen, also Seins-Objekte welche ihr Sein nicht selbst beeinflussen können oder sich darüber Gedanken machen.
Gut - diese Welt gibt es schon, aber auch den Menschen.
Ich möchte lieber Mensch sein, auch wenn dies Verantwortung bedeutet und Leid.
Ohne den freien Willen würden wir dementsprechend alle dem "richtigen" Gott folgen,
Nö, garkeinem Gott folgen, Leid gibt es für die meisten Lebewesen, die folgen keinem Gott.
Mit freiem Willen und Erkentnis kann man sich für Recht oder Unrecht entscheiden, ohne nicht Mensch, kein Gott und kein Reich Gottes.
Ich meine speziell auf das beliebte Argument bezogen: aufgrund des freien Willen kann man sich gegen Gott (also quasi für Leid) entscheiden. Ohne den freien Willen würden wir dementsprechend alle dem "richtigen" Gott folgen, keine Sünden begehen und würden alle in den Himmel kommen. Was ist der Nachteil?
abgesehen davon wäre ich glaube ich gerne ein Stein. Leiden vermiest das Leben schon ordentlich.