Freier Wille?

14 Antworten

Von der Freiheit des Willens zu sprechen, ist irreführend. Die Freiheit des Menschen liegt darin, dass er die Beweggründe seines Handelns erkennen und dadurch auf seine Entscheidungen Einfluss nehmen kann.

Der Wille ist von sich aus eine Äußerung des Unterbewusstseins und damit unfrei. Aber es gibt die Freiheit der Gedanken, die sich der Mensch im vernunftgemäßen Denken aufgrund ethischer Einfühlung erschließen kann. Mit ihrer Hilfe kann er sein Handeln frei gestalten.

Es gibt immer eine Vielzahl von Optionen, die möglich sind. Aber nur solche sind Ausdruck des freien Willens, die im Einklang stehen mit den ethischen Prinzipien. Die erschließen sich aus moralischer Phantasie, das heißt intuitiv, ohne dass persönliche Interessen oder Negatives mit hineinspielen. Im Rahmen der Intuition gibt es viele kreative Möglichkeiten. Für eine dieser Möglichkeiten kann man sich willentlich frei entscheiden.

Albrecht  29.06.2022, 19:12

Mir ist nicht verständlich, warum der Wille von sich aus Äußerung des Unterbewusstseins sein sollte. Einflüsse auf das Wollen können auch durch Tendenzen/Neigungen geschehen, die in diesem Augenblick nicht bewusst sind, aber es ist dem Bewusstsein von Personen zugänglich, was sie wollen. Eine Entscheidung ist der Abschluss einer Willensbildung. Eine Entscheidung ist immer mit Bewusstsein im Sinn einer gewissen Wachheit und Aufmerksamkeit und dem Stattfinden von Gedanken und Willensregungen verbunden (zumindest sehr oft auch von Gefühlen). Eine Entscheidung wird getroffen und dies ist zumindest auf der einfachen Stufe von Wachheit und Aufmerksamkeit (was etwas anderes als Reflexion/gründliches Nachdenken) bewusst. Ein Ausdruck »unbewusste Entscheidungen« wäre daher Begriffsverwirrung.

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Ubald  30.06.2022, 11:37
@Albrecht

Es ist nicht leicht, gegen das Unterbewusstsein anzukommen. Starke Gefühlsregungen gebieten die eine oder andere Entscheidung. Die Gedanken dienen dann oft nur der Rechtfertigung.

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Albrecht  30.06.2022, 17:16
@Ubald

Gefühlsregungen, die auch im Unterbewusstsein vorkommen, sind Einflüsse, aber darum sind Entscheidungen nicht grundsätzlich unfrei. Nicht absolute Freiheit ist mit dem Vorhandensein von Einflüssen vereinbar. Auch in Fällen, in denen es nicht leicht ist, gegen einen wirkenden (z. B. auch über das Unterbewusstsein) Faktor anzukommen, bedeutet dies nicht, unausweichlich etwas zu wollen und eine Handlung auszuführen.

Nachträgliche Ratioalisierungen von Entscheidungen kommen vor. Die Gedanken in der Antwort sind aber leichter nachvollziehbar, wenn in Bezug auf den Willen/das Wollen nicht allgemeines Unfreiheit behauptet wird und das Phänomen nicht insgesamt dem Unterbewusstsein zugeordnet wird.

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Jein.

"Der Mensch kann zwar tun was er will, aber er kann nicht wollen was er will"

Schopenhauer

Wir haben innerhalb der Grenzen unseres Willens Entscheidungsmöglichkeiten, aber wir können nicht verändern was wir wollen, denn dazu müsste es einen "Über-Willen" geben, der den Willen verändern kann.

Was wir machen können ist etwas zu tun, was wir gar nicht wollen. Das entspricht aber dann nicht unserem Willen, sondern folgt anderen Notwendigkeiten.

Freier Wille, sowie das Bewusstsein über gut und böse und deren Konsequenzen im und außerhalb vom Leben einer Gemeinschaft. Ich habe demnach den freien Willen zu tun, was mir gerade durch den Kopf schießt, aber eben mit allen Konsequenzen, die mir mein Bewusstsein gleichzeitig vermittelt.

Die Problematik ist eher, wie man "freier Wille" und "das Selbst" definiert.

Existenz geht der Essenz voraus. Tatsache ist, dass unsere Essenz gegenwärtig durch Leben hergestellt wird. Existenz, unser "freies Sein" - ein "Nichts", ist der Prozess, durch den wir ein "Selbst" werden, das wir noch nicht kennen.

Nein! Zunächst einmal wird jeder auf diese Welt befördert, ohne dass er gefragt wurde; also: nix freier Wille! Dann, im Leben scheint man einen freien Willen zu haben: Man kann sich hierhin und dorthin bewegen, man kann sich für diese und eine andere Berufsausbildung entscheiden, man kann heiraten oder ledig bleiben, man kann ein tolles Leben führen oder...halt! Hier zeigt sich schon, dass unser Wille bedingt, also nicht völlig frei ist; denn ein tolles Leben setzt voraus, dass man eine gute Ausbildung mit bestandener Prüfung absolviert hat. Schafft man das nicht, ist es aus mit dem "tollen" Leben, das Leben wird "mickrig" für einen sein. Überall zeigen sich diese Bedingtheiten des Willens: viele müssen unfreiwillig ledig bleiben, weil sie nicht die Richtige / den Richtigen gefunden haben; viele müssen in einer äußerst bescheidenen Wohnung zur Miete wohnen, weil sie kein Geld für eine bessere Wohnung haben u.a.m. Am Ende des Lebens, wenn wir sterben, zeigt sich, wie total abhängig wir von einer fremden Macht sind, die gegen unseren Willen bestimmt, wann wir sterben sollen. Aber wir können den Tod auch selbst, "freiwillig" bestimmen, sagt mancher. Doch die Natur hat den gewaltigen Selbsterhaltungstrieb gegen eine solche "freiwillige" Entscheidung zum Selbstmord errichtet, sodass das praktisch keiner macht. Wenn jemand trotzdem freiwillig aus dem Leben scheidet, tut er das fast immer aus tiefer Verzweiflung, weshalb man hier auch nicht von Freiwilligkeit, sondern eher von Getrieben-sein sprechen kann.

Woher ich das weiß:Recherche
Albrecht  28.06.2022, 14:03

Die Verneinung ist logisch nicht stimmig, weil »bedingt frei« („dass unser Wille bedingt, also nicht völlig frei ist“) nicht mit »unfrei« gleichgesetzt werden kann („nicht völlig frei“ ist etwas anderes als „völlig unfrei“).

Außerdem ist es wichtig, Willensfreiheit und Handlungsfreiheit zu unterscheiden. Einschränkungen, die Handlungsfreiheit betreffen, bedeuten nicht einfach, jemand könne etwas nicht wollen.

Eine nicht absolute Freiheit setzt keine absolute Unabhängigkeit voraus.

Freiheit ist mit dem Vorliegen von Einflüssen/Faktoren verträglich. Ein voraussetzungsloses, unbedingtes, absolutes Losgelöstsein/Freischweben ganz nach Belieben, das eine Illusion wäre, ist nicht erforderlich. Gründe (Menschen verfolgen z. B. Zwecke/Ziele) für ein Handeln und ein Wollen bedeuten nicht eine keine Wahl lassende Notwendigkeit.

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