Was denkt ihr woran es liegt, dass die freiwilligen Feuerwehren keine neuen Mitglieder mehr bekommen?

5 Antworten

Dass die freiwilligen Feuerwehren keine neuen Mitglieder mehr bekommen, ist falsch. Es kommen jedes Jahr neue Mitglieder hinzu, in den letzten Jahren war sogar wieder ein leicht positiver Trend zu beobachten.

Allerdings ist es so, dass es vielerorts nicht weniger sind, als benötigt werden.

Warum? Nun, wie so oft sind die Günde sehr vielschichtig.

Vor allem ist es heute so, dass "die Feuerwehr" mehr Personal benötigt, um dieselben Aufgaben zu erledigen. Denn früher standen die aktiven Mitglieder deutlich öfter für den Einsatz zur Verfügung, als es heute der Fall ist. Ortsfremde Arbeitsstellen mit längeren Fahrtwegen, Dienstreisen, eine starke berufliche Einbindung usw. sorgen dafür, dass aktive Feuerwehrleute heute häufig einfach nicht (zeitnah) zum Einsatz ausrücken können. Gerade auf den Dörfern waren Landwirte früher ein wichtiger Bestandteil, haben "zu Hause" gearbeitet und standen auch tagsüber schnell zur Verfügung. Das ist heute anders. Und der technische Fortschritt kann das Defizit an Manpower nur bedingt ausgleichen.

Dazu kommt dann noch, dass tatsächlich weniger Menschen den Weg zur Feuerwehr finden, als es früher der Fall gewesen ist.

In der Hauptsache hat das mit den Veränderungen unserer Gesellschaft zu tun.

"Früher" hat man mit Anfang/Mitte 20 geheiratet, eine Familie gegründet, ein Haus gebaut und war mit 30 Jahren sesshaft. Da war es normal, dass man sich in der örtlichen Feuerwehr engagiert - nicht zuletzt, um auch das eigene Hab und Gut zu schützen. Hinzu kommt, dass viele Menschen früher nicht weit weggezogen sind, sondern immer in ihrer Region geblieben sind - und nicht selten ein Leben lang beim selben Arbeitgeber gearbeitet haben.

Heute sieht das völlig anders aus... Ausbildung, Studium, spätes Sesshaftwerden, ständiger Wechsel des Arbeitgebers, teilweise notwendige Auslandssemester und Auslandstätigkeiten, berufsbedingte Wohnortwechslel usw. lassen sich oft nur schwer mit einem so ausbildungs- und zeitintensiven "Hobby" wie der freiwilligen Feuerwehr verbinden.

Weiterer Punkt ist die Schnellebigkeit unserer modernen Zeit, ein anderer das große "Konkurrenzangebot" an Freizeitbeschäftigungen. Früher war man weniger flexibel und mehr ortsgebunden. Da hat man sich den Vereinen und Organisationen vor Ort angeschlossen - dem Fußballverein, dem Chor oder eben der FF. Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten - und was vor Ort nicht angeboten wird, das erreicht man problemlos in kürzester Zeit mit dem Auto in der Nachbarstadt.

Letztendlich ist es aber auch so, dass sich das Weltbild und Anspruchsdenken der Menschen verändert hat. Gerade die Generationen, die noch den Krieg miterlebt haben, die waren sich den verschiedenen Gefahren und Notständen bewusst. Und es war für sie selbstverständlich, ihren Beitrag zur Abwehr zu leisten - beispielsweise durch eine Tätigkeit im Roten Kreuz oder der Feuerwehr. In Zeiten des Kalten Kriegs war das auch noch greifbar.
In den letzten Jahrzehnten leben wir aber in einer gefühlt sicheren Welt - und die Menschen haben verlernt, vorzubeugen. Wer hat heute noch einen Notvorrat zu Hause? Wer einen gepackten Notfallrucksack? Wer räumt regelmäßig Keller und Dachboden auf, um Brände zu verhindern? Und damit ist oftmals leider auch die Einstellung verloren gegangen, sich selbst für das Allgemeinwohl, für die eigene Familie und Nachbarn einzusetzen. Es bedarf leider so einschneidende Erlebnisse wie die Corona-Pandemie, die Ahrtal-Flut oder eben auch ein Krieg in Europa, um diese Einstellung und Sichtweise der Menschen wieder zu ändern.

Leider ist es auch so, dass sich viele Menschen nicht mehr als Teil des Staats sehen, sondern den Staat als Dienstleister und sich selbst als Kunden, die sich mit ihren Steuern das "Rundum-Wohlfühlpaket" gekauft haben. Gleichzeitig werden die Menschen unselbstständiger. Wenn früher nach einem Sturm ein Baum auf der Straße lag, dann haben die Nachbarn ihre Kettensäge aus dem Schuppen geholt und haben ihn beseitigt. Heute wird dafür die Feuerwehr gerufen. Genauso wie bei 2 cm Wasser im Keller. "Dafür bezahlen wir euch ja schließlich", hört man dann oft.

Sicher nur einige der Gründe, die zusammen für den Personalnotstand führen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Ich habe das Gefühl, dass die Gesellschaft ich-bezogener geworden ist. Selfies, Selbstoptimierung... der Gemeinschaftssinn ist streckenweise abhanden gekommen.


wmsieger 
Fragesteller
 17.06.2023, 19:29

Nach dem Motto: Mir egal ob es beim Nachbarn brennt. Solange es nicht bei mir brennt.

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SashaMu66  17.06.2023, 22:40
@wmsieger

Ist doch prima, wenn es beim Nachbarn brennt: Kann man filmen

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Warum eigentlich überprüft Niemand die Zahlen bevor er hier irgendwelche Behauptungen aufstellt.

Dann werden hier auch noch ohne Zahlen irgendwelche Rückschlüsse gezogen (nicht der FS)

https://www.feuerwehrverband.de/app/uploads/2022/12/221230_Statistik.pdf

Dabei ist es so einfach die Zahlen zu finden. Die Anzahl der Leute in den FF bewegt sich konstant um die 1.Mio. Wenn also keine neuen Mitglieder kommen, wieso bleibt die Zahl konstant? Sterben Feuerwehrleute nicht?

Sicher kann man immer neue Mitglieder gebrauchen und damit es nicht signifikant weniger werden wird auch Einiges getan. Bis heute konnten die Feuerwehren in Deutschland aber immer noch alle Aufgaben erfüllen. Und mit der Anzahl Feuerwehrleute pro Einwohner dürften wir immer noch einen Spitzenplatz auf der Welt halten. Schaut euch im Urlaub mal um wie es dort aussieht.


wmsieger 
Fragesteller
 17.06.2023, 22:14

Deine Antwort deckt sich aber nicht mit dem was man im Internet findet wenn man "weniger feuerwehr mitglieder" in die Suchmaschine eingibt. Und letztens habe ich in unserer Tageszeitung gelesen, dass sich wieder zwei Ortschaften zusammenschließen müssen, weil ein Dorf alleine zu wenig Mitglieder hat.

Deswegen habe ich ja auch diese Frage gestellt.

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Bei der Freiwilligen Feuerwehr kommt dazu, dass das ja auch tatsächlich mit viel Arbeit und Zeitaufwand verbunden ist. Dazu ist halt nicht jeder bereit oder in der Lage


wmsieger 
Fragesteller
 17.06.2023, 19:27

Welche Zeitaufwand und welche Arbeiten meinst du?

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SaVer79  17.06.2023, 19:30
@wmsieger

Schulungen, Lehrgänge , Übungen, Einsätze etc

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Immer mehr Menschen haben eine antisoziale Grundhaltung.

Individualität und Anspruchsdenken sind wichtiger als eine funktionierende Gemeinschaft. Wenn Menschen die Erfahrung machen, daß es immer mehr Leute gibt, die nichts beitragen, aber gerne Leistungen oder Vorteile nehmen wollen, gibt es einen "Kipp-Punkt", wo irgendwann keiner mehr mitmacht. Dieser Kipp-Punkt liegt zwischen 10 und 20% einer Gemeinschaft.

Wenn viele Leute Party machen wollen, aber hinterher keiner zum Aufräumen kommt, gibt es irgendwann keine Party mehr.

Viele Menschen in Deutschland fühlen sich benachteiligt oder als Opfer. LGBQVC, Ausländer, Hartz4-Empfänger, Feministinnen, Moslems, Steuerzahler usw. - alle erwarten, daß die "Anderen" etwas für sie tun.

https://www.youtube.com/watch?v=4gVtsjUfuB8

Dazu kommt eine Ablehnung der Institutionen, bis hin zur Gewalt. ACAB, Beleidigungen, tätliche Angriffe auf Polizei, Rettungssanitäter, Feuerwehrleute, Busfahrer ...

Viele Ausländer kommen aus Ländern, wo es keinen funktionierenden Staat, aber korrupte Staatsdiener und das Clan-Recht gibt. Diese Einstellung bringen sie nach Deutschland mit. Da geht Integration von vornherein schief.

Was man tun könnte:

Anreize schaffen über Anerkennung und Vorteile. Freier Eintritt, kostenlose Parkplaketten, Zugang zu Studienplätzen, Zuteilung von Sozialwohnungen ...