Was braucht ein guter Plattenspieler?

6 Antworten

Plattenspieler - Tipp für Einsteiger

Wenn du einen guten Plattenspieler kaufen willst, hier die Kriterien die das Gerät erfüllen sollte:

•Plattenteller aus Metall, Glas oder POM

•Tonarm aus Metall (oder Kohlefaser)

•Magnetischer Tonabnehmer (MM-System)

•Tonarm mit einstellbarer Auflagekraft

•Tonarm mit einstellbarem Antiskating

Optional:

•gefedertes Subchassis (z.B. wie bei Thorens)

•hochwertige Standfüsse (Silikon-Shockabsorber)

•eingebauter Entzerr-Vorverstärker zum direkten Anschluss an "Aux"-Eingänge

•BlueTooth Sender

Was der Plattenspieler keinesfalls haben sollte:

•Plattenteller aus Plastik

•Tonarm aus Plastik

•die Geschwindigkeit 78 UpM, wenn das Headshell nicht wechselbar ist

•Kristalltonabnehmer (auch Piezo oder Keramiktonabnehmer genannt)

•die Bauform im Koffer

•SD-Kartenleser

•CD Brenner

•Radio

•Eingebaute Lautsprecher

•Eingebaute Audio-Verstärker

•Plattenwechsler-Funktionen (plattenkillende Steinzeit-Technik!)

Je häufiger du deine Platten auf diesen Billig-Geräten marterst, desto schlechter werden sie klingen. Diese minderwertigen Plastikdinger beschädigen durch die zu hohe Auflagekraft und schlechte Tonarmgeometrie die Rillenflanken der Platten während des Abspielvorgangs.

Weitere Tipps:

Extra Chinchanschlüsse sind nicht unbedingt notwendig. Bei guten Herstellern wurde das installierte Kabel bereits am Werk in Sachen Impedanz und Kapazität auf den Tonabnehmer angepasst. Kabeltauscher ohne Ahnung werden hier bestenfalls eher etwas "verschlimmbessern". Vorsicht wenn bei eBay jemand was von "Klangtuning" schreibt. Meistens wurde da ohne Sinn und Verstand gebastelt.

Hier einige (gebraucht) erschwingliche und gute Einsteigergeräte:

Yamaha TT-300,400,500 - Denon DP-300F - Pro-Ject Debut - Technics SL-BD 20,22 - Thorens TD-280 (die Liste kann beliebig fortgesetzt werden)

Neu:

Für Anfänger und Fortgeschrittene: Sony PS-LX310BT, ein vollautomatischer Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker (abschaltbar), 3-stufiger Verstärkungsregelung und Bluetooth. Das Gerät hat auch eine Staubschutzhaube. Verbaut ist ein gutes Audio Technica MM System, der Tonarm ist ab Werk fest justiert. Anfänger können nichts falsch justieren. Wer mag, kann auch die Nadel gegen eine mit besserem Schliff austauschen

Zum Schluss:

Lass dir nicht von irgendwelchen "ewig gestrigen" erzählen, DUAL hätte die "besten" Plattenspieler gebaut. Das ist nämlich eine urbane Legende und nur auf der Aussage der Verkäufer in den 1970er Jahren basierend. Schliesslich war an einem überteuerten Dual deutlich mehr zu verdienen als an einem technisch präziseren aber preiswerteren Produkt aus Japan.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Radio und Fernsehtechniker
Heinrich356 
Fragesteller
 19.04.2024, 15:59

Danke für deine top Antwort, ich möchte mit dem Plattenspieler auch alte schellackplatten anhören können. Den Plattenspieler möchte ich gerne gebraucht kaufen, hast du da einen Tip bzw ein explizites Model welches du empfehlen würdest ?

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Colopia  20.04.2024, 10:11
@Heinrich356

Also für Schellackplatten brauchst du eine ganz andere Nadel. Demnach müsste der Spieler ein wechselbares Headshell haben. Das mit den Schellacks würde ich mir eher überlegen, dann das lohnt sich in der Regel nicht. 99% aller Schellacks sind ja mit Marschmusik oder Tänzen bespielt. Gebraucht kaufen lohnt meistens nicht so sehr. Als Anfänger Gerät kann ich dir dann sowas hier empfehlen: KLICK

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Sturmy  27.04.2024, 18:39

Witzbold

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Das ist schon fast ein Glaubenskrieg der Religionen was man haben muss und was man auf keinen Fall haben darf.

Egal sind Features wie USB/Speicherkarte, Anzeigen und so weiter.

Zuerst mal muss die Platte gleichmäßig laufen. Das wurde früher durch schwere Plattenteller erreicht die dann als Schwungrad dienten. Dank moderner Regelungstechnik ist es heutzutage möglich einen sehr ruhigen Lauf auch mit wenig Schwungmasse zu erreichen. Der Plattenteller muss also nicht aus Granit sein und eine Tonne wiegen!

Dummerweise kann man den Geräten nicht ansehen wie gut die Regelung funktioniert. Daher ist ein sehr schwerer Plattenteller dann immer noch ein Zeichen, dass die Platte ruhig und gleichmäßig laufen sollte. Ob der aus Plastik oder was-auch-immer ist, das ist völlig egal. Aber der muss Masse haben, das kann eine Metallplatte unter dem Plastik sein.

Und nun zum Abnehmer, also dem Ding mit der Nadel dran.

Es gibt 3 Systeme:

  1. Piezo. Die Nadel verbiegt einen Piezokristall der dann eine Spannung durch die Verbiegungen erzeugt. Dabei macht der eine Ähnliche Frequenzkurve wie RIAA. Nicht gut, wird dann aber danach einfach 1:1 weiter verstärkt.
  2. Moving Magnet (MM) Hier sitzt ein Magnet auf der Nadel der sich in großen Spulen im Abnehmer bewegt. Das erzeugt ein relativ starkes Signal das dann einfach verstärkt werden kann. Der Magnet wiegt aber und durch Massenträgheit hat der Schwierigkeiten hohen Frequenzen zu folgen.
  3. Moving Coil (MC). Hier sitzen kleine, leichte Spulen auf der Nadel und die bewegen sich dann in einem Manetfeld aus großen, fest stehenden Dauermagneten. Die leichte Spule hat wenig Massenträgheit, liefert dafür aber ein sehr schwaches Signal das sehr aufwändig verstärkt werden muss.

Jetzt kommt noch die RIAA Kurve dazu. Damit niedrige Frequenzen die Rillen nicht zu weit ablenken werden die gedämpft, also abgeschwächt. Dadurch kann man die Rillen näher aneinander legen und so passt mehr auf die Platte. Gleichzeitig werden hohe Frequenzen in denen sozusagen die Klangqualität steckt angehoben.

Bei 1. also Piezo wird diese RIAA Kurve völlig missachtet. Die Dinger sind absoluter Müll. Aber die sind billig und bei hohem Anpressdruck der Nadel (bis zum 10-fachen was für die Platte akzeptabel ist) bekommt man sogar so viel Pegel, dass man das direkt auf Chinch Buchsen für einen CD-Player ("AUX") Eingang eines gewöhnlichen Verstärkers geben kann. Die meisten billigen Dinger die man heute im Supermarkt sieht machen das so, die zerstören die Platte beim abspielen. Nach wenigen malen Abspielen klingt die Platte dann komisch und ist kaputt. Man kann die höchstens nehmen um die Platte ein mal mit mäßiger Qualität zu digitalisieren und dann weg zu werfen.

Bei 2. und 3. braucht man einen Verstärker mit RIAA Entzerrung. Beim Digitalisieren ist das aber egal, die RIAA Entzerrung kann man dann anschließend digital machen und sogar Anpassungen vornehmen je nachdem ob man MM oder MC hat.

Bei MM reicht ein einfacher Vorverstärker wenn man digitalisieren will, bei MC braucht man einen besonders empfindlichen aber trotzdem rauscharmen Verstärker.

Möchte man nur hören, braucht man einen ordentlichen RIAA Entzerrvorverstärker der ausdrücklich für MM oder MC gemacht ist oder umschaltbar ist. Ein Phono Verstärker wo nichts dran steht bzw. nicht umschaltbar ist, das ist ein Mischmasch und liefert bei beiden Arten nicht die besten Ergebnisse.

Während Piezo "Gotteslästerung" ist und die Platten kaputt macht, bleibt dann die Frage MM oder MC.

MM bietet auf jeden Falle eine bessere Dynamik. Das bedeutet, dass man auch leise Anteile in der Musik deutlicher bekommt bzw. weniger zu leise Anteile verschwinden.

Dem gegenüber steht MC was zwar weniger Dynamik bietet, dafür die Frequenzen, insbesondere hohe Frequenzen besser reproduziert.

Ich persönlich war immer Fan von MC. Dank Techniken aus der Videotechnik (für Magnetbänder) gibt es ja Verstärker die eine unheimlich hohe Verstärkung bei minimalem Rauschen bieten. Das gleicht dann die Nachteile von MC recht gut aus. Die Qualität von Audio steckt ja schließlich in den höheren Frequenzen. So bekommt man eine relativ gute Dynamik aber eine viel bessere Qualität der Musik hin - wenn man einen sehr guten Verstärker hat.

Jetzt bin ich alt und meine Ohren können keine hohen Töne mehr hören. Mehr Qualität durch besser reproduzierte hohe Frequenzen ist bei mir also "weg". Deswegen würde ich heute dann lieber zu MM greifen wegen der höheren Dynamik und man braucht dann keinen "göttlich teuren Vorverstärker" mehr. Außerdem bringt MC auf einer Stereoanlage auf Lautsprecher nicht so viel. Denn da spielt der Raum eine große Rolle, macht die Qualität sowieso kaputt. Wenn man MC voll nutzen will, braucht man dazu einen speziellen Kopfhörer wie einen Elektrostaten um die Qualität auch bis an die Ohren heran zu führen.

Ob der Verstärker im Plattenspieler eingebaut ist war früher zur Röhrenzeit sehr wichtig. Die Röhren haben die Vibrationen des Antriebes mit aufgenommen und in Signale umgewandelt. Transistoren machen das nicht, da ist es egal ob der Vorverstärker oder gar Hauptverstärker unter dem Plattenteller sitzt oder nicht.

Aber eingebaute Lautsprecher, das ist auf jeden Fall ein "No-Go", denn die erzeugen Vibrationen die auf die Nadel wirken.

Der Plattenspieler braucht dafür nur ein Feature, nämlich ein einstellbares Auflagegewicht des Tonarm. Das ist notwendig damit die verwendete Cartridge mit der richtigen Kraft in der Rille liegt. Zu wenig Gewicht und der stylus kann über die Rille hüpfen, zu viel und die Platte wird unnötig stark abgenutzt.

  • Dann ist wichtig dass der Plattenspieler auf einem Untergrund steht der nicht wackelt oder vibriert wenn jemand daran vorbei läuft oder Musik spielt.
  • Der Plattenspieler muss korrekt eingestellt sein (Ausrichtung und Auflagegewicht der Nadel)
  • Die Platten solltest du nur am Rand anfassen, sauber halten und lichtgeschützt und trocken bei gleichmäßiger Temperatur lagern.

Für die Platten ist ganz wichtig, das der Tonarm möglichst leicht ist und spitzengelagert ist. Das Ausbalancieren muss präzise sein und die Auflagekraft muss exakt eingestellt werden können.

Das Magnetsystem sollte eine Auflagekraft von 1,5 Pond haben (ca.) Da gehört eine sphärische geschliffene Nadel rein. In der Verbindung ein gut einstellbares Antiskating! Das sorgt dafür, das die Nadel in der Mitte der Rille geführt wird/ also den rechten wie linken Kanal gleich abtastet!

Als Beispiel diesen Dual CS 604 !

Bild zum Beitrag

Nur zur Anregung :

https://www.ebay.de/itm/296210697655?var=0&mkevt=1&mkcid=1&mkrid=707-53477-19255-0&campid=5338765355&toolid=20006&_ul=DE&customid=DE_293_296210697655.147799283458~1488774039797-g_EAIaIQobChMI682M3ufihQMV8K2DBx3arQm-EAQYBCABEgI9SvD_BwE

Gesamt: Tonarm Lagerung - Balance+ Auflagekraft, System+ Nadel, Antiskating ! Das macht die Platte glücklich !

Alles Gute

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Berufserfahrung aus gefühlt 50Jahren
 - (Technik, Schallplatten, Plattenspieler)
Colopia  28.04.2024, 09:54

Der Tonarm dieses Trödelmarkt-Plattenspieler wie aus dem Link wird Dynamisch ausbalanciert. Da die Feder im Arm nach über 45 Jahren (wie auch der Rest des Oldies) bereits ausgeleiert sein wird, ist eine gute Abtastung mit so einem Oldtimer nicht mehr gegeben. Wenn du Marschmusik, James Last und Heintje Platten magst. kannst du sowas noch nehmen. Willst du ernsthaft Musik hören, ist sowas rausgeschmissenes Geld.

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Hallo Heinrich356!

Ich bin nicht nur Hobby-DJ und kenne somit die "Technics 1210 MK II" nebst "Ortofon"-Abnehmer, sondern bin auch High-End Fetischist.

Dir geht es um das schonende Abspielen.

Für steht der "Esoteric" Grandioso T1 Plattenspieler auf Platz 1.

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