Was bedeutet "Du sollst keine anderen Götter haben vor mir" (Luther)
Ich vestehe das Zitat von Luther nicht ganz. Besonders das Wort "vor" macht es mir hier schwierig. Ich habe mehrere Hypothesen:
- Heißt es, dass es zwar andere Götter gibt, man aber nur den einen anbeten soll?
- Heißt es, dass es nur einen wahren Gott gibt, und die anderen falsche Götter sind?
- Heißt es, dass es keine Götter außer dem einen Gott gibt?
"Vor" hat ja mehrere Bedeutungen, z.B. räumlich vor etwas sein wie im Englischen: "in front of" oder z.B. bei einem Rennen "ahead of" aber es kann auch soviel heißen wie "in presence of".
Entschuldigt, aber ich weiß wirklich nicht, wie ich es anders erklären soll als mit Übersetzungen ins Englische.
Danke für Hilfe.
13 Antworten
das heisst es: dass es keine Götter außer dem einen Gott gibt
in einer übersetzung heisst es: "neben" statt "vor". "vor" bedeutet: dass andere götter im rang vor gott stehen.
"Du sollst keine anderen Götter haben vor mir" ist kein Zitat, sondern dessen Übersetzung von Schemot (Exodus) 20,3. Luthers hat viel mit hervorragenden Philologen, z.B. Melanchton und Reuchlin, zusammen gearbeitet. Die von Ihnen genannte Übersetzung, die Sie Luther zuschreiben, ist näher am hebräischen Original. Doch genau das, was Sie hier irritiert, irritiert auch viele andere. Um dem aus dem Wege zu gehen wird das üblicher Weise etwas anders übersetzt: "Du sollst keine anderen Götter haben NEBEN mir". Doch auch das ist irritierend:
Die in der katholische Kirche zu Luthers Zeiten gebräuchliche Vulgata, gibt Ex 30,3 wider als "Non habebis deos alienos coram me". http://de.wiktionary.org/wiki/coram Das "coram me" bedeutet "in meiner Gegenwart", "in meiner Anwesenheit", "vor mir". Also etwa "Solange ich da bin und wo immer ich auch bin, sollst Du keine anderen Götter haben.
Nein. Es ist eher, wie wenn Frau Merkel sagt "Solange ich hier bin sollst Du keinen anderen Bundeskanzler(in) haben".
Ah, gut. Da es immer nur eine/n Bundeskanzler/in geben kann, kann es auch nur einen Gott geben.
Aber dann kann es doch zumindest potenzielle Götter geben, die dem Gott nachfolgen, wenn er nicht mehr existiert. Wie es eine/n neue/n Bundeskanzler/in gibt, nach Ende der Regierungszeit der aktuellen. Andererseits Gott soll ja unendlich sein, also nie sterben, was die Möglichkeit, dass ihm ein anderer Gott nachfolgt negiert.
Das hatten wir neulich erst im Konfirmandenunterricht...
Es bedeutet, dass das Christentum eine monotheistische Religion ist, das heißt, dass es im Christentum nur einen Gott gibt.
Außerdem bedeutet es, dass man außer Gott nichts anbeten bzw. nichts höher stellen sollte als Gott.
Vielleicht hilft Dir ja ein Vergleich verschiedener Übersetzungen und der Kontext weiter.
NWÜ:
3 Du sollst keine anderen Götter wider mein Angesicht haben.
4 Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen noch eine Gestalt wie irgend etwas, was oben in den Himmeln oder was unten auf der Erde oder was in den Wassern unter der Erde ist.
5 Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen noch dich verleiten lassen, ihnen zu dienen, denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert,
Elberfelder
3. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. -
4. Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgend ein Gleichnis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde und was in den Wassern unter der Erde ist.
5. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen;
Menge
3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!
4 Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen noch irgendein Abbild weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unterhalb der Erde ist!
5 Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen (oder: sie nicht anbeten)!
NLB
3 Du sollst außer mir keine anderen Götter haben.
4 Du sollst dir kein Götzenbild anfertigen von etwas, das im Himmel, auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist.
5 Du sollst sie weder verehren noch dich vor ihnen zu Boden werfen,
NeÜ
3 Du wirst* keine anderen Götter vor mich stellen!
20,3: wirst. Das heißt: "Ich habe dich befreit, deshalb sollte es undenkbar für dich sein, das zu tun." Es meint aber auch ein unbedingtes Verbot.
4 Du wirst dir kein Götterbild machen, kein Abbild von irgendetwas im Himmel, auf der Erde oder im Meer!
5 Wirf dich niemals vor ihnen nieder und verehre sie auf keinen Fall!
Diese Stelle soll im Prinzip ausdrücken, dass die Religion der Juden (die ja teilweise von den Christen übernommen wurde) sich von den anderen Religionen unterscheiden soll, indem sie darauf verzichten sollen sich andere götter zu machen, so wie es die umliegenden Religionen getan haben. Die Juden wollten sich dadurch abgrenzen und gelten als Begründer des Monotheismus.
Als König Josia damals diese Religion gründete, wollte er die Religion vereinfachen. Statt dutzende aufwendige und teure Tempel für verschiedene Götter bauen zu müssen, erfand er einfach nur einen einzelnen Gott der für alles zuständig war. So brauchte nur ein Anbetungsort gebaut werden. Ziel dieser neuen Religionsgründung war ganz einfach, Jerusalem zu mehr Reichtum und Macht zu bringen, mehr nicht. Die Zentralisierung der Anbetung auf einen Ort war ein guter Schachzug, den später auch der Islam so übernahm.
Die Wortwahl beid er Übersetzung von Luther, ist vielleicht irreführend, aber du musst bedenken, dass zu seiner Zeit noch ganz anders gesprochen wurde. Wie gesagt, es heisst soviel wie: "Du sollst dir keine eigenen Götter dazu erfinden, einer reicht ja wohl"
Danke, also heißt es, dass es zwar noch andere Götter gibt, man aber nur den einen "haben", anbeten soll?
Analogie zum Fußball: Es gibt zwar 18 Vereine in der ersten Bundesliga, man ist aber nur Fan vom 1. FC Köln.
Trifft das so zu?
Danke.