Warum überschätzt sich die (deutsche) Gesellschaft so?

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Hallo, BesteBeobachter.

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, ohne dass ich manche auf den Schlips getreten sind.

Aber es ist nun mal so, dass gerade in Deutschland, dass der Standesdünkel groß geschrieben wird.

Die Kinder werden zu Vorzeigekindern erzogen.

Das Abitur muss her, und dann geht's zum Studium, koste es, was es wolle.

Eine Vielzahl von Menschen in Deutschland ist vom Neid zerfressen, und gönnt dem Nachbarn nicht das Brot, geschweige denn die Butter darauf.

Der gute Beruf, der eventuell nur eine Grundschulausbildung erfordert, der ist verpönt.

Das wäre ja unter der Würde.

Darf ich sehr viel im Ausland gelebt habe, habe ich tatsächlich den direkten Vergleich.

Alle Geschäfte arbeiten dort miteinander, und nicht jeder für sich, und das ist auch der Erfolg.

Das geht aber leider nicht bei uns in Deutschland. Ich habe es zumindest noch nicht erlebt.

Mit lieben Grüßen, Renate.

Renate2804  16.07.2022, 22:59

Hi, BesteBeobachter. Vielen Dank für deine Bewertung.

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BesteBeobachter 
Fragesteller
 16.07.2022, 22:59

Du bringst es echt auf den Punkt Renate... Uns geht es wahrscheinlich zu gut.... NOCH.

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Renate2804  17.07.2022, 20:50

Hi, BesteBeobachter. Lieben Dank für den ⭐️. Liebe Grüße, Renate.

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Ja woran liegts, ganz sicher nicht an den Schülern. Die Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte hat sich doch sehr auf Abitur und Studium konzentriert. Vor 40+ Jahren war es normal das Leute mit Hauptschulabschluß ins Handwerk gegangen sind, aber auch das dieser Abschluß dafür reichte. Dies ist heute nicht mehr so.

Fördern und fordern müßte es wieder in allen drei Schularten geben und dazu anständig ausgerüstete Schulen. Dies statt Sparkurs und Gleichmacherei. Ganztagsschulen nicht als Ausnahme sondern als Regel. Die Bildungspolitik ist doch seit Jahrzehnten die Spielwiese von leeren Ankündigungen, Phrasendrescherei und Lippenbekenntnissen. Corona hat viel sichtbar gemacht was schon lange da war und eigentlich alle Wissen die schulpflichtige Kinder haben.

Klar will man sein Kind auf dem Gymnasium haben, wenn man schon weiß das die anderen Abschlüsse solch ein Zukunftshemniss sind.

Woher ich das weiß:Hobby – Aktiv in der Lokalpolitik. Lange politisch Interessiert
Die deutsche Gesellschaft ist keine Einzelperson, sondern ein Verbund aus Idividuen, die alle zum Teil völlig unterschiedlich sind. Daher kann die Aussage keinen Sinn ergeben.

Vor etwa 15 Jahren (ich weiß das genaue Jahr nicht mehr) hat man festgestellt, das in Deutschland im europäischen Vergleich viel zu wenig Schüler eine Hochschulreife erwerben. Auf politischer Ebene befürchtete man das Abdriften in ein Dritte-Welt-Land, weil es in Zukunft an hochqualifizierten, studierten Arbeitskräften fehlen würde. Daraufhin hat man mit sehr viel Energie daran gearbeitet, die Studienquote zu maximieren; erfolgreich.

Kritische Stimmen, die damals eine Vernachlässigung von Ausbildungsberufen und Notentombola am Gymnasium beschworen, wurden mit einem müden Lächeln übergangen.

Eltern wurde eingetrichtert, dass ein Kind ohne Hochschulreife nur einen schlecht angesehen Beruf erlernen wird und sie so schlechte Elter wären, die soziale Ächtung war vorprogrammiert.

Die "Mittelklasse" an Bildungsschicht wurde konsequent ignoriert und fallen gelassen. Das Ergebnis kann man heute auf dem Arbeitsmarkt bestaunen.

Vergessen wird dabei gerne: Für einige Berufe muss in anderen Ländern ein Studium absolviert werden, während hierzulande eine Ausbildung erforderlich ist. Das duale Ausbildungssystem ist eine schöne Erfindung gewesen und findet weltweit Anklang, ist aber unter der strahlenden, glitzernden Studienquote in Vergessenheit geraten.

Die Fachkräfte fehlen, weil der Nachwuchs einfach keinen Bock auf bestimmte Tätigkeiten hat.

Das hängt sehr viel zusammen mit dem geringschätzen von praktischer Arbeit im Handwerk oder der Industrie.

Du kannst noch so hochqualifiziert sein, für einen großen Teil der Bevölkerung bist du zu doof fürs Abi gewesen.