Warum sind Zeitungen nicht neutral?
Eigentlich hat doch jede Zeitung eine politische Ausrichtung. Extrembeispiel: Die "Junge Freiheit" auf der einen und die "taz" auf der anderen Seite. Wenn man sich jetzt seine eigene Meinung bilden will, muss man beide Zeitungen lesen und abwegen. Warum ist das so? Warum sind Zeitungen nicht einfach neutral?
11 Antworten
Hallo!
Das ist sehr schwierig ------> ich arbeite selbst bei einem Zeitungsverlag und wirklich "neutrale" Berichterstattungen sind bis in den Lokalteil hinweg kaum zu finden. Selbst Berichte freier Mitarbeiter, die auf kleinen Dörfern über Ortschaftsratssitzungen oder Feuerwehrehrungen schreiben, sind in aller Regel in irgendeiner Weise "konnotiert" - was man jedoch erst dann merkt, wenn man zwischen den Zeilen lesen kann und vielleicht auch den Verfasser und seine Verbindung zu gewissen Vorhaben, Personen, Gremien oder Vereinen kennt.
Jeder bringt seine Meinung ein oder kriecht jemandem in den Hintern, dem er gefallen will/muss - entweder einer Stiftung, einer Partei oder einem Herausgeber mit Parteibuch, je nachdem. Ich kenne solche Fälle nur zu gut; eine junge Redakteurin, die inzwischen den Beruf wechselte, wurde jahrelang als Haus- und Hofberichterstatterin für einen CDU-Bundestagsabgeordneten verspottet, weil sie ihm nach dem Mund redete und sich einen Karriereaufschub erhoffte.
Auch da die großen überregionalen Zeitungen und Magazine allesamt eine bestimmte politische Linie und Leserschaft abdecken, sind alle Nachrichten in irgendeiner Weise an deren Meinungen angepasst. Wenn man im Stern einen Bericht zu einem beliebigen Thema liest, klingt das etwa im Spiegel genau umgekehrt und im Politikteil der Lokalzeitung, die von DPA ihre Meldungen bezieht, wieder anders -----> komplett neutrale Nachrichten sind kaum zu finden.
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind ebenso weitaus weniger neutral, als man es denken würde ------> in den dortigen Rundfunkräten sitzen mehrheitlich CDU-Mitglieder oder zumindest CDU-nahe Personen, sodass hier letzten Endes die Regierung bekräftigt wird: Keiner sägt freiwillig an seinem eigenen Bürostuhl.
Das Problem ist doch, dass jeder unter neutral etwas anderes versteht. Es gibt Journalisten, die mehr oder weniger neutral sind, es aber niemals zu 100 Prozent sein können, weil das gar nicht möglich ist. Wichtiger sind aber die Leser, die zu 100 Prozent nicht neutral sind.
Es ist unmöglich neutral zu berichten. Schon die Auswahl der Informationen, die letztlich in die Zeitung kommen, ist nicht neutral, sonst müsste jede Zeitung gleichwertig über jedes Ereignis auf der Welt berichten.
Zum anderen will der Leser ja auch keine sterile Beschreibung, sondern eine politische Einordnung von Ereignissen.
Weil hinter jedem Zeitungsartikel Menschen sitzen und die sind nie Neutral, selbst wenn man versuchen würde die Berichte so Neutral wie möglich zu schreiben würde die Zeitung trotzdem nicht Neutral sein da z.B auch die Auswahl der Themen über die Berichtet wird eine Rolle dabei spielt was für eine Politische Ausrichtung eine Zeitung hat. Angenommen in die Zeitung kann nur noch 1 Artikel genommen werden weil alle anderen Plätze belegt sind und man muss sich entscheiden ob man über einen Asylanten Berichtet der einen Deutschen erstochen hat oder über einen Deutschen der einen Asylanten erstochen hat. Sowas kann nicht Neutral sein so schade es auch ist.
Was wäre denn "neutral" ? Gerade die unterschiedlichen Perspektiven in den Medien vermitteln ja auch das breite Stimmungsbild, das in der Bevölkerung existiert. Da gibt es ja auch keine reine Neutralität. Und sowas wie eine "absolute" Wahrheit gibt es ohnehin kaum.